Hypnose
Der Begriff Hypnose beschreibt einen veränderten Bewusstseinszustand, bei dem der Hypnotisierte meist eine tiefe Entspannung empfindet. Sein Zustand wird durch bestimmte Reize ausgelöst (z.B. indem er ein Objekt mit den Augen fixiert oder vom Therapeuten Anweisungen gesagt bekommt). In der Hypnotherapie nutzen Ärzte oder Psychotherapeuten die Hypnose als Teil der Behandlung – zum Beispiel bei Asthma, Bluthochdruck oder zur Nikotinentwöhnung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Wie funktioniert Hypnose? Tipps und Anwendungsgebiete
Der Begriff Hypnose stammt von dem griechischen Wort hypnos, welches Schlaf bedeutet. Während einer Hypnose befindet sich der Hypnotisierte in einem veränderten Bewusstseinszustand, bei dem Aufmerksamkeit, Bewusstsein sowie der Realitätsbezug eingeschränkt sind. Auch komplexe Denkvorgänge sind gehemmt und die Sinnesorgane (mit Ausnahme des Gehörs) reagieren weniger sensibel. Allgemeines Ziel der Hypnose ist es, das Erregungsniveau des Körpers zu senken und das Nervensystem zu entspannen.
In diesem Zustand der tiefen Entspannung ist der Hypnotisierte sehr empfänglich für Fremdbeeinflussung (Suggestion). Der Hypnotiseur kann so direkt auf negative Denkmuster oder Verhaltensweisen einwirken und somit Verhaltensänderungen herbeiführen. Die Hypnose beziehungsweise Hypnotherapie kommt daher häufig in Kombination mit einer Psychotherapie zum Einsatz, beispielsweise zur Behandlung von Suchtverhalten, unterstützend bei der Bewältigung von psychischen Problemsituationen und auch körperlichen (somatischen) Beschwerden wie Schmerzen, zu hohem Blutdruck oder Asthma-Symptomen.
Es lassen sich zwei Formen von Hypnose unterscheiden: Die oberflächliche Hypnose und die tiefe Hypnose. Die oberflächliche Hypnose ähnelt dem Wachzustand. Obwohl dabei der Atem verlangsamt ist, das Herz langsamer schlägt und der Blutdruck sinkt, ist der Hypnotisierte in der Lage, komplexe Handlungen auszuführen.
Bei der tiefen Hypnose verfällt der Hypnotisierte in einen schlafähnlichen Zustand. Dabei kommt es häufig zu einer posthypnotischen Amnesie, das heißt der Hypnotisierte kann sich nach der Hypnose nicht mehr erinnern, was während der Sitzung passiert ist.
Hypnose und Hypnotherapie kommen im Rahmen verschiedener therapeutischer Prozesse zum Einsatz:
- in der Psychotherapie von speziell ausgebildeten Therapeuten
- in der Psychoanalyse; hier dient Hypnose dazu, unterbewusste Erfahrungen aus der Vergangenheit offen zu legen
- in der Therapie unterschiedlicher Krankheiten und Symptome, z.B. psychosomatische Erkrankungen, chronische Schmerzen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-, Haut- und Atemwegserkrankungen
- in der Schmerztherapie, etwa bei der Geburtshilfe und in der Zahnmedizin
- in Form von Selbsthypnose. Dabei versetzt sich der Patient selbst in Trance. Die Selbsthypnose ist also nicht durch einen Therapeuten oder Arzt gesteuert. Wenn Sie sich für Selbsthypnose interessieren und diese Methode erlernen möchten, besprechen Sie dies mit einem seriösen Experten (z.B. Mediziner oder Psychotherapeut mit entsprechender Zusatzbezeichnung). Er kann Ihnen Hilfestellung geben und Ihnen raten, ob eine Selbsthypnose bei Ihnen sinnvoll ist, etwa im Rahmen von autogenem Training.
Typische Anwendungsgebiete von Hypnose sind zum Beispiel:
Grundlagen: Wie funktioniert Hypnose?
Die Hypnose versetzt eine Person in eine tiefe Entspannung und schafft einen veränderten Bewusstseinszustand. Während der Hypnose ist der Betroffene weniger von seinem Verstand kontrolliert, dafür aber empfänglicher für seine Gefühle. Zudem steigt die Konzentration und das Erinnerungsvermögen: Hypnotisierte können sich an Dinge oder Situationen erinnern, die sie vergessen oder gar nicht bewusst wahrgenommen haben. Außerdem sind Menschen während einer Hypnose empfänglicher für Fremdbeeinflussung (Suggestion). Diese übt der Hypnotiseur zum Beispiel mit Worten aus, die sogenannte "verbale Suggestion".
