Telaprevir
Allgemeines
Telaprevir wird bei Erwachsenen zur Behandlung der chronischen Leberentzündung vom Typ Hepatitis C (einschließlich Formen mit bereits eingetretener Leberzirrhose) eingesetzt.Voraussetzung ist, dass die Leber noch ihre Aufgaben erfüllt und das Virus eine bestimmte Eigenschaft (Genotyp 1) aufweist. Folgende Fälle eignen sich für die Telaprevir-Therapie:
- nicht vorbehandelte Patienten
- mit Interferon alfa oder Peginterferon alfa allein Vorbehandelte
- mit den genannten Interferonen und zusätzlich Ribavirin Vorbehandelte
- Patienten, die nach den vorgenannten Therapien einen Rückfall hatten
- Patienten mit teilweisem oder fehlendem Erfolg der genannten Therapien.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Bildung viruswichtiger Eiweiße verhindern
- Vermehrung des HCV-Virus hemmen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Telaprevir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Telaprevir nicht verwendet werden?
Telaprevir darf nicht eingesetzt werden bei- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- angeborener eigener Herzrhythmusstörung (QT-Verlängerung) oder einer solchen oder Herztod in der Familie
- Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung oder Komplikationen derselben wie Wasserbauch, Pfortaderhochdruck mit Blutungen, leberbedingte Hirnschäden oder Gelbsucht (die nicht durch ein Gilbert-Meulengracht-Syndrom erklärt ist), weil bei solchen Patienten keine klinischen Studien gemacht wurden
- gleichzeitiger Anwendung von Wirkstoffen, deren Nebenwirkungen durch Telaprevir gefährlich gesteigert werden wie dem Alpha-SympatholytikumAlfuzosin, dem CalciumkanalblockerBepridil, den H1-AntihistaminikaAstemizol und Terfenadin, dem Magenmittel Cisaprid, Mutterkornalkaloiden (Dihydroergotamin, Ergometrin, Ergotamin, Methylergometrin), den StatinenLovastatin, Simvastatin und Atorvastatin, Mitteln gegen Lungenhochdruck wie Sildenafil oder Tadalafil, den Psychopharmaka Midazolam, Pimozid, Quetiapin oder Triazolam
- gleichzeitiger Anwendung von Antiarrhythmika der Klasse Ia wie Chinidin, Mexiletin, Ajmalin, Detajmium und Prajmalin (wobei in die Vene verabreichtes Lidocain nicht dazugehört) und der Klasse III wie Sotalol oder Amiodaron
- gleichzeitiger Anwendung von Wirkstoffen, die die Wirkung von Telaprevir mindern wie die AntiepileptikaCarbamazepin, Phenytoin sowie Phenobarbital, das Tuberkulose-MittelRifampicin oder das AntidepressivumJohanniskraut.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner strengen Kontrolle darf Telaprevir angewendet werden bei
- Patienten mit behandlungbedingter QT-Verlängerung in der Vorgeschichte
- dauerhaft zu langsamem Pulsschlag (von unter 50 pro Minute)
- Herzmuskelschwäche mit verminderter Pumpfunktion der linken Herzkammer in der Vorgeschichte
- Bedarf an Wirkstoffen, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern, deren Wirkung aber nicht von Telaprevir verstärkt wird (beispielsweise Methadon)
- Störungen des Mineralstoffwechsels, weil sie vor der Therapie vom Arzt ausgeglichen werden müssen
- Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung
- Patienten mit mittelgradiger oder schwerer Nierenfunktionsstörung oder Blutwäsche-Patienten, weil mit ihnen keine klinischen Studien gemacht wurden
- Leber- oder anderen Organverpflanzungen, weil es dazu keine Erfahrungen aus klinischen Studien gibt
- Patienten mit gleichzeitiger HIV-Infektion, weil diese einer besonderen Behandlungsanordnung bedürfen
- einer Schilddrüsenunterfunktion, weil sich diese verschlimmern kann.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es gibt keine Erkenntnisse aus Studien über die Anwendung von Telaprevir in der Schwangerschaft. Wegen der Kombinationsbehandlung mit Peginterferon alfa und vor allem Ribavirin müssen Patientinnen im gebärfähigen Alter und ihre männlichen Partner sowie männliche Patienten und ihre Partnerinnen während der Behandlung jeder eine wirksame Verhütungsmethode anwenden. Bei Patientinnen ist die "Pille" für die Verhütung wenig geeignet, da sie eventuell während der Einnahme des Wirkstoffs und auch noch für weitere zwei Monate nach der letzten Einnahme nicht zuverlässig wirkt. Während dieser Zeit sollten zwei effektive nicht-hormonale Methoden der Empfängnisverhütung angewendet werden: Beispielsweise ein Pessar für die Frau und ein Kondom für den Mann. Zwei Monate nach Ende der Behandlung mit Telaprevir hat die "Pille" wieder ihre volle Wirksamkeit und kann von der Patientin zusätzlich zum Kondom für den Mann eingesetzt werden.
