Eine Ärztin versorgt eine Frau, die ein Chemotherapie erhält.
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Chemotherapie: Ablauf, Arten und Dauer

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.02.2025

Als Chemotherapie bezeichnen Fachleute die Behandlung bösartiger Tumoren mit speziellen chemischen Substanzen (Zytostatika). Diese sollen Krebszellen abtöten beziehungsweise verhindern, dass sie sich weiter vermehren. Erfahren Sie mehr zu Ablauf, Arten und Nebenwirkungen einer Chemotherapie.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Chemotherapie

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Die Nebenwirkungen hängen stets von der Art der Erkrankung, den verabreichten Medikamenten und dem Allgemeinzustand der betroffenen Person ab.

Was genau ist eine Chemotherapie?

Eine Chemotherapie kann im Rahmen einer Krebsbehandlung zum Einsatz kommen. Die verabreichten Medikamente (Zytostatika oder auch Chemotherapeutika) haben das Ziel, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen. Womit eine Krebserkrankung behandelt wird, hängt unter anderem davon ab, um welche Art von Krebs es sich handelt. Die Zytostatika erhalten Betroffene in Form von Tabletten, oft aber auch per Spritze (Injektion) oder als Infusion direkt in die Vene oder über einen Port.

Wann kommt eine Chemotherapie zum Einsatz?

Eine Chemotherapie kann bei unterschiedlichen bösartigen (malignen) Tumoren wie Brustkrebs, Lungenkrebs oder Darmkrebs durchgeführt werden. Die Chemotherapeutika wirken im gesamten Organismus (systemisch). Deshalb ist die Behandlung besonders wirksam bei Krebs, der sich im Körper ausbreitet, zum Beispiel Leukämie (Blutkrebs) und Lymphdrüsenkrebs (Lymphome wie Morbus Hodgkin). 

Unterschiedliche Arten der Chemotherapie

Je nach Art und Stadium der Erkrankung kann die Chemotherapie unterschiedliche Ziele verfolgen: 

  • kurative Chemotherapie: Dabei ist das gewünschte Ziel die vollständige Heilung der Krebserkrankung. Die Therapie kann sowohl bei im Körper ausgebreiteten Krebsarten wie Blutkrebs oder Lymphdrüsenkrebs, als auch bei lokal begrenzten Tumoren wie Hodenkrebs zum Einsatz kommen. Eine intensive Chemotherapie kann auch bei einem Wiederauftreten einer Tumorerkrankung (Rezidiv) zur Heilung führen.

  • neoadjuvante Chemotherapie: Manchmal ordnen Fachleute vor einer Bestrahlung oder Operation eine sogenannte neoadjuvante Chemotherapie an, mit dem Ziel, den Tumor zunächst zu verkleinern.

  • adjuvante Chemotherapie: Dahingegen soll die adjuvante Chemotherapie verbleibende Tumoren oder Tumorreste nach einer Operation oder Strahlentherapie bekämpfen.

  • palliative Chemotherapie: Ist eine Heilung nicht mehr möglich, kann die sogenannte palliative Chemotherapie Tochtergeschwulste (Metastasen) verkleinern, die Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern. Eine palliative Krebstherapie mit Zytostatika spielt besonders bei Brust-, Eierstock-, Darm-, Lungen- oder Prostatakrebs eine Rolle.

Ablauf einer Chemotherapie

Meist erfolgt eine Chemotherapie ambulant, sodass sich Patient*innen zu Hause erholen können. In manchen Fällen ist jedoch ein Krankenhausaufenthalt notwendig, etwa wenn

  • es sich um eine intensive Behandlung handelt, 
  • die Nierenfunktion überprüft werden muss oder
  • eine erhöhte Infektionsgefahr besteht.

Die Therapie läuft in mehreren Behandlungszyklen ab. Das heißt, zwischen den Behandlungsphasen liegen genau festgelegte Zeiträume, in denen keine Therapie erfolgt. Diese Pausen sind notwendig, damit sich die gesunden Zellen und Gewebe von der Wirkung der Zytostatika erholen können. 

In der Regel sind etwa vier bis sechs, manchmal jedoch auch mehr, Behandlungszyklen bei einer Chemotherapie notwendig. Dadurch werden auch Tumorzellen erfasst, die sich während eines vorangegangenen Zyklus in einer Ruhephase befanden und daher durch die Zytostatika nicht zerstört wurden.

Chemotherapie: Oral, per Infusion in Vene oder mit Port

Die Medikamente können entweder oral in Tablettenform, als Spritzen (Injektion) oder Infusionen über Venen verabreicht werden. 

Einige Patient*innen erhalten einen sogenannten Port, den Ärzt*innen im Rahmen eines operativen Eingriffs unter die Haut einsetzen. Dieser ist mit einer großen Vene verbunden und kann während des gesamten Behandlungszeitraums im Körper bleiben. Der Vorteil ist, dass nicht bei jeder Sitzung erneut ein Zugang gelegt werden muss und auch das Risiko von Nebenwirkungen wie Venenentzündungen gesenkt wird. 

Wann ist die Chemotherapie erfolgreich?

