Stillen
Soll, will, kann ich mein Baby stillen? Was, wenn ich nicht stillen möchte? Oder es mit dem Stillen nicht funktioniert? Ist Stillen wirklich das Beste für mein Kind? Wie lange sollte ich voll stillen? Diese oder ähnliche Fragen stellen sich viele Schwangere, besonders vor der Geburt ihres ersten Kindes.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines zum Stillen
Ob Sie stillen möchten, entscheiden erst einmal nur Sie selbst! Stillen ist das Beste für Ihr Baby – aber nur, wenn Sie sich dabei wohl fühlen. Die häufige Meinung des Umfelds, dass Stillen das Optimum für Ihr Baby ist, kann schnell einen unangenehmen Druck erzeugen. Es ist aber legitim, wenn Sie Ihr Kind nicht stillen möchten. Denn wenn Sie mit Unwohlsein an das Stillen herangehen oder es eigentlich komplett ablehnen, bedeutet das am Ende nur Stress für Sie und Ihr Kind.
Wer sich aber auf das Abenteuer Stillen einlässt, kann eine ganz neue Erfahrung machen und unterstützt dabei zum einen die gesunde Entwicklung seines Babys und kurbelt zum anderen die Rückbildung der Gebärmutter an. Nicht zuletzt purzeln die Pfunde, die Sie während der Schwangerschaft gesammelt haben, meist recht schnell, da das Stillen viel Energie benötigt.
Am besten ist es, das Baby mindestens vier Monate lang voll stillen. Dass vorher andere Nahrung außer Muttermilch oder Flaschenmilch für Babys nicht geeignet ist, darin sind sich die Experten einig. Manche Stellen empfehlen Vollstillen für die ersten sechs Monate. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn Ihr Baby weiterhin satt zu werden scheint und sich gesund entwickelt. Es ist nach Ansicht der Experten aber nicht nötig, um Allergien vorzubeugen – hierfür sollen vier Monate Vollstillen ausreichen. Spätestens wenn sechs Monate verstrichen sind, sollten Sie aber langsam mit der Beikost zu beginnen. Damit fördern Sie zum einen die Feinmotorik Ihres Kindes (z.B. selbstständig essen mit Fingerfood), zum anderen sichern Sie so eine optimale Nährstoffversorgung.
Neben der Beikost ist es sinnvoll, wenn Sie Ihr Baby bis zum Ende des ersten Lebensjahrs weiter stillen und so seinen Bedarf an täglichen Milchmahlzeiten decken. Es spricht auch nichts dagegen, über das erste Lebensjahr hinaus weiterhin zu stillen. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus ist es aber nicht nötig.
Aller Anfang ist schwer: Auch wenn das Stillen ein natürlicher Vorgang ist, ist es wichtig, einige Grundregeln zu kennen, denn auch Stillen will gelernt sein. Am besten informieren Sie sich schon in der Schwangerschaft darüber. Fast alle Stillprobleme, auch zunächst aussichtslose, können gelöst werden, wenn Sie jemanden haben, der Ihnen zur Seite steht und dem Sie vertrauen. Das können zum Beispiel Ihr Frauenarzt, Ihre Hebamme oder eine Stillberaterin sein.
Die Muttermilch
Während einer Schwangerschaft produziert der Körper vermehrt Östrogen und Progesteron. Diese Hormone sorgen dafür, dass die Brust wächst und sich darauf vorbereitet, die Muttermilch zu produzieren. Während der Schwangerschaft hemmen die Hormone zunächst noch die Milchproduktion. Bei einigen Frauen treten in dieser Zeit aber schon einige Tropfen der sogenannten Vormilch aus.
Darum keine Sorge: Frauen, der Brüste zunächst kaum wachsen und die keine Vormilch bemerken, haben die gleichen Chancen auf eine entspannte Stillzeit wie Frauen, die zwei Körbchengrößen zulegen oder laufend Vormilch produzieren.
Wenn Ihr Baby auf der Welt ist und auch die Plazenta ausgestoßen wurde, fallen die Östrogen- und Progesteronspiegel sehr schnell auf einen niedrigen Pegel ab. Stattdessen steigt jetzt der Spiegel des vorher unterdrückten Prolaktins steil an. Prolaktin ist ein Hormon der Hirnanhangdrüse und setzt die Milchproduktion in Gang. Ein weiterer im Gehirn produzierter Botenstoff, das Oxytocin, bewirkt, dass sich die Milchgänge in der Brust auf einen Saugreiz hin zusammenziehen und somit die Muttermilch freigeben. Das Stillen kann beginnen.
