Ein Mann bekommt von einer Krankenpflegekraft im Krankenhaus Blut abgenommen
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Harnstoff: Wann ist der Wert erhöht oder zu niedrig?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.03.2025

Der Harnstoffwert im Blut wird bestimmt, um die Nierenfunktion zu überprüfen. Ein stark erhöhter Wert kann ein Hinweis darauf sein, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Welcher Normwert gilt bei Harnstoff und wann ist die Konzentration im Blut zu hoch oder zu niedrig?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Harnstoff

Ja, Urea ist die lateinische Bezeichnung für Harnstoff. Ein weiterer gebräuchlicher Begriff ist Carbamid.

Was ist Harnstoff?

Harnstoff entsteht, wenn der Körper Eiweiß abbaut. Er wird über die Nieren ausgeschieden.  Funktionieren die Nieren nicht mehr richtig, kann Harnstoff nicht ausreichend entfernt werden. Dadurch steigt die Konzentration im Blut an. 

Harnstoff: Wert ist bedingt aussagekräftig

Allerdings ist der Harnstoffwert an sich nicht sehr aussagekräftig. Denn wie viel Harnstoff sich im Blut befindet, hängt nicht nur davon ab, wie viel die Nieren ausscheiden können, sondern auch von anderen Faktoren, zum Beispiel:

  • wie viel Eiweiß (Proteine) über die Nahrung aufgenommen wird
  • wie viel Flüssigkeit jemand zu sich nimmt
  • wie der Proteinabbau im Körper funktioniert

Wirklich aussagekräftig ist der Wert zudem nur, wenn die Nierenfunktion schon sehr eingeschränkt ist. Neben dem Harnstoffwert werden daher in der Regel auch andere Nierenwerte wie der Kreatininwert und die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) bestimmt.

Der Harnstoffsäurezyklus: Wenn der Körper im Rahmen des Eiweißstoffwechsels Aminosäuren abbaut, fällt Ammoniak an. Dabei handelt es sich um ein giftiges Stoffwechselprodukt, das in der Leber in eine ungiftige Form umgewandelt wird. Harnstoff ist das Endprodukt dieses Prozesses. Er gelangt ins Blut und wird anschließend über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Auf diese Weise wird der Körper von überschüssigem Stickstoff befreit, der beim Abbau von Eiweiß anfällt.

Harnstoff: Wann ist der Wert normal, zu hoch oder zu niedrig?

Die Normwerte für Harnstoff hängen von Alter und Geschlecht ab. Kinder haben niedrigere Normwerte als Erwachsene.

GeschlechtAlterHarnstoff Milligramm pro Deziliter (mg/dl)Harnstoff Millimol pro Liter (mmol/l)
FrauUnter 50 Jahre15 – 402,6 – 6,7
 Über 50 Jahre21 – 433,5 – 7,2
MannUnter 5019 – 443,2 – 7,3
 Über 5018 – 553,0 – 9,2

Je nach Analyseverfahren können sich die Normwerte unterscheiden. 

Harnstoff erhöht: Was bedeutet das?

Erhöhte Harnstoffwerte entstehen, wenn zu viel der Substanz gebildet und/oder zu wenig über die Nieren ausgeschieden wird. Das kann verschiedene Ursachen haben.

Harnstoff: Nierenerkrankung als Ursache für einen zu hohen Wert

Erst wenn die Niere bereits stark in ihrer Funktion eingeschränkt ist, steigt der Harnstoffwert deutlich an. Dann können zum Beispiel folgende Erkrankungen dahinterstecken:

Andere Ursachen für erhöhte Harnstoffwerte

Neben einer eingeschränkten Nierenfunktion können auch andere Ursachen zu erhöhten Werten führen. Zum Beispiel:

  • eine erhöhte Proteinzufuhr
  • bei hohem Fieber, schweren Erkrankungen oder nach Operationen (dabei baut der Körper vermehrt Eiweiße ab)
  • Herzinsuffizienz (dadurch werden die Nieren nicht richtig durchblutet)
  • Schilddrüsenüberfunktion, da der Stoffwechsel erhöht ist
  • Flüssigkeitsmangel

Harnstoff: Warum ist der Wert zu niedrig?

Ist der Harnstoffwert zu niedrig, hat das für die Diagnostik von Krankheiten wenig Bedeutung. Mögliche Ursachen für niedrige Werte sind zum Beispiel:

  • eiweißarme Ernährung (z. B. bei Menschen, die vegan leben oder Mangelernährung)
  • Schwangerschaft
  • chronischer Alkoholismus
  • Lebererkrankungen
  • Zöliakie (immunologische Erkrankung des Darms)