Abführmittel
Wirkstoffe
Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Abführmittel" zugeordnet
- Aloe
- Bisacodyl
- Bisacodyl + Natriummonohydrogenphosphat + Natriumdihydrogenphosphat
- Cyclophosphamid
- dickflüssiges Paraffin
- Dinatriumhydrogenphosphat
- Glycerin
- Indischer Flohsamen
- Lactulose
- Macrogol
- Macrogol 3350 + Natriumchlorid + Natriumhydrogencarbonat + Kaliumchlorid
- Magnesiumsulfat
- Naloxegol
- Natriumcitrat + Dodecyl(sulfoacetat) , Natriumsalz + Sorbitol
- Natriumdihydrogenphosphat
- Natriumdihydrogenphosphat + Natriummonohydrogenphosphat
- Natriumpicosulfat
- Plantago-ovata-Samen + Plantago-ovata-Samenschalen + Sennesfrüchte
- Prucaloprid
- Schöllkraut + Aloe
- Sennesblätter
- Sennesblätter + Sennesfrüchte
- Sennesfrüchte
- Sennesfrüchte + Sennesblätter + Mateblätter + Korianderfrüchte + Fenchelfrüchte + Anisfrüchte
- Sorbitol
- Sorbitol + Kaliumsorbat
- Wermutkraut
Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe
Abführmittel werden überwiegend eingesetzt, um bei Verstopfung die Entleerung des Darms zu fördern und zu erleichtern. Auch bei verschiedenen Problemen im Darm und Enddarm wie Hämorrhoiden, Fissuren, Geschwüren und Fisteln kommen Abführmittel zum Einsatz. Sie verhindern, dass man bei der Ausscheidung zu stark pressen muss. Durch ständigen erhöhten Pressdruck können bei entsprechender Veranlagung Hämorrhoiden entstehen oder sich verschlimmern, eine Fissur kann weiter reißen und der Druck auf ein Geschwür oder eine Fistel fördert die Entzündung. Zudem bereitet Druck bei solchen Krankheitsbildern oft einen reißend starken Schmerz. Dadurch entsteht ein Teufelskreis: Die Patienten vermeiden so lange wie möglich den Stuhlgang, was letztlich zu Verstopfung und Stuhlverhärtung führt und die Ausscheidung zusätzlich erschwert.
Als Abführmittel werden Stoffe unterschiedlichster Untergruppen verwendet. Dazu gehören:
- Osmolaxanzien wie Laktulose, Polyethylenglykole wie Macrogol, Alkohole wie Glycerol und Sorbit, bestimmte Salze wie Bittersalz (Magnesiumsulfat) und Glaubersalz (Natriumsulfat), Mischungen aus Dinatriumhydrogenphosphat und Natriummonohydrogenphosphat oder Natriumcitrat und Natriumlaurylsulfoacetat.
Ein Klysma mit einer Mischung aus Natriumhydrogenphosphat+Natriummonohydrogenphosphat oder Natriumcitrat+Natriumlaurylsulfoacetat dient der Darmreinigung vor Darmoperationen und -spiegelungen. Ein Klistier mit Glycerol, Sorbit oder Salzen wird bevorzugt bei Säuglingen und kleinen Kindern zum Abführen eingesetzt. - Quellmittel wie beispielsweise Leinsamen, Weizenkleie und Indische Flohsamenschalen werden aufgrund ihrer pflanzlichen Herkunft sehr geschätzt. Sie sind besonders für die Anwendung während der Schwangerschaft geeignet, da sie mehr oder weniger Nahrungsmittelzusätze darstellen.
- Gleitmittel wie Glyzerin oder dickflüssiges Paraffinöl sollen verhärtete Stuhlanteile besser und schmerzarmer entleeren helfen.
