Fluoxetin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 25.04.2013

Allgemeines

Der Wirkstoff wird angewendet bei Depressionen, bei Zwangsstörungen und bei Bulimie, einer Essstörung, die durch unkontrollierbare Essattacken gekennzeichnet ist.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Stimmung bei Depressionen aufhellen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Fluoxetin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Fluoxetin nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen Fluoxetin
  • gleichzeitiger Einnahme von antidepressiven Medikamenten vom Typ der MAO-Hemmer. Nach Absetzen eines Medikaments vom Typ der MAO-Hemmer sollte mindestens zwei Wochen mit dem Einnehmen des Wirkstoffs gewartet werden.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung durch einen Arzt darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei:
  • Krampfanfälle in der Vergangenheit
  • Blutgerinnungsstörungen
  • schwerwiegender Nierenfunktionsstörung
  • unstabiler Epilepsie.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Fluoxetin-Einnahme kann während der Schwangerschaft Missbildungen auslösen. Daher darf der Wirkstoff durch den Arzt nur bei unbedingter Notwendigkeit verordnet werden.

Wird die Mutter kurz vor der Geburt mit dem Wirkstoff behandelt, kann das neugeborene Kind jedoch folgende Symptome zeigen:Dies sind möglicherweise Zeichen des Medikamente-Entzugs nach der Geburt. Außerdem kann durch das Medikament beim Kind ein erhöhter Blutdruck in der Lunge (pulmonale Hypertonie) enstehen.

Es ist bekannt, dass Fluoxetin und eines seiner aktiven Stoffwechselprodukte in der Muttermilch ausgeschieden werden. Bei gestillten Säuglingen wurde von Nebenwirkungen berichtet. Wenn eine Behandlung mit Fluoxetin für notwendig gehalten wird, muss der Arzt eventuell raten abzustillen. Wird weiterhin gestillt, muss der Arzt die niedrigste wirksame Dosis von Fluoxetin verschreiben.

In Studien an Tieren verminderte Fluoxetin die Qualität des Samens. Theoretisch könnte dies die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen, jedoch wurde bislang kein Einfluss auf die Fruchtbarkeit beim Menschen beobachtet.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Fluoxetin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Fluoxetin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Verdauungsstörungen, Durchfall, Verstopfung, Gewichtszunahme, Bauchschmerzen, Herzklopfen, Kraftlosigkeit, Schläfrigkeit, Bewegungsarmut, Angstgefühle, Nervosität, Zittern, Kopfschmerz, Mundtrockenheit, Schlaflosigkeit, Benommenheit, Erbrechen, Magersucht, Schwindel, Schwitzen, Erregungszustände, Denkstörungen, Unwohlsein.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, gestörte Bewegungssteuerung, Blutdruckabfall bei plötzlichem Aufstehen, Verwirrtheit, unwillkürliche Muskelkontraktionen, verzögerter Samenerguss, Hautausschlag, Juckreiz.

Seltene Nebenwirkungen:
Leberfunktionsstörungen, Störungen der Bewegungsabläufe mit Zunahme oder Verminderung der Bewegungen oder des Spannungszustands der Muskeln, Herzrasen, Hautausschläge mit Blasenbildung, Lichtüberempfindlichkeit, Krämpfe, starke innere Unruhe und Getriebenheit mit Hemmungsverlust (Manie), Wahnvorstellungen, Natriumblutspiegelerniedrigung, krankhafter Milchfluss, Hautblutungen.


Besonderheiten:
Besonders zu Behandlungsbeginn kann es zu quälender Unruhe und Rastlosigkeit von Körpergliedmaßen (Akathisie) kommen.

Bei Diabetikern kann es nach Einnahme des Medikaments zu Unterzuckerungen kommen. Das kann dazu führen, dass Diabetiker von ihrem Arzt neu eingestellt werden müssen.

Nach Absetzen des Wirkstoffs kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Benommenheit, Empfindungsstörungen und Angstzuständen kommen. Diese Beschwerden klingen meist innerhalb von zwei Wochen ab, können aber auch zwei bis drei Monate und länger anhalten. Eine Beendigung der Behandlung sollte daher nur mit langsamer Dosisverminderung über Wochen oder Monate hin erfolgen.

Neuere Studien haben nachgewiesen, dass die Arbeit der knochenauf- und abbauenden Zellen durch Fluoxetin besonders bei Langzeitanwendung nachteilig beeinflusst wird. So kann es vermehrt zu Knochenbrüchen, beziehungsweise der Entwicklung einer Osteoporose kommen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Fluoxetin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Einnahme von antidepressiven Medikamenten vom Typ der MAO-Hemmer kann es zu schwerwiegenden, manchmal tödlichen Reaktionen kommen. Nach Beendigung einer Therapie mit MAO-Hemmern sollte zwei Wochen gewartet werden, bevor man eine Therapie mit Fluoxetin beginnt. Nach Beendigung einer Therapie mit Fluoxetin sollte mindestens fünf Wochen mit der Einnahme von MAO-Hemmern gewartet werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Tryptophan kann es zu Erregung, Unruhe und Magen-Darm-Störungen kommen.

