Glatiramer
Allgemeines
Glatiramer wird eingesetzt, um die Häufigkeit der Krankheitsschübe bei Patienten mit multipler Sklerose zu vermindern. Nach neueren Erkenntnissen kann auch schon nach einem ersten Schub der Einsatz des Wirkstoffes die Ausbildung des Vollbildes der Multiplen Sklerose verzögern.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Anzahl der wiederkehrenden Schübe bei multipler Sklerose verringern
- Ausbildung einer Multiplen Sklerose nach dem ersten Schub verzögern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Glatiramer im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Glatiramer nicht verwendet werden?
Glatiramer darf nicht eingesetzt werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht. Ebenso sollte der Wirkstoff bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht eingesetzt werden.
Patienten mit einer Herz- oder Nierenkrankheit, die mit einer Funktionsstörung verbunden ist, sollten vom Arzt überwacht und regelmäßig kontrolliert werden. Nimmt ein Patient zusätzlich andere Arzneistoffe ein, die stark an Bluteiweiße gebunden werden, muss er sorgfältig ärztlich beobachtet werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Der Wirkstoff darf während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden. Während der Therapie mit Glatiramer muss für eine wirksame Empfängnisverhütung gesorgt werden.
Während der Einnahme von Glatiramer sollte nicht gestillt werden. Mütter, die trotzdem stillen möchten, müssen sich vorher mit ihrem Arzt beraten.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Anwendung von Glatiramer sollte auf Personen über 18 Jahren beschränkt bleiben.
Welche Nebenwirkungen kann Glatiramer haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Glatiramer. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Reaktionen an der Injektionsstelle, Brustschmerzen, Schmerzen, Herzklopfen, Blutgefäßerweiterung, Übelkeit, Angst, Atemstörung, Hautrötung, Schwitzen, grippeähnliche Symptome, Kraftlosigkeit, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Gelenkschmerzen, Depression, Schwindel, erhöhte Muskelspannung.
Häufige Nebenwirkungen:
Schüttelfrost, Angioödem, allergische Hautreaktionen (an der Injektionsstelle), Bewusstlosigkeit, Herzrasen, Erbrechen, Lymphknotenerkrankung, Wassereinlagerung (Ödem), Gewichtszunahme, Nervosität, Muskelzittern, Herpes-Erkrankungen (Herpes simplex), Hautwucherungen, Augenfunktionsstörung, Hefepilzinfektionen, allergische Reaktionen, Fieber, Flankenschmerzen, Zystenbildung, Unwohlsein, Nackenschmerzen, Zellwucherungen, Bluthochdruck, Migräne, Blutgefäßfunktionsstörung, Nahrungsverweigerung (Anorexie), Schluckbeschwerden, Darminkontinenz, Darmschleimhautentzündung, Magenschleimhautentzündung, Mundschleimhautentzündung, rektale Funktionsstörungen, Zahnkaries, Störungen der Zähne, Wassereinlagerungen, Arthritis, Albträume, Unruhe, Hautblutung, Vergesslichkeit, Bewegungsstörung, Verwirrtheit, Spitzfußstellung, Augenzittern, Benommenheit, Sprachstörung, verminderte geistige und körperliche Aktivität, Bronchitis, Husten, Schnupfen, Hautstörungen, Quaddelbildung, Doppeltsehen, Hörstörungen, Mittelohrentzündung, Ohrenfunktionsstörungen, Ohrenschmerzen, Geschmacksstörung, Sehstörung, Harnblasenentzündung, schmerzhafte Regelblutung (Dysmenorrhoe), Impotenz,
Menstruationsstörung, Harnverhalt, falsch positiver Test auf Gebärmutterhalskrebs, Störungen des Harnapparats, Harndrang.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Selbstmordversuch, Abszessbildung, Zellulitis, Katergefühl, Eingeweidebruch, Unterkühlung, Entzündung, Schleimhautstörung, Post-Impfungs-Syndrom, Extrasystole, Blässe, Krampfadern, Speiseröhrengeschwüre, Blutungen, Dickdarmentzündung, Lebervergrößerung, Milzvergrößerung, Speicheldrüsenvergrößerung, Kropf, Schilddrüsenüberfunktion, Blutbildänderungen, Alkoholunverträglichkeit, Gicht, Sehnenstörung, Sehnenscheidenentzündung, Euphorie, Manie, Halluzinationen, Feindseligkeit, Muskelzuckung, Nervenentzündung, Persönlichkeitsstörung, Schiefhals, Atemnot, Nasenbluten, Stimmritzenkrampf, Wassereinlagerungen im Gesicht, Lungenfunktionsstörung, Stimmveränderung, Kontakt-Dermatitis Knotenrose, Ohrenentzündung, Furunkelbildung, Fettschwund (an der Injektionsstelle), Hautkrebs, Hautknötchen, Katarakt (Linsentrübung, "grauer Star"), Hornhautschädigung, Augenblutung, Pupillenerweiterung, Herabhängen des Oberlids (Ptosis), Fehlgeburt, Brustschwellung, Blutharn, Nierenschmerzen, Eierstockstörung, Dauererektion, Prostatafunktionsstörung, Nieren- und Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis), Hodenfunktionsstörung, Harnanomalie, Vaginalblutung, Störungen von Vulva und Vagina.
