Differentialblutbild: Werte, Auswertung und Kosten
Um die Blutzusammensetzung zu untersuchen, stehen zwei Methoden zur Verfügung: das kleine Blutbild und das Differentialblutbild. Die Werte beider Untersuchungen zusammen ergeben ein großes Blutbild. Welche Werte werden beim Differentialblutbild untersucht und was bedeuten sie?
Was ist ein Differentialblutbild?
Da viele Krankheiten die Anzahl und Beschaffenheit der Blutzellen oder anderer Blutbestandteile verändern, ist eine Blutuntersuchung für die Krankheitsdiagnose oft unentbehrlich. Dabei liefert ein kleines Blutbild einen Überblick über die Anzahl der weißen und roten Blutkörperchen (Leukozyten und Erythrozyten) sowie der Blutplättchen (Thrombozyten). Das Differentialblutbild hingegen der Differenzierung der Unterarten der Leukozyten zur genaueren Analyse – daher der Name. Da weiße Blutkörperchen ein wichtiger Teil des Immunsystems sind, kann man anhand der Anzahl und Verteilung der einzelnen Unterarten Rückschlüsse auf Krankheiten ziehen.
Außerdem zeigt das Differentialblutbild die Beschaffenheit aller Blutzellen: Dieser Befund ist ebenfalls wichtig für die Diagnose, denn wenn die Form oder Größe der Blutzellen verändert ist, kann dies auf verschiedene Erkrankungen oder Mangelzustände hinweisen. Darüber hinaus ist es möglich zu prüfen, ob sich noch andere Bestandteile (z. B. Erreger der Malaria) im Differentialblut befinden.
Um ein Differentialblutbild zu erstellen, färbt man die Blutzellen mit einem speziellen Farbstoff an, da man sie so besser unterscheiden kann.
Werte im Differentialblutbild
Unter Normalbedingungen liegen die Unterarten der weißen Blutkörperchen in einem Differentialblutbild bei erwachsenen Männern und Frauen in folgenden Anteilen vor:
Leukozyten-Unterart | Anteil im Blut |
Granulozyten: | |
– stabkernige neutrophile | 0 bis 5 % |
– segmentkernige neutrophile | 30 bis 80 % |
– Eosinophile | 0 bis 6 % |
– Basophile | 0 bis 2 % |
Monozyten | 1 bis 12 % |
Lymphozyten | 15 bis 50 % |
Die für ein Differentialblutbild geltenden Normwerte können je nach Literatur um wenige Prozentpunkte abweichen.
Leukozyten-Unterart: Granulozyten
Wer ein Differentialblutbild erstellt, um die verschiedenen Unterarten der Leukozyten im Blut zu unterscheiden (d.h. zu differenzieren), findet vor allem Granulozyten: Diese Unterart macht in einer Blutprobe den größten Anteil an weißen Blutkörperchen aus. Sie werden unterteilt in:
- neutrophile Granulozyten
- eosinophile Granulozyten
- basophile Granulozyten
Die neutrophilen Granulozyten kann man weiter unterscheiden in stabkernige und segmentkernige. Dabei stellen die stabkernigen eine frühere Entwicklungsstufe der segmentkernigen reifen Granulozyten dar.
Die Aufgabe der Granulozyten bei der körpereigenen Immunabwehr liegt darin, Bakterien, Viren und Pilze, also Erreger von Infektionen, zu bekämpfen. Eosinophile und basophile Granulozyten spielen unter anderem bei allergischen Reaktionen eine wichtige Rolle.