Fachleute überprüfen regelmäßig die Wirkung der Chemotherapie auf den Krebs. Die Behandlung gilt – abhängig vom jeweiligen Ziel – als erfolgreich, wenn der Tumor

  • nicht mehr gewachsen ist, 
  • sich verkleinert hat,
  • ganz verschwunden ist beziehungsweise 
  • sich das subjektive Befinden der betroffenen Person durch die Behandlung gebessert hat.

Chemotherapie: Welche Wirkstoffe kommen zum Einsatz?

Die Wirkstoffe der Chemotherapie unterteilen Fachleute abhängig von ihrem jeweiligen Angriffspunkt beziehungsweise Wirkmechanismus in folgende Hauptgruppen:

  • Alkylanzien: Diese Wirkstoffe zerstören das Erbmaterial (DNA) der Zellen. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Cyclophosphamid, Chlorambucil oder Busulfan.

  • Platin-Verbindungen: Auch chemische Verbindungen des Edelmetalls Platin, etwa Cisplatin oder Carboplatin, können zum Einsatz kommen. Platinhaltige Zytostatika bewirken Querverbindungen innerhalb der DNA. Die Folge: Das Erbgut kann sich nicht verdoppeln und die Zellvermehrung ist gestört.

  • Antimetabolite: Antimetabolite werden als "falsche Bausteine" in die DNA eingebaut und zerstören so das Erbgut der Zellen. Dazu zählen sogenannte Folsäure-Antagonisten (wie Methotrexat oder Pemetrexed), die Pyrimidin-Analoga (wie 5-Fluorouracil) und die Purin-Analoga (z. B. Thioguanin, Azathioprin, Mercaptopurin).

  • Naturstoffe: Zu diesen gehören die sogenannten Vinca-Alkaloide (Vincristin, Vinblastin), die Zellen während der Zellteilung behindern. Auch die Epipodophyllotoxine (Etoposid, Teniposid) sind Vertreter der Naturstoffe. Taxane (z. B. Paclitaxel oder Docetaxel) sind eine weitere Wirkstoffgruppe. Auch sie greifen in die Zellteilung ein und behindern diese.

  • Antibiotika: Antibiotika sind ursprünglich natürliche Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien. Einige Antibiotika hemmen so stark die Zellteilung, dass sie auch zur Krebstherapie eingesetzt werden. Dazu zählen etwa Dactinomycin, Bleomycin, Daunorubicin oder Mitomycin.

  • Enzyme: Enzyme sind Eiweiße, die chemische Reaktionen beschleunigen. Bei der Behandlung mancher lymphatischer Leukämien (Blutkrebs) kann das Enzym Asparaginase wirksam sein. Es senkt die Konzentration von Asparagin im Blut, sodass diese Aminosäure bestimmten Tumorzellen für deren Vermehrung fehlt.

  • Hormone: Einige Tumorarten werden durch Hormone stimuliert. Der Einsatz von Hormonen beziehungsweise ihren Hemmsubstanzen (Gegenspieler-Hormone) kann daher die Entwicklung bestimmter Krebsarten verhindern oder eindämmen. Beispiele für Hormonbehandlungen sind die Anwendung von Antiöstrogenen (z. B. Tamoxifen) bei Brustkrebs und Antiandrogenen (wie Flutamid) bei Prostatakrebs.

Chemotherapie: Risiken und Nebenwirkungen

Bei einer Chemotherapie beziehen sich die Risiken und Komplikationen vor allem auf die Nebenwirkungen der eingesetzten Zytostatika. Zu Nebenwirkungen kann es kommen, da die Medikamente auch normale Zellen schädigen. Betroffen sind vor allem Zellen, die sich besonders schnell teilen, wie die des blutbildenden Systems (Knochenmark), der Haarwurzeln und Schleimhautzellen im Magen-Darm-Trakt.

Folgende Nebenwirkungen sind möglich:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schwitzen
  • Frieren
  • Fieber
  • Haarausfall
  • Appetitlosigkeit
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Bauchschmerzen
  • Störungen der Blutbildung (Blutarmut) und der Blutgerinnung
  • erhöhtes Risiko für Infektionen
  • schwere Erschöpfungszustände (Fatigue)
  • Schädigung verschiedener Organe wie Leber, Nieren, Lunge oder Herz
  • Nervenschädigungen
  • Fruchtbarkeitsstörungen, schlimmstenfalls Unfruchtbarkeit
  • Veränderungen der Nägel wie Rillen- oder Furchenbildung
  • Entzündungen der Schleimhäute (Mukositis)

Nach Beginn einer Chemotherapie treten einige Nebenwirkungen innerhalb weniger Stunden oder Tage auf, andere erst nach Monaten oder Jahren. Der Umfang der Begleiterscheinungen hängt vor allem von der Art und der Dosis der eingesetzten Zytostatika sowie von der Dauer der Behandlung ab. Auch die allgemeine körperliche und seelische Verfassung von Patient*innen spielt eine Rolle.

Nebenwirkungen lassen sich meist gut durch begleitende therapeutische Maßnahmen reduzieren und so auch die Lebensqualität verbessern. Betroffene sollten sämtliche Begleiterscheinungen den behandelnden Fachleuten mitteilen, um eine entsprechende Behandlung zu erhalten.