Nekrose: Ursachen, Symptome und Therapie
Unter dem Begriff Nekrose versteht man das nicht programmierte Absterben von Zellen innerhalb von lebendem Gewebe. Häufig gelingt es dem Körper, die abgestorbenen Zellen so zu ersetzen, dass die Funktion erhalten bleibt. In manchen Fällen bildet sich jedoch Narbengewebe. Welche Anzeichen auf einen Gewebetod hindeuten und was die Ursachen sein können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Nekrose
Von einer Nekrose spricht man, wenn Zellen oder ganze Gewebepartien absterben. Dabei handelt es sich nicht um einen kontrollierten Zelltod (Apoptose), sondern um eine krankhafte körperliche Reaktion. Ohne Behandlung kann eine Nekrose ernsthafte Folgen haben: Im schlimmsten Fall können Organe betroffen sein oder ganze Gliedmaßen absterben.
Eine Nekrose kann Folge von Sauerstoffmangel oder einer Durchblutungsstörung sein. Auch Toxine (Gifte), Verätzungen, Verbrennungen oder Erfrierungen sowie diverse Traumata können Ursache sein. In vielen Fällen bildet sich eine Nekrose auch durch eine bakterielle Infektion.
Erste Anzeichen einer Nekrose sind lokale Hautveränderungen: Das betroffene Hautareal verfärbt sich gelblich oder dunkel-bräunlich, auch Schwellungen, Überwärmung und ein Spannungsgefühl sind typisch. Oft geht eine Nekrose mit starken Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen einher. Ist die Nekrose schon weit fortgeschritten, kann es auch zu Symptomen wie Fieber und Schüttelfrost kommen. Dazu kommt es vor allem dann, wenn Organe betroffen sind.
Nekrosen sind in der Regel gut heilbar. Je früher eine Nekrose diagnostiziert und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Unbehandelt kann der Gewebetod allerdings zu Komplikationen führen und gefährliche Organschäden auslösen. In sehr seltenen Fällen kommt es außerdem zum Absterben gesamter Gliedmaßen.
Zunächst erfolgt eine umfassende Anamnese, um mehr über die Ursache des Zelltods zu erfahren. Für eine gezielte Therapie ist es zudem wichtig herauszufinden, um welchen Nekrosetyp es sich handelt und wie weit die Nekrose bereits fortgeschritten ist. Hierzu können Gewebeproben dienen, die unter dem Mikroskop inspiziert werden. Auch bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme, ein Ultraschall, MRT oder CT können aufschlussreich sein.
Was ist eine Nekrose?
Bei einer Nekrose (griech. nekros = tot) gehen in den betroffenen Zellen Eiweiße (Proteine) zugrunde und Teile der Zellen beziehungsweise des Gewebes lösen sich auf. Das geschieht mithilfe von Enzymen. Also speziellen Eiweißen, die biochemische Reaktionen ermöglichen und beschleunigen können. Zerfällt eine Zelle, gelangen die Inhalte ins umliegende Gewebe und lösen eine Entzündungsreaktion aus. Besonders oft bilden sich Nekrosen bei chronischen Wunden, etwa bei einem Dekubitus (Wundliegen) oder einem diabetischen Fuß. Sind die Gewebezellen einmal abgestorben, ist dies nicht mehr umkehrbar.
Auch das Knochengewebe und in einigen Fällen ganze Gewebeareale können betroffen sein, mitunter kommt es zum Absterben von Gliedmaßen.
Ein gutes Immunsystem verbessert die Prognose
Eine Nekrose von nur kleinem Ausmaß kann der Körper bei guter Abwehrlage in der Regel durch funktionsfähiges Gewebe ersetzen. In solchen Fällen heilt das betroffene Gewebe und erlangt seinen Ausgangszustand wieder. Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind daher besonders gefährdet, eine Nekrose mit kompliziertem und langwierigem Verlauf zu entwickeln.
