Fludrocortison

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 08.10.2007

Allgemeines

Fludrocortison wird zur Behandlung der Nebennierenrindenunterfunktion (Morbus Addison) eingesetzt. Die gestörte Hormonbildung bei dieser Erkrankung kann durch Fludrocortison ausgeglichen werden.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Blutdruck erhöhen
  • Nebennierenrindenunterfunktion ausgleichen
  • Nebennierenrindenhormonbildungsstörung normalisieren
  • starken Blutdruckabfällen beim Aufsetzen, Aufrichten und Aufstehen entgegenwirken.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Fludrocortison im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Fludrocortison nicht verwendet werden?

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Fludrocortison ist von einer erneuten Anwendung abzusehen. Bei allen Krankheiten mit möglicher Bindegewebswasseransammlung (Ödemen) darf Fludrocortison ebenfalls nicht verabreicht werden. Dazu zählen beispielsweise Herzschwäche, Leberzelluntergang (Leberzirrhose), Nierenschäden und Nierenfunktionsstörungen.

Patienten mit Bluthochdruck, (Hypertonie), Durchblutungsstörungen im Gehirn, Schockzuständen infolge Flüssigkeitsmangel oder Kaliummangel dürfen nicht mit Fludrocortison behandelt werden. Das Gleiche gilt für Patienten mit zu niedrigem Blutdruck, welcher durch Herzerkrankungen verursacht wurde.

Bei Zuckerkrankheit, Magengeschwüren, Darmgeschwüren, grünem Star, akuten Virusinfektionen, allgemeinen akuten und chronischen Infektionen sowie bei den ganzen Körper betreffenden Infektionen durch Pilze oder Parasiten ist besondere Vorsicht bei der Anwendung von Fludrocortison geboten. In diesen Fällen ist eine sorgfältige ärztliche Überwachung während der Behandlung erforderlich. Das Gleiche gilt bei psychischen Erkrankungen und Knochenstrukturstörungen im Sinne einer Osteoporose.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bei schwangeren Frauen mit nicht organbedingtem niedrigem Blutdruck darf wegen der Gefahr einer Bindegewebswasseransammlung eine Behandlung nur nach strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Besonders in den ersten drei Monaten sollte eine Therapie mit Fludrocortison nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Kontrolle erfolgen. Bisherige Erfahrungen mit dem Wirkstoff in der Schwangerschaft ergaben allerdings keinen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für das Ungeborene.

Da nicht bekannt ist, ob Fludrocortison in die Muttermilch übergeht, sollten stillende Mütter nicht mit diesem Wirkstoff behandelt werden.

Da in der Schwangerschaft die Blut-Progesteronkonzentration kontinuierlich ansteigt, muss bei schwangeren Frauen mit einer Nebennierenrindenunterfunktion (M. Addison) die Dosis von Fludrocortison wiederholt angepasst werden. Der Arzt wird darum regelmäßige Kontrollen von Blutdruck und Blut-Kalium durchführen. Diese Anpassung ist erforderlich, da Progesteron (Gelbkörperhormon) antimineralokortikoide Eigenschaften hat. Neugeborene dieser Patientinnen sind auf eine Unterentwicklung von Organen, Organteilen oder Geweben mit daraus resultierendem Funktionsausfall zu untersuchen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist in entsprechender Dosierung für alle Altersklassen anwendbar.

Welche Nebenwirkungen kann Fludrocortison haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Fludrocortison. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Gewebs-Wassereinlagerungen (Ödeme), Atemnot, Gewichtszunahme, Bluthochdruck und Herzversagen als Folge der verringerten Ausscheidung von Natrium und Wasser; erniedrigte Blutkaliumwerte, Magengeschwüre, Darmgeschwüre, Muskelschwäche, Kopfschmerzen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Fludrocortison?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nicht-kaliumsparende Entwässerungsmittel wie Schleifendiuretika sowie Abführmittel und Herzglykoside zur Herzstärkung erhöhen bei gleichzeitiger Anwendung das Risiko eines gefährlichen Kaliummangels.

