Milz: Funktion und was Schmerzen bedeuten
Die Milz spielt eine wichtige Rolle für die Immunabwehr und filtert das Blut des Körpers. Wo liegt die Milz und was bedeutet es, wenn sie verletzt oder vergrößert ist?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Wo liegt die Milz?
Die Milz (Fachausdruck: Spen oder Lien) sitzt im linken Oberbauch und grenzt an Zwerchfell, Magen und Niere. Sie befindet sich hinter den unteren Rippen, etwa auf Höhe der zehnten Rippe, und wird vollständig vom Brustkorb geschützt. Die gesunde, normalgroße Milz ist deshalb im Regelfall nicht von außen tastbar. Nur eine stark vergrößerte Milz ragt unten über den Rippenbogen heraus.
Die Milz ist normalerweise etwa faustgroß und nicht besonders schwer: Im Durchschnitt wiegt sie zwischen 150 und 200 Gramm. Das Organ fühlt sich weich an und ähnelt in der Form einer Bohne. Es wird auch "4711"-Organ genannt, denn es ist idealerweise 4 Zentimeter dick, 7 Zentimeter breit und 11 Zentimeter lang.
Rund 15 Prozent der Menschen haben außerdem eine oder mehrere Nebenmilzen. Das ist eine anatomische Besonderheit, die durch die Versprengung von Zellen in der Embryonalentwicklung entsteht. Dabei formt sich Milzgewebe außerhalb der Milzkapsel. In der Regel bereitet eine Nebenmilz keine Probleme und bedarf keiner Therapie.
Das Milzgewebe unterteilt sich in
- die rote Milzpulpa und
- die weiße Milzpulpa.
Die rote Milzpulpa macht rund 80 Prozent der Milz aus. Eingebettet in dieses rote Gewebe liegt die weiße Pulpa. Sie besteht aus stecknadelkopfgroßen, weißen Milzknötchen und Strängen von Lymphgefäßen.
Die rote Milzpulpa filtert das Blut des Körpers. Ihre Farbe hat sie von den feinen Blutgefäßen (Kapillaren), die sie durchziehen.
Die weiße Milzpulpa ist das lymphatische Gewebe der Milz. Sie ist um die Blutgefäße der Milz herum angeordnet und spielt für das Immunsystem eine wichtige Rolle.
Umgeben ist die Milz von einer Kapsel aus dehnbarem Bindegewebe.
Milzriss: Wenn die Milz verletzt ist
Die Milz enthält sehr viel Blut. Mit Ausnahme der Plazenta, die ein ungeborenes Kind in der Schwangerschaft mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt, ist sie das einzige Organ mit einem teilweise offenen Blutkreislauf. Die feinsten Gefäße der roten Pulpa haben offene Enden. Von ihnen gelangt das Blut in die Hohlräume des schwammartigen Gewebes. Daher ist die Kapsel, die die Milz umgibt, besonders wichtig. Sie sorgt dafür, dass das Blut in der Milz bleibt. Wird sie verletzt, läuft Blut in den Bauchraum und es kann zu starken inneren Blutungen kommen. Nach einem Unfall, aber auch wenn die Milz aufgrund von Erkrankungen stark vergrößert ist, kann sie reißen. Ein Milzriss ist potenziell lebensgefährlich.
Funktion: Was macht die Milz?
Die Milz ist wichtig für unser Immunsystem und das Blutsystem.
Die Milz...
- bildet Lymphozyten (weiße Blutkörperchen).
- speichert Monozyten, die ebenfalls zu den weißen Blutkörperchen gehören.
- filtert veraltete rote Blutkörperchen und Krankheitserreger aus dem Blut heraus und baut diese ab.
- bildet bei Kindern bis zu einem Alter von sechs Jahren auch rote Blutkörperchen. Später übernimmt diese Aufgabe das Rückenmark.