Die Vormilch reicht aus, um Ihr Baby in den ersten Tagen nach der Geburt zu ernähren. Es ist auch normal, dass Babys nach der Geburt erst einmal abnehmen. Nach wenigen Tagen wird mehr Muttermilch mit anderer Zusammensetzung einschießen.
Die Muttermilch verändert im Laufe der Zeit ihre Zusammensetzung:
- Vormilch: Spätestens gegen Ende der Schwangerschaft bildet sich die sogenannte Vormilch (Kolostrum, Colostrum) in den Brüsten. Diese klare, meist gelbliche Flüssigkeit ist weniger fett als reife Muttermilch und enthält weniger Kohlenhydrate, also Zucker. Sie liefert immunologische Schutzfaktoren (IgA-Antikörper), die im Darm des Neugeborenen eine Barriere gegen Krankheitserreger bilden. Vormilch enthält außerdem mehr Eiweiß und Mineralstoffe als die spätere Milch. Sie ist optimal für die ersten Tage nach der Geburt geeignet.
- Übergangsmilch: Nach etwa zwei bis vier Tagen kommt es zum sogenannten Milcheinschuss mit der Übergangsmilch. Sie hat einen höheren Fett- und Kohlenhydratanteil als die Vormilch.
- Frauenmilch: Etwa ab der dritten Lebenswoche bildet sich die sogenannte reife Frauenmilch. Ihre Konsistenz und Zusammensetzung kann sich je nach Tageszeit oder Ihrer Ernährung leicht verändern. Die reife Frauenmilch ist sowohl die einzige Nahrung als auch die einzige Flüssigkeit, die Ihr Baby für die nächsten Monate benötigt.
Die Muttermilch enthält alle für das Baby wichtigen Stoffe (Eiweiße, Fette, Milchzucker, Vitamine, Abwehrstoffe). Je nach Alter des Säuglings sind Zusammensetzung und Menge der Muttermilch genau auf den Bedarf abgestimmt. Diese natürliche Regulation wird durch die zusätzliche Gabe von Flaschenmilch oder Tee gestört: Je weniger das Baby an der Brust saugt, desto weniger Milch wird produziert. Wenn Sie daher das Gefühl haben, dass Sie zu wenig Milch produzieren, legen Sie Ihr Baby häufiger an. Oft reicht das aus, um die Milchproduktion anzukurbeln.
Stillen: Die Vorteile
Stillen hat viele Vorteile. Es dient nicht nur dazu, Ihr Baby optimale mit Nährstoffen und Flüssigkeit zu versorgen. Es ist auch von besonderer emotionaler Bedeutung für die Mutter-Kind-Beziehung und fördert außerdem bei Ihnen die Wundheilung nach der Geburt. Durch das Saugen an den Brustwarzen wird zudem das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das die Gebärmutterrückbildung begünstigt. Viele Frauen berichten auch von einer beschleunigten Gewichtsabnahme während der Stillzeit.
Mit Entwicklung der Flaschennahrung und der damit verbundenen wirtschaftlichen Interessen wurde das Stillen in den 1970er Jahren fälschlicherweise auch von Experten als unmodern und überflüssig gebrandmarkt. Es wurde propagiert, künstliche Babynahrung sei moderner und besser als Muttermilch. Erst durch intensive Forschungs- und Aufklärungsarbeit von medizinischem Fachpersonal und Selbsthilfegruppen hat sich Muttermilch nachweislich als beste Lösung für Säuglinge behauptet. Die wichtigsten Vorteile der Muttermilch sind:
Für den Säugling:
- ideale Zusammensetzung von Nährstoffen und besser verdaulich als Flaschennahrung; dadurch weniger Blähungen und Verstopfung
- Schutz vor Allergien und chronischen Erkrankungen (z.B. Neurodermitis, Asthma bronchiale, Heuschnupfen), wenn mindestens vier Monate voll gestillt wird
- Schutz vor Infektionskrankheiten
- unterstützt die Entwicklung von Gaumen und Kiefer
- regt die Sinne an
- der Körperkontakt wirkt beruhigend, die Brust kann als Einschlafhilfe dienen
- senkt das Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS)
Für die Mutter:
- einfacher zu handhaben als Flaschennahrung (keine Zubereitungszeit, kein Fläschchen-Sterilisieren, kein nächtliches Aufstehen nötig, wenn das Baby bei der Mutter schläft)
- reduziert nachgewiesen das Brustkrebsrisiko
- fördert die Rückbildungsvorgänge nach der Geburt
- fördert die Wundheilung nach der Geburt
- stärkt das Selbstbewusstsein vieler Frauen
Für Mutter und Kind:
- Körperkontakt
- emotionale Verbundenheit
- unterstützt die Mutter-Kind-Bindung
Erfolgreich stillen
Stillen ist zwar ein natürlicher Vorgang, muss aber erlernt werden. Früher gab man dieses Wissen von Generation zu Generation weiter. Heute übernehmen Hebammen, Stillberaterinnen und Säuglingskrankenschwestern diese Aufgabe. Wenn Sie sich schon während der Schwangerschaft mit dem Thema Stillen beschäftigt haben, sind Sie nach der Geburt bereits optimal darauf vorbereitet, erfolgreich zu stillen.