Telaprevir und sein Hauptabbauprodukt werden in die Milch von Ratten ausgeschieden. Es ist nicht bekannt, ob dies auch für die menschliche Milch gilt. Wegen der Möglichkeit von Nebenwirkungen bei Säuglingen aufgrund der Kombination mit Peginterferon alfa und Ribavirin muss vor Beginn der Behandlung mit Telaprevir abgestillt werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Telaprevir wurde in den Studien nicht bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren getestet. Die Anwendung in dieser Altersgruppe liegt daher im Ermessen des Arztes.
Welche Nebenwirkungen kann Telaprevir haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Telaprevir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Telaprevir darf nur zusammen mit Peginterferon alfa und Ribavirin verabreicht werden. Insofern beziehen sich die Nebenwirkungsangaben auch nur auf diese Kombination.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Hämorrhoiden, Schmerzen am Darmausgang, Juckreiz, Hautausschlag.
Häufige Nebenwirkungen:
Mundsoor, Mangel an Blutplättchen, Mangel an Lymphzellen, Schilddrüsenunterfunktion, zu viel Harnsäure im Blut, Kalium-Mangel im Blut, Geschmacksstörung, Ohnmacht, Juckreiz am After, Blutung aus dem After, Fissur am After, Überschuss an Bilirubin im Blut, Ekzem, Gesichtsschwellung, abschälender Hautausschlag, Wasseransammlungen in Armen und Beinen (Ödeme), unnormaler Geschmack des Arzneimittels.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gicht, Funktionsstörung der Netzhaut, Afterentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Arzneimittelausschlag (mit Überschuss an unreifen Blutzellen und Organkomplikationen), Nesselsucht, erhöhter Wert an Kreatinin im Blut, zu viel Eiweißabbauprodukte im Blut (mit oder ohne akutes Nierenversagen).
Besonderheiten:
Trat bei einer Behandlung mit Telaprevir schon einmal eine so schwere Hautreaktion auf, dass die Therapie abgebrochen werden musste, darf sie nicht wieder begonnen werden.
Um eine Blutarmut zu bessern, ist es oft nötig, die Dosis des Begleitmedikaments Ribavirin zu verringern. Muss die Ribavirin-Gabe zur Beherrschung einer Blutarmut dauerhaft beendet werden, gilt das auch für die Behandlung mit Telaprevir. Wenn jedoch nur Telaprevir wegen einer Blutarmut dauerhaft abgesetzt wird, kann der Arzt die Behandlung mit Peginterferon alfa und Ribavirin fortsetzen.
Welche Wechselwirkungen zeigt Telaprevir?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Telaprevir wird in der Leber durch ein System von Enzymen abgebaut, das leicht beeinflussbar ist. So können Hemmstoffe des Enzymsystems die Telaprevir-Wirkung steigern, andere Substanzen fördern die Aktivität der Enzyme und sorgen so für einen Wirkungsverlust von Telaprevir.Zu ersteren gehören die AntibiotikaClarithromycin, Erythromycin, Telithromycin und Troleandomycin, das Pilzmittel Ketoconazol (darf nicht gleichzeitig in hohen Dosen verabreicht werden) sowie die ImmunologikaCiclosporin, Tacrolimus und Sirolimus.
Die Telaprevir-Wirkung vermindert das virenhemmende MittelEfavirenz so weit, dass Telaprevir häufiger dosiert werden muss, während Ritonavir + Darunavir, Ritonavir + Fosamprenavir und Lopinavir + Ritonavir nicht mit dem Wirkstoff kombiniert werden dürfen; Gleiches gilt für die Einnahme des GlukokortikoidsDexamethason, die Tuberkulose-MittelRifampicin und Rifabutin, Bosentan (gegen Lungenhochdruck) und die AntiepileptikaCarbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital.
Aber auch seinerseits kann Telaprevir durch Einfluss auf das Enzymsystem die Wirkung anderer Substanzen verändern.
