Ferritin: Was erhöhte und zu niedrige Werte bedeuten
Ferritin ist ein Stoff, mit dem die Körperzellen Eisen speichern. Der Ferritin-Laborwert gibt an, wie gut der Körper mit Eisen versorgt ist. Hier erfahren Sie, welche Werte normal sind und was es heißt, wenn der Ferritinwert erhöht oder zu niedrig ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist Ferritin?
Um immer genügend Eisen zur Verfügung zu haben, müssen die Zellen Eisen speichern. Dafür brauchen sie Ferritin. Ferritin ist ein Komplex aus Eiweißen. Er besteht aus winzigen, kugelförmigen Partikeln. Diese sind mit Eisen beladen. Der Körper ist auf Eisen angewiesen. Die roten Blutkörperchen benötigen es, um Sauerstoff durch den Körper zu transportieren. Als Baustein verschiedener Enzyme wirkt Eisen bei zahlreichen lebenswichtigen chemischen Vorgängen im Körper mit.
Ferritin ist in jeder Körperzelle vorhanden. Ein Großteil des im Körper enthaltenen Ferritins befindet sich in den Zellen von Leber, Milz und Knochenmark.
Geringere Mengen Ferritin sind auch in der Blutflüssigkeit zu finden. Der Ferritin-Gehalt des Blutes zeigt, wie gut der Körper insgesamt mit Eisen versorgt ist. Der Ferritinwert ist somit ein wichtiger Laborwert, um einen Eisenmangel festzustellen. Ärzt*innen können ihn durch eine Blutuntersuchung überprüfen. Sie schicken die Blutprobe an ein Labor, das neben dem Ferritinwert auch andere Blutwerte bestimmt, unter anderem:
- Hb-Wert (Hämoglobin im Blut)
- Transferrin und Transferrinsättigung
- Erythrozyten-Werte (Zahl der roten Blutkörperchen)
- MCV-/MCH-Werte (geben Auskunft über den Zustand der roten Blutkörperchen)
- Eisengehalt des Blutes (Serumeisen)
Ferritin erhöht
Wenn der Ferritinwert zu hoch ist, ist dies häufig ein Hinweis auf folgende Erkrankungen:
- Eisenspeicherkrankheit
- Eisenüberladung (Hämochromatose), häufig nach Bluttransfusionen
- chronische Entzündungen
- Tumore
- Leberschaden
Ferritin erhöht durch Alkohol
Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einem Leberschaden führen. Dieser macht sich – unter anderem – durch einen erhöhten Ferritinwert bemerkbar. Bei einem dauerhaften und übermäßigen Alkoholkonsum kann das fatale Folgen für die Leber mit sich bringen. Das führt zum einen dazu, dass das Organ vermehrt Fett einlagert. Man spricht von einer Fettleber.
Zum anderen schädigen die Abbauprodukte des Alkohols die Leberzellen. Trinken Erkrankte weiterhin Alkohol, kann sich die Leber entzünden. Dabei stirbt vermehrt Lebergewebe ab. Die zerstörten Leberzellen geben ihre Bestandteile ans Blut ab. Da die Leberzellen besonders viel Ferritin enthalten, steigt dadurch der Ferritingehalt des Blutes.
Neben dem Ferritinwert steigen dann auch andere Blutwerte, etwa:
- MCV-Wert
- Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)
Ferritin-Laborwert & Normwerte-Tabelle
Die Ferritin-Laborwerte spiegeln wider, wie viel Eisen im Körper vorhanden ist. Frauen haben normalerweise niedrigere Ferritinwerte als Männer. Außerdem sind die Werte vom Alter abhängig. Bei Neugeborenen sind sie höher als bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen.
