Ärztin klärt Patientin über Möglichkeiten der Krebstherapie auf.
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Krebstherapie: Die wichtigsten Methoden im Überblick

Von: Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.11.2024

Durch Fortschritte in der Krebsforschung sind die Heilungschancen bei Krebs in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Welche Möglichkeiten zur Krebstherapie es heute gibt und welche Nebenwirkungen die einzelnen Methoden haben können, erfahren Sie hier.

Was bedeutet Krebstherapie?

Unter dem Begriff Krebstherapie fassen Fachleute verschiedene Behandlungsmethoden zusammen. Sie zielen darauf ab, Krebserkrankungen zu heilen oder zumindest deren Fortschreiten zu verlangsamen und Symptome zu lindern.

Heute gibt es eine Vielzahl an Optionen innerhalb der Krebsbehandlung:

  • Chemotherapie: Wird bei vielen Krebsarten eingesetzt, besonders bei schnell wachsenden Tumorzellen

  • Strahlentherapie: Häufig wird sie bei Tumoren eingesetzt, die auf Bestrahlung ansprechen, kann auch zur Reduktion von Tumorgrößen vor Operationen dienen

  • Immuntherapie: Bei bestimmten Krebsarten wie Melanom, Lungenkrebs, Nierenkrebs und einigen Formen von Lymphomen

  • zielgerichtete Therapie: Oft bei Krebserkrankungen mit spezifischen genetischen Mutationen, wie bei Brustkrebs mit HER2-positivem Status

  • Hormontherapie: Bei hormonabhängigen Tumoren wie Brust- oder Prostatakrebs

  • Stammzelltherapie: Häufig bei Leukämie und Lymphomen eingesetzt

  • Hyperthermie: Innovative Methode in der Krebsmedizin, bei der eine gezielte Überwärmung von Tumoren stattfindet

Die eigentliche Krebstherapie wird durch körperlich und psychisch unterstützende (supportive) Maßnahmen ergänzt. Dazu zählen beispielsweise die Behandlung von Tumorschmerzen im Rahmen einer gezielten Schmerztherapie.

Ziele der Krebstherapie

Das primäre Ziel ist die vollständige Heilung der Krebspatient*innen (kurative Behandlung). Ist dies nicht möglich, fokussiert sich die Krebstherapie darauf, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität möglichst zu verbessern (palliative Behandlung).

Personalisierte Therapie

Zunehmend wird die Behandlung auf die individuellen Eigenschaften des Tumors und der Patient*innen abgestimmt. Dies kann die Wirksamkeit erhöhen und Nebenwirkungen reduzieren.

Die Wahl der Therapie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Krebsart und -stadium sowie Alter und Gesundheitszustand der behandelten Person. Oft werden verschiedene Therapieformen kombiniert, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Operation bei Krebs

Bei einer Operation geht es darum, das von Krebs befallene Gewebe vollständig zu entfernen. Um sicherzustellen, dass keine bösartigen Zellen im Körper verbleiben, entnimmt der*die operierende Arzt*Ärztin oft zusätzlich einen Teil des umliegenden gesunden Gewebes. Dies minimiert das Risiko, dass dort bereits angesiedelte Tumorzellen unentdeckt bleiben.

In manchen Fällen ist es außerdem notwendig, Teile angrenzender Organe oder befallene Lymphknoten zu entfernen, um eine vollständige Tumorentfernung zu gewährleisten.

Mögliche Komplikationen und Begleiterscheinungen

Wie bei allen chirurgischen Eingriffen birgt auch die Krebsoperation Risiken und mögliche Komplikationen. Je weiter sich der Krebs im Körper ausgebreitet hat, desto komplexer wird der Eingriff und desto höher ist das Risiko für postoperative Komplikationen.

Insbesondere wenn bei dem Eingriff benachbarte Organe, Nerven oder Blutgefäße betroffen sind, können Komplikationen auftreten. Dazu zählen beispielsweise:

  • Blutungen oder Nachblutungen
  • Infektionen, vor allem im Bereich der Operationswunde
  • Blutgerinnsel (Thrombosen)
  • Verwachsungen im Gewebe

Chemotherapie bei Krebs

Häufig wird eine Chemotherapie mit Zytostatika zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt. Die Wirksamkeit der Chemotherapie variiert je nach Krebsart und -stadium. Bei Tumoren wie Brust- oder Darmkrebs erzielt die Behandlung oft gute Ergebnisse, vor allem in Kombination mit anderen Therapien.

