Scopolamin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.02.2010

Allgemeines

Der Wirkstoff Scopolamin wird in Form von Pflastern sowie Tabletten oder Kaugummis angewendet, um die Symptome Übelkeit und Erbrechen bei Reisekrankheit zu vermindern.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Reisekrankheit mindern
  • Pupillen bei Augenkrankheiten oder vor augenärztlichen Untersuchungen erweitern.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Scopolamin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Scopolamin nicht verwendet werden?

Scopolamin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. In Augentropfen verwendet darf der Wirkstoff nicht bei grünem Star eingesetzt werden.

Bei Verdacht auf erhöhten Augeninnendruck ist vor der Anwendung des Wirkstoffs eine augenärztliche Untersuchung notwendig.

Scopolamin sollte nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko verabreicht werden bei bekannter Magenausgangsverengung (Pylorusstenose), Störungen beim Wasserlassen (wie bei Prostatavergrößerung), Behinderung der Magen-Darm-Passage und bei Herzrhythmusstörungen oder verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie). Diese ärztliche Vorsicht ist ebenfalls geboten bei älteren Menschen, Patienten mit Gehirnverkalkung (Zerebralsklerose) sowie bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen.

Patienten mit Down-Syndrom (Mongolismus) und Hirnschäden leiden häufiger unter den Nebenwirkungen von Scopolamin. Über eine Therapie mit dem Wirkstoff sollte ein Arzt erst nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko entscheiden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte der Wirkstoff nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko eingesetzt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern unter zehn Jahren sollte Scopolamin nicht angewendet werden. Älteren Kindern sollte Scopolamin nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko gegeben werden.

Welche Nebenwirkungen kann Scopolamin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Scopolamin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Vorübergehende Mundtrockenheit, Verschwommensehen, Herzrasen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, leichte Blutdrucksenkung, vermindertes Schwitzen, Augenlidreizung.
Bei Pflastern: Lokale Hautreizungen oder Hautausschlag.
Bei Anwendung am Auge: Bindehautentzündung, Lidschwellungen, Lichtscheuigkeit.

Seltene Nebenwirkungen:
Gedächnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Glücksgefühl (Euphorie), Gangstörungen, Sprechstörungen, Schwindel, Ruhelosigkeit, Halluzinationen (Sinnestäuschungen), Harnverhalt.
Nach Therapieende: Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen.

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Akuter Glaukom-Anfall, Tränenflussverminderung, Zunahme der Krampfanfälle bei Epileptikern, vorübergehende Psychose.

Welche Wechselwirkungen zeigt Scopolamin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Scopolamin löst zusammen mit anderen Wirkstoffen unterschiedliche Effekte aus. Dazu gehören:
  • gegenseitige Wirkungsverstärkung bei gleichzeitiger Einnahme von anticholinergen Wirkstoffen wie Amantadin, Chinin, trizyklischen Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistaminika und Procain
  • verstärkte Hemmung der Bildung von Salzsäure im Magen bei gleichzeitiger Einnahme von H2-Rezeptorblockern
  • verstärkte Wirkung von Phenothiazinen
  • verminderte Wirkung von Cholinesterase-Hemmern
  • Wirkungsverstärkung örtlicher Betäubungsmittel (Anästhetika) am Auge
  • verminderte Wirkung von Metoclopramid und anderen Magenmitteln aus der Gruppe der Prokinetika auf den Magen-Darm-Kanal.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Nach Kontakt mit dem Wirkstoff sollten gründlich die Hände gewaschen werden.
  • Bei Verwirrtheitszuständen und Halluzinationen muss der Wirkstoff sofort abgesetzt werden.
  • Das Medikament vermindert den Tränenfluss. Es ist daher besonders von Kontaktlinsenträgern immer für eine ausreichende Augenbefeuchtung zu sorgen.
  • Durch Verminderung des Reaktions- und Sehvermögens können Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sein.
  • Alkohol verstärkt die Verminderung des Reaktionsvermögens.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Scopolamin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Scopolamin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Augentropfen
transdermale Pflaster

So wirkt Scopolamin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Scopolamin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Muscarinrezeptor-Antagonisten, Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen), zu welcher der Wirkstoff Scopolamin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Scopolamin

Der Wirkstoff Scopolamin wird in Form von Pflastern sowie Tabletten oder Kaugummis angewendet, um die Symptome Übelkeit und Erbrechen bei Reisekrankheit zu vermindern.

Scopolamin wird außerdem in Form von Augentropfen verwendet, um die Pupillen weit zu stellen. Diese Weitstellung kann zur Augenuntersuchung oder zur Therapie von Augenkrankheiten dienen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Scopolamin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Scopolamin

Scopolamin ist ein Muscarinrezeptor-Antagonist, der vor allem an den Muscarinrezeptoren im Gehirn, aber auch im übrigen Körper wirkt. Muscarinrezeptoren sind spezielle Bindungsstellen der parasympathischen Fasern des vegetativen Nervensystems, die normalerweise durch den körpereigenen Botenstoff Acetylcholin aktiviert werden. Scopolamin verdrängt diesen körpereigenen Botenstoff an den Rezeptoren und unterdrückt damit dessen Wirkung.

An den Muscarinrezeptoren im Gehirn vermindert Scopolamin die Aktivität im Brechzentrum. Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Reisekrankheit werden so wirkungsvoll unterdrückt.

An den Muscarinrezeptoren des Auges führt Scopolamin zu einer Erschlaffung bestimmter Augenmuskeln. Die Pupille wird so weit gestellt.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.