Die folgende Tabelle zeigt, welche Ferritinwerte in welchem Alter als normal gelten:
Geschlecht | Alter | Ferritin Normwert |
weiblich | 1-4 Jahre | 11-53 µg/l |
5-9 Jahre | 12-63 µg/l | |
10-12 Jahre | 17-105 µg/l | |
13-49 Jahre | 13-150 µg/l | |
ab 50 Jahren | 25-300 µg/l | |
männlich | 1-4 Jahre | 11-53 µg/l |
5-9 Jahre | 12-63 µg/l | |
10-12 Jahre | 17-105 µg/l | |
ab 13 Jahren | 10-400 µg/l |
Die Normwerte variieren leicht von Labor zu Labor, deshalb müssen die individuellen Referenzwerte beachtet werden.
Ferritinwert zu niedrig
Ein zu niedriger Ferritinwert weist darauf hin, dass es dem Körper an Eisen mangelt. Dafür gilt der Grenzwert 20 ng/ml. Häufige Ursachen eines Eisenmangels (Anämie) – und somit eines Ferritinmangels – sind:
- starker Blutverlust (z. B. durch eine Verletzung)
- dauerhafter oder wiederholter Verlust kleinerer Blutmengen (z. B. durch die Monatsblutung oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung)
- unzureichende Eisenzufuhr über die Ernährung
- gestörte Eisenaufnahme im Darm (z. B. durch die Darmerkrankung Zöliakie)
- erhöhter Eisenbedarf (z. B. während des Wachstums, in der Schwangerschaft und Stillzeit)
Idealerweise wird eine Anämie durch die Kombination von vier Laboruntersuchungen diagnostiziert:
- Hb-Wert
- Serum-Ferritin
- Transferrinsättigung
- C-reaktives Protein
Ferritinwert: Wie erhöhen?
Ein zu niedriger Ferritinwert normalisiert sich, sobald der Körper wieder ausreichend mit Eisen versorgt ist. Um den Eisenmangel zu beheben, muss zunächst dessen Ursache geklärt werden. Manchmal ist es möglich, die Auslöser zu beseitigen. Darüber hinaus können Eisenpräparate verordnet werden – etwa in Form von Tabletten oder Brausetabletten.
War eine zu einseitige Ernährung der Grund für den Eisenmangel, hilft es, diese entsprechend umzustellen. Eisenreiche Lebensmittel sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Eisen steckt nicht nur in Fleisch, sondern auch in zahlreichen pflanzlichen Speisen.
Ferritin als Tumormarker
Viele Krebserkrankungen führen dazu, dass sich die Menge bestimmter Stoffe im Blut ändert. Diese Stoffe bezeichnet man daher auch als Tumormarker, weil sie auf einen Tumor hindeuten können.
Man unterscheidet zwischen spezifischen und unspezifischen Tumormarkern. Spezifische Tumormarker steigen nur bei einer bestimmten Krebserkrankung an, während sich unspezifische Tumormarker bei verschiedenen Krebsarten nachweisen lassen.
Ferritin zählt zu den unspezifischen Tumormarkern. Der Ferritinwert kann nämlich bei vielerlei Krebsarten erhöht sein, etwa bei:
- Brustkrebs
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- nicht-kleinzelligem Lungenkrebs
- Morbus Hodgkin
- Leberzellkrebs
- Neuroblastomen (bösartige Tumoren, die aus bestimmten Zellen des Nervengewebes entstehen)
- Glioblastomen
- Nierenkrebs
- Melanomen
Zur Früherkennung oder gar zum Nachweis einer Krebserkrankung eignet sich Ferritin dennoch nicht. Denn für erhöhte Ferritinwerte kann es auch andere Erklärungen geben – zum Beispiel Entzündungen aufgrund anderer Erkrankungen oder ein Überschuss an Eisen im Körper.
Bei der Diagnostik einer Krebserkrankung orientieren sich Fachleute daher an anderen Tumormarkern – vor allem aber an den Diagnosekriterien, die für die jeweilige Krebsart gelten. Dabei sind die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen von Bedeutung.