Wirkmechanismen von Zytostatika

In der Krebstherapie kommen sogenannte Zytostatika zum Einsatz. Einige der Krebsmedikamente greifen direkt in die DNA der Krebszellen ein und verhindern deren Teilung, während andere den Zellstoffwechsel blockieren. Ohne die notwendigen Bausteine für das Zellwachstum sterben die Tumorzellen (natürlicher Zelltod, Apoptose).

Zytostatika wirken besonders stark auf sich schnell teilende Zellen. Dazu zählen Krebszellen in der Regel – doch auch gesunde Zellen werden meist beeinträchtigt. In der Folge kommt es zu Nebenwirkungen der Chemotherapie wie

Durch Medikamente wie Antiemetika gegen Übelkeit lassen sich jedoch häufig viele Nebenwirkungen lindern.

Arten der Chemotherapie und Anwendungsmöglichkeiten

Die Chemotherapie kann als Monotherapie mit einem einzelnen Zytostatikum oder als Kombinationstherapie mit mehreren Medikamenten durchgeführt werden. Diese nutzen verschiedene Ansatzpunkte, um Krebszellen zu bekämpfen.

Oft ordnen Ärzt*innen eine Chemotherapie nach einer Operation an, um verbliebene Krebszellen zu zerstören. Manchmal erfolgt sie auch vor einem operativen Eingriff, um einen Tumor vorab zu verkleinern. Die Behandlung kann stationär, ambulant oder bei oralen Formen sogar zu Hause erfolgen.

Gut zu wissen: Eine Chemotherapie wird in sogenannten Zyklen verabreicht, die von Pausen – den sogenannten Intervallen – unterbrochen sind. Dadurch soll dem Körper Zeit zur Erholung gegeben werden.

Strahlentherapie bei Krebs

Nach einer Krebsoperation wird ebenfalls oft die Strahlentherapie eingesetzt, um verbliebenes Tumorgewebe zu zerstören und so die Heilungschancen zu erhöhen. In seltenen Fällen erfolgt sie auch vor einer OP. Für die Bestrahlung setzen Ärzt*innen gezielt ionisierende Strahlung wie Röntgenstrahlen ein.

Tumorzellen reagieren empfindlicher auf Strahlung als gesunde Zellen, da ihnen wichtige Reparaturmechanismen fehlen. Gesunde Zellen können Strahlenschäden besser beheben, während Tumorzellen eher absterben. Dennoch kann auch gesundes Gewebe beeinträchtigt werden, was zu Nebenwirkungen führt. Moderne Techniken ermöglichen jedoch eine präzise Ausrichtung der Strahlung auf das Tumorgewebe, wodurch das umliegende Gewebe geschont wird.

Nebenwirkungen der Strahlenbehandlung

Die Intensität der Nebenwirkungen hängt von der Strahlendosis und der behandelten Körperregion ab. Häufige unerwünschte Wirkungen der Bestrahlung sind:

  • Müdigkeit
  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Hautreizungen (Strahlendermatitis) 
  • Entzündungen der Schleimhäute (unter anderem Zahnfleisch, Speiseröhre oder Darm)

Brachytherapie ist Strahlentherapie von innen

Eine spezielle Form der Strahlentherapie ist die Brachytherapie. Hierbei werden winzige radioaktive Metallteilchen (Seeds) direkt im Tumorgewebe oder in der Nähe des Tumors platziert. Die Strahlung dieser Seeds hat nur eine geringe Reichweite und wirkt daher lokal.

Nach der Brachytherapie können die Seeds im Körper verbleiben, da ihre Strahlung schnell abklingt. In den ersten Tagen sollte jedoch enger Kontakt zu Schwangeren und Kindern vermieden werden.

Das Afterloading (Nachladeverfahren) ist eine weitere Form der inneren Strahlenbehandlung und kommt bei bestimmten Krebsarten wie Gebärmutterhals- oder Enddarmkrebs zur Anwendung. Dabei wird eine Sonde in das Tumorgewebe eingeführt und die Strahlenquelle bleibt nur wenige Stunden im Körper.