Bei der Hypnose fällt der Hypnotisierte in einen Trancezustand, der sich deutlich vom Wach- und Schlafzustand unterscheidet. Dieser Zustand variiert in Tiefe und Ausprägung. So ist der Hypnotisierte bei einer oberflächlichen Hypnose zum Beispiel durchaus in der Lage, komplexe Handlungen vorzunehmen – diese Form der Hypnose ähnelt dem Wachzustand. Eine tiefe Hypnose hingegen kommt dem Schlafzustand näher.
Ob eine Person die Suggestion während der Hypnose annehmen kann, hängt stark von der Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Hypnotisierten ab: Es muss eine gewisse Grundbereitschaft bestehen, sich auf die Wirkungen der Hypnose einzulassen und es sollte eine Vertrauensbasis zwischen Hypnotiseur und Hypnotisiertem bestehen.
Hypnotherapie
Wenn Hypnose als therapeutische Anwendung zum Einsatz kommt, spricht man von Hypnotherapie (nach M.H. Erikson). Meist wird sie in Verbindung mit tiefenpsychologischen oder verhaltenstherapeutischen Methoden im Rahmen der Psychotherapie angewandt.
Die Hypnotherapie verfolgt das Ziel, durch eine vertiefte Entspannungsreaktion gezielt auf bestimmte psychosomatische Symptome einzuwirken oder unbewusste Erinnerungen hervorzurufen. Sie soll eine tiefere Einsicht in innere Vorgänge ermöglichen und den Hypnotisierten durch veränderte Informationsverarbeitung empfänglicher für therapeutische Interventionen machen.
Der hypnotische Zustand selbst soll bereits einen therapeutischen Effekt haben, da er zur allgemeinen Erholung des Nervensystems führt. Darüber hinaus ermöglicht es der Trancezustand dem Hypnotisierten, in der Vergangenheit liegende Schlüsselszenen zu reaktivieren und bevorstehende Situationen im Voraus innerlich zu durchleben und zu überwinden. Ein weiteres Ziel der Hypnose ist es, starre Denk- und Verhaltensmuster aufzuheben, um dem Hypnotisierten neue Wege der Problembewältigung und der Lösungsfindung zu eröffnen. Der Patient soll unbewusste Prozesse bewusst erleben und Symptome und Erfahrungen neu strukturieren und bewerten können.
Historisches zur Hypnose
Bereits 4.000 vor Christus wurde die Hypnose in China und im vorderen Asien als Therapieform angewandt. In Indien verwenden Fakire und Yogis seit mehreren tausend Jahren Trancetechniken, um einen Zustand innerer Versenkung zu erreichen. In der frühen Neuzeit nutzte erstmals Paracelsus (1494-1541) hypnoseähnliche Techniken zur Behandlung von Nervenkrankheiten. Im 19. Jahrhundert wurde die Hypnose erstmals systematisch vor allem von Vertretern der Psychoanalyse, wie Sigmund Freud, verwendet. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wendeten Ärzte die Hypnose unterstützend bei der Behandlung von Soldaten an, damit diese ihre Kriegserlebnisse leichter verarbeiten konnten.
Heute wenden Therapeuten die Hypnose hauptsächlich in der Schmerztherapie an, zur Vor- und Nachbereitung von Operationen und als begleitende Maßnahme während einer Psychotherapie.
Wer darf Hypnosen durchführen?
Der Hypnotiseur führt eine Hypnose normalerweise in Einzelsitzungen durch. Der Therapeut wird dabei nicht sofort damit anfangen, den Patienten zu hypnotisieren: Die Behandlung beginnt meist mit einem vertrauensbildenden Gespräch. Der Therapeut informiert darin über die Wirkungsweisen der Hypnose und nimmt dem Patienten so die Angst vor der Methode.
Der Einstieg in die Hypnose kann auf verschiedene Arten erfolgen: Nachdem sich der Patient bequem hingesetzt oder gelegt hat, fordert ihn der Hypnotiseur mit ruhiger und gleichmäßiger Stimme auf, in ein Licht zu blicken oder einen Gegenstand zu fixieren, zum Beispiel ein Pendel oder eine Bleistiftspitze. Auch monotone Geräusche oder ruhige Tonfolgen können die Hypnose herbeiführen. Oft suggeriert der Hypnotiseur dem Hypnotisierten Körperempfindungen wie Schwere oder Wärme oder greift mit monotoner Stimme Körper- und Bilderlebnisse auf. Der Patient verfällt langsam in einen Trancezustand.
