Harnsäure erhöht: Wie lässt sich der Wert senken?
Harnsäure spielt eine Rolle bei verschiedenen Erkrankungen wie Gicht und Nierensteinen. Zu hohe Werte sind problematisch und können etwa auf eine eingeschränkte Nierenfunktion hinweisen. Wann ist der Wert zu hoch, welche Symptome treten dann auf und wie lässt er sich senken?
FAQ: Häufige Fragen und Antwort zu Harnsäure
Ein hoher Harnsäurewert kann durch Krebs oder eine Krebstherapie entstehen, da beim Zellabbau vermehrt Purine freigesetzt werden. Er ist jedoch kein spezifischer Krebsmarker und kann auch andere Ursachen haben.
Viel Wasser trinken, eine basenreiche Ernährung mit Obst und Gemüse, Zitronensaft, Kräutertees und regelmäßige Bewegung können helfen, die Harnsäure zu senken. Alkohol und purinreiche Lebensmittel wie Fleisch sollten vermieden werden.
Harnsäure lässt sich nicht sofort senken, da der Abbau und die Ausscheidung über die Nieren Zeit benötigen. In akuten Fällen können Medikamente wie Harnsäuresenker helfen, den Wert gezielt zu reduzieren.
Was ist Harnsäure?
Harnsäure entsteht, wenn Purine im Körper abgebaut werden. Das sind Bausteine von Zellkernen und ein wichtiger Teil der Erbsubstanz aller Lebewesen. Sie befinden sich sowohl im Körper selbst als auch in Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchten. Wenn viele Zellen im Körper absterben, etwa bei einer Chemo- oder Strahlentherapie, werden viele Purine freigesetzt und es entsteht mehr Harnsäure. Auch wenn purinreiche Nahrungsmittel verzehrt werden, kann der Wert vorübergehend ansteigen. Harnsäure wird zum Großteil über die Nieren ausgeschieden.
Befindet sich zu viel Harnsäure im Blut, reagiert sie mit Natrium zu Natriumuratkristallen, die sich in den Gelenken ablagern. Diese lösen eine Entzündungsreaktion und damit einen Gichtanfall aus. Im Urin wiederum können sich Harnsäurekristalle bilden, welche Harnsteine formen und die Harnwege blockieren. In den meisten Fällen ist der Grund für eine erhöhte Harnsäurekonzentration, dass die Ausscheidung über die Nieren nicht optimal funktioniert.
Wie viel Harnsäure sich im Körper befindet, kann sowohl über eine Blut- als auch eine Urinuntersuchung bestimmt werden. Die Blutuntersuchung zeigt den Harnsäurespiegel im Blut, während die Urinuntersuchung die Ausscheidung über die Nieren erfasst.
Wann und warum wird die Harnsäure bestimmt?
In der Regel wird der Harnsäurewert im Blut bestimmt. Zum Beispiel in folgenden Fällen:
- bei Verdacht auf Gicht oder zur Kontrolle von Gichterkrankungen
- zur Überwachung bei Chemo- oder Strahlentherapie bei Krebserkrankungen (weil durch Zellzerfall mehr Purine freigesetzt werden)
- um die Ursache von Nierensteinen zu finden
- bei Stoffwechselerkrankungen wie Hyperurikämie (zu viel Harnsäure im Blut)
- mitunter bei Nierenerkrankungen
Zusätzlich kann eine Harnsäurebestimmung im Urin erfolgen, um erhöhte Blutwerte weiter abzuklären und das Risiko für Harnsteine abzuschätzen. Meist geschieht das über eine 24-Stunden-Sammelurinprobe.
Damit die Werte nicht verfälscht werden, sollten bei beiden Messmethoden drei Tage vorher keine Innereien gegessen und kein Alkohol getrunken werden.
Harnsäure: Tabelle mit Werten
Die Normwerte für Harnsäure hängen von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Ernährungsweise ab. Kinder weisen niedrigere Werte auf als Erwachsene. Frauen haben bis zu den Wechseljahren niedrigere Werte als Männer, weil das weibliche Sexualhormon Östrogen die Harnsäureausscheidung über die Nieren fördert. Nach der Menopause gleichen sich die Werte an.
Die folgenden Werte dienen der Orientierung und können je nach Analyseverfahren des Labors abweichen.
Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) | Mikromol pro Liter Blut (µmol/l) | Milligramm (mg) in 24-Stunden-Sammelurin | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Frauen über 18 Jahre | 2,3 – 6,1 | 137 – 363 | 250 – 750 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Männer über 18 Jahre | 3,6 – 8,2 | 214 – 488 | 250 – 750 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein erhöhtes Risiko für Harnsteine liegt ab 500 mg Harnsäure im 24-Stunden-Sammelurin vor.
Harnsäure erhöht: Welche Ursachen kommen infrage?
Befindet sich im Körper zu viel Harnsäure, kann das zwei Gründe haben:
- Die Nieren scheiden zu wenig Harnsäure aus oder
- im Körper fällt zu viel Harnsäure an.
Meist sammelt sich zu viel Harnsäure an, weil sie nicht ausreichend abgegeben werden kann, etwa aufgrund einer Störung der Nierenfunktion. Wird im Körper zu viel Harnsäure produziert, ist die Ursache zum Beispiel ein hoher Zellzerfall wie bei einer Krebstherapie.
Wann sind die Harnsäurewerte erhöht?
Erhöhte Harnsäurewerte können beispielsweise auftreten bei:
- Gicht (Folge und nicht Ursache erhöhter Harnsäurewerte)
- Nierensteinen (ebenfalls eine Folge von überschüssiger Harnsäure)
- Lesch-Nyhan-Syndrom, eine erbliche Störung des Purinstoffwechsel
- purinreicher Kost
- Leukämien oder andere Krebserkrankungen
- Chemo- oder Strahlentherapie
- Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
- Schilddrüsenunterfunktion (verlangsamter Stoffwechsel kann die Harnsäureausscheidung beeinflussen)
- Akromegalie (vermehrte Wachstumshormonausschüttung kann den Purinstoffwechsel verändern)
- bestimmten Medikamenten wie Betablocker, z. B. Propranolol
- Verzehr hoher Mengen an Zuckeraustauschstoffen wie Fruktose oder Sorbit
- Fastenkuren (dabei wird körpereigenes Gewebe abgebaut)
- Vergiftungen (können den Harnsäurestoffwechsel beeinträchtigen)
- hohem Alkoholkonsum (Alkohol fördert die Rückresorption von Harnsäure in den Nieren, sodass weniger davon ausgeschieden wird)
Harnsäure zu hoch: Ein Zeichen für Krebs?
Ein erhöhter Harnsäurewert ist kein direkter Hinweis auf Krebs. Er kann allerdings sowohl mit Krebserkrankungen als auch mit der Krebstherapie zusammenhängen. Denn in beiden Fällen können vermehrt Zellen absterben, die Purine freisetzen. Andere Gründe sind jedoch wahrscheinlicher.
Harnsäure zu hoch: Welche Symptome treten auf?
Ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut verursacht zunächst keine Beschwerden. Erst, wenn überschüssige Harnsäure im Körper kristallisiert, macht sich dies in der Regel bemerkbar. Dann können folgende Symptome auftreten:
bei Gicht: plötzliche, starke Gelenkschmerzen (häufig nachts und oft zuerst im Großzehengrundgelenk) sowie Rötung, Schwellung und Überwärmung des betroffenen Gelenks
bei Nierensteinen: krampfartige Schmerzen im Rücken und/oder Unterbauch, Blut im Urin, Brennen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang
- bei Nierenschäden (nur bei sehr hohem Harnsäurespiegel): Wasseransammlungen (Ödeme), verminderte Urinausscheidung, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit
Sehr selten treten Harnsäureablagerungen (Tophi) in Geweben wie Ohrknorpel, Haut oder Sehnen auf.
Harnsäure: Wie lässt sich der Wert senken?
Erhöhte Harnsäurewerte müssen nur behandelt werden, wenn sie auch Beschwerden bereiten. Dann reicht häufig schon eine Ernährungsumstellung:
- wenig Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte und stattdessen purinarme Lebensmittel wie Obst und Gemüsesorten wie Tomaten und Paprika essen
- keinen oder sehr wenig Alkohol trinken, vor allem Bier meiden
Falls das nicht ausreicht, können harnsäuresenkende Medikamente zur Therapie verabreicht werden. Auch wenn zu hohen Harnsäurewerten eine Erkrankung wie eine Niereninsuffizienz zugrunde liegt, sollte diese behandelt werden.
Wichtig: Schmerzen bei Gicht sollten nicht mit Salicylaten wie ASS behandelt werden, da diese die Ausscheidung von Harnsäure hemmen.