Levomethadon

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.07.2017

Allgemeines

Levomethadon ist ein sehr starkes Schmerzmittel, das bei schweren Schmerzzuständen wie etwa nach Unfällen, Operationen oder bei Krebsschmerzen zum Einsatz kommt. Es ist schnell wirksam und hat nur geringe Nebenwirkungen. Neuerdings wird es auch zur Behandlung einer Vielzahl chronischer Schmerzen angewandt. Levomethadon kann hier in Form von Tropfen oder einer Injektionslösung verabreicht werden.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Starke bis sehr starke Schmerzen lindern
  • Entzug bei Heroinabhängigkeit unterstützen.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Levomethadon im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Levomethadon nicht verwendet werden?

Levomethadon darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Methyl-4-Hydroxybenzoat beziehungsweise Parabene sowie bei gleichzeitiger Behandlung mit MAO-B-Hemmern nicht verwendet werden.

Während der Behandlung mit Levomethadon dürfen keine Narkotika-Antagonisten oder Wirkstoffe wie Pentazocin und Buprenorphin angewendet werden, außer zur Behandlung einer Überdosierung.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und besonderer ärztlicher Überwachung darf der Wirkstoff eingenommen werden bei Herzrhythmusstörungen oder bei der Behandlung mit Antiarrhythmika der Klasse I und III sowie Störungen des Nervensystems oder Bewusstseinsstörungen.

Gleiches gilt bei Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion, Erkrankungen oder Verletzungen, die einen erhöhten Hirndruck verursachen, sowie bei gleichzeitiger Anwendung von anderen zentral dämpfenden Wirkstoffen beziehungsweise Wirkstoffen, die die Atmung vermindern.

Patienten, die unter Schock, unbehandelter Schilddrüsenunterfunktion, vermindertem Blutdruck (Hypotension) bei einer Hypovolämie, vergrößerter Vorsteherdrüse (Prostatahypertrophie mit Restharnbildung) oder Gallenwegserkrankungen leiden, sollten Levomethadon ebenfalls nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt einnehmen.

Dies betrifft auch Patienten mit Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis), entzündlichen Darmerkrankungen, einem Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom) oder Hautgeschwülsten wie dem Myxödem. Hier darf die Anwendung nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt erfolgen.

Wie andere Opioide auch sollte Levomethadon nur mit ärztlicher Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit Atemstörungen (obstruktive Lungenerkrankungen, Cor pulmonale, Atemdepression) und bei Personen mit erheblich eingeschränkter Atemreserve oder vorbestehender Beeinträchtigung der Atemfunktion (chronische Bronchitis oder Asthma).

Bei einer Minderversorgung der Gewebe mit Sauerstoff (Hypoxie) oder einer Erhöhung der Kohlendioxid-Spannung im arteriellen Blut (Hyperkapnie) ist ebenfalls besondere ärztliche Vorsicht geboten.

Ältere Patienten mit geringem Körpergewicht und Menschen mit Kopfverletzungen und Hirntumoren müssen bei der Behandlung mit Levomethadon besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden. Es wird empfohlen, bei Patienten in höherem Lebensalter sowie bei Patienten mit Nierenerkrankungen, schweren chronischen Lebererkrankungen oder in schlechtem Allgemeinzustand die Dosierung zu verringern.

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft sollte Levomethadon nur mit größter ärztlicher Vorsicht, im ersten Drittel der Schwangerschaft nur in begründeten Ausnahmefällen verwendet werden.

Der Wirkstoff geht in die Muttermilch über. Bei einmaliger Gabe muss nicht unbedingt abgestillt werden. Eine länger andauernde Behandlung sollte aber nicht durchgeführt werden.

Wenn bei abhängigen Frauen eine Schwangerschaft besteht, sollen sie kein Levomethadon erhalten. Statt dessen ist eine Behandlung mit Buprenorphin vorzuziehen, weil hier die Gefahr der Abhängigkeit für das ungeborene Kind geringer ist. Die Gabe von Buprenorphin in der Stillzeit ist allerdings problematisch, weil der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und so das Kind schädigen könnte.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Levomethadon kann zur Schmerzbekämpfung bei Kindern ab einem Jahr eingesetzt werden. Die Dosierung muss individuell auf Alter und Körpergewicht durch den Arzt abgestimmt werden.

Als Drogenersatzmittel zur Substitutionsbehandlung darf Levomethadon erst ab 18 Jahren eingesetzt werden, da keine Erfahrungen mit Kindern vorliegen.

Welche Nebenwirkungen kann Levomethadon haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Levomethadon. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Schwitzen, Juckreiz, Hautausschlag, Beunruhigung, Schwindel, Kopfschmerzen, Stimmungsveränderungen, Abhängigkeit, Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Blasenentleerungsstörungen, verlangsamter Herzschlag.

