Valganciclovir
Allgemeines
Bei Patienten mit Schwäche der körpereigenen Abwehr dient Valganciclovir der Behandlung von Folgeerkrankungen, die durch Cytomegalie-Viren verursacht werden. Zum betroffenen Personenkreis zählen Menschen mit erworbenem Immundefekt-Syndrom (AIDS) und solche, die ein Organtransplantat von einem Spender erhalten haben, der mit Cytomegalie-Virus infiziert ist.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Vermehrung von Herpes-Viren hemmen
- Erbgut von Herpes-Viren verändern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Valganciclovir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Valganciclovir nicht verwendet werden?
Personen, die gegen Valganciclovir oder Ganciclovir überempfindlich reagieren, dürfen Valganciclovir nicht einnehmen. Wegen der ähnlichen chemischen Struktur von Valganciclovir und Aciclovir sowie Valaciclovir ist eine Kreuzallergie zwischen diesen Wirkstoffen möglich. Valganciclovir darf daher bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Aciclovir und Valaciclovir nicht zum Einsatz kommen.Ebenfalls ist der Einsatz bei Patienten bedenklich, die einer Dialyse bedürfen.
Die Behandlung sollte nicht begonnen werden, wenn die Zahl der neutrophilen Blutzellen unter 500 Zellen/Mikroliter Blut, die Zahl der Blutplättchen unter 25000/Mikroliter oder die Konzentration des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) unter 0,8g/Milliliter Blut liegt.
Nur mit ärztlicher Vorsicht darf Valganciclovir eingesetzt werden bei
- Störungen der Blutbildung, da der Wirkstoff an sich schon das Knochenmark schädigt und einen schweren Mangel an weißen Blutkörperchen, Neutrophilen und Blutplättchen sowie an allen Blutzellen und eine allgemeine Blutarmut hervorrufen kann
- Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion; hier hat sich die Dosierung nach dem Ausmaß der Beeinträchtigung zu richten
- Patienten nach Lungen- oder Darmverpflanzungen, weil solche nicht in die klinischen Studien zur Zulassung des Wirkstoffs eingeschlossen waren.
Besonders bei der vorbeugenden Anwendung des Wirkstoffs für mehr als 100 Tage muss der Arzt das mögliche Risiko zur Entwicklung eines Mangels an weißen Blutkörperchen und Neutrophilen gegen den Nutzen abwägen.
Das Blutbild muss während der Behandlung regelmäßig vom Arzt überprüft werden. Tritt eine krankhafte Veränderung ein, kann diese mit blutbildenden Wirkstoffen behandelt werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Aufgrund der Ähnlichkeit von Valganciclovir und dem Wirkstoff Ganciclovir gilt die fruchtschädigende Wirkung auch für Valganciclovir. Deshalb darf der Wirkstoff während der Schwangerschaft nur dann zum Einsatz kommen, wenn der Arzt den Nutzen für die Mutter über das mögliche Risiko für das Kind stellt.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung wirksame Maßnahmen zur Empfängnisverhütung treffen. Männer müssen während der Behandlung
mit Valganciclovir und für mindestens 90 Tage danach Kondome zur Empfängnisverhütung benutzen, es sei denn, bei ihrer Partnerin ist die
Möglichkeit einer Schwangerschaft ausgeschlossen.
Es ist nicht bekannt, ob Ganciclovir beziehungsweise Valganciclovir in die Muttermilch übergeht. Die Möglichkeit, dass Ganciclovir in die Muttermilch übergeht und bei gestillten Säuglingen schwerwiegende Nebenwirkungen auslöst, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Daher muss abgestillt werden, wenn eine Behandlung mit Valganciclovir erfolgen soll.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Anwendung von Valganciclovir bei Kindern und Jugendlichen wird nicht empfohlen, da das Verhalten des Wirkstoffs im Körper bei diesen Patientengruppen nicht untersucht wurde. Außerdem besteht das Risiko, auch lange Zeit nach einer Valganciclovir-Therapie noch an Krebs zu erkranken oder missgebildete Kinder zu bekommen.
Welche Nebenwirkungen kann Valganciclovir haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Valganciclovir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Mangel an neutrophilen Blutzellen (schwer), Blutarmut (schwer), Atembeschwerden, Durchfall.
Häufige Nebenwirkungen:
Hefepilzinfektionen des Mundes, Blutvergiftung, Entzündung des Unterhautzellgewebes, Harnwegsinfektionen, Mangel an Blutplättchen (schwer), Mangel an weißen Blutkörperchen (schwer), Mangel an allen Blutzellen (schwer), Appetitabnahme, Essensverweigerung, Depressionen, Angst, Verwirrtheit, Veränderungen des Denkens, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Geschmacksstörungen, Empfindungsstörungen, nervliche Missempfindungen, Nervenstörungen, Schwindelgefühl, Krampfanfälle, Wasseransammlungen in der Netzhaut (Makulaödem), Netzhautablösung, Sehstörungen ("Mouches volantes"), Augenschmerzen, Ohrenschmerzen, Husten, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Blähungen, Schluckstörungen, Leberfunktionsstörungen (schwer), erhöhte Werte für alkalische Phosphatase im Blut, Leberenzym ASAT erhöht, Hautentzündung, nächtliche Schweißausbrüche, Juckreiz, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelkrämpfe, Nierenfunktionsbeeinträchtigung, Nierenfunktionsstörungen, Müdigkeit, Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen, Brustschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, Schwäche, Gewichtsverlust, erhöhte Kreatinin-Werte im Blut.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Knochenmarksfunktionsstörungen, allergischer Schock, Aufregung, psychotische Zustände, Zittern, Sehstörungen, Bindehautentzündung, Taubheit, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck, aufgetriebener Bauch, Mundgeschwüre, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberenzym ALAT erhöht,Haarausfall, Nesselsucht, trockene Haut, Blut im Urin, Nierenversagen, männliche Unfruchtbarkeit.
Besonderheiten:
Vor Beginn der Behandlung muss der Arzt die Patienten hinsichtlich des Risikos für ein entstehendes Kind aufklären. In Tierstudien traten Missbildungen, Krebserkrankungen und Störungen der männlichen und weiblichen Fruchtbarkeit auf. Valganciclovir ist daher beim Menschen als missbildungs- und krebsfördernd anzusehen und verursacht möglicherweise angeborene Fehlbildungen und Krebserkrankungen. Ferner gilt es als wahrscheinlich, dass es auch bei Menschen die Samenbildung vorübergehend oder dauerhaften unterdrückt. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung eine wirksame Empfängnisverhütung betreiben. Männer dürfen während der Behandlung und noch mindestens 90 Tage danach keine Kinder zeugen.
Welche Wechselwirkungen zeigt Valganciclovir?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Valganciclovir wird im Körper rasch und umfassend zu Ganciclovir umgebaut. Daher sind für Valganciclovir die gleichen Wechselwirkungen wie bei Ganciclovir zu erwarten.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Ganciclovir und Imipenem/Cilastatin (Antibiotikum und ein Hemmstoff der abbauenden Enzyme) wurden Krampfanfälle beobachtet. Diese Wirkstoffe dürfen nur dann gleichzeitig gegeben werden, wenn der Arzt den Nutzen für den Patienten über die Risiken stellt.
Die gleichzeitige Anwendung des GichtmittelsProbenecid und Ganciclovir führt zu einer verzögerten Ganciclovir-Ausscheidung über die Niere. Es kann daher zu mehr Ganciclovir-Nebenwirkungen kommen.
Wird Ganciclovir zusammen mit dem Reverse-Transkriptase-HemmerZidovudin, mit Mycophenolsäure (gegegn Organabstoßungen nach Verpflanzungen) oder dem Antibiotikum Trimethoprim angewendet, verstärken sich möglicherweise beide Nebenwirkungen auf die Blutbildung.
Ganciclovir verstärkt die Wirkung und auch die Giftigkeit des ZytostatikumsDidanosin.
Ganciclovir und der Reverse-Transkriptase-Hemmer Zalcitabin haben schädliche Wirkungen auf das Nervensystem, die sich bei Kombination möglicherweise gegenseitig verstärken.
Valganciclovir wirkt möglicherweise giftiger, wenn es gleichzeitig mit oder unmittelbar vor beziehungsweise nach anderen Wirkstoffen angewendet wird, welche die Vermehrung von sich rasch teilenden Zellen hemmen, wie sie im Knochenmark, den Hoden, der Haut und der Magen-Darm-Schleimhaut vorkommen. Beispiele für solche Wirkstoffe sind das Lepra-Mittel Dapson, die Zytostatika Pentamidin, Flucytosin, Vincristin, Vinblastin, Adriamycin und Hydroxyharnstoff, die Antibiotika Amphotericin B und Trimethoprim + Sulfonamid-Kombinationen sowie andere virenhemmende Mittel aus der Gruppe der Nukleosidanaloga.
