Tigecyclin
Allgemeines
Tigecyclin wird bei Erwachsenen und Kindern ab acht Jahren zur Behandlung folgender Infektionen angewendet:- komplizierte Infektionen der Haut, von Muskeln, Sehnen und Knorpeln; ausgenommen sind Infektionen an den Füßen in Folge einer Zuckerkrankheit.
- komplizierte Infektionen im Bauchraum
Wenn sich nach Beginn der Therapie mit Tigecyclin herausstellt, dass der Ort der Infektion ein anderer ist als Haut, Muskeln und Sehnen oder die inneren Organe, wird der Arzt auf andere Behandlungsformen ausweichen, die bei der vorliegenden speziellen Infektion nachgewiesenermaßen wirksam sind.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Zusammenbau von Eiweißen blockieren
- Ribosomen an ihrer Aufgabe hindern
- Bakterienwachstum hemmen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tigecyclin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Tigecyclin nicht verwendet werden?
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Tigecyclin nicht eingesetzt werden. Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Tetracycline können überempfindlich gegen Tigecyclin sein.Bei schwerstkranken Patienten mit Organinfektionen infolge eines Risses im Verdauungskanal oder bei Patienten mit beginnender Blutvergiftung oder entsprechendem Schock-Zustand wird statt Tigecyclin meist eine Kombinationstherapie mit anderen Antibiotika erfolgen.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Tigecyclin eingesetzt werden bei
- Gallenstau, da der Wirkstoff zu 50 Prozent über die Galle ausgeschieden wird.
- Patienten mit schweren Grunderkrankungen, weil es damit nur wenige Erfahrungen gibt.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es gibt keine oder nur begrenzte Erfahrungen mit der Verwendung von Tigecyclin bei Schwangeren. Tierexperimente zeigten verschiedene Schäden an den Nachkommen. Das Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Wie auch andere Antibiotika der Tetracyclin-Gruppe kann Tigecyclin beim Ungeborenen in der letzten Hälfte der Schwangerschaft und bei Kindern unter acht Jahren zu dauerhaften Zahnschäden (Verfärbung und Verlust des Zahnschmelzes) und zu einer Verzögerung der Knochenbildung führen. Der Wirkstoff reichert sich nämlich in Geweben mit hohem Calcium-Gehalt an und bildet mit dem Mineralstoff einen unlöslichen Komplex. Tigecyclin darf daher nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn, der Arzt hält eine Behandlung mit Tigecyclin für unbedingt erforderlich.
Es ist nicht bekannt, ob Tigecyclin und/oder seine Abbauprodukte beim Menschen in die Muttermilch übergehen, wie es bei Tieren der Fall ist. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt wird entscheiden, ob das Stillen oder die Behandlung zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Tigecyclin verzichtet werden soll. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Es gibt nur sehr begrenzte Erfahrungen zum Einsatz von Tigecyclin bei Kindern ab acht Jahren und Jugendlichen. Der Arzt wird daher die Anwendung in dieser Altersgruppe auf solche Situationen beschränken, in denen keine anderen antibakteriellen Behandlungen verfügbar sind.
Aufgrund fehlender Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit und wegen eines möglichen Zusammenhangs zwischen Tigecyclin und einer bleibenden Zahnverfärbung sollte der Wirkstoff bei Kindern unter acht Jahren nicht angewendet werden.
Welche Nebenwirkungen kann Tigecyclin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tigecyclin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Durchfall
Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung (auch mit Schock), Lungenentzündung, Abszesse, Infektionen, veränderte Gerinnungswerte (Thromboplastin, Prothrombin), Unterzuckerung, Eiweißmangel im Blut, Schwindel, Blutgefäßentzündung, Bauchschmerzen, Verdauungstörungen, Essensverweigerung, erhöhte Leberwerte (ALAT, ASAT, Bilirubin), Juckreiz, Ausschlag, Wundheilungsstörungen, Reaktionen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, erhöhte Amylase im Blut, erhöhter Harnstoff/Stickstoff-Wert im Blut
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutplättchenmangel, veränderter Gerinnungswert (INR), Blutgefäßverstopfung, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gelbsucht, Leberschäden (meist durch Gallenstau)
An der Injektionsstelle:
Entzündungen, Schmerzen, Schwellung, Blutgefäßentzündung
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
zu wenig Fibrinogen im Blut, allergischer Schock, Leberfunktionsstörung, schwere Hautreaktionen (einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom)
Besonderheiten:
Patienten mit Wundheilungsstörungen werden vom Arzt besonders bezüglich einer zusätzlichen Infektion überwacht.