Hormontherapie bei Krebs

Manche Krebsarten werden durch Hormone in ihrem Wachstum gefördert. Um diesen Effekt zu stoppen, wird in der Krebstherapie eine Anti-Hormontherapie angewendet. Dabei eingesetzte Medikamente blockieren gezielt Hormone oder unterbinden deren Wirkung, wodurch das Tumorwachstum verlangsamt oder gestoppt wird.

Häufig ergänzt die Hormontherapie andere Behandlungsformen wie Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie.

Anwendungsgebiete der Anti-Hormontherapie

Die Anti-Hormontherapie ist vor allem bei hormonabhängigen Krebsarten wirksam, wie

  • Brustkrebs,
  • Prostatakrebs,
  • Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) und 
  • bestimmten Schilddrüsenkrebsarten.

Bei diesen Tumoren wird das Wachstum durch die Blockade der jeweiligen Hormone gehemmt. Einsatz findet die Krebsbehandlung auch bei endokrinen Tumoren, die selbst übermäßig viele Hormone produzieren. In diesen Fällen lindert die Anti-Hormontherapie die Beschwerden, indem sie die Wirkung der überschüssigen Hormone blockiert.

Anti-Hormontherapie bei Brustkrebs

Bei etwa 75 Prozent der Brustkrebsfälle stimulieren Östrogene das Tumorwachstum. Eine Anti-Hormontherapie mit Medikamenten wie Tamoxifen verhindert, dass Östrogene an die Rezeptoren der Krebszellen binden und deren Wachstum anregen. Alternativ kann ein Hormonentzug mit Aromatasehemmern eingesetzt werden, um die Östrogenproduktion zu verringern. 

Vor allem bei jüngeren Patientinnen vor den Wechseljahren kommen auch GnRH-Analoga zum Einsatz, die die Hormonproduktion in den Eierstöcken hemmen.

Mögliche Nebenwirkungen der Anti-Hormontherapie bei Brustkrebs umfassen Wechseljahresbeschwerden wie:

  • Hitzewallungen
  • vaginale Trockenheit
  • Blutungen
  • Juckreiz
  • Kopfschmerzen
  • Kreislaufprobleme

Immuntherapie ist innovative Krebstherapie

Die Immuntherapie nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu bekämpfen. Diese haben Wege entwickelt, um sich vor dem körpereigenen Abwehrsystem zu tarnen oder es auszubremsen. Daher zielt die Immuntherapie darauf ab, diese Tarnmechanismen zu durchbrechen und das Immunsystem wieder in die Lage zu versetzen, Krebszellen zu erkennen und anzugreifen.

Ein Vorteil der Immuntherapie ist, dass sie bei fortgeschrittenen Krebsarten sehr effektiv sein kann, bei denen andere Therapien versagen. Dazu zählen beispielsweise das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs), Nieren- oder Blasenkrebs. Außerdem hat die immuntherapeutische Krebstherapie oft weniger schwere Nebenwirkungen als Chemotherapien.

Hauptformen der Immuntherapie sind:

  • Checkpoint-Inhibitoren: Diese Medikamente sind Antikörper. Sie blockieren bestimmte Proteine, die Krebszellen nutzen, um sich vor dem Immunsystem zu verstecken. Dadurch kann der Körper die Krebszellen wieder angreifen. Zugelassene Wirkstoffe sind zum Beispiel Ipilimumab, Nivolumab, Pembrolizumab oder Atezolizumab.

  • Monoklonale Antikörper: Dazu zählt Trastuzumab – der Antikörper bindet an den sogenannten HER2-Rezeptor (humaner epidermaler Wachstumsfaktor2-Rezeptor) auf der Oberfläche der Tumorzelle und blockiert so dessen Wachstumssignal. Dies ist bei Brustkrebs wichtig, denn Trastuzumab entfaltet nur dann seine Wirkung, wenn die Brustkrebszellen den HER2-Rezeptor auf der Oberfläche in ausreichender Zahl ausbilden.

  • CAR-T-Zelltherapie: Bei dieser hochmodernen Therapie werden den Patient*innen eigene Immunzellen (T-Zellen) entnommen, im Labor genetisch verändert und zurück in den Körper gegeben. Sie zielen auf spezifische Antigene auf den Krebszellen, beispielsweise CD19. 