Glycyrrhizinsäurehaltige Mittel gegen Magen-Darm-Geschwüre, wie beispielsweise pflanzliche Süßholzwurzel-Präparate, können die mineralkortikoiden Wirkungen von Fludrocortison verstärken. Prostaglandininhibitoren wie Ibuprofen zur Schmerzbekämpfung können eine zusätzliche Blutdrucksteigerung herbeiführen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Insbesondere bei Neigung zu Kaliummangel ist auf eine ausreichende Kaliumzufuhr (Nüsse, Bananen, Kartoffeln) zu achten.
  • Elektrolyt-Kontrollen sind vor und während der Behandlung empfehlenswert.
  • Nach Langzeitanwendung darf der Wirkstoff nicht plötzlich abgesetzt werden.
  • Gemäß der Doping-Liste darf der Wirkstoff nicht bei Sportlern angewendet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

So wirkt Fludrocortison

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Fludrocortison. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Glukokortikoide, Entzündungshemmer, zu welcher der Wirkstoff Fludrocortison gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Fludrocortison

Fludrocortison wird zur Behandlung der Nebennierenrindenunterfunktion (Morbus Addison) eingesetzt. Die gestörte Hormonbildung bei dieser Erkrankung kann durch Fludrocortison ausgeglichen werden.

Beim adrenogenitalen Syndrom (AGS) mit Salzverlusten liegt ebenfalls eine Störung der Nebennieren-Hormonbildung vor. In diesem Fall wird zu viel männliches Sexualhormon, aber zu wenig Aldosteron gebildet. Fludrocortison kann auch bei dieser Erkrankung die Hormonwirkung normalisieren.

Darüber hinaus wird dieser Wirkstoff zur Behandlung von zu niedrigem Blutdruck eingesetzt, sofern keine organische Ursache vorliegt (essentielle Hypotonie). Starke Blutdruckabfälle beim Aufsetzen, Aufrichten und Aufstehen können mit Fludrocortison ebenfalls ausgeglichen werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Fludrocortison sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Fludrocortison

    Fludrocortison zählt zu den synthetisch hergestellten Mineralkortikoiden. Trotzdem ist es in seiner Wirkung den körpereigenen Hormonen der Nebennierenrinde (Aldosteron und Cortisol) sehr ähnlich. Darum kann auch eine gestörte Hormonbildung der Nebenniere ausgeglichen werden. Zu diesen Hormonbildungsstörungen gehören die Anwendungsgebiete adrenogenitales Syndrom (AGS) und Morbus Addison (Nebennierenrindenunterfunktion).

    Fludrocortison hat sowohl Aldosteron-typische Wirkungen (mineralkortikoide) als auch Cortisol-typische Wirkungen (glukokortikoide). Zu den mineralkortikoiden Eigenschaften zählen Flüssigkeitsausscheidungs-Verminderung mit Körpersalzeinsparung und Blutdrucksteigerung. Zu den glukokortikoiden Wirkungen gehören hauptsächlich Entzündungshemmung und Blutzuckererhöhung. Fludrocortison ist chemisch aber so beschaffen, dass seine mineralkortikoiden Eigenschaften vielfach stärker sind als die glukokortikoiden.

    Die gewünschte Blutdruckerhöhung und Körpersalzeinsparung ergibt sich aus einer gesteigerten Hormonwirkung. So wirken nach einer Fludrocortisongabe die Hormone Adrenalin und Noradrenalin verstärkt. Als Folge kommt es zu einer Blutgefässverengung. Daraus resultiert dann ein erhöhter Blutdruck. Weiterhin wird in der Niere die Ausscheidung von Natrium und damit verbundener Flüssigkeit verringert. Es ergibt sich eine größere Flüssigkeitsmenge in Blut und Gewebe. Auch hierbei wird ein erhöhter Gefäßdruck erzielt. Folglich resultiert eine Blutdrucksteigerung.

    Kalium ist ein wichtiges Körpersalz. Darum darf die Blutkaliumkonzentration nicht über- oder unterschritten werden. Bei einer Fludrocortisonbehandlung wird Kalium im Gegensatz zu Natrium vermehrt ausgeschieden. Trotzdem ist auch bei einer Langzeitbehandlung in der Regel keine zusätzliche Kaliumgabe erforderlich. Als Ausnahme gilt nur ein bereits vor der Behandlung bestehender Blutkaliummangel. Bei allen Patienten sind regelmäßige Blutkaliumkontrollen empfehlenswert.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.