Ifosfamid
Allgemeines
Ifosfamid wird zur Bekämpfung verschiedenster Formen von Krebs eingesetzt:- Bei Hodentumoren dient der Wirkstoff zusammen mit anderen Chemotherapeutika der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren sowohl der samenbildenden wie der nicht samenbildenden Zellen. Voraussetzung ist, dass vorher eine andere Therapie nicht wirksam war.
- Gebärmutterhalskrebs wird im Endstadium mit Ifosfamid in Kombination mit Cisplatin behandelt, wenn es nicht möglich ist, die Erkrankung operativ oder durch Bestrahlung zu behandeln.
- Bei Brustkrebs setzt man den Wirkstoff bei fortgeschrittenen, nicht behandelbaren oder wiederkehrenden Formen ein.
- Auch nicht-kleinzellige bösartige Krebsformen der Bronchien lassen sich mit Ifosfamid in Einzel- oder Kombinationstherapie behandeln, wenn sie nicht operierbar sind oder schon Tochtergeschwulste (Metastasen) gestreut haben. Kleinzellige Bronchialkarzinome können mit Ifosfamid in Kombinations-Chemotherapie behandelt werden.
- Krebserkrankungen der Muskeln, Sehnen und Knochen behandelt man nach Versagen der Standardtherapien entweder allein mit Ifosfamid oder in Kombination mit anderen Chemotherapeutika.
- Bei einem speziellen Knochenkrebs bei Jugendlichen (Ewing-Sarkom) kann Ifosfamid in Kombination mit anderen Zytostatika eingesetzt werden, wenn die Erstbehandlung nicht angeschlagen hat.
- Wächst ein bösartiger Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) trotz Standardtherapie weiter oder kehrt wieder, ist eine zusätzlich Behandlung mit Ifosfamid möglich.
- Spezieller Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin) wird dann mit Ifosfamid in Kombination mit anderen Chemotherapeutika behandelt, wenn er trotz Erstbehandlung weiterwächst oder die scheinbare Heilung kürzer als ein Jahr anhielt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Erbgut-Stränge spalten
- Erbgut-Stränge verwirren
- Zellvermehrung behindern
- Krebszellen abtöten
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ifosfamid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Ifosfamid nicht verwendet werden?
Ifosfamid darf nicht eingesetzt werden bei- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff,
- schwerer Beeinträchtigung der Knochenmarkfunktion und damit der Blutbildung (insbesondere bei Patienten, die mit Zytostatika und/oder Bestrahlungen vorbehandelt wurden),
- aktiven Infektionen, weil der Wirkstoff die Abwehrkräfte schwächt,
- eingeschränkter Nierenfunktion und/oder Behinderungen des Harnabflusses,
- Blasenentzündung (Zystitis).
- geschwächten und älteren Patienten sowie bei solchen, die zuvor eine Bestrahlungsbehandlung erhielten,
- Zuckerkranken oder chronischen Leber- und Nierenerkrankungen wegen der allgemein geschwächten körpereigenen Abwehr,
- Tochtergeschwulsten im Gehirn und Störungen der Gehirnfunktion, weil Ifosfamid zusätzlich schädigend auf das Gehirn wirkt.
Abflussbehinderungen innerhalb der ableitenden Harnwege (Harnleiter, Blase Harnröhre), Harnblasenentzündungen sowie Infektionen und Störungen des Mineralhaushalts
müssen vor Therapiebeginn vom Arzt ausgeschlossen oder behoben werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Bei lebensnotwendiger Behandlung einer Patientin während des ersten Drittels einer Schwangerschaft muss diese zwingend eine medizinische Beratung zur Schwangerschaftsunterbrechung erhalten. Während der restlichen Schwangerschaftsmonate sollte der Arzt bei nicht aufzuschiebender Dringlichkeit der Therapie und trotzdem bestehendem Kinderwunsch die Eltern vorher über das zwar geringe, aber nicht auszuschließende Risiko von Missbildungen der Kinder aufklären. Die Schwangerschaftsverhütung nach Abschluss der Behandlung mit Ifosfamid sollte sich nach den Heilungsaussichten der Grunderkrankung und dem Kinderwunsch der Eltern richten.
Ifosfamid kann schädigend auf das Erbgut wirken. Während der Behandlung und bis zu sechs Monate danach sollte kein Kind gezeugt werden. Männer, die mit Ifosfamid behandelt werden, sollten sich daher vor Therapiebeginn über die Möglichkeit einer Konservierung ihres Spermas beraten lassen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Zur Anwendung bei Kindern finden sich bei den Herstellern keine Hinweise.
Welche Nebenwirkungen kann Ifosfamid haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ifosfamid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Funktionsstörungen des Knochenmarks, Mangel an weißen Blutkörperchen, Mangel an Neutrophilen, Gehirnfunktionsstörungen, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Blut im Urin (auch kaum bemerkbar), Fieber.
Häufige Nebenwirkungen:
Infektionen, Mangel an Blutplättchen, Übersäuerung des Körpers (Azidose), blutige Blasenentzündung, Nierenfunktionsstörungen (auch der Nierenkörperchen), viel Blut im Urin, Störungen der Samenproduktion, Schwäche.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Lungenentzündung, Zweittumore, bösartiger Harnblasenkrebs, Veränderungen des Knochenmarks, akuter Blutkrebs (Leukämie), dauerhafte Störung des Eisprungs, Essensverweigerung, Wahnvorstellungen, depressive Psychosen, Orientierungslosigkeit, Unruhe, Verwirrung, Schläfrigkeit, Vergesslichkeit, Schwindelanfälle, Herzrhythmusstörungen (von den Herzkammern und darüber ausgehend), EKG-Veränderung (die ST-Strecke betreffend), Herzmuskelschwäche, erhöhtes Blutungsrisiko, Durchfall, Verstopfung, Leberfunktionsstörung, Inkontinenz, Ausfall der Regelblutung, zu wenig weibliche Sexualhormone, Anstieg der Leber-Enzyme im Blut (beispielsweise SGOT, SGPT, Gamma-GT) Anstieg des Bilirubins im Blut.
Seltene Nebenwirkungen:
Blutarmut, Überempfindlichkeitsreaktionen, Störung der hormonellen Regelung des Wasserhaushalts (SIADH = Syndrom der inadäquaten ADH-Ausschüttung; Schwartz Bartter-Syndrom), Natriummangel im Blut, Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme), Störungen der Kleinhirnfunktion, Sehstörungen, Mundschleimhautentzündung, Krampfanfälle, Störung der Urinfiltration in der Niere, von der Niere ausgehende Übersäuerung des Körpers, Eiweiß im Urin, Fehlen von Samenzellen, anhaltender Mangel an Samenzellen, Phosphatüberschuss im Blut, Überschuss an Säuren und Eiweißbausteinen im Urin.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Schock, Kaliummangel im Blut, Koma, Nervenschäden (Polyneuropathie), Blutgefäßentzündung, spezielle Form der Lungenentzündung (interstitielle Pneumonie), bindegewebige Veränderung der Lunge (interstitielle Lungenfibrose), Wasser in der Lunge (toxisch-allergisches Lungenödem), akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Hautentzündungen, Knochenerweichung (Rachitis, Osteomalazie), erbliche Nierenfunktionsstörung (Fanconi-Syndrom), gesteigerte Reaktion auf Bestrahlungen.
Besonderheiten:
Tritt während der Behandlung mit dem Wirkstoff eine blutige Blasenentzündung auf, sollte die Therapie bis zur Normalisierung des Befundes unterbrochen werden.
Wegen seiner Giftigkeit für die Harnwege wird der Arzt eine Ifosfamid-Therapie grundsätzlich mit dem Wirkstoff Mesna kombinieren. Mesna bindet hauptsächlich das für die Harnwege schädliche Acrolein, das bei der Verstoffwechselung von Ifosfamid entsteht.
Welche Wechselwirkungen zeigt Ifosfamid?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Zusammen mit anderen Zytostatika ergibt sich eine Verstärkung der Giftigkeit für das Knochenmark. Ifosfamid kann darüber hinaus die Bestrahlungsreaktion der Haut verstärken.Durch eine (vorausgegangene oder gleichzeitige) Gabe von nierenschädigenden Wirkstoffen wie beispielsweise Cisplatin, Aminoglykosid-Antibiotika, Aciclovir oder Amphotericin B kann die Nierenschädlichkeit von Ifosfamid und in Folge hiervon auch seine Giftigkeit für das blutbildende System und das Gehirn verstärkt werden.
Ifosfamid unterdrückt die körpereigene Abwehr. Daher kann es bei Impfungen zu einer verminderten Wirkung des jeweiligen Impfstoffs kommen. Bei aktiven Impfungen mit lebenden Impfstoffen besteht die Gefahr einer Impfschädigung.
Bei gleichzeitiger Anwendung des Blutverdünners Warfarin kann es zu einer verstärkten Hemmung der Blutgerinnung und zu einem erhöhten Blutungsrisiko kommen.
Gehirnwirksame Substanzen wie beispielsweise Mittel gegen Erbrechen, Beruhigungsmittel, opioide Schmerzmittel oder H1-Antihistaminika wird der Arzt im Falle einer Ifosfamid-bedingten Funktionsstörung des Gehirns mit besonderer Zurückhaltung anwenden oder möglichst absetzen.
Folgende Wechselwirkungen von Ifosfamid sind darüber hinaus denkbar:
- verstärkte Unterdrückung der Knochenmarksfunktion bei gleichzeitiger Gabe des GichtmittelsAllopurinol oder Hydrochlorothiazid (zur Entwässerung)
- verstärkte Wirkung und Giftigkeit bei gleichzeitiger Gabe von Chlorpromazin (Psychopharmakon), Trijodthyronin (Schilddrüsenmedikament) oder dem Alkoholentwöhnungsmittel Disulfiram
- Verstärkung der blutzuckersenkenden Wirkung von Sulfonylharnstoffen
- bei vorausgegangener oder gleichzeitiger Behandlung mit Phenobarbital und Phenytoin (Antiepileptika) oder Chloralhydrat (Schlafmittel) werden andere Wirkstoffe möglicherweise schneller unwirksam
- Verstärkung der muskelerschlaffenden Wirkung von Suxamethonium
- Grapefruits oder Grapefruitsaft vermindern die Aktivierung und damit die Wirksamkeit von Ifosfamid
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament verliert bei gleichzeitigem Genuß von Grapefruit-Produkten an Wirkung.
- Während der Behandlung ist eine Schwangerschaft zuverlässig zu verhüten, bis sechs Monate danach darf kein Kind gezeugt werden.
- Kommt es während der Therapie zu einer blutigen Blasenentzündung, muss die Behandlung bis zur Heilung unterbrochen werden.
- Während der Anwendung sind Haut- und Schleimhautkontakte mit dem Medikament zu meiden.
- Ds Medikament kann direkt durch Auslösung einer Gehirnschädigung – besonders bei gleichzeitiger Anwendung von hirnwirksamen Medikamenten oder Alkohol – und indirekt durch Auslösung von Übelkeit und Erbrechen Autofahren oder das Bedienen von Maschinen gefährlich machen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Ifosfamid?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ifosfamid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Ifosfamid
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ifosfamid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Ifosfamid gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Ifosfamid
Ifosfamid wird zur Bekämpfung verschiedenster Formen von Krebs eingesetzt:- Bei Hodentumoren dient der Wirkstoff zusammen mit anderen Chemotherapeutika der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren sowohl der samenbildenden wie der nicht samenbildenden Zellen. Voraussetzung ist, dass vorher eine andere Therapie nicht wirksam war.
- Gebärmutterhalskrebs wird im Endstadium mit Ifosfamid in Kombination mit Cisplatin behandelt, wenn es nicht möglich ist, die Erkrankung operativ oder durch Bestrahlung zu behandeln.
- Bei Brustkrebs setzt man den Wirkstoff bei fortgeschrittenen, nicht behandelbaren oder wiederkehrenden Formen ein.
- Auch nicht-kleinzellige bösartige Krebsformen der Bronchien lassen sich mit Ifosfamid in Einzel- oder Kombinationstherapie behandeln, wenn sie nicht operierbar sind oder schon Tochtergeschwulste (Metastasen) gestreut haben. Kleinzellige Bronchialkarzinome können mit Ifosfamid in Kombinations-Chemotherapie behandelt werden.
- Krebserkrankungen der Muskeln, Sehnen und Knochen behandelt man nach Versagen der Standardtherapien entweder allein mit Ifosfamid oder in Kombination mit anderen Chemotherapeutika.
- Bei einem speziellen Knochenkrebs bei Jugendlichen (Ewing-Sarkom) kann Ifosfamid in Kombination mit anderen Zytostatika eingesetzt werden, wenn die Erstbehandlung nicht angeschlagen hat.
- Wächst ein bösartiger Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) trotz Standardtherapie weiter oder kehrt wieder, ist eine zusätzlich Behandlung mit Ifosfamid möglich.
- Spezieller Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin) wird dann mit Ifosfamid in Kombination mit anderen Chemotherapeutika behandelt, wenn er trotz Erstbehandlung weiterwächst oder die scheinbare Heilung kürzer als ein Jahr anhielt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ifosfamid sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Ifosfamid
Ifosfamid gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Es ist chemisch mit Cyclophosphamid verwandt. Ifosfamid wird erst im Körper, vorzugsweise in der Leber, aktiviert. Dabei entstehen 4-Hydroxy-Ifosfamid und Isoaldophosphamid. Letzteres zerfällt spontan in die Bestandteile Acrolein und das eigentliche zelltötende Isophosphamid-Lost. Isophosphamid-Lost greift direkt das Erbgut der Zellen (die DNA) an. Durch eine Reaktion mit den DNA-Bausteinen der Zelle kommt es zu Brüchen des Erbgut-Stranges und Quervernetzungen, die Fehler in der Abfolge der DNA-Bausteine bewirken. Dies behindert Mechanismen, die für die Zellteilung notwendig sind, sodass weitere Zellteilungen (unabhängig von der Entwicklungsphase der Zellen) gestoppt werden. Möglicherweise sind Zellen, bei denen Cyclophosphamid und chemische Verwandte wirkungslos waren, auch gegen Ifosfamid resistent. Andererseits hat sich gezeigt, dass nach Cyclophosphamid-Therapie solche Tumore oder wiederkehrenden Geschwulste oftmals noch auf eine Behandlung mit Ifosfamid ansprechen.
Das zweite Stoffwechselprodukt des Ifosfamid, Acrolein, wird für die nierenschädigenden Effekte von Ifosfamid verantwortlich gemacht.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.