Erhöhte Granulozyten im Differentialblutbild
Eine erhöhte Granulozyten-Zahl im Differentialblutbild kann zum Beispiel folgende Ursachen haben:
- akute Infektionskrankheit
- akute Vergiftung
- Allergie
- Leukämie
- verschiedene Medikamente
- Stress
- körperliche Belastung
- Schwangerschaft
- Infektion mit Parasiten
- schwere Schilddrüsenüberfunktion
Verminderte Granulozyten im Differentialblutbild
Ergibt die Bestimmung des Differentialblutbilds eine stark verminderte Granulozyten-Zahl im Blut, kann dies unter anderem folgende Gründe haben:
- eine beginnende Infektionskrankheit, durch die der körpereigene Granulozytenverbrauch stark angestiegen ist
- eine Knochenmarksschädigung, die eine verminderte Granulozytenproduktion nach sich zieht
- Cushing-Syndrom
- Vitamin-B12- oder Folsäuremangel
- Stress
- bestimmte Medikamente (wie Kortison)
Leukozyten-Unterart: Monozyten
Unter den im Differentialblutbild unterscheidbaren (bzw. differenzierbaren) Unterarten weißer Blutkörperchen bilden die Monozyten normalerweise den prozentual kleinsten Anteil. Monozyten spielen als typische Fresszellen des Körpers eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr: Sie können Erreger verdauen und – durch die daraufhin ausgesandten Botenstoffe – das Immunsystem zusätzlich aktivieren.
Eine erhöhte Monozytenzahl im Differentialblutbild ist typisch für die Mononukleose (auch bekannt als Pfeiffersches Drüsenfieber). Zu den weiteren möglichen Ursachen für eine erhöhte Anzahl Monozyten im Blut gehören:
- Tuberkulose
- Malaria
- Syphillis
- entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa
- Krebs (Lymphome)
- Chemotherapie
Eine verminderte Anzahl Monozyten im Differentialblut deutet auf ein Versagen des Knochenmarks hin.
Leukozyten-Unterart: Lymphozyten
Neben den Granulozyten und Monozyten ermöglicht es das Differentialblutbild, auch die dritte Unterart der Leukozyten im Blut zu unterscheiden – die Lymphozyten: Dies sind kleine, spezielle weiße Blutkörperchen, die der Körper im Knochenmark und in den lymphatischen Organen, wie Milz, Thymus und Lymphknoten, bildet. Im Rahmen der Immunabwehr erfüllen Lymphozyten zwei wichtige Aufgaben:
- Die B-Lymphozyten sind für die Bildung der Antikörper verantwortlich.
- Die T-Lymphozyten regeln die Organisation der Abwehr, und zwar mithilfe von Botenstoffen, die für die Informationsweitergabe zwischen unterschiedlichen Zellen des Immunsystems zuständig sind.
Die Anzahl der im Differentialblutbild festgestellten Lymphozyten kann wie folgt zur Diagnose verschiedener Krankheiten beitragen:
Erhöhte Lymphozytenzahl
Eine erhöhte Anzahl Lymphozyten im Differentialblutbild kann Zeichen für eine lymphatische Leukämie sein. Solche Blutwerte treten jedoch auch in der Heilungsphase von Infektionskrankheiten auf. Finden sich mehr Lymphozyten im Differentialblut, als es die Normwerte vorgeben, kann dies vor allem auf Virusinfektionen hindeuten. Aber auch bei einigen bakteriellen Erkrankungen, wie Tuberkulose oder Brucellose, sind die Laborwerte für Lymphozyten im Blut erhöht.
Verminderte Lymphozytenzahl
Vor allem wenn das lymphatische System geschädigt ist (z. B. durch Strahlung, Vergiftungen, Medikamente oder Erreger wie das AIDS-Virus), ergibt das Differentialblutbild stark verringerte Werte für Lymphozyten. Auch Morbus Hodgkin oder das Cushing-Syndrom können für eine verringerte Lymphozytenzahl im Blutbild verantwortlich sein.
Kosten für das Differentialblutbild
Um die einzelnen Zellen der weißen Blutkörperchen aufzuschlüsseln, muss ein großes Blutbild, welches ein Differenzialblutbild beinhaltet, durchgeführt werden. Zur Bestimmung werden wenige Milliliter Blut meist aus einer Vene am Arm entnommen und im Labor ausgewertet. Normalerweise werden die Kosten in Höhe von 5,38 € dafür von den Krankenkassen übernommen. Hinzu kommen die Kosten für die Auswertung und Besprechung mit dem Arzt oder der Ärztin, die ja nach Befund variieren können.