Folgende Substanzen werden in ihrer Wirkung und den Nebenwirkungen gesteigert und müssen daher vorm Arzt besonders vorsichtig dosiert werden:
- die Schmerzmittel Alfentanil und Fentanyl
- das AntiarrhythmikumLidocain
- das HerzglykosidDigoxin
- der BlutverdünnerDabigatran, während Warfarin nicht vorhersehbar reagiert und besonderer Überwachung bedarf
- die oralen AntidiabetikaMetformin und Repaglinid
- das Mittel gegen Übelkeit und ErbrechenDomperidon, das möglichst nicht kombiniert werden sollte
- die niedrig dosierten Pilzmittel Ketoconazol und Itraconazol sowie Posaconazol oder Voriconazol, die dazu noch Herzrhythmusstörungen auslösen können
- das GichtmittelColchicin, das bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion während der Behandlung mit Telaprevir ganz untersagt ist
- die Psychopharmaka Alprazolam, Midazolam und Trazodon; Quetiapin ist wegen seiner Wirkungssteigerung gar nicht zusammen mit Telaprevir anzuwenden
- der BlutdrucksenkerAmlodipin und alle anderen Calciumkanalblocker
- die Glukokortikoide Fluticason und Budesonid zum Inhalieren, die nicht kombiniert werden sollten, weil sie im Körper Nebenwirkungen auslösen können
- die virenhemmenden Mittel Efavirenz und Tenofovir ganz allgemein und Ritonavir + Atazanavir, weil es einen Bilirubin-Überschuss im Blut erzeugt
- alle Statine, von denen Atorvastatin, Lovastatin und Simvastatin gar nicht kombinert werden dürfen
- Hemmstoffe der körpereigenen Abwehr wie Ciclosporin, Tacrolimus und Sirolimus
- das AntiasthmatikumSalmeterol
- Tadalafil (Mittel gegen Erektionsstörungen); verwandte Substanzen wie Sildenafil und Vardenafil dürfen gar nicht mit Telaprevir kombiniert werden.
- Escitalopram (gegen Depressionen)
- das SchlafmittelZolpidem
- das weibliche Hormon Ethinylestradiol, das in fast jeder "Pille" enthalten ist.
Die Wirkungsminderung der "Pille" ist so stark, dass sie während der Behandlung mit Telaprevir nicht zu der vorgeschriebenen Verhütung benutzt werden kann. Während der Therapie und zwei Monate danach müssen daher mechanische Verhütungsmittel (Komdom, Pessar) benutzt werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament darf nicht alleine angewendet, sondern nur in Kombination mit Peginterferon alfa und Ribavirin verschrieben werden.
- Während der Behandlung und noch zwei Monate danach wirkt die "Pille" nicht zuverlässig und es müssen mechanische Verhütungsmethoden verwendet werden.
- Während der Therapie und bis zwei Monate danach müssen Männer und Frauen eine Zeugung oder Schwangerschaft sicher verhüten.
- Das Medikament darf nur von Ärzten eingesetzt werden, die in der Behandlung von Leberentzündungen vom Typ C erfahren sind.
- Bei manchen Patienten können Ohnmacht oder Störungen der Sehfähigkeit auftreten, die Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich machen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Telaprevir?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Telaprevir enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Telaprevir
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Telaprevir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe virenhemmende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Telaprevir gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Telaprevir
Telaprevir wird bei Erwachsenen zur Behandlung der chronischen Leberentzündung vom Typ Hepatitis C (einschließlich Formen mit bereits eingetretener Leberzirrhose) eingesetzt.Voraussetzung ist, dass die Leber noch ihre Aufgaben erfüllt und das Virus eine bestimmte Eigenschaft (Genotyp 1) aufweist. Folgende Fälle eignen sich für die Telaprevir-Therapie:
- nicht vorbehandelte Patienten
- mit Interferon alfa oder Peginterferon alfa allein Vorbehandelte
- mit den genannten Interferonen und zusätzlich Ribavirin Vorbehandelte
- Patienten, die nach den vorgenannten Therapien einen Rückfall hatten
- Patienten mit teilweisem oder fehlendem Erfolg der genannten Therapien.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Telaprevir sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Telaprevir
Telaprevir gehört zur Wirkstoffgruppe der virenhemmenden Mittel.
Der Wirkstoff ist ein direkter Hemmstoff für ein Enzym (HCV-NS3-4A-Serinprotease), das für die Vermehrung der Viren unerlässlich ist. Das Hepatitis-Virus impft nämlich sein Erbgut in die Leberzellen ein und zwingt sie so, neue Viruspartikel zu bilden. Hierbei kommt es zunächst zur Produktion langer Kettenmoleküle. Diese müssen unter anderen von der HCV-Protease zu kleineren Ketten zerschnitten werden, aus denen sich die für das Virus lebensnotwendigen Eiweiße zusammenfalten.
Telaprevir darf nur zusammen mit den anderen Hepatitis-Wirkstoffen Peginterferon alfa und Ribavirin angewendet werden. Dies dient der Verringerung der Fälle, in denen die Therapie nicht wirksam ist.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.