Medizinisches Personal hält Blutproben in der Hand und bestimmt Erythrozyten-Wert.
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Erythrozyten: Wann ist der Wert zu niedrig oder erhöht?

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.07.2024 - 15:20 Uhr

Erythrozyten zählen neben Leukozyten und Thrombozyten zu den wichtigsten Blutbestandteilen. Sie haben vielseitige Aufgaben und sind besonders für den Sauerstofftransport im Blut essenziell. Wann die Konzentration der roten Blutkörperchen bestimmt wird und was zu niedrige und erhöhte Werte bedeuten, erfahren Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Erythrozyten

Der Normwert bei Frauen liegt zwischen 3,9 und 5,3 Millionen Zellen pro Mikroliter Blut und bei Männern zwischen 4,3 und 5,7 Millionen Zellen pro Mikroliter Blut.

Niedrige Erythrozyten-Werte können auf eine Blutarmut hinweisen, die etwa durch chronische Erkrankungen, Nährstoffmangel oder Blutverlust verursacht werden kann.

Erhöhte Erythrozyten-Werte können bei Sauerstoffmangel, Nierenproblemen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen.

Eine erhöhte Anzahl von Erythrozyten im Urin (Hämaturie) deutet möglicherweise auf verschiedene Erkrankungen des Harntrakts, beispielsweise Nierensteine, Infektionen, Verletzungen oder Tumoren, hin. Eine medizinische Abklärung ist daher sinnvoll.

Was sind Erythrozyten?

Erythrozyten sind Blutzellen, die den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) enthalten. Aufgrund ihrer Farbe werden sie auch als rote Blutkörperchen bezeichnet. Unter dem Mikroskop sind sie als scheibenförmige, runde Zellen mit einer eingedellten Mitte zu erkennen. Erythrozyten werden im Knochenmark gebildet (Erythropoese) und haben eine Lebensdauer von etwa 120 Tagen. Dann werden sie in Leber und Milz abgebaut.

Erythrozyten machen etwa die Hälfte des Bluts aus. Ihre Funktion ist der Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid. Dabei nimmt das Hämoglobin Sauerstoff aus der Atemluft auf und verteilt diesen durch den Blutkreislauf im Körper. Die Erythrozyten sorgen zu einem gewissen Grad auch dafür, dass Kohlendioxid aus dem Gewebe zurück zur Lunge transportiert wird, wo das CO₂ ausgeatmet wird.

Erythrozyten: Wann und wie wird der Wert bestimmt?

Der Erythrozyten-Wert (kurz: Ery-Wert) ist Bestandteil des kleinen Blutbilds. In der Regel ziehen Fachleute den Ery-Wert

  • bei routinemäßigen Gesundheitschecks,
  • bei Verdacht auf Krankheiten,
  • zum Abklären von Symptomen und
  • zur Kontrolle von Erkrankungen heran.

Darüber hinaus wird der Blutwert vor einer Blutspende bestimmt.

Auch im Rahmen eines großen Blutbilds kontrollieren Fachleute die Erythrozytenzahl routinemäßig. Darüber hinaus werden auch die Form, Farbe und das Volumen der roten Blutkörperchen untersucht sowie weitere Laborwerte wie der Hämoglobin-Wert sowie MCV-, MCHC- und MCH-Wert bestimmt. Auch der Hämatokrit-Wert wird kontrolliert.

Um den Anteil der roten Blutkörperchen zu bestimmen, entnimmt das medizinische Personal in der Regel Blut aus der Armvene. Zudem können wenige Blutstropfen aus der Fingerspitze verwendet werden. Der Erythrozyten-Wert wird im Urin zudem bei Verdacht auf Erkrankungen des Harntrakts bestimmt.

Erythrozyten: Tabelle mit Normwerten

Die Erythrozyten-Normwerte werden bei Frauen und Männern in Millionen Zellen pro Mikroliter Blut angegeben (Mio./µl).

PersonengruppeUntergrenzeObergrenze
Frauen über 18 Jahre3,9 Mio./µl5,3 Mio./µl
Männer über 18 Jahre4,3 Mio./µl5,7 Mio./µl

Hinweis: Die Erythrozyten-Normwerte unterscheiden sich häufig je nach Labor aufgrund von unterschiedlichen Messverfahren. Wichtig ist deshalb, die vom Labor angegebenen Referenzbereiche zu beachten. Darüber hinaus lässt sich nicht allein durch den Ery-Wert eine sichere Diagnose stellen. Auffällige Werte sollten stets ärztlich überprüft werden, um gegebenenfalls weitere Untersuchungen zu veranlassen.

Erythrozyten: Warum kann der Wert zu niedrig sein?

Ist der Erythrozyten-Wert zu niedrig, handelt es sich um eine Blutarmut (Anämie). Dann liegt ein Sauerstoffmangel vor, was mit Symptomen wie

Mögliche Ursachen für eine zu geringe Anzahl roter Blutkörperchen sind:

  • Eisenmangel
  • Folsäuremangel
  • Vitamin-B12-Mangel
  • angeborene Blutbildungsstörungen
  • Infektionskrankheiten
  • erhöhter Blutverlust, etwa durch Operationen, Unfälle, sehr starke Menstruationsblutung oder innere Blutungen im Magen-Darm-Trakt
  • Krebserkrankungen
  • Krankheiten wie rheumatoide Arthritis, chronische Niereninsuffizienz oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Auch eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr kann ursächlich dafür sein, dass die Erythrozyten zu niedrig sind. Dabei kommt es zu einer Überwässerung und somit Verdünnung des Bluts.

Was hilft bei zu niedrigen Erythrozyten-Werten?

Ein Mangel an Vitamin B12, Folsäure oder Eisen lässt sich in der Regel durch eine angepasste Ernährung oder ärztlich verschriebene Nahrungsergänzungsmittel ausgleichen. Bei einer starken Blutarmut erhalten Betroffene mitunter Bluttransfusionen, um die Sauerstoffversorgung des Körpers zu gewährleisten.

Was bedeuten erhöhte Erythrozyten-Werte?

Erhöhte Erythrozyten-Werte bezeichnen Fachleute als Polyglobulie (auch Polyzythämie oder Erythrozytose genannt). Mögliche Symptome können unter anderem

Da das Blut dickflüssiger als normal ist, besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel und Thrombosen.

Zu den möglichen Gründen für erhöhte Erythrozyten-Werte zählen:

  • Sauerstoffmangel durch Aufenthalt in großen Höhen
  • chronischer Sauerstoffmangel im Rahmen von Lungen-, Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen
  • starkes Rauchen
  • Polycythaemia vera, eine übermäßige Bildung von Blutzellen
  • Austrocknung (Dehydration)
  • Krebserkrankungen
  • Kohlenmonoxidvergiftung

Erhöhte Erythrozyten-Werte: Was tun?

Ob erhöhte Erythrozyten-Werte behandelt werden müssen, hängt von der Ursache ab. Bei einer entsprechenden Therapie von Grunderkrankungen, wie etwa Herz- oder Lungenerkrankungen oder Krebs, normalisieren sich in der Regel auch die Erythrozyten-Werte. In manchen Fällen können auch ein Aderlass oder blutverdünnende Medikamente verordnet werden.