Ozontherapie
Grundlage der Ozontherapie ist ein Sauerstoff-Ozon-Gemisch, das bei verschiedenen Erkrankungen helfen soll. Es ist sowohl eine innere als auch eine äußerliche Anwendung möglich. Weiterhin gibt es verschiedene Methoden der Ozontherapie, die bei unterschiedlichen Beschwerden eingesetzt werden können.
Allgemeines
Ozon besteht aus drei Sauerstoffatomen – daher die chemische Bezeichnung O3. r Ozon ist für die Lungen giftig (toxisch) und darf daher nicht mit den Atemwegen in Berührung kommen. Bei der Ozontherapie macht man sich zunutze, dass Ozon auch für Bakterien und Viren giftig ist und diese abtötet beziehungsweise inaktiviert.
Verfechter der Ozontherapie gehen davon aus, dass sie die Gleitfähigkeit der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verbessert und diese den Sauerstoff weniger stark binden. Dadurch soll der Sauerstoff leichter vom Gewebe aufgenommen werden können. Außerdem soll Ozon direkt auf die Nervenbahnen wirken und die Neubildung von Gefäßen anregen.
Wissenschaftlich sind diese Annahmen nicht bestätigt. Vielmehr sind einige positive Effekte von Ozon widerlegt: Es hemmt die Abgabe von Sauerstoff von den roten Blutkörperchen an die verschiedenen Gewebe und fördert zudem allergische Reaktionen und die Zellalterung. Bisher existieren keine wissenschaftlichen Studien, die eine positive Wirkung der Ozontherapie beweisen.
Das Ozon-Sauerstoff-Gemisch zur Ozontherapie ist erhältlich als:
- Gas
- ozonisiertes Wasser
- ozonisiertes Olivenöl
- ozonisiertes Eigenblut
Ozontherapeuten setzen die Ozontherapie mit äußerlich angewendetem Ozongas zum Beispiel ein zur Behandlung von Wunden, Abszessen, Verbrennungen. Einige Zahnärzte verwenden ozonisiertes Wasser bei Infektionen der Mundhöhle. Ozonisiertes Eigenblut kommt in der Ozontherapie zum Beispiel bei Durchblutungsstörungen, Hörsturz, Rheuma sowie Allergien und Asthma zum Einsatz.
Gegen eine Ozontherapie sprechen aus Sicht der Ozontherapeuten zum Beispiel:
- Alkoholvergiftung
- akuter Herzinfarkt
- schwere Störungen der Blutgerinnung
- Schlaganfall
- Schilddrüsenüberfunktion
- chronische Pilzinfektionen
Historisches
Die Ozontherapie hat ihre Ursprünge schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt setzte der Berliner Arzt Constantin Lender erstmals Ozon (O3) als Inhalationsmittel ein. Er fand heraus, dass Ozon Keime abtöten kann. In der Folgezeit wurden weitere Experimente mit Ozon in Terpentin- und Olivenöl sowie Wasser durchgeführt, um Infektionen wie Cholera, Typhus, Ruhr oder Furunkel zu behandeln.
Bereits seit dem 20. Jahrhundert nutzte man Ozon zur Desinfektion von Trinkwasser. Erst später wurde Ozon mit Sauerstoff (O2) gemischt und damit Infektionen im Magen- und Darmbereich sowie Harnleiter und Blase behandelt. Seit 1930 erweiterten sich die Anwendungsgebiete: Ozon wurde als Trinkkur, Klistier, Spray und Injektion verabreicht. Ein Aufschwung der Ozontherapie erfolgte 1959, als das erste Patent auf ein Ozongerät, welches eine Ozonmischung zur medizinischen Verwendung produzierte, angemeldet wurde.
Durchführung
Die Ozontherapie wird einmal wöchentlich bis zu zweimal täglich durchgeführt und bis zu 30 Mal wiederholt. Das Sauerstoff-Ozon-Gemisch kann dem Körper dabei über unterschiedliche Wege zugeführt werden.
Gasinjektion
Bei der Gasinjektion spritzt die behandelnde Person mithilfe einer Gasspritze 10 bis 20 Milliliter eines Ozon-Sauerstoff-Gemischs unter die Haut, in eine Arterie oder einen Gelenkspalt des Patienten. Anschließend verteilt er das Gas unter der Haut, indem er den Bereich um die Einspritzstelle massiert.