Da Ganciclovir über die Nieren ausgeschieden wird, kann seine Giftigkeit auch verstärkt werden, wenn Valganciclovir gleichzeitig mit Wirkstoffen angewendet wird, die die Ausscheidung von Ganciclovir über die Niere verringern. Dies ist beispielsweise der Fall mit dem virenhemmenden Mittel Cidofovir und dem Zytostatikum Foscarnet, oder durch andere Nukleosidanaloga. Deshalb sollte der Arzt alle diese Wirkstoffe nur dann zusammen mit Valganciclovir anwenden, wenn der mögliche Nutzen die Risiken überwiegt.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Während der Behandlung mit dem Medikament müssen gebärfähige Frauen unbedingt zuverlässig verhüten.
- Während der Behandlung mit dem Medikament und bis zu 90 Tage danach dürfen Männer keine Kinder zeugen.
- Die Nierenfunktion muss während der Behandlung regelmäßig vom Arzt überprüft werden.
- Während der Behandlung muss das Blutbild regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
- Bei Patienten mit Nierenfunktionstörungen muss die Dosierung des Medikaments vom Arzt an den Gesundheitszustand angepasst werden.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Valganciclovir?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Valganciclovir enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Valganciclovir
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Valganciclovir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen virenhemmende Mittel, Reverse-Transkriptase-Hemmer, zu welcher der Wirkstoff Valganciclovir gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Valganciclovir
Bei Patienten mit Schwäche der körpereigenen Abwehr dient Valganciclovir der Behandlung von Folgeerkrankungen, die durch Cytomegalie-Viren verursacht werden. Zum betroffenen Personenkreis zählen Menschen mit erworbenem Immundefekt-Syndrom (AIDS) und solche, die ein Organtransplantat von einem Spender erhalten haben, der mit Cytomegalie-Virus infiziert ist.
Bei AIDS-Patienten entzündet sich durch die Cytomegalie-Viren oft die Regenbogenhaut des Auges. Valganciclovir wird zum einen zu Beginn dieser Erkrankung eingesetzt, zum anderen kann es einen erneuten Ausbruch verhindern.
Bei Patienten mit verpflanzten Organen infizierter Spender kann die Anwendung von Valganciclovir einem Ausbruch der Erkrankung vorbeugen.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Valganciclovir sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Valganciclovir
Valganciclovir ist ein chemisch veränderter Verwandter von Ganciclovir und gehört wie dieses zu den Wirkstoffgruppen der virenhemmenden Mittel und Reverse-Transkriptase-Hemmer. Nach der Einnahme wird Valganciclovir rasch und umfassend von den Enzymen des Verdauungskanals und der Leber zu Ganciclovir umgewandelt. Valganciclovir stellt also nur ein sogenanntes "prodrug" von Ganciclovir dar.
Ganciclovir selbst ist eine synthetisch hergestellte Substanz, die dem im Erbgut von Herpesviren enthaltenen Bestandteil 2′-Desoxyguanosin sehr ähnelt. Deswegen verdrängt es auch diesen natürlichen Baustein, wird in das Erbgut eingebaut, kann aber die Aufgaben der Natursubstanz nicht übernehmen. Bei der Vermehrung der Herpesviren kommt es an der Stelle des Ganciclovir-Einbaus zum Abbruch der Erbgut-Verdoppelung. Damit wird der ganze Vermehrungsvorgang behindert, wenn nicht gar gestoppt.
Zu den gegen Ganciclovir-empfindlichen Viren beim Menschen gehören das humane Cytomegalievirus (Cytomegalie mit Lyphknotenschwellung, Glieder- und Kopfschmerzen), die Herpes-simplex-Viren 1 (Lippenherpes) und 2 (Herpes an den Geschlechtsorganen), die humanen Herpesviren 6, 7 und 8 (teils unauffällige Allgemein- und Hautinfektionen), das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffer-Drüsenfieber), das Varicella-Zoster-Virus (Gürtelrose) und das Hepatitis-B-Virus (Leberentzündung).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.