Cortisol im Blut: Welche Werte sind normal?
Cortisol ist ein wichtiges Stresshormon, das zahlreiche Prozesse im Körper steuert. Ein erhöhter Cortisolspiegel im Blut kann durch Stress oder Erkrankungen bedingt sein, während niedrige Werte auf eine Nebennierenschwäche hindeuten können. Wann eine Untersuchung sinnvoll ist und welche Cortisol-Werte als normal gelten, erfahren Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Cortisol
Cortisol ist ein Hormon, das den Stoffwechsel, den Blutdruck und das Immunsystem beeinflusst. Es hilft dem Körper, in Stresssituationen schnell Energie bereitzustellen. Gleichzeitig reguliert es Entzündungsreaktionen, indem es eine übermäßige Immunantwort dämpft und so Gewebeschäden verhindert.
Eine Messung ist sinnvoll, wenn Symptome auf eine Hormonstörung hindeuten – etwa starke Müdigkeit, unerklärliche Gewichtsveränderungen oder Bluthochdruck. Auch bei Verdacht auf bestimmte Erkrankungen wie Morbus Addison oder das Cushing-Syndrom wird der Wert überprüft.
Der Cortisolspiegel schwankt im Tagesverlauf. Morgens zwischen 6 und 8 Uhr liegt er typischerweise zwischen 5 und 25 Mikrogramm pro Deziliter (µg/dl) beziehungsweise 138 bis 690 Nanomol pro Liter (nmol/l). Im Laufe des Tages sinkt der Wert ab.
Was ist Cortisol?
Cortisol ist auch als Stresshormon bekannt. Es wird in der Nebennierenrinde gebildet und gehört zur Gruppe der Glukokortikoide. Das Hormon ist an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt:
Stressbewältigung: Cortisol sorgt dafür, dass der Körper in Stresssituationen schnell Energie bereitstellt.
Stoffwechselregulation: Es beeinflusst den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel.
Blutdruckkontrolle: Cortisol hilft, den Blutdruck stabil zu halten.
Immunsystem: Es kann Entzündungsreaktionen dämpfen, um übermäßige Immunreaktionen zu verhindern.
Cortisol: Welche Werte im Blut normal sind
Die Cortisolkonzentration wird in Mikrogramm pro Deziliter (µg/dl) oder Nanomol pro Liter (nmol/l) gemessen. Die Werte variieren je nach Tageszeit.
Die folgende Tabelle zeigt die Referenzwerte für gesunde Erwachsene. Zu beachten ist, dass diese sich je nach Labor unterschieden können.
Zeitpunkt der Messung | Normalwerte in µg/dl | Normalwerte in nmol/l | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
morgens (7 - 10 Uhr) | 4,8 - 19,5 | 133 - 537 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
nachmittags (16 - 20 Uhr) | 2,5 - 11,9 | 68 - 327 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
nachts (24 Uhr) | < 1,8 | < 50 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Cortisol messen: Wann sollten die Werte geprüft werden?
Der Cortisolspiegel im Blut wird bei Verdacht auf eine Hormonstörung gemessen. Besonders wichtig ist eine Untersuchung bei folgenden Beschwerden:
- anhaltende Erschöpfung und Schwäche
- Bluthochdruck oder niedriger Blutdruck
- Gewichtszunahme oder -verlust ohne erkennbare Ursache
- häufige Infekte
- Wundheilungsstörungen
- Schlafstörungen
- innere Unruhe
Der Cortisol-Wert wird auch bei Verdacht auf andere Erkrankungen bestimmt. Dazu gehören Morbus Addison oder das Cushing Syndrom. Morbus Addison ist eine Nebennierenunterfunktion, die zu einem gefährlichen Mangel an Cortisol führt. Beim Cushing-Syndrom handelt es sich um eine Hormonstörung mit übermäßig hoher Cortisolproduktion.
Cortisol im Blut messen: Verschiedene Testverfahren
Es gibt verschiedene Testmethoden, um den Cortisolspiegel im Blut zu messen. Welche Untersuchung zum Einsatz kommt, hängt von der Fragestellung ab – etwa, ob eine Über- oder Unterproduktion von Cortisol vermutet wird.
Gängige Testverfahren zur Cortisolbestimmung
In der Regel erfolgt die Messung über Blut, Speichel oder Urin. Manchmal sind ergänzende Untersuchungen nötig, um die Ursache einer Hormonstörung genauer abzuklären.
Bluttest: Die häufigste Methode ist eine Blutentnahme am Morgen, da der Cortisolspiegel zu dieser Zeit am höchsten ist. Eine zusätzliche Abendmessung kann helfen, Abweichungen vom normalen Tagesrhythmus zu erkennen.
Speicheltest: Ein Speicheltest zeigt, wie sich der Cortisolspiegel im Laufe des Tages verändert. Besonders häufig kommt der Mitternachts-Speicheltest zum Einsatz, da bei gesunden Menschen der Cortisolwert zu dieser Zeit besonders niedrig ist. Die Probe wird in der Regel selbstständig zwischen 23 und 24 Uhr zu Hause entnommen und anschließend im Labor analysiert.