Beutelbehandlung
Für die Beutelbehandlung legt der Behandler einen ozondichter Plastikbeutel um die Gliedmaßen, an denen sich offene Wunden oder Geschwüre befinden. In den Plastikbeutel leitet er anschließend das Ozon-Sauerstoff-Gemisch.
Spülung
Durch einen Katheter mit einer Klistierspitze wird bei der Spülung das Gas in Körperöffnungen geleitet. Grundsätzlich können alle Körperöffnungen mit Ozon begast werden. In den meisten Fällen wird die Spülung am Enddarm eingesetzt.
Eigenblutbehandlung
Bei der sogenannten kleinen Eigenblutbehandlung werden aus einer Vene wenige Milliliter Blut entnommen, mit Ozongas durchmischt und anschließend in einen Muskel gespritzt. Für die große Eigenblutbehandlung entnimmt die behandelnde Person 200 Milliliter Blut. Anschließend setzt er dem Blut Heparin zu, damit es nicht gerinnt. Zuletzt gibt er das Gasgemisch hinzu und spritzt das behandelte Blut wieder in die Vene.
Sonstige Anwendungen
Mit Ozon (O3) versetztes Wasser kann zur äußerlichen Desinfektion, beispielsweise in Krankenhäusern, verwendet werden. Mit Ozon behandeltes Olivenöl wird im Rahmen der Ozontherapie auf wunde Hautstellen aufgetragen. Bei Trinkkuren wird häufig ozonisiertes Wasser eingesetzt.
Anwendungsgebiete
Die Ozontherapie wird heute überwiegend bei Durchblutungsstörungen und Virusinfektionen wie Hepatitis und Herpes eingesetzt. Eine örtliche Ozontherapie kommt bei Geschwüren, Abszessen, Wundliegen (Dekubitus) und Knochenentzündungen zum Einsatz. Manche Zahnärzte verwenden ozonisiertes Wasser bei Infektionen der Mundhöhle verwendet.
Während die große Eigenbluttherapie vorwiegend bei
angewendet wird, sind die Anwendungsgebiete der kleinen Eigenblutbehandlung zum Beispiel
Häufig wird die Ozontherapie auch als "Verjüngungskur" empfohlen, da sie positiven Einfluss auf Gedächtnis- und Schlafstörungen haben soll.
Ozon wirkt zuverlässig desinfizierend. Es tötet Bakterien ab und macht Viren unschädlich.
Wissenschaftliche Beweise, dass eine Ozontherapie sinnvoll ist, stehen aber bislang aus. Ein verjüngender Effekt von Ozon gilt sogar als widerlegt, da es die Zellalterung fördert.
Risiken und Komplikationen
Die Eigenblutbehandlung sollte nur bei einem Arzt durchgeführt werden, der im Notfall lebensrettende Maßnahmen durchführen kann. Im Anschluss an diese Behandlung kann es zu einigen Nebenwirkungen kommen:
- lang anhaltende Müdigkeit
- Harn- und Stuhldrang
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit
- Sehstörungen
- Krämpfe
- Kreislaufkollaps
Von der Durchführung einer Gasinjektion wird auch von der Internationalen Ozonvereinigung abgeraten, da es zu allergischen Reaktionen mit lebensbedrohlichen Schockzuständen kommen kann.
Ozontherapeuten sehen eine Alkoholvergiftung, einen akuten Herzinfarkt, Organblutungen, erbliche Blutgerinnungsstörungen, Schlaganfall, Epilepsie, Schilddrüsenüberfunktion, Ozonallergie und chronische Pilzinfektionen als Gegenanzeigen und raten bei diesen Erkrankungen von einer Ozontherapie ab.
Bei gleichzeitiger Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten wie Acetylsalicylsäure oder ACE-Hemmern kann es zu Wechselwirkungen kommen. Des Weiteren raten Ozontherapeuten davon ab, während der Ozonbehandlung Vitamin-Präparate – insbesondere Vitamin C-Präparate – einzunehmen.