Apoptose: Programmierter Zelltod
Neben der Nekrose gibt es noch eine weitere, nicht pathologische Form des Zelltodes: die Apoptose. Dass Zellen absterben, ist zunächst nämlich normal und kommt ständig vor: Rund zehn Milliarden Zellen sterben im menschlichen Organismus täglich. Der kontrollierte Zelltod betrifft alte Zellen,
- die der Körper nicht mehr benötigt,
- und bei denen das Erbgut (DNA) geschädigt ist, wodurch sie nicht mehr einwandfrei funktionieren.
Diese Zellen gehen bei der Apoptose in einem streng regulierten Prozess zugrunde und verlassen den Zellverband. Das kann unter anderem Tumorzellen, mit Viren infizierte Zellen oder Abwehrzellen nach einer überstandenen Infektion betreffen.
Ein Vorteil der Apoptose gegenüber der Nekrose: Es kommt zu keiner Entzündungsreaktion. Im Unterschied zur Nekrose bleibt bei der Apoptose die Zellmembran intakt beziehungsweise die Zelle zerbricht in größere Bruchstücke mit intakter Membran. Fresszellen des Immunsystems werden verständigt und entsorgen diese kontrolliert untergegangenen Zellen.
Eine Apoptose kann Folge äußerer Einwirkung sein, aber auch durch körpereigene Signale entstehen. Anders als bei der Nekrose, bei der ein Zellverband beziehungsweise Gewebe zugrunde geht, vollzieht sich die Apoptose nur an einzelnen Zellen und entsteht durch das genetische Programm der Zelle. In vielen Fällen treten Nekrose und Apoptose gleichzeitig auf, zum Beispiel bei Organschäden.
Typische Symptome einer Nekrose
Nekrosen können unterschiedlich beschaffen sein und auch in ihrer Größe variieren. Sie können oberflächlich sowohl trocken sein als auch nässen. Charakteristische Merkmale einer Nekrose sind zum Beispiel folgende:
- Rötung und Schwellung des betroffenen Wundgebietes
- Überwärmung und Spannungsgefühl
- Starke lokale Schmerzen
- Verfärbung, oft gelblich oder bräunlich bis schwarz
- Austritt von Eiter und Wundflüssigkeit
- Sensibilitätsstörungen
In einigen Fällen ist nur die Hautoberfläche betroffen. Bei besonders starken Infektionen kann sich aber auch ein innerer Hohlraum bilden. Dazu kommt es, wenn das Wundgebiet vom Organismus abgestoßen wird. Ist die obere Hautschicht (Epidermis) noch weitgehend intakt, ist ein solcher Hohlraum von außen nicht unbedingt zu erkennen. Tritt die Nekrose an Gelenken auf, kann es zu einer eingeschränkten Mobilität kommen.
Neben lokalen Beschwerden kann eine Nekrose auch allgemeine Krankheitssymptome hervorrufen, etwa
Diese Beschwerden treten vor allem dann auf, wenn die Infektion bereits weit fortgeschritten ist und die Organe betroffen sind. Kommt es zu derartIGEN Komplikationen, ist umgehendes Handeln gefragt.
Nekrose: Ursachen für Gewebeabsterben
In der Regel ist eine Nekrose die Folge einer Erkrankung. Häufige Ursachen für eine Nekrose sind:
- plötzlicher Sauerstoffmangel in einem Organ (z. B. durch einen Herzinfarkt)
- Durchblutungsstörungen des Gewebes (Ischämie)
- Infektionen, z. B. durch Bakterien wie Streptokokken
- Verätzungen
- Verbrennungen oder Erfrierungen
- mechanische Schäden
- Folge einer Strahlentherapie
Zudem können sich Nekrosen auch innerhalb von sogenannten Granulomen bilden. Dabei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, bei der sich spezielle Immunzellen ansammeln.
Auch eine Hauttransplantation kann ursächlich für eine Nekrose sein. Dazu kommt es, wenn der Organismus das Transplantat abstößt und sich das verpflanzte Hautgewebe immer weiter zersetzt.