Das arterielle (sauerstoffreiche) Blut fließt durch die Arteria splenica in die Milz und wird dort durch feine Gefäße geleitet, die jeweils von lymphatischem Gewebe (Milzknötchen und Lymphgefäße) umgeben sind. In diesem finden sich Zellen des Immunsystems, nämlich
- B-Lymphozyten (in den Milzknötchen) und
- T-Lymphozyten (in den Lymphgefäßen, die vom Milzknötchen wegführen).
Jedes Milzknötchen wird von einem feinen, zentralen Gefäß (Zentralarterie) durchkreuzt. Führt das Blut, das die Milz durchströmt, Antigene mit sich, können die B- und T- Zellen sofort reagieren: Sie beginnen damit, Abwehrstoffe zu bilden (sogenannte Antikörper).
Was sind Antigene?
Damit die körpereigene Abwehr mit einer Immunantwort auf Eindringlinge (z. B. Bakterien, Viren, Pilze) reagieren kann, muss es diese erst einmal erkennen. Das gelingt anhand der fremden Oberflächenstruktur des Eindringlings. Diese setzt sich unter anderem aus körperfremden Eiweißen zusammen – den Antigenen.
Hinter dem Milzknötchen verzweigt sich die Zentralarterie in feinere Gefäße (Kapillaren). Diese gehen schließlich entweder über den offenen Kreislauf oder (zu einem geringeren Teil) über den geschlossenen Kreislauf in das venöse Blut über.
- Beim offenen Kreislauf münden die Kapillaren in das netzartige (retikuläre) Bindegewebe der roten Pulpa und das Blut gelangt später über den sogenannten Milzsinus ins venöse Blut.
- Beim geschlossenen Kreislauf gehen sie direkt in den Milzsinus über und das Blut gelangt direkt in das venöse Blut der Pulpavene.
Jede Kapillare ist von einer rundlichen Hülse umgeben (sog. Hülsenkapillare), in der sich zahlreiche Fresszellen des Immunsystems (Makrophagen) befinden.
Als Milzsinus bezeichnet man den Übergangsbereich eines Kapillargefäßes in den venösen Blutkreislauf über die Pulpavene. Der Milzsinus selbst zählt dabei bereits als venöses Gefäß. Von außen stabilisieren Zellen des umliegenden Bindegewebes den Milzsinus, von innen kleiden sogenannte Endothelzellen das Gefäß aus. Die Endothelzellen schließen das Gefäß nicht vollständig nach außen ab, sondern stehen etwas lückenhaft, sodass Spalten entstehen.
So filtert die Milz das Blut
Damit rote Blutkörperchen (Erythrozyten) aus dem umliegenden Bindegewebe zurück in den Blutstrom gelangen, müssen sie sich durch die engen Lücken zwischen den Endothelzellen des Milzsinus hindurchzwängen. Das gelingt jedoch nur, wenn die roten Blutkörperchen intakt sind, denn dann können sie sich noch verformen. Untypisch geformte oder alte, verbrauchte Erythrozyten "stranden" außerhalb des Milzsinus. Außen auf den Sinuswänden stehen Makrophagen (Fresszellen des Immunsystems) bereit, welche die verbrauchten Blutzellen in ihr Inneres aufnehmen und abbauen.
Auf diese Weise entfernt die Milz alte und verbrauchte Erythrozytenaus dem Blutkreislauf. Stoffe, die beim Abbau der roten Blutkörperchen verfügbar werden, kann der Körper wiederverwenden oder speichern. Beim Abbau des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) wird zum Beispiel Eisen frei.
Milz: Schmerzen können verschiedene Ursachen haben
Milzschmerzen machen sich in der Regel durch ein Drücken oder Stechen im linken Ober- oder Unterbauch bemerkbar. Manchmal strahlen sie auch in den linken Schulterbereich aus.
Wenn die Milz Schmerzen bereitet, kann das verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel
- einen Milzriss (Milzruptur), z. B. durch Sturz oder Schlag auf den Bauchraum bzw. die Milz,
- einen Gefäßverschluss im Bereich der Milz (Milzinfarkt) oder
- eine Entzündung der Milzkapsel (Perisplenitis).
