Telbivudin
Allgemeines
Telbivudin dient der Behandlung der chronischen Hepatitis B (Leberentzündung) bei erwachsenen Patienten mit geschädigter Leber, die jedoch noch eine normale Funktion aufweist.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Thymidin-5´Triphosphat ersetzen
- Abbruch der DNA-Kette herbeiführen
- Erbgutproduktion der Hepatitis-Viren hemmen
- Virusvermehrung behindern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Telbivudin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Telbivudin nicht verwendet werden?
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Telbivudin nicht angewendet werden. Gleiches gilt für den alleinigen Einsatz von Telbivudin, wenn die Hepatitis-B-Virusinfektion schon erfolglos mit dem Wirkstoff Lamivudin behandelt wurde.Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Beurteilung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Telbivudin eingesetzt werden bei
- Patienten mit Leberzirrhose, weil besonders bei ihnen die Leberentzündung entgleisen und sich verschlimmern kann
- Patienten (insbesondere fettsüchtige Frauen) mit vergrößerter Leber oder anderen Risikofaktoren für eine Lebererkrankung (beispielsweise Alkoholsucht), weil diese ein hohes Risiko für eine Körperübersäuerung (Lactazidose) aufweisen
- älteren Patienten, weil ihre Nierenfunktion häufig eingeschränkt ist und daher mehr Nebenwirkungen auftreten können
- Nierenfunktionsstörungen, weil sie die Ausscheidung von Telbivudin behindern. Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance unter 50 Milliliter/Minute und Blutwäsche-Patienten muss der Arzt die Dosierung anpassen.
Ein Wiederaufflammen der Leberentzündung ist auch bei Patienten möglich, die eine Hepatitis-B-Therapie beenden. Aus diesem Grund sollte die Leberfunktion in regelmäßigen Abständen überwacht werden, wobei eine Nachbeobachtung einschließlich Überwachung der Leberwerte für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten nach Beendigung der Hepatitis-B-Therapie erfolgen sollte.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Bei Telbivudin wurden keine Studien mit Schwangeren unternommen. In Tierexperimenten an Ratten und Kaninchen durchdrang Telbivudin den Mutterkuchen. Studien an trächtigen Ratten zeigten eine frühe Geburt und/oder Fehlgeburten durch eine schädliche Wirkung auf das Muttertier. Telbivudin darf in der Schwangerschaft nur gegeben werden, wenn der Arzt den Nutzen für die Mutter als höher gegenüber dem Risiko für die Nachkommen einschätzt.
Ob Telbivudin die Übertragung des Hepatitis B-Virus während der Geburt auf das Kind verhindern kann, ist nicht bekannt. Aus diesem Grund wird man geeignete Maßnahmen ergreifen, um eine HBV-Infektion des Neugeborenen zu verhindern.
Bei Ratten geht Telbivudin in die Muttermilch über. Es ist nicht bekannt, ob dies auch beim Menschen der Fall ist. Frauen dürfen daher nicht stillen, wenn sie den Wirkstoff einnehmen.
Bei Ratten hat Telbivudin bei Männchen und Weibchen die Fruchtbarkeit etwas gemindert. Ob dies auch auf den Menschen zutrifft, ist nicht bekannt.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Tebivudin bei Kindern und Jugendlichen ist bisher noch nicht erwiesen. Die Anwendung liegt daher im Ermessen des Arztes.
Welche Nebenwirkungen kann Telbivudin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Telbivudin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Häufige Nebenwirkungen:
Schwindel, Kopfschmerzen, Husten, Anstieg der Amylase im Blut, Durchfall, Anstieg der Lipase im Blut, Übelkeit, Bauchschmerzen, Anstieg der Alanin-Aminotransferase (ALAT) im Blut, Hautausschlag, Anstieg der Kreatin-Phosphokinase im Blut.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Nervenstörungen in Armen und Beinen, Schmeckstörung, Sensibilitätsmangel, nervliche Missempfindungen in Armen und Beinen, Ischiasschmerz, Anstieg der Aspartat-Aminotransferase (ASAT) im Blut.
Seltene Nebenwirkungen:
Körperübersäuerung (Lactazidose, häufig in Verbindung mit schwerwiegenden Erkrankungen wie Mehrorganversagen oder Blutvergiftung).
Besonderheiten:
Eine Leberentzündung kann auch nach Behandlungsende heftig – und manchmal tödlich verlaufend – wiederaufflammen. Aus diesem Grund wird der Arzt die Leberfunktion in regelmäßigen Abständen überwachen und dies auch mindestens sechs Monate nach Beendigung der Hepatitis-B-Therapie fortsetzen.
