Lidocain

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.08.2018

Allgemeines

Lidocain lindert, wenn es als Creme, Gel, Paste oder Salbe auf die Haut oder Schleimhaut aufgetragen wird, Schmerzen, Brennen und Juckreiz. Spezielle medizinische Gele mit Lidocain werden eingesetzt, um Behandlungen in Körperhöhlen (Einschieben von Atemschläuchen und Kathetern) sowie Untersuchungen (Endoskopie) weniger schmerzhaft zu machen.

In Zäpfchen und Cremes verarbeitet, dient Lidocain der Linderung von Beschwerden bei Hämorrhoiden.

Als Lösung zur Injektion wird der Wirkstoff eingesetzt

  • zur Betäubung einer Körperregion während Operationen
  • bei akuten Schüben der Rückenwirbelerkrankung Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)
  • bei Beschwerden durch entzündlich-rheumatische Erkrankungen (rheumatoide Arthritis)
  • bei einem Gicht-Anfall
  • zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen.

Im kosmetischen Bereich wird Lidocain zur örtlichen Betäubung vor der Anbringung von Tattoos und Permanent-Make-up verwendet.
 

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Schmerzempfinden in einer Körperregion ausschalten
  • Schmerzen, Brennen und Juckreiz lindern
  • Schmerzen bei operativen und diagnostischen Eingriffen vorbeugen und lindern
  • Schmerzen der Hautoberfläche lindern
  • Herzrhythmus normalisieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lidocain im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Lidocain nicht verwendet werden?

Lidocain darf ganz allgemein nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder ähnliche Substanzen.

Innerlich darf Lidocain nicht angewendet werden bei

  • schweren Erregungsleitungsstörungen am Herzen, bestimmten Herzrhythmusstörungen (AV-Block II. und III. Grades)
  • Herzversagen, Schock, Herzinfarkt oder schwerer Herzmuskelschwäche.

Nur unter größter ärztlicher Vorsicht darf Lidocain angewendet werden bei

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen einschließlich Herzmuskelschwäche
  • älteren Patienten
  • Patienten in schlechtem Allgemeinzustand
  • fortgeschrittener Lebererkrankung oder verminderter Nierenfunktion
  • akuter Porphyrie (einer Stoffwechselerkrankung), da der Wirkstoff möglicherweise eine Porphyrie auslöst
  • verletzter Schleimhaut am vorgesehenen Anwendungsort, weil es zur Aufnahme größerer Mengen des Wirkstoffs in den Körper kommen kann.

Bei der Verabreichung von Lidocain als Spritze muss der Arzt besonders vorsichtig sein bei

  • Blutgerinnungsstörungen
  • erhöhtem Hirndruck
  • verminderter Blutmenge
  • sehr niedrigem Blutdruck
  • schwerer Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
  • Anwendung in entzündetem (infizierten) Gewebe oder am Kopf-Hals-Bereich.

Nur mit Vorsicht darf Lidocain im Mund- und Rachenraum angewendet werden bei Patienten mit schweren Störungen des Reizbildungs- und Reizleitungssystems am Herzen, akuter, nicht behandelter Herzmuskelschwäche und schweren Nieren- oder Lebererkrankungen.
 

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Eingespritztes Lidocain sollte während der Schwangerschaft nur auf ärztlichen Rat eingesetzt werden, da es über den Mutterkuchen zum Kind gelangt. Oberflächlich eingesetzt stellt der Wirkstoff keine Gefahr dar.

Während der Stillzeit kann der Wirkstoff verwendet werden, jedoch nicht an der stillenden Brust.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Lidocain kann bei Kindern angewendet werden. Allerdings darf die Anwendung als Injektionslösung nur unter größter ärztlicher Vorsicht stattfinden.

Eine äußerliche Anwendung als Creme, Salbe oder Gel ist bei Kindern unbedenklich. Es ist jedoch die genaue Einhaltung der empfohlenen Dosierung wichtig, die an das Körpergewicht angepasst sein soll. Bei der Anwendung als Zahnungsgel kann es bei schwerer Überdosierung zu Herzrhythmusstörungen und Krampfanfällen kommen.