- Darmreizende Mittel wie die Wirkstoffe aus den Pflanzen Ricinus, Aloe, Faulbaum, Rhabarber und Sennesblätter sowie die chemischen Stoffe Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Oft werden diese Stoffe mit entblähenden Mitteln wie beispielsweise Kümmel, Anis und Fenchel kombiniert.
Alle diese Abführmittel sollten im Allgemeinen nicht länger als ein bis zwei Wochen verwendet werden, um den Darm nicht daran zu gewöhnen. Wenn möglich, ist eine Anregung des Darms durch körperliche Bewegung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr vorzuziehen. Beim Langzeitgebrauch von Abführmitteln treten vermehrt Dickdarmpolypen auf. Das sind Schleimhautwucherungen, die sich durch die ständige medikamentöse Reizung bilden.
Eine neue Gruppe von Abführmitteln sind Wirkstoffe, die die Darmbewegung fördern wie Prucaloprid. Diese Wirkstoffe setzen an der nervlichen Regulation der Verdauungstätigkeit an.
Ein Sonderfall ist Naloxegol, das nur bei Verstopfung eingesetzt werden darf, die durch opioide Schmerzmittel ausgelöst wird.
Wirkung
Die als klassische Abführmittel eingesetzten Substanzen erreichen ihre Wirkung auf vier recht verschiedenen Wegen:
- Osmolaxanzien sind Substanzen, die stark wasserlöslich sind. Sie ziehen Wassermoleküle in den Darm und binden sie. Diese Wasserbindung vergrößert das Stuhlvolumen und löst einen Dehnungsreiz aus, der zur Entleerung führt. Da der wasserreiche Stuhl auch weicher ist, wird er leichter ausgeschieden. Osmolaxantien können sowohl als Lösungen eingenommen wie in den Darm eingeführt werden (zum Beispiel in kleinen Mengen als Klistier oder in größeren Mengen als Klysma).
- Quellmittel sind pflanzlichen Ursprungs. Es handelt sich dabei entweder um Faserstoffe oder Schleimbildner. Quellmittel vergrößern ihr Volumen unter Wasserzusatz um ein Vielfaches und wirken dann ähnlich wie die osmotischen Abführmittel. Sie sind ausschließlich zur Einnahme bestimmt.
- Gleitmittel werden direkt in den Darm eingeführt. Sie machen verhärtete Stuhlanteile weicher und die Darmwände schlüpfrig. Dadurch kann der Stuhl besser und ohne Schmerzen entleert werden.
- Der Dickdarm erfüllt die Funktion eines Gewächshauses und einer Trocknungsanlage. Einerseits bietet er darin lebenden Bakterien, die bei der Verdauung helfen, die ideale Umwelt. Andererseits entzieht er dem sehr dünnflüssigen Stuhl nach und nach das Wasser, bis die bekannten Endprodukte ausgeschieden werden. Mittel mit Wirkung auf die Darmfunktion sind solche, die entweder die Rückgewinnung von Wasser aus dem Stuhl behindern oder die Wasserausscheidung mit dem Stuhl fördern. Beides macht ihn feuchter und leichter ausscheidbar.
Eine neue Klasse von Abführmitteln wie das Prucaloprid nimmt Einfluss auf die nervliche Steuerung der Ausscheidung. Sie binden sich an entsprechende Rezeptoren im Verdauungskanal und ahmen dort die Wirkung von Nervenbotenstoffen wie beispielsweise dem Serotonin nach. Dadurch wird die Bewegung des Verdauungskanals angeregt, der Speisebrei verstärkt weiterbefördert und der Ausscheidungsreflex ausgelöst.
Naloxegol ist ein durch die Anhängung von Polyethylenglycol-Molekülen vergrößertes Naloxon. Dieser so vergrößerte Gegenspieler der Opioid-Wirkung kann nicht mehr in das Gehirn gelangen und bindet sich nur noch an die Opioid-Rezeptoren des Magen-Darm-Kanals. Die Blockade derselben hebt die verstopfungsfördernden Effekte der opioiden Schmerzmittel auf.