Die Ausscheidung von Diazepam kann verzögert und so seine Wirkung verlängert werden.

Der Blutspiegel von Lithium, von Neuroleptika und trizyklischen Antidepressiva und damit deren Wirkung kann erhöht sein.

Veränderungen der Phenytoin-Blutspiegel (gegen Epilepsie) wurden bei der gleichzeitigen Gabe mit Fluoxetin beobachtet.

Bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol kann die Alkoholwirkung verstärkt werden.

Werden Medikamente eingenommen, die die Blutgerinnung beeinflussen (Antikoagulanzien), so kann es bei gleichzeitiger Gabe von Fluoxetin zu einer erhöhten Blutungsneigung kommen.

Werden pflanzliche Zubereitungen, die Johanniskraut enthalten, eingenommen, ist ebenfalls ein gehäuftes Auftreten von Nebenwirkungen möglich.

Die gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln wie Tramadol oder den Triptanen (gegen Migräne) kann das Risiko eines Serotoninsyndroms mit Hitzewallungen und Herzmuskelveränderungen erhöhen. Bei der gleichzeitigen Anwendung von Triptanen besteht das zusätzliche Risiko einer Verengung der Herzkranzgefäße und von Bluthochdruck.

Werden Brustkrebs-Patientinnen mit dem ZytostatikumTamoxifen behandelt, kann Fluoxetin dessen Wirksamkeit einschränken. Der Wirkstoff behindert nämlich das Enzym für die Umwandlung von Tamoxifen in dessen aktive Form Endoxifen. Als Folge dieser Wechselwirkung steigt die Sterblichkeit bei der betroffenen Patientinnengruppe. Um den Erfolg einer Tamoxifen-Behandlung nicht zu gefährden, sollte der Arzt Venlafaxin als Antidepressivum wählen, da es das Enzym nicht behindert.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wegen erhöhter Selbstmordgefahr sollte zu Beginn einer Behandlung mit dem Medikament nur die kleinstmögliche Tablettenzahl verordnet und der Patient engmaschig vom Arzt oder Angehörigen überwacht werden.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten vom Typ der MAO-Hemmer darf das Medikament nicht gegeben werden, da dies das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom auslösen kann.
  • Bei Patienten, die während der letzten acht Wochen eine Elektrokrampftherapie erhielten, ist Vorsicht geboten, da man noch nicht weiß, ob es ungünstige Zusammenhänge mit der Einnahme des Medikaments gibt.
  • Bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die Herzfunktion regelmäßig ärztlich zu überprüfen.
  • Wird das Medikament nicht mit langsam verminderter Dosis abgesetzt, kann es zu Entzugserscheinungen wie Schwindel, Zittern, Angst, Herzklopfen und Übelkeit kommen.
  • Das Medikament ist nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren geeignet.
  • Schwer Depressive und junge Erwachsene unter 30 Jahren haben trotz der Behandlung ein besonderes Selbstmordrisiko und müssen entsprechend sorgfältig überwacht werden.
  • Das Medikament kann unter Umständen zu einem erhöhten Risiko von Knochenbrüchen führen.
  • Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Fluoxetin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Fluoxetin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Fluoxetin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Fluoxetin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, Antidepressiva, zu welcher der Wirkstoff Fluoxetin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Fluoxetin

Der Wirkstoff wird angewendet bei Depressionen, bei Zwangsstörungen und bei Bulimie, einer Essstörung, die durch unkontrollierbare Essattacken gekennzeichnet ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Fluoxetin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Fluoxetin

Fluoxetin gehört in die Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer. Der Wirkstoff führt wie alle anderen Wirkstoffe dieser Gruppe auch durch ein verbessertes Angebot des Botenstoffs Serotonin im Gehirn zu einer Stimmungsaufhellung. Dies erklärt den Einsatz des Wirkstoffs bei Depressionen.

Wird Fluoxetin in Tablettenform gegeben, wird der maximale Blutspiegel nach vier bis acht Stunden erreicht. Die Ausscheidung erfolgt zu 60 Prozent über die Nieren. Der antidepressive Effekt setzt normalerweise nach zwei bis vier Wochen regelmäßiger Einnahme von Fluoxetin ein.

Der Wirkstoff und seine ebenfalls wirksamen Abbauprodukte bleiben relativ lange im Körper wirksam. Das ist von Vorteil bei einer unregelmäßigen Einnahme, aber es erschwert auch den Umstieg auf ein anderes Medikament. Die Halbwertszeit, die Zeit, nach der die Hälfte der ursprünglich vorhandenen Substanz aus dem Körper ausgeschieden ist, beträgt bei den wirksamen Abbauprodukten des Wirkstoffs ein bis zwei Wochen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.