Humanes Anti-D-Immunglobulin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.05.2013

Allgemeines

Humanes Anti-D-Immunglobulin (Anti-D-Immunglobulin vom Menschen) dient der Vorbeugung von Schäden, die entstehen, wenn Blut unterschiedlicher Eigenschaften miteinander in Kontakt kommt. Dies kann im Rahmen einer Schwangerschaft geschehen, aber auch durch Fehler bei einer Bluttransfusion.

Auslöser solcher Reaktionen sind Unterschiede in den Bluteiweißen, hier in Hinsicht der sogenannten Rhesusfaktoren. Rhesusfaktoren sind spezielle Eigenschaften unserer roten Blutkörperchen. Etwa 85 Prozent aller Menschen haben den sogenannten Rhesusfaktor D (Abkürzung "Rh(D)"). Diese Personen nennt man Rh(D)-positiv. Menschen, die keinen Rhesusfaktor D haben, nennt man Rh(D)- negativ. Charakteristischerweise bleibt der Erstkontakt dabei folgenlos. Im Körper des Blutempfängers bilden sich jedoch Antikörper, die das fremde Blut beim zweiten Kontakt sofort zerstören.

Erwartet eine Rh(D)-negative Frau ein Kind, das Rh(D)-positiv ist, kann es passieren, dass rote Blutkörperchen von dem Baby in das mütterliche Blut gelangen. Das Immunsystem erkennt diese als fremd und beginnt, Antikörper gegen den Rhesusfaktor D zu bilden. Wenn das passiert, ist das erste Kind üblicherweise nicht betroffen und völlig gesund. Aber beim nächsten Rh(D)-positiven Kind würden die Antikörper der Mutter die roten Blutkörperchen des Babys schon während der Schwangerschaft zerstören. Dadurch wird das Baby geschädigt und kann sogar sterben. Humanes Anti-D-Immunglobulin wird daher vorbeugend bei Schwangerschaften und Geburten eingesetzt, wenn
  • eine Rh(D)-negative Frau ein Rh(D)-positives Kind erwartet oder gerade geboren hat
  • ein Rh(D)-positives Baby durch Fehlgeburt, drohende Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch verloren wurde
  • schwere Schwangerschaftskomplikationen wie beispielsweise eine Bauchhöhlenschwangerschaft auftreten
  • es zu vorgeburtlichen Blutungen kam, bei denen rote Blutkörperchen vom Kind in den Kreislauf der Mutter übergetreten sind (zum Beispiel bei Blutungen aus der Scheide während der Schwangerschaft)
  • bestimmte Tests zur Untersuchung von Fruchtschäden erfolgen müssen (Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie)
  • der Arzt oder die Hebamme von außen versuchen müssen, das Kind in eine andere Lage zu bringen
  • sich ein Unfall ereignet, bei dem der Bauch betroffen oder verletzt ist.
Des weiteren dient der Wirkstoff der Behandlung von Rh(D)-negativen Personen, wenn diese irrtümlich Rh(D)-positives Blut erhalten haben oder Transfusionen von Produkten mit roten Blutkörperchen, beispielsweise Blutplättchen-Konzentrate.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • fremde rote Blutkörperchen zerstören
  • die Bildung körpereigener Antikörper verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von humanes Anti-D-Immunglobulin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf humanes Anti-D-Immunglobulin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Immunglobuline vom Menschen darf der Wirkstoff nicht eingesetzt werden. Eine Anwendung verbietet sich auch bei Rh(D)-positiven Personen und Frauen, die bereits durch die Geburt eines Rh(D)-positiven Kindes gegen Rh(D)-Antigen sensibilisiert wurden.

Da der Wirkstoff aus Blut gewonnen wird, enthält er in kleinen Mengen auch Immunglobulin A (IgA). Obwohl Anti-D-Immunglobuline erfolgreich bei Patienten mit Mangel an IgA-Antikörpern eingesetzt wurden, können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Der Arzt muss deswegen die Vorteile der Behandlung mit dem Wirkstoff gegen die möglichen Risiken von Überempfindlichkeitsreaktionen abwägen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff wird bestimmungsgemäß während der Schwangerschaft eingesetzt und kann auch während der Stillzeit gegeben werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Im Fall der vorbeugenden Maßnahmen nach einer Geburt wird der Wirkstoff der Mutter verabreicht. Es soll nicht dem Neugeborenen gegeben werden. Hat ein Kind irrtümlich eine unpassende Bluttransfusion erhalten, kann es mit humanem Anti-D-Immunglobulin behandelt werden.

Welche Nebenwirkungen kann humanes Anti-D-Immunglobulin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von humanes Anti-D-Immunglobulin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Hautreaktionen, Hautrötungen, Juckreiz, Fieber, Unwohlsein, Schüttelfrost.

Seltene Nebenwirkungen:
Herzrasen, Blutdruckabfall, Atembeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen.
An der Injektionsstelle:
Schwellung, Schmerz, Rötung, Verhärtung, Wärme, Juckreiz, Hautausschlag.

Besonderheiten:
Auch bei Patienten, die bereits früher mit Immunglobulin vom Menschen behandelt wurden und es gut vertragen haben, kann Anti-D-Immunglobulin in seltenen Fällen einen Blutdruckabfall im Rahmen einer allergischen Reaktion verursachen. Bei Verdacht einer allergischen Reaktion ist die Injektion sofort abzubrechen.

Nach der Injektion von Immunglobulinen wie dem humanen Anti-D-Immunglobulin kann es durch einen vorübergehenden Anstieg der verschiedenen, passiv übertragenen Antikörper in das Blut des Patienten zu irreführenden positiven Testergebnissen bei Blutuntersuchungen kommen.

Bei Rh(D)-positiven Patienten mit Blutplättchnemangel unbekannter Ursache (idiopathische thrombozytopenische Purpura) kann es zu schwerwiegender Blutzerstörung kommen, wenn Anti-D-Immunglobulin in die Vene gegeben wird. Die exakte Häufigkeit dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt.

Welche Wechselwirkungen zeigt humanes Anti-D-Immunglobulin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Aktive Immunisierungen mit Virus-Lebend-Impfstoffen (wie zum Beispiel gegen Masern, Mumps oder Röteln) sollten für drei Monate nach der letzten Gabe von Anti-D-Immunglobulin verschoben werden. Die Wirksamkeit der Impfung mit Lebend-Impfstoffen kann durch den Wirkstoff nämlich beeinträchtigt sein.

Auch bei einer Gabe von Anti-D-Immunglobulin innerhalb von zwei bis vier Wochen nach der Impfung mit einem Virus-Lebend-Impfstoff kann dadurch die Wirksamkeit der Impfung beeinträchtigt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion ist die Anwendung des Medikaments sofort zu unterbrechen.
  • Zur Impfung mit Lebend-Impfstoffen muss ein ausreichender zeitlicher Abstand eingehalten werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten humanes Anti-D-Immunglobulin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen humanes Anti-D-Immunglobulin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt humanes Anti-D-Immunglobulin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von humanes Anti-D-Immunglobulin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Impfstoffe, zu welcher der Wirkstoff humanes Anti-D-Immunglobulin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs humanes Anti-D-Immunglobulin

Humanes Anti-D-Immunglobulin (Anti-D-Immunglobulin vom Menschen) dient der Vorbeugung von Schäden, die entstehen, wenn Blut unterschiedlicher Eigenschaften miteinander in Kontakt kommt. Dies kann im Rahmen einer Schwangerschaft geschehen, aber auch durch Fehler bei einer Bluttransfusion.

Auslöser solcher Reaktionen sind Unterschiede in den Bluteiweißen, hier in Hinsicht der sogenannten Rhesusfaktoren. Rhesusfaktoren sind spezielle Eigenschaften unserer roten Blutkörperchen. Etwa 85 Prozent aller Menschen haben den sogenannten Rhesusfaktor D (Abkürzung "Rh(D)"). Diese Personen nennt man Rh(D)-positiv. Menschen, die keinen Rhesusfaktor D haben, nennt man Rh(D)- negativ. Charakteristischerweise bleibt der Erstkontakt dabei folgenlos. Im Körper des Blutempfängers bilden sich jedoch Antikörper, die das fremde Blut beim zweiten Kontakt sofort zerstören.

Erwartet eine Rh(D)-negative Frau ein Kind, das Rh(D)-positiv ist, kann es passieren, dass rote Blutkörperchen von dem Baby in das mütterliche Blut gelangen. Das Immunsystem erkennt diese als fremd und beginnt, Antikörper gegen den Rhesusfaktor D zu bilden. Wenn das passiert, ist das erste Kind üblicherweise nicht betroffen und völlig gesund. Aber beim nächsten Rh(D)-positiven Kind würden die Antikörper der Mutter die roten Blutkörperchen des Babys schon während der Schwangerschaft zerstören. Dadurch wird das Baby geschädigt und kann sogar sterben. Humanes Anti-D-Immunglobulin wird daher vorbeugend bei Schwangerschaften und Geburten eingesetzt, wenn
  • eine Rh(D)-negative Frau ein Rh(D)-positives Kind erwartet oder gerade geboren hat
  • ein Rh(D)-positives Baby durch Fehlgeburt, drohende Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch verloren wurde
  • schwere Schwangerschaftskomplikationen wie beispielsweise eine Bauchhöhlenschwangerschaft auftreten
  • es zu vorgeburtlichen Blutungen kam, bei denen rote Blutkörperchen vom Kind in den Kreislauf der Mutter übergetreten sind (zum Beispiel bei Blutungen aus der Scheide während der Schwangerschaft)
  • bestimmte Tests zur Untersuchung von Fruchtschäden erfolgen müssen (Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie)
  • der Arzt oder die Hebamme von außen versuchen müssen, das Kind in eine andere Lage zu bringen
  • sich ein Unfall ereignet, bei dem der Bauch betroffen oder verletzt ist.
Des weiteren dient der Wirkstoff der Behandlung von Rh(D)-negativen Personen, wenn diese irrtümlich Rh(D)-positives Blut erhalten haben oder Transfusionen von Produkten mit roten Blutkörperchen, beispielsweise Blutplättchen-Konzentrate.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von humanes Anti-D-Immunglobulin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von humanes Anti-D-Immunglobulin

Eine "Immunisierung" gegen den Rhesusfaktor D kann vermieden werden, indem man die Bildung von körpereigenen Antikörpern verhindert. Dazu erhält eine Rh(D)-negative Person vor oder rechtzeitig nach dem ersten Kontakt mit Rh(D)-positiven roten Blutkörperchen eine ausreichende Menge von Anti-D-Immunglobulinen. Diese bewirken dann, dass die fremden Rh(D)-positiven roten Blutkörperchen sofort zerstört werden. Somit wird das Immunsystem des Patienten nicht dazu angeregt, eigene Antikörper zu bilden.

Der Wirkungsmechanismus, durch den das Anti-D-Immunglobulin die Immunisierung
durch Rh(D)-positive rote Blutkörperchen unterdrückt, ist nicht bekannt. Die Unterdrückung könnte damit zusammenhängen, dass die roten Blutkörperchen aus dem Blutkreislauf entfernt werden, bevor sie Orte im Körper erreichen, an denen sie als fremd erkannt werden und die Antikörperbildung auslösen können.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.