Luteinisierendes Hormon: Paar im Gespräch mit Arzt
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Luteinisierendes Hormon (LH): Werte, Tabelle und Bedeutung

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.03.2025

Das luteinisierende Hormon (LH) ist ein Botenstoff und spielt eine zentrale Rolle für die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern. Ob ausreichend LH im Körper vorhanden ist, lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen. Notwendig ist das zum Beispiel bei einem unerfüllten Kinderwunsch. Sehen Sie in der Tabelle Normalwerte und erfahren Sie, was erhöhte und zu niedrige Werte bedeuten.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum luteinisierenden Hormon (LH)

Das luteinisierende Hormon spielt eine wichtige Rolle im Fortpflanzungssystem. Bei Frauen löst es den Eisprung aus und unterstützt die Bildung des Gelbkörpers, der für die Produktion von Progesteron sorgt. Bei Männern regt es die Hoden zur Testosteronproduktion an.

Luteinisierendes Hormon: Wirkung und Bedeutung des LH-Werts

Das luteinisierende Hormon (LH) ist ein Glykoproteinhormon, das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet wird, genauer im Hypophysenvorderlappen.

Seine Freisetzung wird durch das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) aus dem Hypothalamus gesteuert. LH gehört zur Gruppe der Gonadotropine und wirkt in enger Abstimmung mit dem follikelstimulierenden Hormon (FSH), das ebenfalls von der Hypophyse ausgeschüttet wird. 

Das Hormon beeinflusst die Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden) und deren Hormonproduktion auf unterschiedliche Weise:

  • Bei der Frau löst es den Eisprung aus, bei dem eine Eizelle aus dem reifen Follikel freigesetzt wird. Anschließend regt es die Umwandlung des Follikels in den Gelbkörper an, der Progesteron produziert. Dieses Hormon bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vor.

  • Beim Mann stimuliert es die Leydig-Zellen in den Hoden zur Produktion des Sexualhormons Testosteron. Testosteron ist für die Pubertätsentwicklung, Spermienreifung und die Ausbildung männlicher Geschlechtsmerkmale essenziell.

Luteinisierendes Hormon: Tabelle mit Normalwerten

Bei der Frau schwankt der LH-Wert im Zyklusverlauf. Die folgende Tabelle zeigt die normalen Werte in Einheiten pro Liter (U/l), wie sie in Labortests üblicherweise angegeben werden.

Hinweis: Der Referenzbereich kann je nach Labor leicht variieren, da unterschiedliche Messmethoden verwendet werden.

ZeitpunktNormwerte in U/l
Erste Zyklushälfte (Follikelphase)2-6
Zyklusmitte (Eisprungphase, LH-Peak)6-20
Zweite Zyklushälfte (Lutealphase)3-8
Menopause (nach den Wechseljahren)> 30

Normale LH-Werte beim Mann

Anders als bei der Frau kommt es beim Mann nicht zu einem regelmäßigen, starken Anstieg, weil die Entwicklung neuer Samenzellen nicht in Zyklen verläuft.

 Normwerte in U/l
Präpubertär0,2-0,8
Postpubertär0,8-8,3

Luteinisierendes Hormon: Das bedeuten erhöhte LH-Werte

Wenn die Konzentration an LH dauerhaft erhöht bleibt, kann das bei Frauen ein Zeichen für Zyklusstörungen sein beziehungsweise, dass der Eisprung (Ovulation) ausgeblieben ist. Die häufigsten Gründe dafür sind

Auch eine Krebserkrankung – oder deren Behandlung – kann mit körperlichen Veränderungen einhergehen, die zur Folge haben, dass kein Eisprung stattfindet. Eine Chemotherapie kann die Follikel in den Eierstöcken an der Reifung hindern und somit die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. 

In seltenen Fällen können Autoimmunerkrankungen wie die Autoimmun-Oophoritis, bei denen Antikörper gegen körpereigene Hormone oder Eierstockgewebe gerichtet sind, auslösend sein.

Erhöhte Werte beim Mann

Zu den möglichen Ursachen für hohe Werte beim Mann zählen mitunter:

Luteinisierendes Hormon: Was niedrige Werte bedeuten

Mit zunehmenden Jahren kann sich die natürliche Ausschüttung von LH reduzieren. Eine niedrige Konzentration weist darauf hin, dass die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) nur geringe Mengen freisetzt. Ursachen sind meist hormonelle Einflüsse oder Lebensstilfaktoren.

