Magensäure: Arzt tastet den Bauch einer Patientin ab
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Zu viel oder zu wenig Magensäure? Symptome und Therapie

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 15.11.2024

Nicht nur zu viel, auch zu wenig Magensäure kann zu verschiedenen Beschwerden führen. Doch wie lässt sich überschüssige Säure neutralisieren? Neben Hausmitteln kommen auch Magensäureblocker zum Einsatz. Erfahren Sie, woran sich ein Ungleichgewicht der Magensäure erkennen lässt und was zu tun ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Magensäure

Magensäure besteht hauptsächlich aus Salzsäure (HCl), Wasser und verschiedenen Verdauungsenzymen wie Pepsin. Die Salzsäure sorgt für einen sehr niedrigen pH-Wert (zwischen 1 und 2), der wichtig ist, um Proteine zu zersetzen und Bakterien abzutöten.

Medikamente wie Antazida können Magensäure neutralisieren. Daneben binden bestimmte stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffeln, Mandeln oder Bananen überschüssige Säure. 

Ein Magensäuremangel kann zu Verdauungsproblemen wie Blähungen und Nährstoffmangel (z. B. Vitamin B12) führen, da die Nahrung nicht optimal zersetzt wird.

Typische Symptome sind Sodbrennen, saures Aufstoßen, Druckgefühl im Oberbauch, Völlegefühl und Übelkeit.

Was ist Magensäure?

Magensäure setzt sich hauptsächlich aus Salzsäure zusammen und ist ein zentraler Bestandtteil des Magensafts. Der menschliche Magen produziert täglich 2 bis 3 Liter Magensaft. Diese enzymreiche Flüssigkeit dient der Verdauung aufgenommener Nahrung.

Magensäure übernimmt viele wichtige Aufgaben. Sie sorgt dafür, dass der pH-Wert des Magensafts zwischen 1 und 1,5 liegt. Durch dieses saure Milieu können Verdauungsenzyme die aufgenommenen Nahrungsmittel aufspalten. Die ätzende Säure macht außerdem Krankheitserreger in der Nahrung unschädlich.

Woraus besteht Magensaft?

Magensaft setzt sich neben Wasser und Salzsäure aus verschiedenen Komponenten zusammen, welche die Verdauung unterstützen und den Magen schützen. Dazu gehören:

  • Verdauungsenzyme (Pepsine): Sie spalten Eiweiße in der Nahrung auf.

  • Schleimstoffe (Muzine): Sie binden Magensäure und schützen die Schleimhaut des Magens.

  • Bicarbonat: Bicarbonat wird in der Schleimschicht des Magens eingelagert und hat wie Muzin eine schützende Funktion.

  • Intrinsic-Faktor: Das ist ein Eiweiß, welches im Magen Vitamin B12 bindet und dafür sorgt, dass es unverdaut in den Dünndarm gelangt und dort verwertet werden kann.

So entsteht Magensäure

Magensäure wird in den Magendrüsen gebildet, welche sich in kleinen Grübchen der Magenschleimhaut befinden. Jede Magendrüse setzt sich aus verschiedenen Zelltypen zusammen. Dazu gehören

  • Nebenzellen,
  • Hauptzellen und
  • Belegzellen.

Nebenzellen sondern zusammen mit oberflächlichen Schleimhautzellen (Mukosazellen) den Schleim ab, der die Magenschleimhaut schützt. Hauptzellen produzieren sogenannte Pepsinogene, also Vorstufen des Enzyms Pepsin. Das Eiweiß spielt für die Verdauung eine entscheidende Rolle: Erst durch Kontakt mit Salzsäure werden Pepsinogene in Pepsin umgewandelt, was Nahrungsbestandteile zersetzen kann.

Wann Magensäure gebildet wird

Ob der leckere Geruch einer Mahlzeit oder das Klappern von Besteck – bestimmte Sinnesreize führen dazu, dass verstärkt Magensaft und somit Magensäure gebildet wird (sogenannte nervöse Phase). Dieser Prozess wird vom Parasympathikus gesteuert, einem Teil des vegetativen Nervensystems. Er leitet die Signale an den Magen weiter.

Umgekehrt können andere Reize die Säureproduktion drosseln. Steht beispielsweise eine Prüfung bevor, liegt der Fokus auf etwas anderem als auf der Nahrungsaufnahme. Der sogenannte Symphatikus übernimmt in diesem Fall das Ruder. Der Teil des vegetativen Nervensystems befähigt Menschen dazu, bei Belastung geistig und körperlich aktiv zu werden.

