Arzt klärt Frau über den Calprotectin-Wert auf.
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Calprotectin: Was bedeuten erhöhte Werte im Stuhl?

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.06.2024

Calprotectin ist ein Protein (Eiweiß), das vor allem in den Granulozyten vorkommt, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Von besonderem Interesse ist vor allem der Calprotectin-Wert im Stuhl, der einen Hinweis auf Entzündungen im Darm geben kann. Wann ein Calprotectin-Test durchgeführt wird und was erhöhte Werte bedeuten, erfahren Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Calprotectin

Das Calprotectin wird unter anderem bei Verdacht auf chronische entzündliche Darmerkrankungen (CED), zur Überwachung des Therapieerfolgs von Darmkrankheiten oder etwa zum Ausschluss funktioneller Darmbeschwerden bestimmt.

Erhöhte fäkale Calprotectin-Werte können für eine aktive Entzündung im Darm sprechen, etwa durch chronisch entzündliche Darmkrankheiten, Infektionen oder aber Krebserkrankungen.

Calprotectin-Werte zwischen 40 und 240 Mikrogramm pro Gramm Stuhl können für einen Tumor sprechen. Für eine sichere Diagnose sind jedoch weitere Untersuchungen nötig.

Was ist Calprotectin?

Calprotectin (auch humanes Leukozytenprotein) ist ein Eiweißstoff, der in bestimmten weißen Blutkörperchen, den neutrophilen Granulozyten, vorkommt. Die neutrophilen Granulozyten produzieren Calprotectin und speichern es im Zellinneren.

Entzündliche Aktivitäten können die Granulozyten aktivieren und so Calprotectin freisetzen. Abhängig davon, wie stark die Entzündung ist, erhöht sich der Calprotectin-Wert. Deshalb dient das Protein als sogenannter Biomarker unter anderem dazu, entzündliche Darmerkrankungen und aktive Krankheitsschübe festzustellen.

Wann wird Calprotectin im Stuhl gemessen?

Der Calprotectin-Wert wird insbesondere zur Diagnostik und Überwachung folgender Krankheiten und Umstände herangezogen:

  • Verdacht auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Divertikulitis
  • Überwachung der Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
  • Ausschluss funktioneller Darmkrankheiten, beispielsweise Reizdarmsyndrom
  • unklare Magen-Darm-Beschwerden
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Interessant: Bei manchen entzündlichen Erkrankungen wie etwa Rheuma kann das Calprotectin auch im Blutserum bestimmt werden. Ein erhöhter Wert gibt einen Hinweis auf eine Krankheitsaktivität.

Was bedeutet ein erhöhter Calprotectin-Wert im Stuhl?

Erhöhte Calprotectin-Werte im Stuhl können für verschiedene Krankheiten und Umstände sprechen:

Auch bei gesunden Neugeborenen und Säuglingen kann die Konzentration von Calprotectin erhöht sein. Hintergrund ist vermutlich der Aufbau der wichtigen Bakterien im kindlichen Darm. 

Calprotectin: Normale und erhöhte Werte

Der Calprotectin-Wert wird in Mikrogramm pro Gramm Stuhl gemessen. Bei Erwachsenen ohne entzündliche Aktivitäten im Darm liegt der Wert unter 50 Mikrogramm (µg) pro Gramm (g) Stuhl. Gesunde Neugeborene können einen Wert bis zu 250 µg/g aufweisen. Je höher die Calprotectin-Konzentration ist, desto ausgeprägter kann eine vorliegende Entzündung sein. In der nachfolgenden Tabelle sind verschiedene Werte mit möglicher Interpretation aufgeführt. 

Calprotectin-Werte: Tabelle 

Calprotectin-Wert (Median) in µg/gMögliche Interpretation 
10 bis 31gesunde Personen (ggf. mit funktionellen Darmbeschwerden wie Reizdarmsyndrom)
40 bis 240Tumoren im Darm
62 bis 320Morbus Crohn
151 bis 167Colitis ulcerosa

Wichtig: Hierbei handelt es sich um Referenzwerte, die sich je nach Labor unterscheiden können und nicht zur alleinigen Bewertung dienen. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sind in jedem Fall weitere Untersuchungen wie Blutkontrollen und auch erneute Stuhlproben erforderlich.

Calprotectin: Wie wird der Test durchgeführt?

Die zu untersuchende Person gibt für den Calprotectin-Test eine Stuhlprobe in einem Plastikröhrchen in der ärztlichen Praxis ab. Bestenfalls sollte der erste Stuhlgang des Tages verwendet werden. Zur Bestimmung des Wertes schickt die ärztliche Praxis die Probe in ein Labor. Das fäkale Protein ist sehr stabil und auch ungekühlt rund eine Woche haltbar.

Weitere Vorteile der Untersuchung im Stuhl sind zudem: 

  • schmerzfrei und keine Blutentnahme oder Darmspiegelung notwendig
  • einfach durchführbar
  • schnelles Ergebnis
  • kostengünstig