Die Hypophyse hat die Funktion, die Freisetzung des luteinisierenden Hormons zu steuern. Schäden können die Produktion beeinträchtigen. Mögliche Ursachen sind:

  • Gehirnverletzungen oder Entzündungen
  • gutartige oder bösartige Hypophysentumoren
  • Hypophyseninsuffizienz oder andere hormonelle Störungen

Zudem können weitere Faktoren für niedrige Werte sorgen:

  • Stillzeit: Durch Stillen wird das Hormon Prolaktin freigesetzt. Es unterdrückt die LH-Freisetzung, wodurch oft kein Eisprung stattfindet.

  • hormonelle Medikamente: Östrogen- oder gestagenhaltige Präparate, wie die Antibabypille, senken den LH-Wert.

  • Stress und Übertraining: Chronischer Stress oder hohe körperliche Belastung können LH und FSH senken.

  • Untergewicht und Nährstoffmangel: Ein Energiemangel kann die Hormonproduktion drosseln, besonders bei Essstörungen oder starkem Kaloriendefizit.

Luteinisierendes Hormon: Wann ist ein Test sinnvoll?

Bei Frauen ist eine Beurteilung des Hormons in folgenden Situationen sinnvoll:

  • unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation: Ein zu hoher oder zu niedriger Wert kann auf hormonelle Störungen wie das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) oder eine primäre Ovarialinsuffizienz hinweisen.

  • unerfüllter Kinderwunsch: Da LH für den Eisprung entscheidend ist, wird es bei Fruchtbarkeitsuntersuchungen häufig zusammen mit FSH, Östrogen und Progesteron getestet.

  • Eisprung-Bestimmung: Wer den Zeitpunkt des Eisprungs bestimmen möchte, kann den LH-Anstieg durch einen ärztlichen Bluttest oder einen Urin-Ovulationstest nachweisen.

  • Wechseljahre: Eine Bestimmung kann helfen, den Beginn der Menopause festzustellen.

LH-Test bei Männern 

Auch bei Männern kann ein Test sinnvoll sein. Gründe sind:

  • Testosteronmangel: Wenn der Testosteronspiegel niedrig ist, hilft die Messung bei der Unterscheidung zwischen einer Hodenfunktionsstörung (primärer Hypogonadismus, LH erhöht) oder einer Hypophysenstörung (sekundärer Hypogonadismus, LH erniedrigt).

  • Unfruchtbarkeit: Eine Untersuchung von LH, FSH und Testosteron hilft, die Ursache einer verminderten Spermienproduktion zu identifizieren.

  • Pubertätsstörungen: Ein Test kann bei Jugendlichen durchgeführt werden, um eine verzögerte oder verfrühte Pubertät zu diagnostizieren.

Weitere Gründe für eine LH-Bestimmung

Darüber hinaus kann eine Messung bei folgenden Situationen bei beiden Geschlechtern angezeigt sein:

  • Störungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse): Da das luteinisierende Hormon in der Hypophyse gebildet wird, können zu hohe oder zu niedrige Werte auf eine Funktionsstörung der Hypophyse hindeuten, etwa durch Tumoren oder Entzündungen.

  • hormonelle Behandlungen: LH-Werte werden auch bei bestimmten hormonellen Therapien, z. B. bei Kinderwunschbehandlungen oder Testosteronersatztherapien, überwacht.

Wie wird das luteinisierende Hormon bestimmt?

Die Bestimmung des LH-Werts erfolgt meist durch eine Blutuntersuchung. Dazu wird Blut aus der Armvene entnommen und im Labor analysiert. Die Blutentnahme erfolgt idealerweise morgens, da die Hormonausschüttung dann stabiler ist. Bei Frauen sollte der Test abhängig vom Menstruationszyklus  geplant werden.

Das Hormon kann auch im Urin bestimmt werden, vor allem zur Eisprungbestimmung. Diese Ovulationstests messen den LH-Anstieg 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung und zeigen die fruchtbaren Tage an. Sie liefern jedoch keine genauen Werte.