Eine Lactazidose äußert sich in Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen, kann aber auch bis zur Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leber- und Nierenversagen führen. Bei ersten Anzeichen sollte der Patient seinen Arzt aufsuchen.
Telbivudin kann Muskelbeschwerden, Muskelschwäche und -schmerzen auslösen. Diese sind sofort einem Arzt zu melden. Ergibt seine Untersuchung die Diagnose einer Muskelschädigung, muss die Behandlung mit Telbivudin abgebrochen werden.
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Telbivudin bei Empfängern von Lebertransplantaten ist nicht bekannt. Der Wirkstoff wurde auch nicht an Hepatitis-B-Patienten getestet, die zusätzlich mit dem AIDS-Erreger HIV, dem Hepatitis-C- oder Hepatitis-D-Virus infiziert waren.
Welche Wechselwirkungen zeigt Telbivudin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Da Telbivudin vorwiegend über die Niere ausgeschieden wird, kann die gleichzeitige Gabe mit Substanzen, die die Nierenfunktion beeinflussen, zu veränderter Wirkung des einen oder anderen Kombinationspartners führen. Zu den Wirkstoffen gehören Aminoglykosid-Antibiotika, Antibiotika wie Vancomycin und Amphotericin B, Schleifendiuretika sowie bestimmte Zytostatika (Platinverbindungen).
Telbivudin kann Muskelschäden verursachen. Möglicherweise ist dieses Risiko erhöht, wenn gleichzeitig weitere muskelschädliche Substanzen wie Cholesterinsenker (Statine, Fibrate) oder Ciclosporin (gegen Abstoßungsreaktionen bei Organverpflanzungen) angewendet werden. Der Arzt wird solche Kombinationen sehr sorgfältig hinsichtlich ihres Nutzens und Risikos überdenken und den Patienten auf etwaige Anzeichen überwachen, die auf eine Muskelschädigung hinweisen.
Eine einzelne Studie zeigte ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Nervenstörung bei einer kombinierten Anwendung von Telbivudin und Peginterferon alfa-2a. Weil zudem der Vorteil einer Kombination von Telbivudin mit Interferon alfa-2a (pegyliert oder Standardform) gegenwärtig nicht belegt ist, ist die Kombination verboten.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Die Leberwerte müssen bis einschließlich sechs Monate nach Behandlung regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
- Treten während der Behandlung Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen auf, sollte ein Arzt befragt werden.
- Unerklärliche Muskelschmerzen, Muskelspannung oder Schwäche während der Behandlung sind unverzüglich einem Arzt mitzuteilen.
- Die Behandlung muss von einem in der Behandlung chronischer Hepatitis-B-Infektionen erfahrenen Arzt begonnen werden.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Telbivudin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Telbivudin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Telbivudin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Telbivudin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe virenhemmende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Telbivudin gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Telbivudin
Telbivudin dient der Behandlung der chronischen Hepatitis B (Leberentzündung) bei erwachsenen Patienten mit geschädigter Leber, die jedoch noch eine normale Funktion aufweist.
Voraussetzung für den Einsatz des Wirkstoffs ist der Nachweis von sich vermehrenden Hepatitis-Viren, erhöhten Leberwerten (ALAT) und einer aktiven Entzündung und/oder Umwandlung in Bindegewebe (Fibrose).
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Telbivudin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Telbivudin
Telbivudin wird der Wirkstoffgruppe der virenhemmenden Mittel zugerechnet. Da es ein künstlich hergestellter chemischer Verwandter des Thymidin-Nukleosids ist, gehört es zur Untergruppe der nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer. Es hemmt nämlich das Enzym HBV-DNA-Polymerase, das in den vom Virus befallenen Leberzellen Erbgut (DNA) zur Erzeugung neuer Viren aufbaut.
Telbivudin wird durch andere Enzyme in der Leberzelle zum aktiven Telbivudin-5′-Triphosphat umgebaut. Die HBV-DNA-Polymerase gliedert dieses dann anstatt des natürlichen Thymidin-5′-Triphosphat in das neue Erbgut ein. Der Einbau von Telbivudin-5′-Triphosphat in das Virus-Erbgut verursacht einen Bruch der DNA. Damit feht die "Blaupause" für die neuen Hepatitis B-Viren und die Produktion in der Zelle stoppt. Die antivirale Aktivität von Telbivudin wirkt gezielt gegen das Hepatitis-B-Virus und verwandte Viren.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.