Häufige Nebenwirkungen:
Verwirrtheit, Depressionen, Angststörungen, Halluzinationen, Nervosität, Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Muskelsteifigkeit, Kreislaufschwankungen, niedriger Blutdruck, Atemwegskrämpfe, Überempfindlichkeitsreaktionen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schlaflosigkeit, Aufregung, Zittern, Empfindungsstörungen, Sprachstörungen, Gedächtnisverlust, Bluthochdruck, erniedrigter Blutdruck, Herzrasen, Atemstörungen, Hautrötung, Durchfall, Pupillenverengung.

Seltene Nebenwirkungen:
Sehstörungen, Herzrhythmusstörungen, Erweiterung der Blutgefäße, Schluckauf, Wassereinlagerungen (Ödeme), Kältegefühl.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Krampfanfälle, Koordinationsstörungen, Psychosen, Erregungszustände, Luftnot, Harnblasenschmerzen, häufiges Wasserlassen, allergischer Schock, allergische Hautreaktionen, Schwäche, Sexualfunktionsstörungen, Verwirrtheitszustände, schmerzhafte Blähungen, Darmverschluss.

Besonderheiten:
Nicht unerheblich ist die als Nebenwirkung entstehende Antriebslosigkeit, oftmals gepaart mit depressiven Schüben und eine nachlassende (oft nicht mehr vorhandene) Libido. Häufig kommt es auch zu Wassereinlagerungen und dadurch zu Gewichtszunahmen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Levomethadon?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Levomethadon sollte weder mit anderen opioiden Schmerzmitteln noch mit MAO-Hemmern kombiniert werden, da schwere Kreislauf- und Atemstörungen auftreten können.

Wirkstoffe, die auf das zentrale Nervensystem eine dämpfende Wirkung ausüben, wie Barbiturate und Benzodiazepine können ebenfalls bei gleichzeitiger Gabe eine Atemdepression auslösen und sollten nicht zusammen mit Levomethadon eingenommen werden. Gleiches gilt für den Genuss von Alkohol.

Sedativa oder Hypnotika, Allgemeinanästhetika (schalten das Schmerzempfinden aus) und Muskelentspannungsmittel (Muskelrelaxanzien) verstärken die müde machende und beruhigende Wirkung von Levomethadon.

Die gleichzeitige Einnahme von anderen opioiden Schmerzmitteln wie beispielsweise Morphin, Oxycodon, Fentanyl oder Pethidin verringert hingegen die Wirkung von Levomethadon, während sich das Risiko gefährlicher Nebenwirkungen erhöhen kann.

Schmerzmittel wie Pentazocin beziehungsweise Buprenorphin oder Rifampicin verringern ebenfalls die schmerzlindernden Wirkungen von Levomethadon und können bei Opioid-Abhängigen die typischen Entzugssymptome auslösen.

Cimetidin und Diltiazem sowie andere Wirkstoffe, die den Leberstoffwechsel beeinflussen wie Erythromycin, Ketoconazol, Itraconazol oder Ritonavir, hemmen den Abbau und verstärken somit die Wirkung von Levomethadon. Sie sollten deshalb nicht gemeinsam mit Levomethadon eingenommen werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Pancuronium oder Vecuronium und Levomethadon kann es zu einer Wirkungsverstärkung dieser Wirkstoffe kommen.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung darf auf keinen Fall Alkohol getrunken werden.
  • Bei wiederholter Gabe kann es zu körperlicher und/oder seelischer Abhängigkeit kommen.
  • Ältere Patienten mit geringem Körpergewicht und Menschen mit Kopfverletzungen und Hirntumoren müssen bei der Behandlung besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • Drogen- und Arzneimittelmissbrauch während der Drogenersatztherapie können zu lebensbedrohlichen Zwischenfällen führen und müssen unbedingt vermieden werden.
  • Die Einnahme des Medikaments ist für gesunde Menschen lebensgefährlich und kann zum Tode durch Atemstillstand führen. Deshalb ist eine sichere Aufbewahrung insbesondere außerhalb der Reichweite von Kindern erforderlich.
  • Die für die Drogenersatztherapie verwendete Lösung darf nur eingenommen werden. Die missbräuchliche Einspritzung in die Vene kann zu schweren Nebenwirkungen wie Vergiftungen, Venenentzündungen oder Lungenembolien führen.
  • Der Arzt wird regelmäßige Urinkontrollen durchführen, um einen eventuellen zusätzlichen Drogenkonsum festzustellen.
  • Das Medikament kann vom Arzt nur auf einem speziellen Betäubungsmittel (Btm)-Rezept verordnet werden.
  • Bei wiederholter Gabe kann sich der Körper an das Medikament gewöhnen (Toleranzentwicklung). Dies kann höhere Dosierungen nötig machen und das Risiko einer Abhängigkeit verstärken.
  • Es dürfen nicht gleichzeitig Barbiturate und Benzodiazepine eingenommen werden.
  • Das Reaktionsvermögen wird durch den Wirkstoff beeinträchtigt, was Autofahren und die Maschinenbedienung gefährlich macht.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Levomethadon?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Levomethadon enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 

