Antidepressiva

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 22.02.2021

auch bezeichnet als:
Mittel gegen Depressionen

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Antidepressiva" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Antidepressiva sind Wirkstoffe, die gegen Depressionen eingesetzt werden. Unter diesen Begriff fallen mehrere Untergruppen wie zum Beispiel die MAO-Hemmer, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer sowie tri- und tetrazyklische Antidepressiva.

Das ebenfalls gegen Depressionen wirksame pflanzliche Mittel Johanniskraut wird bei weniger schweren Verlaufsformen der Depression eingesetzt.

Wirkung

Wie genau Antidepressiva wirken ist noch nicht vollständig verstanden. Man nimmt an, dass sie wirken, weil sie Einfluss auf bestimmte Botenstoffe (sog. Neurotransmitter) nehmen, die im Gehirn eine wichtige Rolle für die Reizübermittlung spielen.

Bei Depressionen und auch bei Angststörungen kann sich das neurochemische Gleichgewicht im Gehirn verändern und einen Mangel an Botenstoffen wie Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin und Serotonin herbeiführen. Diese Botenstoffe stehen in Verbindung mit Stimmungen und Gefühlen. Antidepressiva heben die Konzentration der Botenstoffe im Gehirn an.

Wahrscheinlich nehmen Neurotransmitter zudem Einfluss auf Schmerzsignale, die von Nervenzellen ausgehen. Aus diesem Grund wirken Antidepressiva zum Teil auch gegen chronische Schmerzen.

Alle Antidepressiva haben gemeinsam, dass sie die Konzentration der Botenstoffe im Gehirn erhöhen. Je nach Untergruppe passiert das jedoch auf unterschiedliche Weise.

Wird eine Nervenzelle elektrisch gereizt, setzt ihre Endigung zur Reizweiterleitung Botenstoffe frei, die sich an spezielle Rezeptoren der nächsten Nervenzelle binden. An dieser Nervenzelle lösen die Botenstoffe ein elektrisches Signal aus, das dann weitergeleitet wird.

Ist diese Aufgabe erfüllt, werden die Botenstoffe entweder von der ausschüttenden Nervenzelle aufgenommen (sog. Reuptake) oder durch das Enzym Monoaminoxidase (MAO) abgebaut und dadurch unwirksam gemacht.

Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer behindern das abbauende Enzym in seiner Aktivität.

Tri- und tetrazyklische Andidepressiva, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer hingegen verhindern, dass die Botenstoffe wieder von der ausschüttende Nervenzelle aufgenommen werden.

In geringerem Maße als die chemischen Stoffe vermag auch Johanniskraut die verfügbare Menge an Botenstoffen zu erhöhen.

Antidepressiva können dabei helfen, die bei einer Depression auftretenden Symptome zu lindern. Dabei wirken sie jedoch nicht gegen die Ursachen im eigentlichen Sinn. Aus diesem Grund kommen Antidepressiva meist nicht allein, sondern begleitend zu einer Psychotherapie zum Einsatz.

Zu Beginn einer Behandlung mit Antidepressiva startet man in der Regel mit der niedrigstmöglichen Dosis, die nötig ist, um die Beschwerden zu lindern. Diese Dosis kann im Laufe der Behandlung gegebenenfalls gesteigert werden.

Wichtig zu wissen: Oft ist die Wirkung der Antidepressiva nicht sofort spürbar, sondern erst nach etwa ein bis zwei Wochen, sofern man das Medikament regelmäßig einnimmt. Anfangs kann es bei der Einnahme von Antidepressiva außerdem zu leichten Nebenwirkungen kommen. Diese legen sich jedoch in der Regel, wenn sich der Körper an das Medikament gewöhnt hat. Das kann einige Tage bis Wochen dauern.

Die Art der Nebenwirkungen unterscheidet sich dabei abhängig vom Wirkstoff. Welche Nebenwirkungen auftreten können, kann man im Beipackzettel nachlesen. Sind die Nebenwirkungen zu stark oder lassen nicht nach, sollte man das mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprechen. Das gilt ebenfalls, wenn trotz Einnahme von Antidepressiva keine ausreichende Wirkung spürbar ist. In solchen Fällen kann eine Anpassung der Dosis oder der Wechsel auf ein anderes Antidepressivum infrage kommen.

Wer Antidepressiva absetzen möchte, sollte das nicht von einem Tag auf den anderen tun – und idealerweise vorab Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin halten. Beim Absetzen von Antidepressiva ist darauf zu achten, dass die Dosis allmählich reduziert und der Wirkstoff über einen längeren Zeitraum ausgeschlichen wird. Das gilt insbesondere, wenn man die Antidepressiva bereits sehr lange einnimmt. Setzt man die Medikamente zu plötzlich ab, kann es zu unangenehmen Beschwerden als Begleiterscheinung kommen.