Propofol
Allgemeines
Propofol wird bei der Allgemeinanästhesie (Narkose) als kurzwirksame Substanz eingesetzt. Sie dient der Einleitung und Aufrechterhaltung der Bewußtseinsauschaltung und der Ruhigstellung (Sedierung) von Patienten, die im Rahmen einer Intensivbehandlung künstlich beatmet werden oder sich speziellen Untersuchungen oder Operationen unterziehen müssen.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Gehirnzellen in der Großhirnrinde gleichschalten
- Kommunikation zwischen Hirnteilen behindern
- Bewußtsein ausschalten
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Propofol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Propofol nicht verwendet werden?
Propofol darf nicht bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff angewendet werden.Nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und unter besonderer Vorsicht darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei
- Patienten mit Herz-, Atem-, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen
- älteren Patienten und solchen mit schlechtem Allgemeinzustand
- Mangel an Blutmenge
- Bewusstseinsstörungen
- Epilepsie in der Vorgeschichte
- erhöhtem Hirndruck bei niedrigem Blutdruck, da die Gefahr einer deutlichen Senkung des Hirndrucks besteht.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Die Sicherheit der Anwendung von Propofol während der Schwangerschaft ist nicht durch Studien belegt. Daher sollte Propofol während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn es der Arzt für unbedingt erforderlich hält. Propofol durchdringt den Mutterkuchen und kann beim Neugeborenen die Atem- und Herzfunktion beeinträchtigen. Besonders hohe Dosierungen (mehr als 2,5 Milligramm Propofol/Kilogramm Körpergewicht für die Narkoseeinleitung oder 6 Milligramm Propofol/Kilogramm Körpergewicht/Stunde zur Aufrechterhaltung der Narkose) sind zu vermeiden.
Untersuchungen an stillenden Müttern zeigten, dass Propofol in geringen Mengen in die Muttermilch übergeht. Daher sollten Mütter für 24 Stunden nach der Anwendung von Propofol das Stillen unterbrechen und die Muttermilch verwerfen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Anwendung von Propofol zur Allgemeinanästhesie (Narkose) bei Kindern unter einem Monat wird nicht empfohlen. Den Einsatz von Propofol zur Beruhigung bei Untersuchungen oder kleineren chirurgischen Eingriffen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 16 Jahren und jünger wird der Arzt individuell entscheiden, da die Sicherheit und Wirkung nicht ausreichend durch Studien belegt sind.
Es gibt Berichte über schwere Nebenwirkungen bei nicht bestimmungsgemäßer Anwendung von Propofol zur Ruhigstellung von Patienten unter 16 Jahren sogar bis zu Todesfällen. Insbesondere wurden Stoffwechselentgleisungen (metabolische Azidose), Fettstoffwechselstörungen, Muskelzerstörung (Rhabdomyolyse) und/oder Herzversagen festgestellt. Am häufigsten traten diese Nebenwirkungen bei Kindern mit Atemwegsinfektionen auf, denen höhere Dosen verabreicht wurden, als für die Ruhigstellung Erwachsener im Rahmen der Intensivbehandlung empfohlen wird. Ein Zusammenhang mit der Propofol-Gabe wurde jedoch nicht endgültig gesichert.
Welche Nebenwirkungen kann Propofol haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Propofol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schmerz am Ort der ersten Injektion.
Häufige Nebenwirkungen:
Fettstoffwechselstörungen (Blut-Triglycerid-Überschuss).
Während der Narkoseeinleitung: Spontanbewegungen und Muskelzuckungen, Aufregung, Blutdruckabfall, verlangsamter Herzschlag, Herzrasen, Hitzewallung, Hecheln, vorübergehender Atemstillstand, Husten, Schluckauf.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
ausgeprägter Blutdruckabfall, verlangsamter Herzschlag mit zunehmend schwerem Verlauf (Herzstillstand) unter Allgemeinanästhesie, Husten während der Aufrechterhaltung der Anästhesie.
Seltene Nebenwirkungen:
Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen (Gesichtsschwellungen, Bronchialkrämpfe, Hautrötung und Blutdruckabfall), Verfärbung des Urins (nach längerer Verabreichung von Propofol), Fieber (nach der Operation).
In der Aufwachphase: Übersteigeung, Herabsetzung der sexuellen Hemmschwelle, Kopfschmerzen, Schwindel, Kältezittern, Kältegefühl, Epilepsie-artige Anfälle einschließlich Krämpfe der Rückenmuskulatur, Herzrhythmusstörungen, Husten, Übelkeit oder Erbrechen.
An der Injektionsstelle: Blutgefäßverstopfungen und Venenentzündungen.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Epilepsie-artige Anfälle, (um Stunden bis einige Tage verzögert auftretend), Krämpfe (bei Epileptikern), Bewusstlosigkeit (nach der Operation), Wasseransammlungen in der Lunge, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gewebezerstörung (nach versehentlicher Gabe neben die Vene), Muskelaufösung (Rhabdomyolyse), Stoffwechselentgleisung (metabolische Azidose), Blut-Kaliumüberschuss, Herzversagen (in einigen Fällen mit tödlichem Ausgang).
Besonderheiten:
Ein ausgeprägter Blutdruckabfall kann eine langsamere Verabreichung von Propofol und/oder die Gabe von Blutersatzmitteln sowie auch von gefäßverengenden Wirkstoffen erforderlich machen. Die Möglichkeit eines erheblichen Blutdruckabfalles ist bei Patienten mit Durchblutungsstörungen des Herzens oder des Gehirns oder bei Patienten mit Blutmengenmangel zu bedenken.
