Eine ärztliche Fachperson hält eine Blutprobe in der Hand, um die Granulozyten zu bestimmen.
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Granulozyten: Aufgaben, erhöhte und zu niedrige Werte

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2025

Granulozyten zählen zu den weißen Blutkörperchen, den Leukozyten. Sie sind insbesondere für das Immunsystem wichtig. Fachleute unterteilen sie in drei Typen: Neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten. Welche Aufgaben diese haben und was erhöhte oder zu niedrige Werte bedeuten, erfahren Sie hier. 

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Granulozyten

Unterschieden wird zwischen neutrophilen, eosinophilen und basophilen Granulozyten. 

Was sind Granulozyten?

Granulozyten sind neben den Monozyten und den Lymphozyten eine weitere Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie werden im Knochenmark gebildet und von dort ins Blut abgegeben. Im Blutkreislauf verbleiben sie für rund sieben Stunden, bis sie wieder abgebaut werden. Granulozyten können auch in Gewebe und Schleimhäute wandern und dort für vier bis fünf Tage verbleiben, bis sie abgebaut werden.

Granulozyten sind Teil des Immunsystems. Sie werden auch als "Fresszellen" bezeichnet, weil sie Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Pilze aufnehmen und unschädlich machen.

Die Bezeichnung Granulozyten leitet sich vom lateinischen Wort Granula ab, was Knötchen bedeutet. Unter dem Mikroskop lässt sich die charakteristische, körnige Struktur der Zellen erkennen.

Formen: Neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten

Granulozyten werden drei Formen unterschieden, die verschiedene Aufgaben übernehmen: Neutrophile, Eosinophile und Basophile.

Neutrophile Granulozyten

Die Neutrophilen machen rund 53 bis 75 Prozent der weißen Blutkörperchen aus. Ihre Funktion ist die Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Dabei kommen Stoffe wie Enzyme zum Einsatz, welche die Erreger gezielt abtöten (sog. Phagozytose).

Fachleute unterscheiden zudem zwischen:

  • segmentkernigen Neutrophilen (ausgereiften Zellen)
  • stabkernigen Neutrophilen (unreifen Zellen)

Eosinophile Granulozyten

Rund zwei bis vier Prozent der Leukozyten sind die sogenannten Eosinophile. Diese Form spielt eine Rolle bei der Abwehr von Parasiten und allergischen Reaktionen, indem sie spezielle Enzyme absondern.

Basophile Granulozyten 

Etwa ein Prozent der weißen Blutkörperchen machen die Basophile aus. Sie setzen beispielsweise Botenstoffe wie Histamin frei und sind dadurch an allergischen Reaktionen und entzündlichen Erkrankungen beteiligt.  

Wann und wie wird der Granulozyten-Wert bestimmt?

Der Granulozyten-Wert wird im Rahmen des Differenzialblutbilds bestimmt, das Teil des großen Blutbilds ist. Dieses wird beispielsweise bei Symptomen unklarer Ursache, ständiger Müdigkeit, bei wiederkehrenden Infektionen oder im Rahmen von Krebserkrankungen oder Chemotherapien angeordnet. Fachleute entnehmen der zu untersuchenden Person eine Blutprobe aus der Vene und lassen diese anschließend in einem Labor analysieren. 

Granulozyten: Normwerte in einer Tabelle

Die Granulozyten-Werte werden als prozentualer Anteil der weißen Blutkörperchen (relativ) und absolut als Zellzahl pro Mikroliter (µl) Blut angegeben. Die genauen Referenzwerte unterscheiden sich je nach Labor und gewählter Messmethode. Auffällige Blutwerte sollten immer mit einer*einem Ärztin*Arzt besprochen und im Zusammenhang mit weiteren Laborparametern und möglichen Symptomen interpretiert werden.

Tabelle mit Granulozyten-Normwerten

ArtProzent der weißen Blutkörperchen (%)Zellen pro Mikroliter (µl) Blut
Neutrophile53–753.150–6.200
Eosinophile1–4 50–250
Basophile< 115–50

Granulozyten erhöht: Ursachen einer Granulozytose

Ist der Granulozyten-Wert erhöht, kann das für eine akute Entzündung oder Infektion sprechen. Besonders häufig sind die Neutrophile erhöht. Eine solche Neutrophilie kann entstehen durch:

  • körperlichen Stress
  • bakterielle Infektionen
  • Behandlung mit Kortison
  • chronisch-entzündliche Krankheiten wie Rheuma
  • Tabakkonsum

Sind die eosinophilen Granulozyten erhöht, können eine Allergie, Autoimmunerkrankungen, Asthma bronchiale, Blutkrebs oder eine Infektion mit Parasiten dahinterstecken. 

Basophile Granulozyten sind möglicherweise bei bestimmten Formen von Blutkrebs, Knochenmarkerkrankungen oder einer Schilddrüsenunterfunktion erhöht.

Granulozyten zu niedrig: Was verursacht eine Granulozytopenie?

Ist der Granulozyten-Wert im Blut zu niedrig, sprechen Fachleute von einer Granulozytopenie. Betroffene Personen haben meist ein schwaches Immunsystem.

Insbesondere ein Mangel der Neutrophilen (Neutropenie) ist ein möglicher Risikofaktor für häufige Infektionen. Ursächlich hierfür können

Ist der Wert der eosinophilen Granulozyten zu niedrig (Eosinopenie), kann eine Knochenmarkschädigung, die Einnahme von Arzneimitteln oder eine Nebennierenunterfunktion ursächlich sein.

Die Basophilen können im Rahmen von Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder allergischen Hautreaktionen zu niedrig sein.

Granulozyten: Was tun bei auffälligen Werten?

Sind die Granulozyten-Werte zu hoch oder zu niedrig, hängt die Behandlung von der zugrunde liegenden Ursache ab. In manchen Fällen handelt es sich um eine vorübergehende Abweichung, etwa im Rahmen von Infektionen. Oft normalisieren sich die Werte wieder, wenn die Erkrankung ausgeheilt ist. Andere Ursachen wie ein Parasitenbefall oder eine Grunderkrankung wie Krebs müssen hingegen spezifisch behandelt werden. 

Liegt eine Neutropenie, also ein Mangel von Neutrophilen vor, ist es möglicherweise sinnvoll, spezielle Wachstumsfaktoren zu verabreichen. Diese regen die Reifung von Abwehrzellen im Knochenmark an und unterstützen so das Immunsystem. Auch eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika kann infrage kommen, um das Infektionsrisiko zu reduzieren.