Fibrinbeläge: Körperliche Wundreaktion
Nicht immer leicht von einer Nekrose zu unterscheiden sind sogenannte Fibrinbeläge. Fibrin ist ein Eiweißstoff, der bei der Blutgerinnung entsteht. Bildet sich eine Wunde, sorgt ein solcher Fibrinbelag dafür, dass durch die klebrige Schicht keine Keime mehr durch die Hautschicht gelangen. Optisch ähneln Fibrinbeläge einer Nekrose: Sie sind in der Regel gelblich verfärbt und verklebt. Anders als eine Nekrose lässt sich ein Fibrinbelag in der Regel aber einfach entfernen.
Zwar ist die Bildung eines Fibrinbelags eine eigentlich wünschenswerte körperliche Reaktion auf eine Wunde. Doch sie stören die natürliche Wundheilung und müssen deshalb entfernt werden.
Nekrosetypen
Man unterscheidet mehrere Nekrosetypen:
- Gerinnungsnekrose (Koagulationsnekrose): z. B. bei Herzinfarkt
Sonderform: fibrillo-granuläre ("käsige") Nekrose: z. B. bei Infektionen wie einer Tuberkulose - fibrinoide Nekrose: z. B. bei Gefäßentzündungen (Vaskulitis)
- Erweichungsnekrose (Kolliquationsnekrose): z. B. bei Schlaganfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Gangrän: z. B. bei Arterienverkalkung (Arteriesklerose) oder diabetischem Fuß
Gerinnungsnekrose (Koagulationsnekrose)
Eine Gerinnungsnekrose (Koagulationsnekrose) entsteht, wenn ein bestimmter Bereich eines Organs nicht mehr mit Blut versorgt wird. Das ist zum Beispiel bei einem Herzinfarkt der Fall. Zellen zerfallen und setzen Zellbestandteile frei, die teilweise ins Blut übergehen und sich dort auch nachweisen lassen.
Das nutzt man zum Beispiel bei Verdacht auf einen Herzinfarkt: Finden sich bestimmte Eiweiße wie die Kreatinkinase vermehrt im Blut, stützt das die Diagnose. Auch in Organen wie Leber, Milz oder Niere können Koagulationsnekrosen auftreten.
Zu einer Koagulationsnekrose kann es zudem kommen, wenn ätzende Substanzen wie Säure Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut haben und die Zellen schädigen.
Fibrillo-granuläre Nekrose
Eine Sonderform der Koagulationsnekrose ist die fibrillo-granuläre Nekrose. Hierbei führt eine Infektion mit Mikroorganismen wie etwa dem Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis zum Zelltod.
Das betroffene Gewebe wird weich und krümelig und ähnelt in seiner Konsistenz eingetrocknetem Frischkäse. Daher trägt dieser Nekrosetyp auch den Beinamen käsige Nekrose.
Gangrän (Wundbrand)
Bei Gefäßverschlüssen an den Beinen (z. B. beim sogenannten Raucherbein oder diabetischen Fuß) entwickelt sich aufgrund der unzureichenden Blutversorgung mitunter eine weitere Sonderform der Gerinnungsnekrose: die Gangrän.
Hierbei kommt es zuerst zu einer Gerinnungsnekrose. Im weiteren Verlauf verflüssigt sich das abgestorbene Gewebe mehr oder weniger stark. Eine feuchte Gangrän entsteht, wenn es sich stark verflüssigt. Andernfalls handelt es sich um eine trockene Gangrän.
Fibrinoide Nekrose
Bei einer fibrinoiden Nekrose gehen Kollagenfasern und elastische Fasern zugrunde, zum Beispiel in Gefäßwänden. Häufig löst eine Abwehrreaktion des Immunsystems gegen körpereigene Zellen (Autoimmunreaktion) diese Form des Zelltodes aus.
Ein typisches Beispiel hierfür sind Gefäßentzündungen, bei denen sich Abwehrzellen gegen körpereigenes Gewebe richten. Auch eine spezielle Form des Magengeschwürs oder Zwölffingerdarmgeschwürs (peptisches Ulkus) führt zu einer fibrinoiden Nekrose.