Tigecyclin kann zu ähnlichen Nebenwirkungen wie andere Tetracycline führen. Diese Nebenwirkungen können Lichtempfindlichkeit der Haut, Hirngeschwulste, Bauchspeicheldrüsenentzündung und eine auszehrende Wirkung umfassen.
Besteht nach Behandlungsbeginn der Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen), muss die Therapie möglicherweise abgebrochen werden.
Kommt es während der Therapie zu schweren Durchfällen, ist sofort der Arzt zu verständigen. Es könnte sich um eine gefährliche Darmentzündung durch den Keim Clostridium difficile handeln.
Welche Wechselwirkungen zeigt Tigecyclin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die gleichzeitige Anwendung von Tigecyclin und dem Blutverdünner Warfarin führt zu einer Wirkungsverstärkung des Gerinnungshemmers. In diesen Fällen wird der Art die Blutgerinnung besonders sorgfältig überprüfen.
Tigecyclin wird nur zu einem geringen Anteil verstoffwechselt und verhält sich gegenüber anderen Wirkstoffen daher weitgehend neutral. Seinerseits kann der Wirkstoff in seinem Abbau durch das Pilzmittel Ketoconazol oder Cyclosporin (gegen Organabstoßungen) behindert und somit in Wirkung und Nebenwirkungen gesteigert oder durch das Tuberkulose-MittelRifampicin unwirksamer werden.
Es gibt keine gegenteilige Wirkung zwischen Tigecyclin und anderen häufig eingesetzten Antibiotika.
Wie bei allen Antibiotika kann Durchfall bei gleichzeitiger Einnahme mit der Antibabypille die Wirkung der Hormone mindern.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament ist für Kinder unter acht Jahren nicht geeignet.
- Kommt es während der Therapie zu schweren Durchfällen, ist sofort der Arzt zu verständigen.
- Treten nach Behandlungsbeginn Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
- Das Medikament kann, wie andere Tetracycline, zu Lichtempfindlichkeit der Haut, Hirngeschwulsten, Bauchspeicheldrüsenentzündung und Auszehrung führen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Tigecyclin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Tigecyclin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Tigecyclin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tigecyclin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Tetracycline, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Tigecyclin gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Tigecyclin
Tigecyclin wird bei Erwachsenen und Kindern ab acht Jahren zur Behandlung folgender Infektionen angewendet:- komplizierte Infektionen der Haut, von Muskeln, Sehnen und Knorpeln; ausgenommen sind Infektionen an den Füßen in Folge einer Zuckerkrankheit.
- komplizierte Infektionen im Bauchraum
Wenn sich nach Beginn der Therapie mit Tigecyclin herausstellt, dass der Ort der Infektion ein anderer ist als Haut, Muskeln und Sehnen oder die inneren Organe, wird der Arzt auf andere Behandlungsformen ausweichen, die bei der vorliegenden speziellen Infektion nachgewiesenermaßen wirksam sind.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tigecyclin sind vertiefende Informationen verfügbar:
- Infektionen durch Streptokokken
Wirkungsweise von Tigecyclin
Tigecyclin gehört zur Wirkstoffgruppe der Antibiotika und dort zu den Tetracyclinen.
Im Erbgut der Bakterien ist, wie bei den höheren Lebewesen auch, die Abfolge der Aminosäuren festgelegt, die zur Bildung von Eiweißen aneinandergehängt werden müssen. Das Ablesen des Erbguts erledigen die sogenannten Ribosomen in ihrem oberen Teil, während sie die passenden Aminosäuren an ihrem unteren Teil binden und zusammenkoppeln.
Tigecyclin besetzt den unteren Teil der Ribosomen und verhindert damit die Anbindung der erforderlichen Aminosäuren. In der Folge können sich keine Aminosäureketten und keine kompletten Eiweiße bilden.
Im Allgemeinen besitzt Tigecyclin eher eine wachstumshemmende Wirkung auf die Bakterien. Es ist besonders gegen Bakterien der Gruppen Enterococcus, Staphylococcus aureus und Escherichia coli wirksam. Von Vorteil ist, dass es keine auf dem Angriffspunkt der Antibiotika beruhende Kreuzresistenz zwischen Tigecyclin und den meisten anderen Antibiotikaklassen gibt. Somit kann dieses Antibiotikum helfen, wenn andere Wirkstoffe schon versagt haben.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.