Welche Nebenwirkungen kann Lidocain haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lidocain. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Injektion
Häufige Nebenwirkungen:
Schmerzen in Beinen und Rücken, Blutdruckanstieg.

Seltene Nebenwirkungen:
Anhaltendes Schwindelgefühl, Kribbeln, Ohrgeräusche, Orientierungslosigkeit, Sehstörungen, Zittern, Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Atmungsstörungen, Blutdruckabfall, Verstärkung einer Herzrhythmusstörung, allergische Reaktionen mit Nesselsucht, Wassereinlagerungen im Gewebe, Atemwegskrämpfen, Atemnot, Kreislaufstörungen, anhaltende Lähmungen und Empfindungsstörungen, Inkontinenz.

Anwendung zur Schmerzstillung an Schleimhäuten (beispielsweise als Lutschtabletten):
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schleimhautschwellung im Rachen- und Kehlkopfbereich.

Seltene Nebenwirkungen:
Veränderte Geschmackswahrnehmung, Taubheit der Zunge.
Diese Wirkungen bilden sich in der Regel nach kurzer Zeit wieder zurück.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Heiserkeit, Überempfindlichkeitsreaktionen im Mundbereich.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Reizungen am Anwendungsort.

Anwendung gegen Hämorrhoiden
Häufige Nebenwirkungen:
Brennen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hautreizung, Überempfindlichkeitsreaktion.

Anwendung auf der Haut
Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktion.

Besonderheiten:
Leichte Nebenwirkungen (Kribbeln und taubes Gefühl im Mund- und Zungenbereich, metallischer Geschmack, Schwindelgefühl, leichte Benommenheit, erhöhte Geräuschempfindlichkeit und Ohrensausen) beruhen auf mäßiger Überdosierung. Schwere Nebenwirkungen auf die Hirntätigkeit oder den Kreislauf sind auf starke Überdosierung zurückzuführen.

Bei Anwendung im Mund kann das Schlucken erschwert und die Gefahr von Verschlucken erhöht sein. Bei tauber Zunge und Mundschleimhaut besteht die Gefahr von Bissverletzungen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Lidocain?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wechselwirkungen von Lidocain mit anderen Wirkstoffen treten vor allem bei der Anwendung in Form von Spritzen auf. Wird der Wirkstoff örtlich verwendet, kann es zu solchen Wechselwirkungen kommen, wenn der Einsatz großflächig oder über längere Zeit erfolgt.

Bei der Kombination von Lidocain mit Wirkstoffen, die den Herzrhythmus oder die Herzfrequenz beeinflussen (Antiarrhythmika, Betablocker, Kalziumkanalblocker), kann sich die Wirkung von Lidocain auf das Herz verstärken oder abschwächen. Die gleichzeitige Anwendung anderer Betäubungsmittel sowie der blutdrucksenkenden Betablocker Propranolol, Metoprolol, Nadolol, Diltiazem, Verapamil, Cimetidin, Amiodaron, Fluvoxamin und gefäßverengender Stoffe wie Adrenalin und Noradrenalin (Katecholaminen) verstärkt die Wirkung von Lidocain. Dabei erhöht sich das Risiko für unerwünschte Wirkungen. Werden gleichzeitig Mutterkornalkaloide oder Epinephrin eingenommen, kann ein gefährlicher Blutdruckabfall eintreten. Beruhigungsmittel und der Wirkstoff Aprindin können die Nebenwirkungen von Lidocain verstärken.

Die Antiepileptika Phenobarbital, Carbamazepin, Primidon oder Phenytoin schwächen die Wirkung von Lidocains ab.