Magensaft wird vor allem gebildet, wenn Nahrung direkt mit der Magenschleimhaut in Kontakt kommt und sich die Magenwand dehnt (lokale Phase). Die Magenschleimhaut schüttet Stoffe wie das Hormon Gastrin aus, dass die Bildung von Magensaft auslöst. 

Zudem wird die Abgabe auch im Zwölffingerdarm durch Hormone reguliert (dünndarmbedingte Phase). Zum Beispiel hemmt das Hormon Sekretin die Absonderung des Magensafts und verzögert die Magenentleerung. Dadurch wird verhindert, dass zu viel angedaute Nahrung auf einmal in den Dünndarm gelangt.

Magensäure im Ungleichgewicht

Produzieren die Belegzellen zu viel oder zu wenig Magensäure und ist das Gleichgewicht zwischen Magensaft und Schleimhautschutz verschoben, können verschiedene Beschwerden auftreten. Wenn Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt, kann dies ebenfalls zu Problemen führen. Anhaltende Symptome nach dem Essen wie Bauchschmerzen, Völlegefühl oder Durchfall sollten durch einen*eine Arzt*Ärztin abgeklärt werden.

Zu viel Magensäure: Symptome und was tun?

Bei zu viel Magensäure spricht man auch von einer Magenübersäuerung (Hyperazidität). Auslöser sind etwa:

  • fett- und zuckerreiche Ernährung
  • Alkohol
  • Stress
  • bestimmte Medikamente (zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika, NSAR)

Befindet sich zu viel Magensäure im Magen, führt dies unter anderem zu Symptomen wie:

Ist der Säurehaushalt des Magens nur vorübergehend aus dem Gleichgewicht, hat dies in den meisten Fällen keine schweren Folgen. Besteht ein Überschuss jedoch über einen längeren Zeitraum, kann dies die Magenschleimhaut und den Dünndarm schädigen. Es sind Erkrankungen möglich wie

Magensäure reduzieren

Bei akuten Beschwerden wie Sodbrennen können oft Hausmittel wie Haferflocken oder Bananen Linderung verschaffen. Auch das Trinken von stillem Mineralwasser mit einem hohen Anteil an Hydrogencarbonat soll überschüssige Magensäure neutralisieren. Der Verzicht auf Kaffee und Alkohol sowie der Verzehr kleinerer Mahlzeiten können ebenfalls helfen, die Säureproduktion zu reduzieren. Auch Stressabbau durch Entspannungstechniken wie Meditation wirken sich bei vielen Betroffenen positiv aus.

Therapie mit Magensäureblocker 

Möglicherweise ist die Einnahme von Antazida sinnvoll. Dabei handelt es sich um Medikamente, welche den pH-Wert im Magen erhöhen und damit die Salzsäure im Magen neutralisieren. Je nach Ausprägung des Beschwerdebildes werden auch Magensäureblocker beziehungsweise Protonenpumpenhemmer eingesetzt.

Entsprechende Mittel sind rezeptfrei als Tabletten, Kautabletten oder Gel in der Apotheke erhältlich. Sie sollten aufgrund möglicher Nebenwirkungen jedoch nicht ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden. Nimmt man Protonenpumpenhemmer über längere Zeit ein und setzt sie ab, kann es vorübergehend zu einer verstärkten Magensäureproduktion kommen (Reboundeffekt).

Ursachen und Symptome bei zu wenig Magensäure

Zu wenig Magensäure im Magensaft (Hypoazidität) wird seltener erkannt, kann aber ebenso Beschwerden verursachen. Ein Mangel führt dazu, dass Nahrung nur unzureichend vorverdaut wird, bevor sie in den Darm gelangt. Dieser unvorbereitete Nahrungsbrei kann zu einer Störung der Darmfunktion führen. Bei zu wenig Magensäure gelangen außerdem vermehrt Erreger in den Darm und können dort zu Beschwerden führen. 

Ist die Magensäureproduktion gehemmt, kann dies verschiedene Ursachen haben. Mögliche Gründe sind:

Ein Magensäuremangel kann zu Symptomen wie Völlegefühl, Verdauungsstörungen und vermehrten Infekten führen. Eine Hypoazidität kann ebenso einen Reizmagen begünstigen. Auch Mangelerscheinungen (etwa ein Vitamin-B12-Mangel) sind mögliche Folgen.

Zu wenig Magensäure: Behandlung

Spezielle Ergänzungsmittel wie Betain-Hydrochlorid und Pepsin können die Säureproduktion anregen. Auch eine angepasste proteinreiche Ernährung kann dafür sorgen, dass der Körper mehr Magensäure bildet. Besteht eine Grunderkrankung, muss diese gezielt behandelt werden, um die Säureproduktion wieder anzuregen.