Einer jungen Frau wird Blut abgenommen
© Getty Images/ Maskot

Lipoprotein a: Was sagt der Wert über die Lebenserwartung aus?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.08.2024

Lipoprotein a oder kurz Lp(a) ist eine spezielle Form des LDL-Cholesterins. Der Wert ist genetisch festgelegt und lässt sich nicht durch den Lebensstil beeinflussen. Ein erhöhter Lp(a)-Wert gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beeinflusst der Lp(a)-Wert tatsächlich die Lebenserwartung oder handelt es sich dabei um Panikmache?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Lipoprotein a

Lp(a) gilt als bedeutender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil es die Arterienwände schädigt und die Blutgerinnung sowie Gefäßverkalkungen fördert. Allerdings spielen auch andere Faktoren wie Übergewicht, Ernährung und Rauchen eine Rolle bei der Entstehung von Gefäßerkrankungen.

Gegen einen erhöhten Lp(a)-Wert selbst lässt sich in der Regel nichts tun, da dieser fast immer erblich bedingt ist. Betroffene können jedoch darauf achten, andere Risikofaktoren gering zu halten. Dazu gehören etwa Übergewicht und Rauchen.

Ein erhöhter Lp(a)-Wert bedeutet nicht zwangsläufig eine verkürzte Lebenserwartung, wenn präventive Maßnahmen wie regelmäßige ärztliche Kontrollen und ein gesunder Lebensstil getroffen werden.

Lipoprotein a: Was ist das?

Lipoprotein a ist ein Eiweiß, das Cholesterin ähnlich wie LDL-Cholesterin im Blut transportiert. Es ähnelt dem "schlechten" LDL-Cholesterin in seiner Struktur, enthält jedoch ein zusätzliches spezielles Protein, das Apolipoprotein.

Wie das LDL-Cholesterin gilt Lp(a) als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie:

Während hohe LDL-Spiegel die Gefäße verengen und verhärten, dringt Lp(a) in die Gefäßwände ein und fördert chronische Gefäßentzündungen sowie die Bildung von Blutgerinnseln. Studien haben gezeigt, dass viele Menschen, die bereits vor dem 50. Lebensjahr einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, erhöhte Lp(a)-Werte aufwiesen.

Anders als der LDL-Spiegel lässt sich der Wert des Lipoprotein a nicht durch einen gesünderen Lebenswandel beeinflussen, da er größtenteils genetisch festgelegt ist. Nur sehr selten kommt es im Laufe des Lebens zu einer Erhöhung des Lp(a)-Wertes. Dann kann beispielsweise eine Nierenerkrankung oder eine Schilddrüsenunterfunktion ursächlich sein.

Wann wird der Lipoprotein-a-Wert bestimmt?

Die Konzentration von Lp(a) im Blut wird bestimmt, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzuschätzen. Allerdings nicht routinemäßig, sondern nur in speziellen Fällen. Zum Beispiel bei Menschen, die:

  • vor dem 60. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten haben oder an Arteriosklerose leiden.
  • in ihrer Familie Fälle von frühzeitig auftretenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall haben.
  • an einer Fettstoffwechselstörung wie Hypercholesterinämie erkrankt sind.
  • an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, obwohl Risikofaktoren wie LDL-Cholesterin, Blutdruck und Blutzucker im normalen Bereich sind und die Betroffenen auf einen gesunden Lebensstil achten.

Fachleute der European Society of Cardiology (ESC), der Euro­pean Atherosclerosis Society (EAS) und der deutschen Herzstiftung empfehlen jedoch, dass jeder Mensch den Lp(a)-Wert zumindest einmal im Leben bestimmen lassen sollte. Auf diese Weise könnten die geschätzten 20 Prozent der Personen identifiziert werden, die aufgrund des Wertes ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.

Falls aus Sicht des*der Ärztin*Arztes keiner der oben genannten Risikofaktoren vorliegt, müssen die Kosten von rund 20 bis 30 Euro für den Bluttest von den Patient*innen selbst übernommen werden.

Lipoprotein a: Wann ist der Wert erhöht?

Ab einem Wert von über 30 Milligramm pro Deziliter (mg/dL) oder über 75 Nanomol pro Liter (nmol/L) gilt Lp(a) als erhöht. Es ist empfehlenswert, gleichzeitig die anderen Blutfette wie Ge­samtcholesterin, HDL-, LDL-Cholesterin und Triglyceride zu bestimmen.

Die Einnahme von Östrogenen, Niacin oder Neomycin kann das Ergebnis des Lp(a)-Wertes verfälschen.

Erhöhter Lipoprotein-a-Wert: Verkürzte Lebenserwartung oder Panikmache?

Ist der Lp(a)-Wert erhöht, verdoppelt sich das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Bei gleichzeitig erhöhtem LDL-Cholesterinwert ist es sogar sechsfach so hoch. Außerdem erhöht Lipoprotein a das Thromboserisiko. Indirekt beeinflusst Lipoprotein a also tatsächlich die Lebenserwartung.

Allerdings hängt das Risiko für solche Erkrankungen auch von weiteren Faktoren wie Bluthochdruck und LDL-Cholesterinwert ab. Viele dieser Faktoren lassen sich beeinflussen und das Risiko kann so gemindert werden.

Erhöhter Lipoprotein-a-Wert: Was tun?

Es gibt derzeit keine Medikamente, mit denen sich der Lp(a)-Wert senken lässt. Dennoch ist es hilfreich, um das dadurch erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu wissen. Denn auch wenn der Lipid-Wert selbst sich kaum verändern lässt, können Maßnahmen ergriffen werden, um andere, beeinflussbare Risikofaktoren zu minimieren. Zum Beispiel:

  • LDL-Cholesterin-Wert regelmäßig kontrollieren und Senkung zu hoher Werte ggf. mit Medikamenten wie Statinen
  • gesunde Ernährung mit wenig gesättigten Fettsäuren, Zucker und Alkohol
  • nicht rauchen
  • viel Bewegung
  • Übergewicht vermeiden
  • Blutzucker regelmäßig kontrollieren
  • Blutdruck regelmäßig messen und ggf. Bluthochdruck behandeln
  • regelmäßige ärztliche Kontrollen wahrnehmen

Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine Lipoprotein-Apherese möglich. Das ist ein spezielles Blutreinigungsverfahren (Blutwäsche), bei dem LDL-Cholesterin und Lipoprotein(a) aus dem Blut entfernt werden. Die Therapie muss jedoch regelmäßig durchgeführt werden.