Beginnen Sie jede Stillmahlzeit mit einer anderen Brust, denn die erste Brust wird besser geleert. So kurbeln Sie die Milchproduktion in beiden Brüsten optimal an.
Eine durchschnittliche Stillmahlzeit dauert etwa zehn Minuten. Aber keine Sorge, wenn Ihr Baby länger (oder kürzer) trinkt! Viele Säuglinge machen längere Trinkpausen oder dösen beim Stillen ein. Da kann eine Mahlzeit auch einmal eine halbe Stunde dauern.
Grundregeln für erfolgreiches Stillen
- Gönnen Sie sich ausreichend Ruhe und Entspannung.
- Haben Sie Geduld! Es dauert eine Weile, bis sich der Stillrhythmus eingespielt hat – sowohl für Sie als auch für Ihr Kind.
- Trinken Sie mindestens zwei Liter Flüssigkeit täglich. Halten Sie für jede Stillmahlzeit eine Flasche Wasser griffbereit – viele Frauen bekommen beim Stillen großen Durst.
- Legen Sie das Neugeborene möglichst innerhalb der ersten Lebensstunde zum ersten Mal an.
- Lassen Sie sich frühzeitig zeigen, wie man das Kind richtig anlegt; dadurch können Sie Probleme wie z.B. wunde Brustwarzen mit großer Wahrscheinlichkeit vermeiden.
- Ihr Baby muss die Brustwarze und den Großteil des Warzenhofs in den Mund bekommen, um effizient saugen zu können.
- Legen Sie Ihr Kind vor allem in den ersten Wochen so oft an, wie es danach verlangt (anfangs kann das acht- bis zehnmal täglich sein). Stichwort: Stillen nach Bedarf.
- Lassen Sie Ihr Baby trinken, so lange es Hunger hat. Vermeiden Sie aber längeres Nuckeln an der Brust, um Ihre Brustwarzen zu schonen.
- Füttern Sie in den ersten vier Monaten weder andere Nahrung noch andere Getränke zu.
- Während der Wachstumsschübe (etwa mit zehn Tagen, sechs Wochen, zwölf Wochen) steigt der Milchbedarf des Neugeborenen. Durch häufigeres Anlegen können Sie die Milchproduktion ankurbeln.
- Stillen Sie Ihr Kind so lange, wie es Ihnen beiden Freude bereitet – empfohlen wird das ausschließliche Stillen während der ersten vier bis sechs Monate, das weiterführende Stillen ist aus gesundheitlichem Gesichtspunkt bis zum Ende des ersten Lebensjahrs sinnvoll. Es spricht nichts dagegen, Kinder auch über das erste Lebensjahr hinaus zu stillen.
- Holen Sie sich bei Problemen rechtzeitig Rat. Fast alle Schwierigkeiten können überwunden werden!
- Wenn zu wenig Milch fließt, können Sie die Brust mit Tüchern oder Stillöl wärmen. Legen Sie Ihr Baby außerdem häufiger an.
Wenn ein Baby plötzlich häufiger trinken möchte, kann das mehrere Gründe haben. Selten liegt es daran, dass es von der Milch, die Sie produzieren, nicht mehr satt wird. Wenn Ihr Säugling weiterhin zunimmt und sich gesund entwickelt, reicht Ihre Muttermilch zu seiner Ernährung völlig aus.
- Häufigeres Trinken kann einerseits ein Zeichen für einen Wachstums- oder Entwicklungsschub sein. Legen Sie Ihr Baby einfach häufiger an – Ihre Milchproduktion wird sich selbstständig an die neuen Zeiten anpassen, und oft nimmt die Häufigkeit nach ein paar Tagen wieder ab.
- In der warmen Jahreszeit oder bei trockener Heizungsluft kann es außerdem sein, dass Ihr Baby lediglich Durst hat. Es wird dann häufiger, aber weniger pro Stillmahlzeit trinken. Da zu Beginn einer Stillmahlzeit dünnere und erst später fetthaltigere Milch fließt, nimmt es sich so eine Extraportion Flüssigkeit, ohne tatsächlich mehr zu "essen". Gönnen Sie ihm diese Trinkeinheiten, anstatt ihm Tee oder Wasser anzubieten.
Richtiges Anlegen
Um Ihr Baby richtig zum Stillen anzulegen, sollten Sie besonders in der ersten Zeit ausreichend Zeit zur Verfügung haben. Achten Sie darauf, dass Ihre Haltung möglichst bequem ist, etwa gemütlich in einem Sessel oder liegend im Bett. Gerade, wenn Sie und Ihr Baby das Stillen noch üben, kann ein Stillkissen Sie dabei unterstützen, Ihr Baby richtig anzulegen.
Während Sie Ihr Baby mit einem Arm halten, greifen Sie mit der anderen Hand Ihre Brust. Legen Sie nun gleichzeitig mit Daumen und Zeigefinger Ihrem Baby die Brustwarze in den Mund. Achtung: Wenn Ihr Baby häufig nur die Spitze der Brustwarze greift, führt das schnell zu Schmerzen und einer Brustentzündung. Das kann jedem das Stillen verleiden. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Säugling immer möglichst die gesamte Brustwarze und einen Teil des Vorhofs im Mund hat. So liegt die Brustwarze in der richtigen Position am Gaumen des Babys. Das ist für Sie angenehmer und vereinfacht außerdem den richtigen Milchfluss.
Die ersten Male kann das richtige Anlegen zum Kraftakt werden. Gerade zu Beginn ist der Milchfluss noch nicht optimal geregelt, sodass die Brüste sehr prall werden können. Manche Säuglinge bekommen dann die Brust nicht richtig zu fassen. Das artet schnell in Stress aus, wenn die Brust weh tut, aber nicht geleert wird, das Baby vor Hunger schreit und die unerfahrene Mutter über dem Stillen verzweifelt.
Tipp 1: Ausstreichen! Wenn Ihre Brust zu prall ist, streichen Sie vor dem Stillen etwas Milch aus. Dazu reicht es meistens aus, wenn Sie mit der flachen Hand von der Achsel aus kräftig zur Brustwarze hin streichen. Nach mehrmaligem Streichen kommt häufig ein kräftiger Milchstrahl. Lassen Sie etwas Milch ausfließen und halten Sie dann einen Finger einige Sekunden auf die Brustwarze, bis der Milchfluss wieder versiegt. Alternativ können Sie die Milch fließen lassen und Ihrem Baby direkt in den Mund leiten, während Sie erneut versuchen, es anzulegen.
Tipp 2: Sanfte Unterstützung! Sie können Ihr Baby auch beim Anlegen unterstützen, indem Sie mit der Hand des Arms, der das Baby hält, leicht seinen Kopf umfassen. Tippen Sie jetzt mit der Brustwarze sanft gegen den Mund des Säuglings. Sobald er den Mund weit zum Trinken öffnet, drücken Sie seinen Kopf sanft aber kräftig gegen die Brust. Manche Babys brauchen gerade in den ersten Lebenstagen diese Unterstützung, um die Brustwarze gut greifen zu können.
Abdocken
Nicht nur das Anlegen will gelernt sein. Manchmal ist es nötig, kleine Langtrinker oder Nuckler von der Brust abzudocken. Auch das geht einfach, wenn man den Trick erst einmal beherrscht: Schieben Sie einfach einen Finger (am besten Ihren kleinen Finger) in den Mundwinkel des Babys. Es wird die Brust mit einem leisen "Plop" freigeben.
Stillpositionen
Wer einmal andere Frauen beim Stillen beobachtet oder Bücher und das Internet nach Informationen durchforstet hat, der kann schnell den Eindruck bekommen, dass Stillen nicht nur der Nahrung dient, sondern eine eigene Kunstform ist. Stillen im Liegen, im Wiege- oder Rückengriff, mit oder ohne Stillkissen (und welches ist das richtige?), im Doppelpack mit Zwillingen oder gar beim Spazierengehen im Tragetuch – manch werdende Mutter bekommt da schnell Zweifel, ob Sie dem gewachsen sein wird.
Stillen will zwar erlernt sein (und zwar sowohl von der Mutter als auch vom Baby), es ist aber keine Kunst! Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie Ihr Baby stillen können, Sie müssen diese aber nicht alle durchexerzieren. Viele Stillpositionen dienen lediglich dazu, besondere Situationen auszunutzen (z.B. das Stillen im Tragetuch) oder Babys, die beim Trinken Probleme haben, zu unterstützen (z.B. Kinder mit Down-Syndrom über den Rückengriff).
Die häufigsten gewöhnlichen (und meist ausreichenden) Stillpositionen sind:
- Wiegegriff / Wiegehaltung
- Rückengriff / Rückenhaltung
- Stillen im Liegen
Wiegehaltung
Für die Wiegehaltung sitzen Sie aufrecht, aber bequem. Sie können sich dafür beispielsweise auf die Couch oder in einen bequemen Sessel setzen. Stützen Sie gerade in der Anfangsphase Ihren Rücken mit einem Kissen und Ihre Arme (und eventuell auch das Baby) mit einem Stillkissen, einer zusammengefalteten Decke oder mehreren Sofakissen.
- Für den Wiegegriff legen Sie Ihr Baby quer vor Ihren Bauch. Sein Kopf zeigt dabei zu der Seite, auf der Sie stillen möchten.
- Halten Sie das Baby so, dass sein Kopf in Ihrer Armbeuge liegt und Ihr Arm seinen Rücken stützt.
- Gesicht, Bauch und Beine Ihres Babys liegen möglichst in einer Linie und das Gesicht zeigt zu Ihnen und ist auf Höhe mit Ihrer Brust.
- Achtung: Lehnen Sie sich nicht zum Baby vor, das bereitet nur Rückenschmerzen. Legen Sie lieber noch ein Kissen mehr unter den unterstützenden Arm und heben Sie so das Baby höher an.
- Legen Sie den unteren Arm Ihres Babys unter Ihren unterstützenden Arm oder um Ihren Rücken herum. So können Sie Ihr Baby optimal anlegen.
Keine Sorge: Mit der Zeit, wenn sich das Stillen eingespielt hat, werden Sie den Wiegegriff auch auf einem einfachen Stuhl ohne spezielle Unterstützung für Baby oder Arme perfekt beherrschen!
Vorteile: Die Wiegehaltung können Sie, wenn sie erst einmal eingespielt ist, praktisch überall einsetzen, auch auf der Parkbank oder im Café.
Nachteile: Bei einer Kaiserschnittentbindung kann die Wiegehaltung die Narbe reizen und Ihnen Schmerzen bereiten. Einige Säuglinge haben außerdem anfangs Probleme, im Wiegegriff die Brustwarze richtig zu greifen.
Rückenhaltung
Die Rückenhaltung kann für Sie und Ihr Baby geeignet sein, wenn Sie beispielsweise eine Kaiserschnittnarbe entlasten möchten. Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass im Wiegegriff die Brust nicht ganz entleert wurde und Ihr Kind noch trinken möchte, können Sie den Rückengriff anwenden. Die Rückenhaltung unterstützt außerdem Babys, die besonders klein sind oder Probleme mit dem Andocken haben. Mütter von Zwillingen haben es oft leichter, wenn Sie die Babys gleichzeitig in der Rückenhaltung stillen.
- Für die Rückenhaltung sitzen Sie, wie für die Wiegehaltung, aufrecht aber bequem.
- Hilfreich ist ein Stillkissen auf der Seite, auf der Sie stillen möchten.
- Klemmen Sie sich dann Ihr Baby mit dem Kopf nach vorne unter den Arm und legen Sie seinen Kopf sanft in Ihre Hand.
- Nun können Sie mit der anderen Hand die Brust umgreifen und Ihr Baby anlegen.
Stillen im Liegen
- Um im Liegen zu stillen, können Sie Ihren Kopf mit Kissen stützen. Viele Mütter stillen aber auch in der ganz normalen Seitenlage ohne weitere Unterstützung.
- Ihr Baby liegt mit dem Gesicht zu Ihnen.
- Je nachdem, was für Sie bequemer ist, stützen Sie seinen Rücken und Kopf mit Ihrem oberen oder unteren Arm.
- Das war's schon: Aus dieser Position heraus können Sie Ihr Baby anlegen, indem Sie es einfach nah an Ihren Körper ziehen.
Vorteile: Stillen im Liegen kann besonders nachts von Vorteil sein. Viele stillende Mütter schwören darauf, ihr Baby im Halbschlaf einfach an die Brust zu ziehen und weiter dösen zu können, während es trinkt. Das macht häufiges Anlegen in der Nacht erträglicher.
Stillen im Liegen ist außerdem entspannend, wenn Sie unter Rückenschmerzen leiden – aber auch einfach schön, wenn Sie es sich mit Ihrem Baby gemütlich machen möchten.
Komplikationen
Aber auch andere Komplikationen können auftreten, so zum Beispiel durch:
- Unsicherheit der Mutter: Hier kann ein Gespräch mit der Nachsorgehebamme oder der Stillberaterin hilfreich sein.
- Hohlwarzen / Schlupfwarzen: Die Brustwarze kann vom Säugling nicht richtig umfasst werden. Hier können sogenannte Stillhütchen helfen.
- Erkrankungen der Mutter
- Medikamente, die die Mutter einnehmen muss
Milchstau – wunde Brustwarzen – Brustentzündung
Ein Milchstau kann zu wunden Brustwarzen führen, was wiederum eine Brustentzündung zur Folge haben kann. Infolge dessen wird das Stillen schwieriger und es kann wiederum zu einem Milchstau kommen. Diesen Teufelskreis sollten Sie möglichst frühzeitig unterbrechen.
Ein Milchstau entsteht, wenn die Brust nicht ausreichend entleert wurde. Ursachen für eine mangelnde Entleerung können zum Beispiel sein:
- eine falsche Anlegetechnik
- psychische Belastungen, die sich ungünstig auf den Milchflussreflex auswirken
- zu eng sitzende BHs
- ein Ungleichgewicht zwischen Milchbildung und Hunger des Kindes
Beim Milchstau ist die Brust prall gespannt und schmerzt. Das milchgefüllte Drüsengewebe drückt die Milchgänge ab und die Milch kann immer schlechter abfließen. Ihr Kind hat Schwierigkeiten, den gesamten Warzenhof mit dem Mund zu umfassen. In der Folge besteht die Gefahr, dass die Brustwarzen wund werden, was durch eine falsche Stilltechnik noch verstärkt werden kann. Durch die Schmerzen beim Stillen verkrampft sich die Mutter noch mehr und der Milchfluss kommt folglich schwerer in Gang.
Dringen durch die kleinen Hautverletzungen an der wunden Brustwarze Keime ein, insbesondere das Bakterium Staphylococcus aureus, kann sich die Brust entzünden. Die Brust ist dann geschwollen, gerötet und schmerzt, außerdem haben die betroffenen Frauen oft Fieber bis 40 Grad Celsius.
Was tun?
Der Übergang vom Milchstau zur Brustentzündung (Mastitis) verläuft fließend. In den Frühstadien der Entzündung sollten Sie die Brust mit Quarkkompressen kühlen. Außerdem sollten Sie dafür sorgen, die Brust leerzuhalten, indem Sie ...
- Ihr Baby häufig anlegen,
- die Milch unter der Dusche zusätzlich ausstreichen oder
- mit einer Milchpumpe abpumpen.
Vor dem Anlegen ist es oft hilfreich, wenn Sie den Milchfluss in Gang bringen, indem Sie warme Umschläge auflegen oder die Brust manuell ausstreichen. So schmerzt das Ansaugen Ihres Babys weniger. Gegen wunde Brustwarzen können Sie etwas Muttermilch auf der Brust antrocknen lassen. Lassen Sie möglichst viel Luft an die Brust und stillen Sie einige Zeit häufiger, aber kürzer.
Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb von 24 Stunden, sollten entzündungshemmende Medikamente und stillfreundliche Antibiotika eingesetzt werden. Eventuell wird der Arzt vorübergehend einen sogenannten Prolaktinhemmer verabreichen, um die Milchbildung zu reduzieren. Es ist aber meist dennoch möglich, weiter zu stillen. Dies wird von Stillberaterinnen, solange der Stillwunsch der Mutter besteht, auch generell empfohlen.
Vorbeugen
Einem Milchstau können Sie gut vorbeugen. Achten Sie auf die Anzeichen: Wenn Ihre Brustwarzen wund werden oder Ihre Brust häufig unangenehm prall gefüllt ist, sollten Sie aufmerksam beobachten, wie sich die Situation entwickelt. Bei Fieber suchen Sie gleich einen Arzt auf!
Wunde Brustwarzen können Sie mit speziellen Salben aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke behandeln. Die Salben stören das Baby nicht beim Trinken und sind unbedenklich. Es kann auch helfen, wenn Sie Ihr Baby eine Zeitlang kürzer (dafür häufiger) trinken lassen, um die Brust nicht zu überreizen. Das sollten Sie aber nicht zu lange machen, da die erste Milch der Mahlzeit weniger fettreich ist. Um dauerhaft genügend Nahrung zu bekommen, sollte Ihr Baby bald wieder länger trinken dürfen.
Eine prall gefüllte Brust können Sie einfach selber entlasten: Wenn es schnell gehen muss und Sie wenig Zeit haben, können Sie die Brust etwas ausstreichen: Fahren Sie dazu kräftig mit der flachen Hand mehrfach von der Achsel aus zur Brustwarze. Meist reicht das aus, um die Milch in einem kräftigen Strahl fließen zu lassen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Brust entlastet ist, halten Sie einige Sekunden einen Finger auf die Brustwarze, bis die Milch wieder versiegt. Die fließende Milch können Sie auffangen und kurze Zeit im Kühlschrank lagern. Wenn Sie Ihrem Kind diese Milch mit der Flasche geben, entlastet das wiederum vorrübergehend Ihre Brustwarzen.
Wenn Sie die Zeit haben und sich wohler dabei fühlen, ganze Stillmahlzeiten durch die Flasche zu ersetzen, können Sie auch Milch mit einer Milchpumpe abpumpen. Lassen Sie sich in der Apotheke oder von einer Hebamme oder Stillberaterin beraten, was für Sie in Frage kommt. Häufig übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Milchpumpe, wenn Ihr Arzt Ihnen ein entsprechendes Rezept ausstellt. Sie können dann für eine gewisse Zeit eine Milchpumpe aus der Apotheke ausleihen.
Aber Achtung: Einige Säuglinge reagieren mit einer sogenannten Saugverwirrung, wenn Sie einmal die Flasche, einmal die Brust bekommen. Wenn Ihr Baby Probleme hat, sich abwechselnd darauf einzustellen, träufeln Sie die Milch besser mit einer Spritze (ohne Kanüle!) in seinen Mund.
Wann Sie nicht stillen sollten
Es gibt einige Infektionskrankheiten, bei denen die Sie nicht stillen sollten. Denn die entsprechenden Erreger können über die Muttermilch an Ihr Baby weitergegeben werden. HIV-infizierte Mütter und Frauen mit aktiver Hepatitis B, Zytomegalie sowie Tuberkulose sollten ihren Säugling nicht stillen. Auch Schad- und Giftstoffe, wie zum Beispiel Nikotin, Alkohol, Drogen oder bestimmte Medikamente, werden über die Muttermilch übertragen. Wenn Sie an einer Infektionskrankheit leiden, klären Sie im Gespräch mit Ihrem Frauenarzt individuell ab, ob Sie stillen dürfen.
Abstillen
Wenn Sie abstillen möchten, können Sie das gewöhnlich ohne Medikamente tun. Ersetzen Sie einfach die Muttermilch nach und nach durch Beikost oder Flaschennahrung. Aufgrund des allmählich geringer werdenden Bedarfs geht die Milchproduktion von selbst zurück: Je seltener Sie stillen, umso weniger Muttermilch wird produziert. Wenn Ihre Brüste trotzdem spannen, können Ihnen kühle Umschläge, Quarkpackungen oder das Ausstreichen der Milch (am einfachsten unter der Dusche) helfen. Viele Mütter schwören auf Salbei- und Pfefferminztee, die die Milchmenge reduzieren sollen.
Oft ist bewusstes Abstillen auch gar nicht nötig. Einige Kinder verzichten selbstständig auf die Milchmahlzeit, wenn ihnen zunehmend mehr feste Nahrung angeboten wird. Sie möchten dann vorwiegend nachts gestillt werden. Durch das seltenere Stillen lässt die Milchmenge nach. Das wiederum führt dazu, dass das Kind nach und nach das Interesse an der Brust verliert, was wiederum die Milchmenge reduziert. Irgendwann möchte das Kind dann gar nicht mehr gestillt werden.
Unter bestimmten Umständen kann es notwendig sein, die Milchproduktion mithilfe von Medikamenten abrupt zu hemmen. Man unterscheidet dabei das primäre Abstillen vor dem Milcheinschuss (wenn Sie nicht stillen möchten oder eine über die Muttermilch übertragbare Erkrankung haben) vom sekundären Abstillen bei bereits begonnener Milchproduktion.
Das sekundäre Abstillen kann zum Beispiel bei einer Entzündung der Brust (Mastitis) notwendig werden oder wenn das Stillen trotz aller Bemühungen nicht funktioniert. In diesen Fällen wird Ihnen Ihr Arzt Hormonpräparate verschreiben (sog. Prolaktinsekretionshemmer wie Cabergolin oder Bromocriptin). Zusätzlich können physikalische Maßnahmen helfen, wie das Hochbinden der Brust – meist reicht schon ein straffer BH – und kühlende Umschläge.
Verhütung in der Stillzeit
Manche Frauen sind sich unsicher, ob sie während des Stillens verhüten müssen oder nicht. Der Spiegel des Hormons Prolaktin ist nach der Geburt sehr hoch. Prolaktin erhält einerseits die Milchsekretion aufrecht, andererseits hemmt es aber auch den Eisprung und die Menstruation während der Stillzeit. Daher werden viele Frauen während der Stillzeit trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs häufig nicht schwanger. Eine sichere Verhütung in der Stillzeit ist aber nur gegeben, wenn Sie auf andere Verhütungsmittel zurückgreifen.
Stillen ist keine sichere Verhütungsmethode!
Es kann während der Stillzeit trotz Einfluss des Prolaktins zu einem Eisprung kommen, auch wenn Sie Ihre Menstruation nach der Geburt noch nicht wieder hatten. Wenn Sie eine frühe weitere Schwangerschaft verhindern möchten, sollten Sie daher zum Beispiel mit Kondomen, der Spirale (IUP, Intrauterinpessar) oder einem gestagenhaltigen Präparat (Minipille) verhüten.
Auch östrogenfreie Pillen können zur Verhütung in der Stillzeit eingesetzt werden: Da sie keine Östrogene enthalten, die sich über die Muttermilch negativ auf die Entwicklung des Babys auswirken können, sind sie für viele Frauen während und nach der Stillzeit eine gute Alternative. Die herkömmliche Kombinationspille sollten Sie jetzt aber nicht einnehmen: Sie kann die Zusammensetzung der Muttermilch verändern und die Milchproduktion hemmen.
Wenn Sie nicht stillen möchten
Die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Stillen ist eine zufriedene Mutter, die den Wunsch zu stillen in sich trägt. Es gibt aber auch Frauen, die nicht stillen möchten, die sich etwa aus persönlichen Interessen wie hohem beruflichen Engagement oder Wunsch nach Unabhängigkeit bewusst gegen das Stillen entscheiden. Andere wiederum haben vielleicht Angst vor dem Stillen oder fühlen sich bei dem Gedanken daran, dass ein anderes Wesen an Ihrer Brust trinkt, unwohl.
Am besten ist es, sich schon während der Schwangerschaft zu entscheiden, ob Sie Ihr Baby stillen möchte. Halbherzige Stillversuche sind meist schon im Voraus zum Scheitern verurteilt. Wenn Sie sich mit dem Stillen absolut nicht anfreunden können, ist es außerdem unkomplizierter, die Milchbildung bereits vor dem Milcheinschuss zu unterdrücken, als wenn dieser bereits erfolgt ist.
Wichtig ist, dass Sie sich nicht von der vorherrschenden Meinung, Stillen sei das Beste für Ihr Baby, unter Druck setzen lassen. Stillen funktioniert nur stressfrei, wenn es für Mutter und Kind eine angenehme Erfahrung ist. Sie tun sich und Ihrem Kind keinen Gefallen, wenn Sie sich selber zum Stillen zwingen, obwohl Sie es nicht möchten.
Es kann aber hilfreich sein, sich mit dem Thema zu beschäftigen, auch wenn Sie es zunächst ablehnen. Vielleicht kann eine professionelle Stillberaterin oder die Hebamme Ihres Vertrauens Ihre Bedenken ausräumen oder Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, trotz beispielsweise Karrierewunsch entspannt stillen zu können.