Sultiam

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 25.04.2011

Allgemeines

Sultiam wird meist in Kombination mit anderen Antiepileptika bei Epilepsien eingesetzt, die nur einen Teil des Gehirns betreffen, einen so genannten fokalen (örtlichen) Ursprung haben (auch genannt Fokale Anfälle). Anfälle, die sich von einem Punkt im Gehirn ("Fokus") im Verlauf der Erkrankung auf das gesamte Gehirn ausbreiten (so genannte sekundär generalisierte Anfälle), können ebenfalls mit Sultiam behandelt werden.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Epilepsien behandeln
  • epileptischen Anfällen vorbeugen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Sultiam im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Sultiam nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Sultiam oder Sulfonamide (Wirkstoffe gegen Bakterien) darf dieser Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei Schilddrüsenüberfunktion, Bluthochdruck sowie einer bestimmten Störung der Blutbildung (Porphyrie) darf Sultiam ebenfalls nicht gegeben werden.

Bei psychiatrischen Erkrankungen oder gestörter Nierenfunktion sollte Sultiam nur nach ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und unter strenger Kontrolle zum Einsatz kommen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Sultiam sollte sowohl während der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko eingenommen werden. In jedem Fall sollte die Kombination mit anderen Wirkstoffen gegen Krampfanfallsleiden (Antiepileptika) vermieden werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Sultiam ist für Kinder ab dem Säuglingsalter geeignet, ja sogar für spezielle Epilepsieformen im Kindesalter gedacht.

Welche Nebenwirkungen kann Sultiam haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Sultiam. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Bauchschmerzen, Schwindel, Kopfschmerzen, Appetitmangel, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Brechreiz, Erbrechen, Blähungen, Durchfälle, Doppeltsehen, Schluckauf, Herzrasen, Herzenge, Schwächegefühl, Müdigkeit, Missempfindungen (Kribbeln in Armen, Beinen oder im Gesicht), Steigerung der Atemfrequenz, Atmungsvertiefung, Luftnot.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Halluzinationen, Angst, Benommenheit, Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit, Depressionen, Psychosen, Häufung von Krampfanfällen, Gelenkschmerzen, Muskelschwäche, Antriebsarmut, großer Krampfanfall.

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Nierenversagen, Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom), Nervenentzündung (Polyneuritis), Gliederschwäche, Speichelfluss, zunehmende Schläfrigkeit bis hin zum Koma.

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Nierensteinbildung, Körperübersäuerung, Blutverdünnung, Veränderung der Blutelektrolytwerte.

Besonderheiten:
Bei Auftreten von grippeähnlichen Symptomen, Fieber, Lymphknotenschwellungen und Hautreaktionen ist sofort ein Arzt aufzusuchen.

Anscheinend erhöht die Einnahme des Wirkstoffes die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten sorgfältig zu überwachen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Sultiam?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wechselwirkungen treten besonders mit anderen Antiepileptika (Wirkstoffe gegen Krampfanfallsleiden) auf. So erfordert beispielsweise eine Kombination mit Phenytoin strenge ärztliche Überwachungen (besonders bei Nierenfunktionsstörungen), da die Konzentration von Phenytoin stark erhöht wird. Gleiches gilt für Lamotrigin. Bei Kombination mit Primidon erhöhen sich die Nebenwirkungen von Sultiam. Carbamazepin dagegen verringert die Wirkung von Sultiam.

Andere Carboanhydrase-Hemmer wie Topiramat oder Acetazolamid erhöhen das Risiko für Nierensteine, saure Stoffwechsellage und veränderte Mineralstoffkonzentrationen im Blut.

Sultiam darf nicht zusammen mit Alkohol gegeben werden, da sonst Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Herzrasen und andere Nebenwirkungen auftreten können.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei grippeähnlichen Beschwerden oder Hautreaktionen ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Es wird eine regelmäßige ärztliche Kontrolle von Blutbild und Gerinnungswerten während der Behandlung mit dem Medikament empfohlen.
  • Es wird eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des Urins während der Behandlung mit dem Medikament empfohlen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament ist die Nierenfunktion ärztlich zu überwachen.
  • Anscheinend erhöht die Einnahme des Medikaments die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten vom Arzt und ihren Angehörigen sorgfältig zu überwachen.
  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen so weit beeinträchtigen, dass Autofahren und die Bedienung von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Sultiam?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Sultiam enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Sultiam

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Sultiam. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Sultiam gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Sultiam

Sultiam wird meist in Kombination mit anderen Antiepileptika bei Epilepsien eingesetzt, die nur einen Teil des Gehirns betreffen, einen so genannten fokalen (örtlichen) Ursprung haben (auch genannt Fokale Anfälle). Anfälle, die sich von einem Punkt im Gehirn ("Fokus") im Verlauf der Erkrankung auf das gesamte Gehirn ausbreiten (so genannte sekundär generalisierte Anfälle), können ebenfalls mit Sultiam behandelt werden.

Besonders häufig wird Sultiam bei Epilepsien des Kindesalters wie der Rolando-Epilepsie (besondere Verlaufsform der Epilepsie) eingesetzt. Anwendung finden kann Sultiam auch bei anderen Epilepsien dieser Altersgruppe, wie beim Pseudo-Lennox-Syndrom (besondere Verlaufsform der Epilepsie mit Sturzanfällen und Muskelzuckungen), dem so genannten bioelektrischen Status epilepticus im Schlaf oder dem sehr seltenen Landau-Kleffner-Syndrom (besondere Verlaufsform der Epilepsie mit Sprachrückentwicklung).

Der Wirkstoff kann Krampfanfällen (Epilepsien) vorbeugen und diese behandeln.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sultiam sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Sultiam

Sultiam hemmt die so genannte Carboanhydrase im Gehirn. Hierbei handelt es sich um einen körpereigenen Hilfsstoff, der Vorgänge aktiviert, die eine Ansäuerung von Gewebe verhindern. Wird die Carboanhydrase nun durch das Sultiam gehemmt, kommt es zu einer Ansäuerung des Gehirngewebes. Diese Ansäuerung, so wird vermutet, verringert die Übererregbarkeitsverminderung der Nervenzellen und erhöht die Krampfschwelle. Sultiam ist das einzige Antiepileptikum (Wirkstoff gegen Krampfleiden) mit diesem Wirkmechanismus.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.