Seltene und sehr seltene Nebenwirkungen:
Krampfanfälle, Veränderung der Anzahl weißer Blutkörperchen, Leberwerterhöhung, Überempfindlichkeitsreaktionen mit anaphylaktischer Reaktion, Atemwegskrampf und Hauterscheinungen.
Besonderheiten:
Innerhalb von Minuten nach der Injektion kann es zu Reaktionen wie Gefäßerweiterung, Brustschmerzen, Atemstörung, Herzklopfen oder Herzschlagbeschleunigung kommen. Diese Symptome sind meist von kurzer Dauer und gehen von selbst und ohne weitere Folgen zurück.
Welche Wechselwirkungen zeigt Glatiramer?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wechselwirkungen mit Glatiramer wurden bislang nicht in Studien untersucht.
Bei gleichzeitiger Verwendung von Glukokortikoiden wurden häufiger Reaktionen an der Injektionsstelle beobachtet.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Empfängnisfähige Frauen sollten während der Behandlung mit dem Medikament verhütende Maßnahmen ergreifen.
- Der Behandlungsbeginn muss von einem Nervenarzt oder einem in der Behandlung der multiplen Sklerose erfahrenen Arzt überwacht werden.
- Bei schweren allergischen Reaktionen ist die Behandlung mit dem Medikament zu beenden.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Glatiramer?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Glatiramer enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Glatiramer
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Glatiramer. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Immunstärkende und -schwächende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Glatiramer gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Glatiramer
Glatiramer wird eingesetzt, um die Häufigkeit der Krankheitsschübe bei Patienten mit multipler Sklerose zu vermindern. Nach neueren Erkenntnissen kann auch schon nach einem ersten Schub der Einsatz des Wirkstoffes die Ausbildung des Vollbildes der Multiplen Sklerose verzögern.
Mit diesem Wirkstoff wird das Fortschreiten der MS-Erkrankung insgesamt nicht aufgehalten.
Glatiramer wird vom Patienten selbst unter die Haut gespritzt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Glatiramer sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Glatiramer
Glatiramer gehört zur Wirkstoffgruppe der Immunologika und zur Untergruppe der Immunmodulatoren.
Glatiramer ist ein künstlich hergestelltes Gemisch aus kleinen Eiweißbausteinen. Der Wirkstoff hemmt Entzündungsprozesse an den Nerven. Bei regelmäßiger täglicher Injektion aktiviert Glatirameracetat auch spezielle Immunzellen, die in das Gehirn einwandern. Im Gehirn bilden diese Immunzellen nicht nur entzündungshemmende Botenstoffe, sondern auch einen Wachstumsfaktor, der für den Schutz und die Heilung von Nerven sorgt.
Bei der Multiplen Sklerose (MS) werden fortschreitend oder in einzelnen Schüben die Schutzhüllen der Nerven, die so genannten Markscheiden zerstört. Als Ursache vermutet man Entzündungen. Weil Glatirameracetat auf die Nerven sowohl entzündungshemmend wie schützend wirkt, kann es bei MS-Patienten die Entwicklung der Krankheit verzögern. Die einzelnen Krankheitsschübe treten während der Behandlung in größeren Zeitabständen auf und die Behinderungen nehmen langsamer zu.
Warum nicht alle MS-Patienten auf den Wirkstoff ansprechen, ist noch nicht geklärt.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.