Ketoconazol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.03.2015

Allgemeines

Äußerlich wird Ketoconazol zur Behandlung von Pilzerkrankungen durch Hautpilze (Dermatophyten) und Hefepilze angewendet. In Form von Cremes und Lösungen wird es so gegen die seborrhoische Dermatitis eingesetzt. Diese entzündliche Hauterkrankung mit hartnäckiger Schuppenbildung, die meistens die Kopfhaut betrifft, wird durch den Befall von Pilzen verursacht. Auch die so genannte Kleienpilzflechte, die durch den Pilz Malassezia furfur verursacht wird, kann äußerlich mit ketoconazolhaltigen Cremes behandelt werden.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Pilzwachstum hemmen
  • Pilzerkrankungen durch Abwehrschwäche oder Krankheit vorbeugen
  • Schuppen bei seborrhoischer Dermatitis minimieren.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ketoconazol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ketoconazol nicht verwendet werden?

Ketoconazol darf nicht eingesetzt werden bei Überempfindlichkeit gegen der Wirkstoff.

Der Wirkstoff darf nciht eingenommen werden bei akuten oder chronischen Lebererkrankungen oder wenn die Werte der Leber-Enzyme bei Behandlungsbeginn um mehr als das Zweifache über der Obergrenze des Normwerts liegen.

Äußerlich darf Ketoconazol nicht am Auge angewendet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft darf der Wirkstoff auf keinen Fall innerlich angewendet werden, da sich im Tierversuch vermehrt Hinweise auf Fehlbildungen ergaben. Eine Schwangerschaft ist vor Beginn der Therapie daher unbedingt auszuschließen. Lokal darf Ketoconazol nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingesetzt werden. In jedem Fall sollen Pilzmittel wie Nystatin und Clotrimazol bevorzugt werden.

Es ist bekannt, dass Ketoconazol in die Muttermilch übergeht und damit in den Säugling gelangt. Deshalb darf Ketoconazol auch während der Stillzeit nicht innerlich eingenommen werden. Äußerlich kann eine Anwendung nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Allerdings darf Ketoconazol in diesem Fall nicht im Brustbereich aufgetragen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren dürfen nicht innerlich mit Ketoconazol behandelt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Ketoconazol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ketoconazol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen bei innerlicher Anwendung:

Häufige Nebenwirkungen:
Juckreiz; Bauchschmerzen; Übelkeit und Erbrechen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen; Schwindel; Lichtscheuheit; Durchfall; Verdauungsstörungen; Leberwerteanstieg (Transaminasen); Hautausschlag; Haarausfall; Brustvergrößerung (bei Männern, vorübergehend).

Seltene Nebenwirkungen:
Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie); Missempfindungen (Kribbeln, Brennen, Parästhesien); Impotenz (vorübergehend).

Sehr seltene oder vereinzelte Nebenwirkungen:
Blutarmut (hämolytische Anämie); allergische Reaktionen; anaphylaktischer Schock; Hirndrucksteigerung (wie etwa Papillenödem, vorübergehend); Lebervergiftung; Leberentzündung; Gallestau; Gelbsucht; Leberversagen.

Besonderheiten:
Bei Auftreten von Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, Gelbsucht, Bauchschmerzen oder dunklem Urin ist die Behandlung sofort abzubrechen und eine ärztliche Prüfung der Leberfunktion notwendig.

Nebenwirkungen bei äußerlicher Anwendung:

Seltene Nebenwirkungen:
Hautreizungen (Brennen, Rötung, Juckreiz); allergische Reaktionen der Haut (wie etwa Kontaktallergie gegen den Wirkstoff); Haaraustrocknung; Haarverfettigung; Haarverfärbung (bei angegriffenem oder grauem Haar); Haarausfall.

Sehr seltene oder vereinzelte Nebenwirkungen:
Haarverkleben.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ketoconazol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Äußerliche Anwendung:
Für die äußerliche Anwendung von Ketoconazol mit anderen Wirkstoffen sind keine Wechselwirkungen bekannt.

Innerliche Anwendung:
Ketoconazol wird durch Phenytoin, Rifabutin und Rifampicin sowie Carbamazepin, Phenobarbital und Isoniazid in seiner Wirksamkeit abgeschwächt. Ritonavir, Indinavir, Clarithromycin und Erythromycin führen dagegen zu einer Wirkungsverstärkung von Ketoconazol.

Säurebindende Mittel (Antazida) behindern die Aufnahme von Ketoconazol in den Körper; die Wirkstoffe sollten daher im Abstand von zwei Stunden eingenommen werden.

Folgende Wirkstoffe werden in Verbindung mit Ketoconazol langsamer abgebaut, wodurch sich ihre Wirkungen und Nebenwirkungen verstärken. Sie dürfen deshalb nicht zusammen mit Ketoconazol eingenommen werden: Terfenadin, Astemizol, Mizolastin, Cisaprid, Chinidin, Dofetilid, Pimozid, Lovastatin, Simvastatin, Midazolam und Triazolam.

Bei einigen Wirkstoffen ist eine gemeinsame Anwendung mit Ketoconazol prinzipiell möglich; allerdings darf dies nur unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen. Dazu gehören Calciumkanalblocker wie Dihydropyridine und Verapamil, Antikoagulanzien, HIV-1-Proteasehemmer wie Ritonavir, Indinavir und Sasquinavir, Zytostatika wie Vinca-Alkaloide, Busulphan, Docetaxel und Trimetrexat, Immunologika wie Ciclosporin, Tacrolimus und Rapamycin (Sirolimus), nicht-hydrierte Mutterkornalkaloide wie Ergotamin und Dihydroergotamin sowie Digoxin, Carbamazepin, Buspiron, Alfentanil, Alprazolam, Brotizolam, Midazolam, Rifabutin, Methylprednisolon, Ebastin und Reboxetin.

Bei gleichzeitigem Alkoholgenuss kann es zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen. Diese äußern sich in Hautrötungen mit Hitzegefühl, Hautausschlägen, Übelkeit und Kopfschmerzen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Anzeichen und Symptome einer vermuteten Lebererkrankung sind dem Arzt unverzüglich mitzuteilen. Die Behandlung muss rechtzeitig abgebrochen werden.
  • Eine Schwangerschaft ist vor Behandlungsbeginn auszuschließen.
  • Bei äußerlicher Anwendung des Medikaments sollte der Kontakt mit den Augen unbedingt vermieden werden.
  • Bei Diabetikern sollten zu Beginn der innerlichen Behandlung Blutzuckerkontrollen durchgeführt werden.
  • Zwischen der Einnahme von säurebindenden Mitteln und dem Wirkstoff sollte ein Zeitraum von zwei Stunden liegen. Bei Patienten mit dauerhaft erniedrigtem Magensäurespiegel sollte Ketoconazol zusammen mit einem Cola-Getränk eingenommen werden.
  • Innerlich darf der Wirkstoff nicht länger als zwölf Monate eingenommen werden.
  • Die Einnahme des Medikaments muss durch einen in der Behandlung des Cushing-Syndroms erfahrenen Arzt begonnen und überwacht werden.
  • Vor Beginn und während der Einnahme des Medikaments müssen die Leberwerte in regelmäßigen Abständen ärztlich kontrolliert werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ketoconazol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ketoconazol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Ketoconazol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ketoconazol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Imidazole und Triazole, zu welcher der Wirkstoff Ketoconazol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Ketoconazol

Äußerlich wird Ketoconazol zur Behandlung von Pilzerkrankungen durch Hautpilze (Dermatophyten) und Hefepilze angewendet. In Form von Cremes und Lösungen wird es so gegen die seborrhoische Dermatitis eingesetzt. Diese entzündliche Hauterkrankung mit hartnäckiger Schuppenbildung, die meistens die Kopfhaut betrifft, wird durch den Befall von Pilzen verursacht. Auch die so genannte Kleienpilzflechte, die durch den Pilz Malassezia furfur verursacht wird, kann äußerlich mit ketoconazolhaltigen Cremes behandelt werden.

Auch innerlich, in Form von Tabletten, wurde Ketoconazol früher bei Pilzinfektionen der Haut (auch bei Kleienpilzflechte), Hefepilzinfektionen von Haut und Schleimhäuten oder Hefepilzbefall des Mundes und Rachens angewendet, wenn eine örtliche Behandlung unwirksam war. Für diese Anwendungsbereiche ist der Wirkstoff inzwischen wegen seines hohen Risikos von Leberschädigungen verboten. Einzige Ausnahme ist die Anwendung bei einer Störung der Nebennierenfunktion (Morbus Cushing) bei Erwachsenen und Kindern im Alter über zwölf Jahren. Die Behandlung darf allerdings nur unter strengster Kontrolle der Leberwerte erfolgen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ketoconazol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ketoconazol

Ketoconazol gehört zur Gruppe der Imidazole und Triazole und kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Der Wirkstoff hemmt wie andere Imidazole das Wachstum von Pilzen und verhindert so deren Vermehrung (fungistatische Wirkung). Mittlerweile wird Ketoconazol bei Pilzerkrankungen nur noch äußerlich eingesetzt, da die Nebenwirkungen (vor allem Leberschädigungen) bei innerlicher Behandlung größer sind als bei anderen Mitteln gegen Pilzerkrankungen.

Ketoconazol ist jedoch seit März 2015 zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern im Alter über zwölf Jahren mit Cushing-Syndrom als Ausnahme-Medikament (Orphan-Drug) zugelassen. Beim Cushing-Syndrom produziert die Nebnniere unter anderem zu viel körpereigenes Hydrocortison (Cortisol). Eingenommen hemmt der Wirkstoff die Aktivität einer Gruppe von Enzymen in den Nebennieren, die eine Rolle bei dieser Produktion spielen. So kann vermindert Ketoconazol die Ausschüttung von der Nebenniere produzierter Hormone, welche beim Cushing-Syndrom oftmals erhöht ist.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.