Wenn der hypnotische Zustand erreicht ist, beginnt der Hypnotiseur Fragen zu stellen, um mögliche Ursachen für eine Krankheit oder eine psychische Belastung zu ermitteln. Es sollte in diesem Zustand immer möglich sein, mit dem Hypnotisierten zu sprechen. In der Behandlungsphase vermittelt der Hypnotiseur dem Hypnotisierten spezielle Bilder, Szenen und andere Suggestionen, welche die Einstellung, das Erleben und das Verhalten des Patienten verändern sollen. Die Arbeit mit inneren Bildern ist beim Hypnotisieren weit verbreitet: Das Bewusstsein ist verändert und es gibt weniger Kontrollmechanismen, sodass der Hypnotisierte gewohnte Denk- und Einstellungsmuster loslassen kann. Der Hypnotiseur kann regelrechte Fantasiereisen anleiten. Während der Hypnose kommt es auch zu körperlichen Veränderungen. Durch die tiefe Entspannung verlangsamen sich beispielsweise Atmung, Pulsschlag und Stoffwechsel.
Der Hypnotiseur beendet die Hypnose, indem er die Aufmerksamkeit des Patienten wieder von innen nach außen lenkt – die sogenannte Zurücknahme. Dies kann der Hypnotiseur mit Zählmethoden, etwa Rückwärtszählen, oder mit vorher festgelegten Sätzen und Wörtern veranlassen. Wichtig ist dabei, dass alle psychischen und körperlichen hypnotischen Veränderungen vollständig aufgehoben werden. Eine Sitzung dauert im Normalfall 30 bis 90 Minuten. Wie viele Sitzungen nötig sind, ist individuell unterschiedlich.
Manche Psychotherapeuten wenden die Hypnose im Rahmen einer Psychotherapie an. Sie hypnotisieren ihre Patienten, um sie zusätzlich bei der Verarbeitung traumatischer Erfahrungen zu unterstützen. Nach der Hypnose besprechen Therapeut und Patient in der Regel die unter Hypnose erlebten Erfahrungen.
Wann wird Hypnose angewendet?
Die Hypnose hat vielfältige Anwendungsgebiete. Sie eignet sich insbesondere zur unterstützenden Behandlung von psychischen Beschwerden, zum Beispiel:
- Ängsten,
- Depressionen,
- Minderwertigkeitsgefühlen,
- Schlafstörungen,
- Unruhe,
- Zwängen,
- Stottern und
- Leistungs- und Lernblockaden.
In manchen Fällen kann sie sogar als alleiniges Verfahren angewandt werden.
Weitere Anwendungsgebiete der Hypnose sind unter anderem:
- Asthma
- chronische Schmerzen
- Migräne und Spannungskopfschmerzen
- Bluthochdruck
- Herpes
- Heuschnupfen
- Morbus Crohn
- Magen- und Darm-Geschwüre
- Neurodermitis
- Gehirnverletzungen
- Tumorerkrankungen
- Warzen
- Blutstillung und Wundheilung
- Reizdarmsyndrom
- Fettsucht (Adipositas).
Wirksamkeit: Funktioniert Hypnose?
Die Hypnose ist ein Verfahren, dessen Wirksamkeit in Fachkreisen kritisch diskutiert wird. Einige Studien lassen jedoch auf eine positive Wirkung in unterschiedlichen Anwendungsbereichen schließen.
In Bezug auf psychische Störungen existieren wissenschaftliche Belege, die darauf hindeuten, dass eine Kombination von Hypnose und Verhaltenstherapie bei der Behandlung von
besser wirkt als eine Verhaltenstherapie allein. Ebenso gibt es Belege über den erfolgreichen alleinigen Einsatz der Hypnose bei der Behandlung von
- Krebsschmerzen,
- Geburtsschmerzen,
- akuten Schmerzen,
- Reizdarm,
- Reizmagen und
- Schlafstörungen.
Risiken und Komplikationen
Richtig durchgeführt ist die Hypnose in der Regel gefahrlos – Risiken und Komplikationen sind selten. Ein Hauptrisiko besteht jedoch darin, dass es während der Hypnose zu dramatischen Erinnerungen kommen kann, die das Bewusstsein bisher verdrängt hatte. Der Hypnotisierte sieht sich oftmals nicht in der Lage, zwischen Wirklichkeit, Erinnerungen und Fantasie zu unterscheiden. Aufgabe des Hypnotiseurs beziehungsweise des Therapeuten ist es in einer solchen Situation, zusammen mit der betroffenen Person die verschiedenen Vorstellungen deutlich voneinander abzugrenzen. Menschen, die unter folgenden Erkrankungen leiden, sollten daher von einer Hypnose absehen:
Bei einem abrupten Abbruch der Hypnose kann es unter anderem zu Kopfschmerzen, Schwindel und Benommenheit kommen.