Chlorid: Ärztin im Gespräch mit einem Patienten
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Chlorid im Blut: Was der Laborwert bedeutet

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.03.2025

Chlorid gehört zu den wichtigsten Elektrolyten im Körper und spielt eine zentrale Rolle im Flüssigkeitshaushalt und Säuren-Basen-Gleichgewicht. Ein zu hoher oder zu niedriger Chlorid-Wert im Blut kann auf eine Erkrankung hindeuten. Doch welche Ursachen gibt es – und wann besteht Handlungsbedarf?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Chlorid

Chlorid hilft, den Flüssigkeitshaushalt und das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper zu regulieren. Der Elektrolyt ist außerdem ein wichtiger Bestandteil der Magensäure. Zusammen mit Natrium trägt es zur Regulierung des Blutdrucks bei.

Was ist Chlorid?

Chlorid ist ein essenzieller Elektrolyt und ein wesentlicher Bestandteil von Natriumchlorid (Kochsalz). Es reguliert den Flüssigkeitshaushalt, stabilisiert das Säure-Basen-Gleichgewicht und ist für die Produktion von Magensäure (HCl) notwendig. Im Körper liegt Chlorid als Anion (Cl⁻) vor und trägt zur Stabilität des Elektrolythaushalts bei.

Die Konzentration des Elektrolyts im Blut wird vor allem über die Nieren gesteuert. Sie scheiden überschüssiges Chlorid mit dem Urin aus und sorgen so für ein stabiles Gleichgewicht.

Chlorid: Wann wird der Wert bestimmt?

Eine Messung des Chlorid-Werts erfolgt meist dann, wenn eine Störung des Flüssigkeits- oder Säure-Basen-Haushalts vermutet wird. Da Chlorid eng mit anderen Elektrolyten wie Natrium und Kalium zusammenhängt, wird der Wert häufig im Rahmen einer Blutuntersuchung gemeinsam mit diesen bestimmt.

Besonders wichtig ist die Bestimmung des Werts bei Verdacht auf Dehydrierung, Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts oder Erkrankungen von Nieren, Nebennieren oder Lunge. Auch bestimmte Medikamente können den Blutwert beeinflussen und erfordern eine Kontrolle.

Normalwerte von Chlorid im Blut

Der Chloridgehalt im Blut wird in Millimol pro Liter (mmol/l) gemessen. Die Normalwerte für gesunde Erwachsene liegen in der Regel zwischen 96 und 110 mmol/l, können jedoch je nach Labor leicht variieren.

Chlorid im Blut zu hoch: Mögliche Ursachen

Ein erhöhter Chlorid-Wert im Blut (Hyperchlorämie) entsteht meist durch eine Störung des Flüssigkeits- oder Säure-Basen-Haushalts. Besonders eine Azidose (Übersäuerung des Blutes) kann dazu führen, dass die Konzentration von Chlorid ansteigt.

Auch verschiedene Erkrankungen kommen als Ursache für eine Hyperchlorämie infrage. Dazu gehören 

  • Nierenerkrankungen, bei denen die Ausscheidung von Chlorid gestört ist, sowie
  • Diabetes mellitus, wenn der Körper vermehrt Elektrolyte verliert.

Zudem kann eine Überfunktion der Nebennieren (z. B. Morbus Cushing) den Chloridgehalt beeinflussen. 

Bestimmte Medikamente, darunter Diuretika (harntreibende Mittel), Kortikosteroide und Infusionslösungen, führen mitunter ebenfalls zu erhöhten Werten.

Symptome einer Hyperchlorämie

Leichte Erhöhungen bleiben oft unbemerkt. Stärkere Abweichungen können jedoch Beschwerden verursachen. Typische Symptome sind: 

Auch eine beschleunigte Atmung kann auftreten. In schweren Fällen stört eine Hyperchlorämie den Elektrolythaushalt so stark, dass Muskelschwäche, Verwirrtheit oder Herzrhythmusstörungen auftreten.

Chlorid: Wann ist der Wert zu niedrig?

Ein Chloridmangel ist selten, kann aber auf eine Störung des Wasser- und Elektrolythaushalts hinweisen.

Bei anhaltendem Erbrechen oder starkem Durchfall verliert der Körper große Mengen an Magensäure (HCl), wodurch der Chloridgehalt im Blut sinkt. Auch eine metabolische Alkalose (erhöhter pH-Wert im Blut) ist häufig mit niedrigen Chlorid-Werten verbunden.

Eine Nebennierenunterfunktion (Morbus Addison) kann ebenfalls zu niedrigen Chlorid-Werten führen, da sie den Salzhaushalt des Körpers beeinflusst.

Bestimmte Medikamente, insbesondere Diuretika, erhöhen die Chloridausscheidung über den Urin. Eine Überwässerung des Körpers – etwa durch übermäßige Flüssigkeitszufuhr oder Infusionen – verdünnt das Blutplasma und senkt die Chloridkonzentration.

Symptome einer Hypochlorämie

Ein Chloridmangel stört den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt und hat direkte Auswirkungen auf den Körper. Typische Symptome sind:

  • Kopfschmerzen und Verwirrtheit, da das Säure-Basen-Gleichgewicht gestört ist

  • Blutdruckabfall und Schwindel, weil der Flüssigkeitshaushalt nicht mehr richtig reguliert wird

  • Herzrhythmusstörungen, da Chlorid für die elektrische Stabilität der Zellen essenziell ist

  • Muskelschwäche oder -krämpfe, weil das Zusammenspiel der Elektrolyte für die Muskelkontraktion gestört ist

Chlorid zu hoch oder zu niedrig: Was tun?

Ein abweichender Chlorid-Wert allein ist nicht immer behandlungsbedürftig. Entscheidend ist die zugrundeliegende Ursache, die medizinisch abgeklärt werden sollte.

Behandlung eines erhöhten Werts (Hyperchlorämie)

Ziel der Behandlung ist es, das Elektrolytgleichgewicht wiederherzustellen. Folgende Maßnahmen können hilfreich sein:

  • Salzaufnahme reduzieren, insbesondere durch den Verzicht auf Fertiggerichte und Wurstwaren, da diese oft große Mengen an Natriumchlorid enthalten

  • Ausreichend Flüssigkeit zuführen, um den Körper mit Wasser zu versorgen und den Chloridspiegel zu regulieren

  • Medikamente überprüfen, insbesondere Diuretika oder Kortikosteroide, die den Chloridgehalt beeinflussen können. Im ärztlichen Gespräch lässt sich klären, ob alternative Präparate infrage kommen

Behandlung eines erniedrigten Werts (Hypochlorämie)

Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Zu den Behandlungsmaßnahmen gehören folgende Punkte:

  • Flüssigkeitsverluste ausgleichen, z. B. durch Elektrolytlösungen aus der Apotheke, um den gestörten Salz- und Wasserhaushalt zu stabilisieren

  • Salzreiche Lebensmittel in Maßen aufnehmen, wenn die Hypochlorämie auf eine zu geringe Salzzufuhr zurückzuführen ist

  • Grunderkrankungen behandeln, z. B. eine Nebennierenunterfunktion oder chronische Nierenerkrankungen, um langfristige Schwankungen des Chloridspiegels zu vermeiden