Urin-Test: Beim 24-Stunden-Urin-Test sammelt die getestete Person über einen ganzen Tag hinweg ihren Urin in einem speziellen Behälter. Dies ermöglicht eine zuverlässige Messung der gesamten Cortisolausscheidung.
Dexamethason-Hemmtest: Bei diesem Test verabreicht der*die Arzt*Ärztin ein Medikament (Dexamethason), das normalerweise die körpereigene Cortisolproduktion unterdrückt. Bleibt der Cortisolspiegel trotz der Einnahme erhöht, deutet dies auf eine Fehlregulation hin, die unter anderem beim Cushing-Syndrom vorkommt.
Je nach Verdachtsdiagnose werden oft mehrere dieser Tests kombiniert, um eine genauere Einschätzung zu erhalten.
Zu viel Cortisol im Blut: Ursachen und Folgen
Ein erhöhter Cortisolspiegel wird als Hypercortisolismus bezeichnet. Eine dauerhafte Erhöhung kann schwerwiegende Folgen haben und auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein:
chronischer Stress: Anhaltender psychischer oder körperlicher Stress geht oft mit hohen Cortisolwerten einher.
Cushing-Syndrom: Dabei handelt es sich um eine Überproduktion von Cortisol, oft durch einen Tumor in der Nebennierenrinde oder Hypophyse.
Medikamente: Eine langfristige Einnahme von Präparaten mit Cortison kann die Cortisolwerte erhöhen.
Schlafmangel und Schichtarbeit: Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflusst die natürliche Cortisolausschüttung.
Anzeichen für einen erhöhten Cortisolspiegel
Leichte Erhöhungen bleiben oft unbemerkt, während ein dauerhaft hoher Cortisolspiegel Beschwerden verursachen kann:
- Gewichtszunahme, besonders am Bauch
- Bluthochdruck
- Muskelschwäche
- Stimmungsschwankungen, Angstzustände oder Depressionen
- Schlafprobleme
- erhöhte Infektanfälligkeit
Langfristig birgt ein hoher Cortisolspiegel ein gesteigertes Risiko für Diabetes mellitus, Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Cortisol im Blut zu niedrig: Ursachen eines Cortisolmangels
Ein zu niedriger Cortisolspiegel wird als Hypocortisolismus bezeichnet. Dies kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, da Cortisol für viele lebenswichtige Prozesse im Körper benötigt wird.
Mögliche Ursachen für einen zu niedrigen Cortisolspiegel:
Morbus Addison (Nebenniereninsuffizienz): eie Nebennieren produzieren nicht ausreichend Cortisol
Erkrankungen der Hypophyse: eine Störung der Hirnanhangsdrüse kann die Cortisolproduktion beeinträchtigen
langfristige Einnahme von Kortisonpräparaten: wenn diese abrupt abgesetzt werden, kann der Körper nicht sofort wieder genügend eigenes Cortisol produzieren
Symptome eines niedrigen Cortisolspiegels sind:
- chronische Müdigkeit und Schwäche
- niedriger Blutdruck und Schwindel
- Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit
- dunklere Hautpigmentierung (bei Morbus Addison)
- Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
Ein schwerer Cortisolmangel kann zu einer lebensbedrohlichen Addison-Krise führen, die sofort medizinisch behandelt werden muss. Typische Warnzeichen sind plötzlich auftretende starke Schwäche, Blutdruckabfall, Übelkeit, Erbrechen, starke Bauchschmerzen und Verwirrtheit.
Cortisol: Was tun bei abweichenden Werten?
Ein erhöhter oder erniedrigter Cortisolspiegel sollte medizinisch abgeklärt werden. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.
Behandlung eines erhöhten Cortisolspiegels
Stress reduzieren: Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen im Alltag können in vielen Fällen dazu beitragen, den Wert zu senken.
Ernährung anpassen: Zucker- und koffeinreiche Lebensmittel sollten besser vermieden werden, da sie den Cortisolspiegel beeinflussen können.
Bewegung und Sport: Regelmäßige Aktivitäten helfen beim Stressabbau und wirken sich positiv auf die Cortisolwerte aus.
Grunderkrankungen behandeln: Besteht eine hormonelle Störung wie das Cushing-Syndrom, ist eine gezielte medizinische Therapie notwendig.
Behandlung eines niedrigen Cortisolspiegels
Hormonersatztherapie: Menschen mit Morbus Addison erhalten meist lebenslang Cortisol in Tablettenform, um den Mangel auszugleichen.
Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich: Ein niedriger Cortisolspiegel kann dazu führen, dass der Körper vermehrt Salz und Wasser verliert, was oft mit niedrigem Blutdruck und Schwindel einhergeht. Eine gezielte Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten hilft, diesen Mangel auszugleichen.
langsame Reduktion von Kortisonpräparaten: Wer über längere Zeit Kortison eingenommen hat, sollte das Medikament in ärztlicher Absprache nur schrittweise absetzen, da sonst die körpereigene Cortisolproduktion nicht schnell genug nachkommt.