In Einzelfällen kann es nach der Operation zu einer Bewusstlosigkeit kommen, die mit einer erhöhten Muskelspannung einhergehen kann. Ihr Auftreten ist unabhängig davon, ob der Patient zuvor wach war oder nicht. Obwohl das Bewusstsein spontan wiedererlangt wird, wird der bewusstlose Patient unter intensiver ärztlicher Beobachtung gehalten.
Einer ausgeprägten Verlangsamung des Herzschlages wird der Arzt vor Einleitung oder während der Aufrechterhaltung der Anästhesie mit entprechenden Wirkstoffen gegensteuern.
Welche Wechselwirkungen zeigt Propofol?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Propofol kann zusammen mit anderen bei der Narkose verwendeten Wirkstoffen (zur Vorbehandlung, Narkosegase, Schmerzmittel, Muskelrelaxanzien, Mittel zur örtlichen Betäubung) eingesetzt werden. Schwerwiegende Wechselwirkungen mit den genannten Mitteln sind bisher bekannt geworden. Einige dieser auf das Gehirn wirkenden Substanzen können die Atem- und Kreislauffunktion dämpfen, was die entsprechenden Effekte von Propofol gefährlich verstärkt.
Geringere Dosen Propofol können erforderlich sein, wenn die Allgemeinanästhesie in Zusammenhang mit einer örtlichen Betäubung erfolgt.
Die gleichzeitige Gabe von Benzodiazepinen, Parasympatholytika sowie Narkosegasen bewirkt eine verlängerte Narkosedauer und langsamere Atemzüge. Bei einer zusätzlichen Vorbehandlung mit opioiden Schmerzmitteln kann die ruhigstellende Wirkung von Propofol verstärkt und verlängert werden, und ein Atemstillstand kann vermehrt und zeitlich verlängert auftreten.
Es ist zu berücksichtigen, dass die schmerzstillende Wirkung und die Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem von Propofol bei gleichzeitiger Anwendung von Wirkstoffen zur Vorbehandlung, Narkosegasen oder Schmerzmitteln verstärkt werden. Die gleichzeitige Gabe von Substanzen mit Wirkung auf das Gehirn (wie Alkohol, Narkosemittel, opioide Schmerzmittel) führt zu einer Steigerung ihrer ruhigstellenden Effekte.
Wird Propofol mit Wirkstoffen kombiniert, die die Hirntätigkeit dämpfen, ist eine erhebliche Verminderung der Funktionen von Herz und Atmung zu erwarten. Nach Verabreichung von Fentanyl (opioides Schmerzmittel) kann es zu einer zeitweiligen Erhöhung des Blutspiegels an Propofol kommen und einem damit verbundenen Atemstillstand.
Nach Behandlung mit Suxamethonium (Muskelrelaxans) oder Neostigmin (zur Aufhebung der muskelentspannenden Wirkung von Muskelrelaxanzien) können Herzschlagverlangsamung und Herzstillstand auftreten.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament sollte nicht im Rahmen einer Elektroschock-Behandlung eingesetzt werden.
- Bei stark übergewichtigen Patienten muss aufgrund der erforderlichen höheren Dosierung mit mehr Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem gerechnet werden.
- Das Medikament sollte nicht bei Kindern unter einem Monat zur Narkose verwendet werden.
- Bei Kindern bis 16 Jahren liegt die Verwendung zur Ruhigstellung bei Eingriffen im Ermessen des Arztes.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Propofol?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Propofol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Propofol
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Propofol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Propofol gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Propofol
Propofol wird bei der Allgemeinanästhesie (Narkose) als kurzwirksame Substanz eingesetzt. Sie dient der Einleitung und Aufrechterhaltung der Bewußtseinsauschaltung und der Ruhigstellung (Sedierung) von Patienten, die im Rahmen einer Intensivbehandlung künstlich beatmet werden oder sich speziellen Untersuchungen oder Operationen unterziehen müssen.
Je nach Anwendungsgebiet kommt Propofol dabei allein oder zusammen mit Schmerzmitteln von örtlicher oder allgemeiner Wirkung zum Einsatz.
Propofol kann nur über die Blutbahn wirken und wird daher ausschließlich als Injektion oder in die Vene gegeben.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Propofol sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Propofol
Propofol wird bei Operationen zur Narkose eingesetzt. Allerdings hat es keine schmerzlindernde und keine muskelerschlaffende Wirkung. Propofol muss daher bei schmerzhaften Eingriffen mit Schmerzmitteln und gegebenenfalls auch mit Muskelrelaxanzien kombiniert werden.
Als wahrscheinlichster Wirkmechanismus wird heute angenommen, dass Propofol die Grundaktivität der Großhirnrinde (Kortex) massiv verändert. Der Wirkstoff greift offenbar in die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnbereichen ein, indem es eine große Anzahl von Nervenzellen (Neuronen) gewissermaßen "gleichschaltet". Diese Gleichschaltung verhindert, dass aus der Großhirnrinde an andere Hirnregionen Signale gesendet werden. Dadurch bricht letztlich die Informationsverarbeitung im Kortex zusammen, was der Schlüssel für den kontrollierten Verlust des Bewusstseins sein könnte.
Propofol wirkt rasch und kurz und ist nur in Form von Spritzen verfügbar. Bereits 10 bis 20 Sekunden nach der Injektion tritt die Wirkung ein und dauert bei einmaliger Anwendung lediglich acht bis neun Minuten an. Die Wirkung kann durch andauernde Infusion oder durch wiederholte Gabe kleinerer Dosen aufrechterhalten werden.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.