Acetazolamid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.09.2007

Allgemeines

Acetazolamid wird hauptsächlich zur Behandlung bei erhöhtem Augeninnendruck (Grüner Star) verwendet, besonders bei akuten Fällen. Es wird zusammen mit weiteren Wirkstoffen, etwa Betablockern oder Mannitol-Infusionen, gegeben.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Augeninnendruck verringern
  • Bildung des Augenkammerwassers verringern
  • Beschwerden bei Höhenkrankheit mindern
  • Wasserausscheidungen fördern
  • Wassereinlagerungen im Gewebe verringern
  • Menière-Krankheit behandeln.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Acetazolamid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Acetazolamid nicht verwendet werden?

Acetazolamid dient nicht zur Langzeitbehandlung einer chronischen Augeninnendruckerhöhung (Grüner Star), wenn der Kammerwinkel des Auges geschlossen ist.

Acetazolamid darf nicht angewendet werden bei einer gesteigerten Chloridkonzentration im Blut. Diese kann zu einer Übersäuerung (hyperchlorämische Azidose) führen.

Bei Gicht ist die Anwendung nicht erlaubt, da sich vermehrt Harnstoffkristalle im Gewebe bilden können.

Wegen seiner harntreibenden Wirkung darf Acetazolamid nicht bei eingeschränkter Nierentätigkeit, etwa durch Nebennierenfunktionsschwächen (Nebenniereninsuffizienz), angwendet werden. Auch bei einer erhöhten Kalziumblutkonzentration (Hyperkalziämie) ist von einer Einnahme des Wirkstoffs Abstand zu nehmen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Acetazolamid kann den Salzhaushalt der Schwangeren stören und sich damit negativ auf das Ungeborene auswirken. Auch die Durchblutung des Mutterkuchens (Plazenta) kann verringert werden. Während der Schwangerschaft sollte der Wirkstoff daher nicht angewendet werden.

Acetazolamid geht in die Muttermilch über und hemmt die Milchbildung. In Abhängigkeit von Dosis, Art der Anwendung und Dauer kann eine ernsthafte Schädigung des Säuglings eintreten (Herzrhythmusstörungen oder Blutungsneigung). Stillende Mütter sollten nicht mit Acetazolamid behandelt werden oder abstillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Da es über die Anwendung bei Kindern bislang keine gesicherten Erfahrungen gibt, sollte Acetazolamid bei Kindern unter zwölf Jahren nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Acetazolamid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Acetazolamid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Störungen des Wasserhaushalts; Störungen des Mineralhaushalts; Chloridmangel; Kaliummangel; Muskulaturerschlaffung; Verstopfung; Kalziumkonzentrationserhöhung; Herzrhythmusstörungen; Apathie; Kaliummangel; gesteigerte Harnmagnesiumausscheidung; Blutzuckersteigerung; Zuckerausscheidung im Harn.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Magnesiummangel.

Seltene Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen; Oberbauchbeschwerden; krampfartige Beschwerden; Durchfall; Sehstörungen; Verwirrtheitszustände; verminderte Tränenflüssigkeitsbildung.
bei extremer Wasserausscheidung: Krämpfe.

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Überemfindlichkeitsreaktionen der Haut; Blutbildveränderungen.

Ohne Nennung der Häufigkeit:
Müdigkeit; Benommenheit; Schläfrigkeit; Schwäche; Schwindel; Kopfschmerzen; Mundtrockenheit; Durst; Gichtanfälle; Harnsäurekonzentrationssteigerung; Blutdrucksenkung; Überempfindlichkeitsreaktionen; Hautrötung; Juckreiz; Lichtempfindlichkeit.

Welche Wechselwirkungen zeigt Acetazolamid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten treten häufig auf.

Insbesondere wird die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten (wie Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer oder Vasodilatatoren) verstärkt.

Auch die Wirkung von Alkohol und von Trizyklischen Antidepressiva sowie Lithium (Antidepressivum) und Chinidin (Antiarrhythmikum) wird verstärkt. Ebenso verstärkend wirken Timolol und Pilocarpin (Glaukommittel) sowie Phenytoin (Antiepileptikum).

Nicht-steroidale Antiphlogistika vermindern die harntreibende und die blutdrucksenkende Wirkung von Acetazolamid.

Die Blutzuckersenkung von oralen Antidiabetika ("Zuckertabletten") wird vermindert. Auch Kortison und andere Glukokortikoide wirken schwächer.

Wegen seiner harntreibenden Wirkung kann Acetazolamid zu Kaliummangel führen. Das erhöht die Empfindlichkeit des Herzens für Herzglykoside. Es kann leicht zu Herzrhythmusstörungen kommen. Abführmittel verstärken diesen Effekt noch.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Kalium sollte zugeführt werden, zum Beispiel mit kaliumhaltigen Medikamenten oder durch Diätmaßnahmen (Gemüse, Bananen, getrocknete Aprikosen).
  • Das Bedienen von Maschinen oder die Verkehrstüchtigkeit kann beeinträchtigt sein.
  • Die Reaktionsfähigkeit ist beeinträchtigt.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Acetazolamid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Acetazolamid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tabletten
Injektionsflaschen

So wirkt Acetazolamid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Acetazolamid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Acetazolamid gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Acetazolamid

Acetazolamid wird hauptsächlich zur Behandlung bei erhöhtem Augeninnendruck (Grüner Star) verwendet, besonders bei akuten Fällen. Es wird zusammen mit weiteren Wirkstoffen, etwa Betablockern oder Mannitol-Infusionen, gegeben.

Mit Acetazolamid lassen sich auch bestimmte Symptome der Höhenkrankheit behandeln, die aufgrund des geringen Luftdrucks in Höhen ab 2.000 Metern auftreten können. Außerdem kann es bei der Menière-Krankheit zur Anwendung kommen.

Wegen seiner krampflösenden Wirkung wird Acetazolamid bei Epilepsien eingesetzt. Es wurde beobachtet, dass die Anzahl der epileptischen Anfälle durch Acetazolamid verringert werden kann.

Als harntreibender Wirkstoff (Diuretikum) bei Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) wird Acetazolamid heute kaum mehr angewendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Acetazolamid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Acetazolamid

Acetazolamid gehört zur Gruppe der Carboanhydrase-Hemmer. Der Wirkstoff verringert die Augenkammerwasserbildung und wird zur Behandlung des Grünen Stars eingesetzt.

Acetazolamid hemmt ein Enzym namens Carboanhydrase. Carboanhydrase bewirkt im Auge, dass sich das so genannte Kammerwasser bildet. Ist der Abfluss des Kammerwassers behindert oder wird zu viel Kammerwasser gebildet, steigt der Augeninnendruck. Dadurch wird der Sehnerv nach und nach eingeklemmt, bis er abstirbt und der Betroffene erblindet. Acetazolamid hemmt das Enzym Carboanhydrase. Dadurch wird weniger Kammerwasser gebildet. Der Augeninnendruck normalisiert sich und der Sehnerv wird entlastet. Der Erblindungsprozess verlangsamt sich oder kann sogar gestoppt werden.

Nebeneffekt von Acetazolamid ist eine vermehrte Wasser- und damit Mineralstoffausscheidung über die Nieren. Es kann unter anderem zu Kaliummangel kommen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.