  • Krebsimpfstoffe: Die Impfstoffe sollen das Immunsystem darauf trainieren, bestimmte Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Viele Krebsimpfstoffe befinden sich noch in der Entwicklung und klinischen Erprobung. Einige zeigen vielversprechende Ergebnisse, besonders in Kombination mit anderen Therapien.

  • Zytokine: Die körpereigenen Signalmoleküle regulieren das Immunsystem und beeinflussen das Zellwachstum. In der Krebstherapie werden vor allem die Zytokine Interferon und Interleukin genutzt, um das Immunsystem gezielt gegen Krebszellen zu aktivieren. Anwendung finden sie beispielsweise beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom und schwarzem Hautkrebs.

Herausforderungen der immuntherapeutischen Krebstherapie

Obwohl der Ansatz vielversprechend ist, sprechen nicht alle Patient*innen auf die Immuntherapie an. Zudem kann die Behandlung zu Überreaktionen des körpereigenen Abwehrsystems führen. Als recht junger Zweig der Krebstherapie sind einige Formen der Immuntherapie sehr kostenintensiv.

Hyperthermie in der Krebsbehandlung

In der Onkologie ist die Hyperthermie eine innovative Behandlungsmethode, die durch gezielte Überwärmung von Tumoren eingesetzt wird. Diese Technik nutzt die höhere Empfindlichkeit von Krebszellen gegenüber Wärme im Vergleich zu gesunden Zellen. Ziel ist es, die Wirksamkeit von Chemotherapie und Strahlentherapie zu verbessern.

Das Tumorgewebe wird auf 40 bis 44 Grad Celsius erhitzt. Diese Temperaturen werden häufig durch elektromagnetische Wellen in speziellen Geräten abgegeben. Fachleute unterscheiden zwei Formen der Hyperthermie:

  • regionale Tiefenhyperthermie: Hierbei werden tieferliegende Tumoren durch hochfrequente elektromagnetische Wellen behandelt. Diese Methode eignet sich für Tumoren im Bauch- und Beckenbereich.

  • lokale Oberflächenhyperthermie: Diese Technik findet bei Tumoren nahe der Hautoberfläche Anwendung, zum Beispiel Brustkrebs oder schwarzer Hautkrebs. Ein Applikator wird direkt auf den Tumor platziert und bestrahlt diesen mit Mikrowellen.

Stammzelltransplantation und Knochenmarktransplantation

Bei Blutkrebs (Leukämie) und dem malignen Lymphom (bösartiger Lymphdrüsenkrebs) vermehren sich bestimmte Zellen des blutbildenden Systems unkontrolliert. Um die Krebszellen im Blut, Knochenmark und Lymphsystem zu zerstören, kommt oft eine intensivierte Kombinationsbehandlung aus hochdosierter Chemo- und Strahlentherapie zum Einsatz. Sie zerstören das Knochenmark und möglichst viele Krebszellen.

Anschließend erhält der*die Patient*in eine Stammzelltransplantation, um das blutbildende System wieder aufzubauen. Diese Stammzellen entwickeln sich zu neuen Knochenmarkzellen und regenerieren das Immunsystem. Alternativ kann auch eine Knochenmarktransplantation durchgeführt werden.

Anti-Angiogenese bei Krebs

Die Anti-Angiogenese ist eine Therapiemethode, die das Wachstum von Tumoren hemmt, indem die Bildung neuer Blutgefäße unterdrückt wird. Tumorzellen benötigen Sauerstoff und Nährstoffe, die sie über Blutgefäße erhalten.

Bei wachsendem Tumor oder der Bildung von Metastasen fördern die Tumorzellen aktiv die Bildung neuer Blutgefäße, um ihren steigenden Bedarf zu decken. Dies geschieht über spezifische Wachstumsfaktoren wie den vaskulären Endothelwachstumsfaktor (VEGF).

Angiogenesehemmer blockieren diese Gefäßneubildung gezielt und reduzieren so die Versorgung des Tumors mit Nährstoffen. Dadurch wird der Tumor schlechter durchblutet und im Wachstum gehemmt.

In der Krebsmedizin setzen Ärzt*innen Angiogenesehemmer bei Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Nierenzellkarzinom oder Eierstockkrebs ein. Bekannte Wirkstoffe sind etwa Bevacizumab bei fortgeschrittenem Darmkrebs in Kombination mit einer Chemotherapie oder Sorafenib bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom.