Entwicklung Baby – 1. Monat
Schon im Mutterleib hat ein Säugling bis zum Tag seiner Geburt eine Menge Fertigkeiten entwickelt, die sich im Laufe der nächsten Monate weiterentwickeln und erweitern. Im 1. Monat heißt es aber erst einmal: ankommen!
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Die ersten vier Wochen
Das Baby benötigt in den ersten vier Wochen seine ganze Energie, um sich an die neue Umwelt zu gewöhnen. Während der Schwangerschaft war es in der Enge der Gebärmutter vor Kälte, Schmerzen, Hunger, lauten Geräuschen und vielen anderen Sinneseindrücken geschützt und eng mit der Mutter verbunden. Nach der Geburt dauert es noch eine lange Zeit, bis das Baby begreift, dass es ein eigenständiges Wesen ist.
Die ersten vier Wochen im Leben eines Säuglings dienen daher dem Ankommen in der fremden Welt. Am wichtigsten ist es in dieser Zeit, dass die grundlegenden Körperfunktionen ihre Arbeit erfüllen: Atmung, Kreislauf, Verdauung und Körpertemperatur müssen gleich nach der Geburt stabilisiert und aufrechterhalten werden.
Außerdem müssen Babys nach und nach folgende Komponenten ihrer neuen Umwelt anpassen:
- Im Laufe der ersten Wochen muss der Säugling einen eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus finden (der nicht unbedingt dem Tag-Nacht-Rhythmus entspricht).
- Die Motorik muss verbessert werden (Koordination von Bewegungen, Körperhaltung, …).
- Das Baby muss nach und nach lernen, seine Befindlichkeiten zu regulieren, also etwa sich zu beruhigen, wenn es unruhig ist.
- Es muss lernen, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten – dafür ist es nötig, Dinge zu beobachten und auf Geräusche zu lauschen.
All das stellt einen fortwährenden Prozess dar, der mit der Zeit immer mehr verfeinert und ausgebaut wird und Säuglinge zu Beginn massiv fordert. Erst im dritten Monat hat sich das Baby so weit angepasst, dass es damit beginnen kann, seine Umgebung genauer zu erkunden. Neugeborene hingegen können nur über fünf bis zehn Minuten aufmerksam sein – danach sind sie erschöpft. Wenn Sie Ihr Baby genau beobachten, können sie sehen, dass seine Augen dann an Glanz verlieren und es den Blick abwendet.
Damit das Neugeborene nicht von Außenreizen überflutet wird, greift ein natürlicher Schutzmechanismus: Es schläft 16 bis 20 Stunden am Tag, in Intervallen von ein bis vier Stunden, um sich nicht zu überfordern. Es gibt aber auch Säuglinge, die Probleme mit dieser Regulation haben (Schreibabys).
Auch die Ausdruckmöglichkeiten des Säuglings sind in den ersten Tagen nach der Geburt noch begrenzt. Dennoch kann er von Anfang an grundlegende Gefühle und Bedürfnisse äußern, entweder durch Schreien oder aber durch eine bestimmte Körperhaltung.
Fühlt das Neugeborene sich wohl, zeigt es das durch Laute und – noch unkoordinierte – Bewegungen. Beim schlafenden Säugling ist schon früh im ersten Monat das sogenannte Engelslächeln zu beobachten, welches jedoch keine Gefühlsregung im eigentlichen Sinne ausdrückt. Ein erstes richtiges Lächeln beim wachen Kind werden die Eltern nach etwa zwei bis vier Wochen beobachten können. In dieser Zeit lächelt das Kind meist spontan ohne einen bestimmten Reiz von außen.
Das nimmt Ihr Baby wahr
Die Wahrnehmung des Säuglings ist in den ersten vier Wochen noch eingeschränkt. Er braucht sehr lange, um einen Reiz aufzunehmen und zu verarbeiten und ermüdet rasch. Verständlich, denn nach der Geburt muss das Neugeborene erst einmal lernen, mit der Fülle von ungedämpften Geräuschen klarzukommen, die nun auf es einströmen. Besonders plötzliche, laute Geräusche erschrecken es schnell. Wenn das Baby ausgeschlafen und aufmerksam ist, mag es aber hohe Töne besonders gerne – die meisten Eltern sprechen ihren Säugling daher instinktiv in einer höheren Stimmlage an.
