Metronidazol
Allgemeines
Metronidazol ist ein Wirkstoff zur Vorbeugung und Heilung akuter oder chronischer Infektionen mit Bakterien- und Protozoen.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- bakterielle Infektionen behandeln und vorbeugen
- Hautinfektionen, Ekzeme und Abszesse heilen
- Rosazea (Gesichtsentzündung) behandeln
- Hautentzündungen im Mundbereich lindern
- Entzündungen des Mund- und Rachenraumes lindern
- Infektionen der Zähne und des Zahnfleischs behandeln
- Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich und entzündlichen Schnupfen lindern
- Atemwegsinfektionen, chronische Bronchitis und Lungenentzündungen behandeln
- Herzinfektionen vorbeugen und lindern
- Knochen- und Gelenksentzündungen lindern
- Beinvenenentzündungen lindern
- Vaginalentzündungen behandeln
- Ruhr-Erkrankungen behandeln
- Symptome bei Morbus Crohn lindern
- Infektionen des Becken- oder Bauchraumes therapieren
- schwere Darmentzündung lindern
- Mageninfektionen mit Helicobacter Pylori behandeln
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Metronidazol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Metronidazol nicht verwendet werden?
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen einen anderen Stoff aus der Gruppe der Nitroimidazole darf Metronidazol in allen Arzneiformen nicht angewandt werden. Als Ausnahme gelten lediglich lebensbedrohliche Erkrankungen.Metronidazol zur Einnahme, zur Infusion und zur Anwendung in der Scheide darf nur nach sorgfältiger Überprüfung von Nutzen und Risiko durch den Arzt und unter seiner Kontrolle angewendet werden bei
- Erkrankungen des Nervensystems (zum Beispiel bei Epilepsie)
- Blutbildungsstörungen
- schweren Lebererkrankungen, da der Wirkstoff hauptsächlich über die Leber ausgeschieden wird. Die Leberwerte sind in diesem Fall regelmäßig ärztlich zu überwachen.
Metronidazol wird bei Infusion des Wirkstoffs durch eine Blutwäsche (Hämodialyse) entfernt und sollte daher erst nach Abschluss derselben verabreicht werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Bis heute gibt es keinen gesicherten Hinweis dafür, ob Metronidazol zu einer Schädigung des Ungeborenen führt. Deshalb sollte der Wirkstoff im ersten Schwangerschaftsdrittel vorsichtshalber nur bei schweren, lebensbedrohlichen Infektionen eingesetzt werden. Danach ist eine sehr sorgfältige ärztliche Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich. Soweit möglich, sollte während der Schwangerschaft, wenn überhaupt, nur die örtliche Darreichungsform als Gel oder Creme angewandt werden.
Da Metronidazol in die Muttermilch übertritt, sollte auf die Anwendung innerhalb der Stillperiode verzichtet werden. Ist dies nicht möglich, so muss das Stillen für die Dauer der Therapie unterbrochen werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Kinder erhalten zur Behandlung von Infektionen in der Regel 20 bis 30 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Die Dosis für Kinder über zwölf Jahre beträgt 0,25 bis maximal 2 Gramm pro Tag. Der Arzt wird die Dosierung und Dauer der Therapie bei jedem Kind individuell festlegen.
Bei Kindern ist vor einer Anwendung in der Scheide eine sorgfältige ärtliche Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich, da bisher keine ausreichenden Erfahrungen mit Vaginalzäpfchen oder Cremes für diese Altersgruppe vorliegen.
Metronidazolhaltiges Gel oder metronidazolhaltige Creme dürfen nicht bei Kindern angewendet werden, um eine Rosazea (Gesichtshauterkrankung) zu behandeln.
Welche Nebenwirkungen kann Metronidazol haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Metronidazol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Anwendung in Tabletten, Zäpfchen oder Infusion:
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Geschmacksstörungen, Zungenbelag, Zungenentzündung, Mundraumentzündung, Bauchschmerzen, Magendrücken, Durchfall, Übelkeit, Aufstoßen (bitteres), Erbrechen, Appetitlosigkeit, Blutbildveränderungen, Verminderung weißer Blutkörperchen (Leukopenie), Verminderung von Granulozyten (Granulozytopenie), Arzneimittelfieber, Bindehautentzündung, Schnupfen, Venenwandreizungen (nur bei intravenöser Anwendung), Venenentzündungen (nur bei intravenöser Anwendung).
Seltene Nebenwirkungen:
Sehstörungen, Leberfunktionsstörungen, Bilirubinanstieg, Leberenzymwerteanstieg (Leberwerterhöhung), allergische Reaktionen (wie Juckreiz, Nesselsucht, Hautrötungen), allergischer Schock, Harnstörungen, Harnverhalt, Blasenschwäche (Inkontinenz), Harnblasenentzündung, Genitalpilzinfektionen (Hefepilze), EKG-Veränderungen, schwere Durchfälle (lang anhaltend).
Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
pseudomembranöse Enterkolitis (schwere Durchfallerkrankung und Darmentzündung), Bauchspeicheldrüsenentzündung, Verminderung der Blutplättchen.
Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszustände, Erregbarkeit, Depressionen, Koordinationsstörungen, Krampfanfälle (Epilepsie), Nervenerkrankungen, Taubheitsgefühl, Kribbeln, Pelzigsein der Haut, Schwächegefühl, Benommenheit, Halluzinationen.
Besonderheiten:
Durch Abbauprodukte von Metronidazol kann sich der Urin während der Therapie dunkel färben. Dies besitzt aber keinen Krankheitswert.
Bei starkem Durchfall ist die Behandlung mit Metronidazol sofort abzubrechen und der Arzt aufzusuchen. Er wird geeignete Maßnahmen einleiten (wie etwa eine Vancomycin-Therapie).
Anwendung in Hautpräparaten
Häufige Nebenwirkungen:
Kontaktdermatitis, trockene Haut, Hautrötung, Juckreiz, Ausschlag, Brennen und Stechen der Haut, Hautreizung, Verschlimmerung einer Rosazea, Schmerzen.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Empfindungsschwäche, nervliche Missempfindungen
Seltene Nebenwirkungen:
Metallischer Geschmack, Übelkeit.
Anwendung in der Scheide
Es werden nur praktisch 20 Prozent des Wirkstoffs in den Körper aufgenommen. Daher kommt es kaum zu Nebenwirkungen, wie sie bei der Einnahme oder Infusion vorkommen.
Welche Wechselwirkungen zeigt Metronidazol?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die Einnahme von Metronidazol führt zu einer Alkoholunverträglichkeit. Diese kann sich durch Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel sowie durch Hautrötungen im Kopf- und Nackenbereich zeigen. Daher sollte während der Behandlung, auch mit Gel, Creme oder Vaginalzäpfchen, auf Alkoholgenuss verzichtet werden.
Fast ausschließlich bei der Anwendung als Tabletten oder Infusion geht Metronidazol folgende Wechselwirkungen ein:
Wenn der Wirkstoff zusammen mit Disulfiram (in der Alkoholentzugstherapie verwendet) eingenommen wird, können Wahnvorstellungen (Psychosen) und Verwirrtheitszustände ausgelöst werden.
Schlafmittel (Babiturate wie Methohexital, Thiopental, Phenobarbital) und das AntiepileptikumPhenytoin vermindern die Wirksamkeit von Metronidazol. Eine Dosisanpassung durch den behandelnden Arzt ist gegebenenfalls notwendig.
Metronidazol verstärkt die blutverflüssigende Wirkung von Vitamin K-Antagonisten (Blutverdünner (Antikoagulanzien)). Dadurch kann es zu verstärkter Blutungsneigung oder zu vermehrten Blutungen kommen. Die Blutgerinnungswerte sind daher regelmäßig vom Arzt zu kontrollieren und die Dosis individuell einzustellen.
Wenn gleichzeitig das AntidepressivumLithium eingenommen wird, erhöht sich der Lithiumgehalt im Blut. Dadurch können sich die Nebenwirkungen verstärken, und es kann zu einer Lithiumvergiftung kommen. Diese Patienten müssen sorgfältig ärztlich überwacht werden.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Cimetidin, einem Mittel zur Behandlung von Magenerkrankungen, wird Metronidazol schlechter aus dem Körper ausgeschieden. Dadurch kann es zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen kommen.
Bei gleichzeitiger Gabe von Cyclosporin (gegen Organabstoßungen) und Metronidazol kann der Blutgehalt an Cyclosporin und seine Nierenschädlichkeit erhöht sein. Daher muss der Arzt die Konzentration an Cyclosporin und Kreatinin (ein Nierenwert) regelmäßig prüfen.
Metronidazol erhöht auch die Blutkonzentration der Zytostatika 5-Fluorouracil und Busulfan, was deren Giftigkeit verstärkt.
Metronidazol kann bei einigen Analysemethoden zur Bestimmung des Leberwertes ASAT im im Blut zu verringerten Werten führen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament sollte nur in besonderen Ausnahmefällen länger als zehn Tage angewendet werden.
- Bei längerer Anwendung sind regelmässige ärztliche Blutbildkontrollen erforderlich.
- Bei starken Nervenbeschwerden muss die Behandlung abgebrochen werden.
- Das Reaktionsvermögen kann durch Einnahme des Medikaments beeinträchtigt sein. Dies gilt besonders im Zusammenhang mit Alkohol.