Die Wirkung von Muskelrelaxanzien kann bei gleichzeitiger Verwendung von Lidocain verstärkt werden. Bei der gleichzeitigen Anwendung von Sulfonamiden ist deren Wirkung vermindert.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament sollte nicht in die Augen oder auf verletzte Haut gelangen und muss in solchen Fällen sofort mit fließendem Wasser abgespült werden.
  • Vor kosmetischen Eingriffen ist das Medikament mit einem Wattestäbchen aufzubringen, wobei bis zur vollen Wirkung einige Minuten gewartet werden muss.
  • Bei Anwendung des Medikaments im Mund, Rachen und Kehlkopfbereich besteht durch die Beeinträchtigung des Schluckens und das Auftreten eines Taubheitsgefühls ein erhöhtes Risiko für Bissverletzungen und das versehentliche Einatmen von Nahrung (Aspiration).
  • Wird das Medikament eingespritzt oder auch großflächig äußerlich verwendet, kann es das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Lidocain?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lidocain enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Posterisan akut Haemotamp
Haemotamps
Zäpfchen (Suppositorien)
Salbe in Einmaltuben
Lutschtabletten

 

So wirkt Lidocain

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lidocain. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Mittel zur örtlichen Betäubung, Mittel gegen Juckreiz, Antiarrhythmika, zu welcher der Wirkstoff Lidocain gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Lidocain

Lidocain lindert, wenn es als Creme, Gel, Paste oder Salbe auf die Haut oder Schleimhaut aufgetragen wird, Schmerzen, Brennen und Juckreiz. Spezielle medizinische Gele mit Lidocain werden eingesetzt, um Behandlungen in Körperhöhlen (Einschieben von Atemschläuchen und Kathetern) sowie Untersuchungen (Endoskopie) weniger schmerzhaft zu machen.

In Zäpfchen und Cremes verarbeitet, dient Lidocain der Linderung von Beschwerden bei Hämorrhoiden.

Als Lösung zur Injektion wird der Wirkstoff eingesetzt

  • zur Betäubung einer Körperregion während Operationen
  • bei akuten Schüben der Rückenwirbelerkrankung Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)
  • bei Beschwerden durch entzündlich-rheumatische Erkrankungen (rheumatoide Arthritis)
  • bei einem Gicht-Anfall
  • zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen.

Im kosmetischen Bereich wird Lidocain zur örtlichen Betäubung vor der Anbringung von Tattoos und Permanent-Make-up verwendet.
 

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lidocain sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Lidocain

Lidocain ist ein Mittel zur örtlichen Betäubung, weshalb es auch als Mittel gegen Juckreiz eingesetzt werden kann. Außerdem ist der Wirkstoff ein Antiarrhythmikum.

Nerven nehmen Reize wie Berührungen, Druck, Schmerzen, Wärme und Kälte wahr. Die Nervenendigungen werden durch die Empfindung erregt und leiten die Erregung weiter zum Rückenmark oder zum Gehirn. Dort wird der Reiz verarbeitet und die Reaktion des Körpers auf den Reiz veranlasst.

Bei der Aufnahme und Weiterleitung von Reizen in einer Nervenfaser fließen bestimmte Mineralien, insbesondere Natrium und Kalium, durch Kanäle aus der Nervenzelle heraus, beziehungsweise in die Zelle hinein. Örtliche Betäubungsmittel wie Lidocain blockieren die Kanäle, die Natrium transportieren. Dadurch wird der Reiz nicht an das Gehirn weitergeleitet und Empfindungen wie Schmerzen und Juckreiz werden vorübergehend nicht mehr wahrgenommen.

Auch die Zusammenziehung des Herzmuskels wird durch regelmäßige Nervenreize ausgelöst. An den die Erregung regulierenden Nerven gibt es, wie im übrigen Körper auch, Kanäle für den Ein- und Ausstrom von Natrium. Blockiert Lidocain die Natrium-Kanäle im Herzen, wird der Herzschlag langsamer. Im Fall von schnellen Herzrhythmusstörungen (Herzrasen, Kammerflattern, Kammerflimmern) gibt diese kurze Verzögerung dem Herzen Zeit, seinen Rhythmus wieder zu normalisieren. In diesem Sinne kommt Lidocain jedoch nur als Notfallmedikament zum Einsatz.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.