Treten sehr plötzlich Schmerzen im linken Oberbauch auf und ist die Milz gleichzeitig vergrößert und tastbar, sollte schnellstmöglich ärztliche Hilfe gesucht werden.
Vergrößerte Milz: Symptome und Ursachen
Eine vergrößerte Milz, in der Fachsprache Splenomegalie, kann mit Schmerzen im linken Oberbauch einhergehen. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Wenn die vergrößerte Milz auf den benachbarten Magen drückt, kann es sein, dass die Betroffenen sich satt fühlen, obwohl sie kaum etwas gegessen haben. Je nach Ursache sind bei einer vergrößerten Milz außerdem folgende Symptome möglich:
- Fieber
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Gewichtsverlust
- Gelenkschmerzen
- Hautblutungen (Petechien) und erhöhte Neigung zu Blutergüssen (Hämatomen)
Ursachen für eine vergrößerte Milz
Ist die Milz tastbar, bedeutet das in der Regel, dass sie durch eine Erkrankung vergrößert ist. Zum Beispiel bei:
- Infektionen (z. B. pfeiffersches Drüsenfieber und Windpocken)
- Stoffwechselerkrankungen
- einem Milztumor
- Leukämie und Lymhdrüsenkrebs
- Blutkrankheiten wie z. B. Sichelzellenanämie
- Krankheiten des Immunsystems wie Lupus erythematodes
- Durchblutungsstörungen (z. B. Milzvenenthrombose, Hepatitis)
- Erkrankungen, bei denen vermehrt Blut abgebaut wird, wie zum Beispiel bei Malaria. Im Falle einer Malaria schwillt die Milz bereits nach kurzer Zeit auf circa 2.000 bis 4.400 Gramm an.
Auch wenn die Milz bei einem Unfall verletzt wird, kann sie anschwellen. Das hängt davon ab, ob die sie umgebende Kapsel noch intakt ist oder nicht. Ist die Kapsel gerissen, strömt das Blut aus der Milz in den Bauchraum. Ist sie intakt, aber die Milz innen verletzt, entwickelt sich unter der Kapsel ein Bluterguss und das Organ schwillt an. Manchmal besteht die Gefahr eines Milzrisses.
Nicht immer liegt einer vergrößerten Milz eine ernsthafte Erkrankung zugrunde und nicht bei jeder Person geht sie mit Beschwerden einher. Ist eine leicht vergrößerte Milz ein Zufallsbefund, wird häufig abgewartet und nach einigen Wochen ein Kontrolltermin vereinbart.
Ist eine Infektion die Ursache, bildet sich die vergrößerte Milz zurück, wenn diese ausgestanden ist. Bei chronischen Krankheiten kann die Milz dauerhaft vergrößert bleiben.
Kann man ohne Milz leben?
Im Unterschied zu manchen anderen Organen ist die Milz zwar sehr wichtig, abernicht unbedingt lebensnotwendig. Bei einem Ausfall der Milz können andere Organe des Lymphsystems zusammen mit dem roten Knochenmark und der Leber ihre Funktion "übernehmen".
Ein einigermaßen normales Leben für die betroffenen Menschen ist selbst dann möglich, wenn die Milz
- in einer sogenannten Splenektomie operativ entfernt werden muss (zum Beispiel nach Verletzungen oder bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Werlhof)
- oder wenn Babys ohne Milz auf die Welt kommen.
Da die Milz eine wichtige Rolle für das Immunsystem spielt, besteht für Menschen ohne Milz jedoch ein größeres Risiko für Infektionen, vor allem durch Bakterien wie Pneumokokken. Wer ohne Milz leben muss, sollte daher auf Schutzimpfungen gegen Krankheitserreger, die sich häufig über das Blut im Körper verbreiten und zu weiteren Infektionen führen können, Wert legen (wie die Pneumokokken-Impfung). Krankheitszeichen wie Fieber sind unbedingt frühzeitig ärztlich abzuklären. Hierbei ist es wichtig, die*den Ärztin*Arzt über die fehlende Milz zu informieren, damit die passenden Maßnahmen ergriffen werden können.