- Autofahren und das Bedienen von Maschinen kann durch die Einnahme des Medikaments gefährlich sein.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Metronidazol?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Metronidazol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Metronidazol
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Metronidazol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Nitroimidazole, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Metronidazol gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Metronidazol
Metronidazol ist ein Wirkstoff zur Vorbeugung und Heilung akuter oder chronischer Infektionen mit Bakterien- und Protozoen.
Es werden ausschließlich solche Bakterien erfaßt, die keinen Sauerstoff für ihre Lebensfunktionen benötigen (Anaerobier). Solche Bakterien besiedeln im menschlichen Körper bevorzugt den Magen- und Darmbereich, aber auch die Scheide der Frau sowie tiefere Regionen der Lunge.
Zu Erkrankungen, die wirksam mit Metronidazol behandelt werden können, zählen durch Einatmen von Fremdkörpern verursachte Lungenentzündungen oder andere Infektionen der Atemwege, wie etwa die chronische Bronchitis. Ebenso können Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich wie etwa entzündlicher Schnupfen und eine Nasennebenhöhlenentzündung mit Metronidazol behandelt werden.
Beinvenenentzündungen, Knochen- und Gelenksentzündungen sowie Herzinfektionen und auch Infektionen des Becken- oder Bauchraums werden ebenfalls mit diesem Wirkstoff therapiert.
Mageninfektionen mit dem häufig vorkommenden Keim Helicobacter Pylori können ebenfalls mit Metronidazol behandelt werden. Der Wirkstoff wird dann in Kombination mit anderen Antibiotika (wie Tetracyclin, Clarithromycin, Amoxicillin) und Protonenpumpenhemmern (Substanzen, die die Salzsäurebildung in der Magenschleimhaut herabsetzen) gegeben.
Bei Morbus Crohn, einer entzündlichen Autoimmunerkrankung des Darms, kann eine Langzeitbehandlung mit Metronidazol die Symptome verbessern.
Der Wirkstoff wird weiterhin mit gutem Erfolg zur Behandlung von einigen Erkrankungen durch nicht-bakterielle Parasiten (Einzeller und Würmer) angewendet. Dazu gehören beispielsweise Infektionen des Magen-Darm-Traktes, wie verschiedene Formen der Ruhr (Amöbenruhr, Lamblienruhr und Balantidienruhr). Ebenfalls kann ein Parasiten-Befall mit dem Drachenwurm (Guinea-Wurm, Dracunculus medinensis) behandelt werden.
Außerdem gibt es diesen Wirkstoff auch als Gel zur äußerlichen Anwendung. Es heilt Entzündungen des Mund- und Rachenraumes sowie Entzündungen von Mundschleimhaut und Zahnfleisch.
Als Vaginalzäpfchen erfolgt der Einsatz im Genitalbereich bei Infektionen mit Trichomonaden oder anderen bakteriellen Besiedlungen der Scheide.
Zudem kann Metronidazol auch als Creme bei Hautinfektionen, Ekzemen und Abszessen verabreicht werden. Dieser Wirkstoff wird zum Teil auch zur Behandlung der Rosazea, einer entzündlichen Erkrankung der Gesichtshaut, angewandt.
Metronidazol wird oft in Kombination mit Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine oder zusammen mit Aminoglykosid-Antibiotika eingesetzt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Metronidazol sind vertiefende Informationen verfügbar:
- Entzündungen des Mund- und Rachenraums
- Hautinfektionen
- Trichomonadeninfektion der Scheide
- Lungenentzündung
- chronische Bronchitis
- Durchfall
- Entzündungen
- Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung
- Ekzeme
- Harnwegsinfektionen
Wirkungsweise von Metronidazol
Metronidazol ist ein Antibiotikum aus der Wirkstoffgruppe der Nitroimidazole. Es ist besonders wirksam gegen Bakterien, welche nur unter sauerstofffreien Bedingungen gedeihen können (Anaerobier), und gegen einzellige Parasiten. Gegen Pilze und Viren wirkt Metronidazol jedoch nicht. Der Wirkstoff gelangt sehr gut in alle Körpergewebe oder Körperflüssigkeiten. Dies gilt auch für Knochen und die Gehirnflüssigkeit (Liquor). So können Entzündungen in diesen Regionen positiv beeinflusst werden und abheilen.
Neben der abtötenden Wirkung gegen Bakterien und Parasiten scheint Metronidazol auch einen positiven Einfluss auf das Immunsystem zu haben. So können die körpereigene Abwehr und das Antibiotikum zusammenwirken.
Wenn allerdings ein Erreger eine Unempfindlichkeit (Resistenz) gegen Metronidazol entwickelt hat, so wirken andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Nitroimidazole ebenfalls nicht gegen diesen Keim (Kreuzresistenz). Die Bildung einer solchen Resistenz tritt allerdings bei diesem Wirkstoff sehr selten auf.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.