 

So wirkt Levomethadon

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Levomethadon. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Levomethadon gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Levomethadon

Levomethadon ist ein sehr starkes Schmerzmittel, das bei schweren Schmerzzuständen wie etwa nach Unfällen, Operationen oder bei Krebsschmerzen zum Einsatz kommt. Es ist schnell wirksam und hat nur geringe Nebenwirkungen. Neuerdings wird es auch zur Behandlung einer Vielzahl chronischer Schmerzen angewandt. Levomethadon kann hier in Form von Tropfen oder einer Injektionslösung verabreicht werden.

Allgemeine Bekanntheit erreichte der Wirkstoff jedoch als Mittel zur Behandlung von Drogensucht. Seit den 60er Jahren wird Levomethadon (zuerst in den USA) als Ersatz für Heroin (Substitutionstherapie) eingesetzt, um körperliche Entzugserscheinungen bei Heroinabhängigkeit zu vermindern. Zur Erleichterung des Heroinentzuges erhält der Abhängige beim Arzt eine Lösung von Levomethadon zum Trinken. Für die orale Einnahme wird Levomethadon mit Zuckersirup verdünnt und blau eingefärbt. Entsprechend der Entzugssymptomatik muss die Dosierung angepasst werden. Zu Beginn der Behandlung wird eine Anfangsdosierung von 15 bis 20 Milligramm Levomethadon gegeben. Die maximale Dosis pro Tag sollte 60 Milligramm nicht überschreiten. Ziel ist es, nach und nach die Dosis zu verringern, damit der Betroffene seine Sucht bewältigen kann. Zuverlässigen Entzugspatienten wird der Methadonsaft in der Apotheke ausgehändigt. Das oral eingenomme Levomethadongemisch wirkt bereits nach einer halben Stunde und kann in seiner Wirkung bis zu 24 Stunden anhalten. Damit wird der Abhängige stabilisiert und ist in der Lage, einem geregelten Tagesablauf nachzugehen.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Levomethadon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Levomethadon

Levomethadon wirkt wie die anderen opioiden Schmerzmittel auf die schmerzhemmenden Nerven im Gehirn und Rückenmark. Chemisch-strukturell unterscheidet es sich von den natürlichen und halb-synthetischen Wirkstoffen wie Morphin und Diacetylmorphin (Heroin) deutlich. Denn es ist ein voll-synthetisch hergestellter Wirkstoff mit einer dem Morphin ähnlichen Wirkung.

Zu den Wirkungen von Levomethadon gehört die Analgesie, also Schmerzlinderung, die im Vergleich zu Morphin viermal stärker ausgeprägt ist. Verglichen mit Morphin sind die Nebenwirkungen von Levomethadon etwas geringer, außerdem wirkt es weniger beruhigend und auch weniger euphorisierend als Morphin. Die Gefahr einer sich entwickelnden Abhängigkeit durch Levomethadon scheint im Vergleich zu Morphin ebenfalls geringer zu sein.

Levomethadon bindet an die Opioidrezeptoren und löst damit ähnliche Wirkungen aus wie Morphin und Heroin. Heroin wird nach der Injektion in die Blutbahn auf Grund seiner hohen Fettlöslichkeit schnell ins Gehirn aufgenommen. Dort wird das aus Schlafmohn gewonnene Heroin zu Morphin abgebaut, wobei durch das hohe Anfluten des Wirkstoffs im Gehirn der typische Heroinkick ausgelöst wird. Levomethadon spricht zwar dieselben Rezeptoren im Gehirn an wie Heroin, erzeugt aber wegen seiner langsamen Anflutung bei oraler Einnahme keinen Kick. Damit fehlt das besondere euphorische Gefühl, das zur Verstärkung der Sucht bei Drogenabhängigen führt.

Levomethadon hat außerdem eine dreimal längere Wirkdauer als Heroin. Somit reicht für die "Behandlung" einer Heroinabhängigkeit eine einzige Levomethadonabgabe am Tag aus. Dies ist auch mit ein Grund, warum der Wirkstoff anstelle von Heroin selbst bei der Drogensucht-Therapie eingesetzt wird.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.