Erweichungsnekrose (Kolliquationsnekrose)
Zu einer Erweichungsnekrose (Kolliquationsnekrose) kann es bei Organen kommen, die wenig Eiweiß, aber viel Fett enthalten. Hierzu zählt zum Beispiel das Gehirn.
Der von der Nekrose betroffene Bereich wird weich und verflüssigt sich innerhalb von Stunden. Inmitten des nicht geschädigten Gewebes entsteht eine Höhle mit dem flüssigen Inhalt und Zellüberresten (sog. Pseudozyste).
Auch an der Bauchspeicheldrüse kann sich eine Nekrose dieses Typs ausbilden, etwa bei einer schweren Entzündung (Pankreatitis).
Knochennekrose (Osteonekrose)
Eine Knochennekrose, auch Osteonekrose, kann zum Beispiel durch Infektionen entstehen. Dann bezeichnet man sie als septische Knochennekrose.
Aseptische Knochennekrosen sind dagegen meist Folge einer Minderdurchblutung des Knochens. Baut sich im Inneren des Knochens Druck auf, stört das den Abfluss des Blutes in den Venen und begünstigt, dass sich eine Thrombose im Knochen entwickelt. So kann es beispielsweise zu einer Hüftkopfnekrosekommen.
Weitere mögliche Ursachen für aseptische Knochennekrosen sind:
- Verletzungen
- unerwünschte Folgen einer Therapie der angeborenen Hüftdysplasie (Hüftluxation)
- Cushing-Syndrom (eine hormonelle Erkrankung)
- eine längerfristige Behandlung mit Glukokortikoiden (wie Kortison)
- Tumoren
- Röntgenbestrahlung
- die Taucherkrankheit (Caissonkrankheit)
- bestimmte Speicherkrankheiten
Eine häufige Form der Knochennekrose im Kindes- und Jugendalter ist Morbus Perthes. Diese Erkrankung tritt meist zwischen dem 3. und 12. Lebensjahr auf – bei Jungen viermal häufiger als bei Mädchen.
Nekrose: Therapie[Therapie]
In einigen Fällen kann es durch körpereigene Reaktionen zu einer Selbstheilung kommen. Bei ersten Anzeichen einer Nekrose sollten Betroffene aber in jedem Fall ärztlichen Rat einholen. Breitet sich eine Nekrose erst einmal aus, kann sie schwerwiegende Folgen haben.
Die gängigste Therapieform bei Nekrosen sind sogenannte chirurgische Debridements, auch Wundtoilette genannt. Dabei wird das abgestorbene Gewebe großflächig abgetragen, damit das umliegende, noch intakte Gewebe besser heilen kann. Ist die Nekrose weniger stark ausgeprägt, kann auch ein sogenanntes sanftes oder autolytisches Debridement ausreichen. Dabei wird die Wunde mit Hydrogels versorgt. Hydrogele sind Gele mit einem hohen Wasseranteil. Sie sind erhältlich in Form von
- Tuben,
- Injektionen,
- Kompressen
- und Verbänden.
Mithilfe von Hydrogelen wird die Nekrose mit Feuchtigkeit versorgt. Darüber hinaus kann ein Hydrogel Bakterien aufnehmen und diese abkapseln.
Je nach Ausprägung der Nekrose sind regelmäßige Nachsorgen und Verlaufskontrollen notwendig. In vielen Fällen ist ein ärztliches Wundmanagement sinnvoll. So kann auch überprüft werden, ob die Wundheilung wie gewünscht verläuft.
Nekrotische Narben
Wenn das Gewebe abgeheilt ist, bleiben in der Regel Narben zurück. Diese können das ästhetische Empfinden der Betroffenen belasten. Aus medizinischen Gesichtspunkten ist es in der Regel nicht notwendig, die Narbe zu entfernen. Ist der Leidensdruck der Erkrankten durch die Narbenbildung hoch, kann ein Eingriff jedoch eine Option sein. Um eine nekrotische Narbe zu korrigieren, kommen verschiedene Techniken in Frage. Hierzu sollten Betroffene zunächst eine dermatologische Praxis kontaktieren.