Im Laufe der Zeit muss das Baby dann lernen, die unterschiedlichen Geräusche zu filtern, voneinander zu unterscheiden und darauf zu reagieren. Sie können Ihr Kind dabei unterstützen, indem Sie viel mit ihm sprechen, kommentieren, was Sie gerade tun, und bestimmte Rituale einführen, wie beispielsweise ein wiederkehrendes Schlaflied, wenn Sie das Baby ins Bett legen.
Auch der Geruchs- und Geschmackssinn ist bei Neugeborenen gut entwickelt: Babys erkennen ihre Mutter nach der Geburt am Geruch und können schon verschiedene Geschmacksrichtungen unterscheiden.
Von Geburt an kann ein Säugling sowohl sehen als auch hören – allerdings beides in eingeschränkter Form. Kurz nach der Entbindung nimmt ein Baby die Umgebung nur unscharf wahr – am deutlichsten erkennt es Dinge, die sich etwa 20 bis 25 Zentimeter vor seinem Gesicht befinden. Neugeborene betrachten gerne Gesichter – besonders die der Eltern, die automatisch die optimale Entfernung einhalten, wenn sie mit ihrem Baby sprechen.
Zudem können Neugeborene keine Farben sehen, sondern ausschließlich Grautöne. Allerdings erkennen sie unterschiedliche Formen, Muster,Kontraste und Helligkeiten.
Hören können Babys schon, bevor sie auf die Welt kommen. Im Mutterleib klingen die Geräusche gedämpft, dennoch lernt das Ungeborene schon dort beispielsweise die Stimme der Mutter kennen und erkennt diese später auch wieder.
Reflexe & Bewegungen
Neugeborene verfügen außerdem über eine Reihe angeborener Reflexe: So beginnt Ihr Kind instinktiv zu saugen, sobald Sie mit dem Finger seinen Gaumen berühren. Das hat es bereits im Lauf der Schwangerschaft mit den eigenen Fingern geübt. Darüber hinaus ist der Greifreflex sehr ausgeprägt – auch das konnte das Baby schon im Mutterleib erproben, indem es mit der Nabelschnur oder den eigenen Fingern und Zehen spielte. Wenn Sie mit Ihrem Finger die Handfläche Ihres Babys berühren, wird es feste die Hand schließen. Sowohl der Saugreflex als auch der Greifreflex verschwinden, je bewusster das Baby seine Bewegungen steuert.
Bis dahin dauert es aber noch ein paar Wochen: Im 1. Monat sind die Bewegungen des Säuglings noch ungezielt, es strampelt mit den Beinen, rudert mit den Armen, kann den Kopf noch nicht selbstständig halten und seine Lage nicht verändern. Das ändert sich erst, wenn die Muskeln mit der Zeit kräftiger werden und das Verständnis für das Umfeld wächst.
Jedes Kind entwickelt sich individuell. Die genannten Entwicklungsschritte können daher nur Anhaltspunkte sein. Wenn Ihr Baby von dieser Entwicklung abweicht, ist das zunächst kein Grund zur Besorgnis. Wenn Sie dennoch beunruhigt sind, besprechen Sie sich mit Ihrem Kinderarzt.
Tipps für die ersten vier Wochen
Am besten ist beim Neugeborenen der Tastsinn ausgeprägt: Während der Schwangerschaft war das Baby durch die Enge in der Gebärmutter und das Fruchtwasser permanent Berührungen ausgesetzt. Mit den Händen erkundete es die Nabelschnur oder lutschte am Daumen. Neugeborene behalten dieses Verhalten bei, indem sie zum Beispiel die Hand oder einzelne Finger in den Mund stecken.
Babys brauchen Körperkontakt
Die fehlende Berührung und Enge des Mutterleibs müssen mithilfe der Eltern ausgeglichen werden: Tragen und halten Sie Ihr Baby besonders in den ersten Wochen möglichst viel und nutzen Sie alltägliche Abläufe, um immer wieder Körperkontakt zum Neugeborenen aufzunehmen. So können Sie beispielsweise die tägliche Babypflege mit einer Massage verbinden und beim Stillen oder Fläschchengeben intensiv kuscheln.
Viele Babys werden gerne fest in Decken gewickelt (sog. Pucken), um die Geborgenheit der Gebärmutter nachzuempfinden – lassen Sie sich am besten von der Nachsorgehebamme zeigen, wie das geht, und achten Sie darauf, ob sich Ihr Baby mit dem Pucken wirklich wohl fühlt.
Das ist im 1. Monat wichtig
Im 1. Monat stehen folgende Vorsorgeuntersuchungen an: