Erektionsstörung: Mann im Gespräch mit einem Arzt
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Erektionsstörung: Was hilft bei erektiler Dysfunktion?

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.09.2024

Eine Erektionsstörung (erektile Dysfunktion) liegt vor, wenn es einem Mann über einen längeren Zeitraum hinweg nicht gelingt, eine ausreichende Erektion zu bekommen oder diese während des Geschlechtsakts aufrechtzuerhalten. Die Ursachen hierfür können vielseitig sein und sowohl psychische als auch körperliche Gründe umfassen. Was können Betroffene tun?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Erektionsstörung

Erektionsstörungen können durch körperliche Ursachen wie Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus oder hormonelle Probleme, sowie durch psychische Faktoren wie Stress oder Depressionen verursacht werden.

Bei Erektionsstörungen helfen oft Medikamente wie PDE-5-Hemmer (z. B. Viagra), Lebensstiländerungen wie Sport treiben, gesunde Ernährung und Verzicht auf Rauchen. Bei psychischen Ursachen kann eine Therapie oder Paarberatung sinnvoll sein.

Die Diagnose beginnt mit einem ausführlichen ärztlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung. Anschließend folgen Bluttests und Ultraschalluntersuchungen, um organische oder hormonelle Ursachen auszuschließen.

Was ist eine Erektionsstörung?

Eine Erektionsstörung liegt vor, wenn ein Mann über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten keine Erektion seines Penis erreichen oder aufrechterhalten kann, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht. Ärztliche Fachleute sprechen von einer erektilen Dysfunktion (ED). Umgangssprachlich ist auch von Impotenz die Rede.

Manchmal erleben die Betroffenen zudem vorzeitige Samenergüsse (Ejaculatio praecox) oder verzögerte Samenergüsse (Ejaculatio retarda).

Häufigkeit

Je älter ein Mann wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass er eine Erektionsstörung entwickelt. Unter den 60 bis 70-Jährigen sind 53 Prozent betroffen. Oft ist die Ursache für die erektile Dysfunktion körperlich begründet. Bei jüngeren Männern spielen dagegen oftmals psychische Probleme eine Rolle, etwa Stress, zwischenmenschliche Konflikte oder Leistungsdruck.

Erektionsstörung: Verschiedene Ursachen möglich

Für eine ausreichende Gliedsteife ist ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen, Muskeln und Nerven verantwortlich. Die Ursachen einer Erektionsstörung sind daher vielfältig und treten häufig kombiniert auf. Mögliche Auslöser sind:

  • Durchblutungsstörungen: Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose zählen zu den häufigen Ursachen. Für eine Erektion ist ein ungehinderter Blutfluss in die Schwellkörper des Penis entscheidend. Bilden sich Ablagerungen an den Arterienwänden, behindern diese den Blutfluss. Es strömt nicht mehr ausreichend Blut in den Schwellkörper, was dazu führt, dass der Penis entweder gar nicht oder nur unzureichend erigiert. 

  • neurologische Erkrankungen: Sogenannte "neurogene Erektionsstörungen" können etwa im Rahmen von Multiple Sklerose, Schlaganfall, Parkinson, Bandscheibenproblemen oder Diabetes mellitus entstehen. Infolge der Erkrankungen werden die Nervenimpulse, die für eine Erektion notwendig sind, entweder gar nicht oder nur unvollständig entlang der Nervenbahnen übertragen.

  • Prostata-Operation: Eine Operation der Prostata, insbesondere eine radikale Prostatektomie zur Behandlung von Prostatakrebs, kann häufig zu Impotenz führen. Bei diesem Eingriff wird die Prostata vollständig entfernt, wobei die Nervenfasern, die für die Erektionsfähigkeit verantwortlich sind und in unmittelbarer Nähe der Prostata verlaufen, verletzt oder durchtrennt werden können.

  • Hormonstörungen: Das männliche Geschlechtshormon Testosteron spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer Erektion. Männer mit einem niedrigen Testosteronspiegel verspüren in der Regel weniger sexuelle Erregung und haben deshalb auch seltener eine Erektion. Niedrige Testosteronwerte sind jedoch keine häufige Ursache einer ED.

  • Lebensstil: Ein ungesunder Lebensstil kann Potenzprobleme begünstigen. Risikofaktoren sind etwa Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht.

  • psychische Gründe: Stress, Überforderung, Versagensängste, Konflikte innerhalb der Partnerschaft und psychische Erkrankungen wie Depressionen führen ebenfalls in vielen Fällen zu einer Störung der Sexualfunktion. 

Medikamente als Auslöser

Daneben können auch Medikamente eine Erektionsstörung hervorrufen, zum Beispiel:

Symptome: Erektionsstörung erkennen

Gelegentliche Erektionsprobleme sind nicht ungewöhnlich. Hat ein Mann jedoch immer wieder Probleme, eine Erektion zu bekommen oder zu halten, sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen.

Bei Männern mit ED sind folgende Warnsignale zu beachten:

  • Das Ausbleiben nächtlicher oder morgendlicher Erektionen, insbesondere beim Aufwachen.
  • Taubheitsgefühle im Bereich zwischen Gesäß und Genital ("Reithosenbereich").
  • Schmerzen oder Muskelkrämpfe in den Beinen, die bei körperlicher Anstrengung auftreten und in Ruhe sofort nachlassen (Claudicatio intermittens).

Diese Anzeichen können auf zugrunde liegende Durchblutungs- oder Nervenprobleme hindeuten und erfordern eine ärztliche Abklärung.

Erektionsstörung: Wie erfolgt die Diagnose?

Betroffene können zunächst eine hausärztliche Praxis aufsuchen. Je nach Ursache erfolgt die Überweisung an eine fachärztliche Praxis. Patienten können sich aber auch direkt an eine*n Urologin*Urologen wenden.

Der erste Schritt der Diagnose besteht in einem ausführlichen ärztlichen Gespräch (Anamnese). Von Interesse sind etwa

  • mögliche Vorerkrankungen,
  • regelmäßig eingenommene Medikamente sowie
  • die allgemeine körperliche Verfassung.

Um die Beschwerden einordnen zu können, sind auch Fragen zu eventuellen Ejakulationsstörungen, den persönlichen Lebensumständen, der Partnerschaft und der Libido möglich. Bei der Sexualanamnese kann ein sogenannter IIEF-Fragebogen (International Index of Erectile Function) hilfreich sein.

Ein entscheidender Hinweis ist, ob nächtliche oder morgendliche Erektionen auftreten. Wenn diese vorhanden sind, spricht das eher für psychologische Gründe. Denn erektile Dysfunktionen aufgrund körperlicher Ursachen treten in der Regel unabhängig von der Tageszeit auf.

Wie läuft die körperliche Untersuchung ab?

Wenn der*die Arzt*Ärztin vermutet, dass die Potenzprobleme körperlich bedingt sind, können verschiedene Untersuchungen erfolgen. Durchblutungsstörungen können meist bereits durch eine Prüfung des Blutdrucks an Armen und Beinen erkannt werden.

Zudem tastet die ärztliche Fachperson die äußeren Geschlechtsteile und die Prostata des Patienten ab, um diese auf mögliche krankhafte Veränderungen und Verformungen zu untersuchen. 

Eine Blutuntersuchung gibt unter anderem Aufschluss über

  • den Hormonstatus (z. B. bei Verdacht auf einen Testosteronmangel),
  • den Blutzuckerspiegel (bei einem vermuteten Diabetes mellitus) und
  • die Blutfettwerte (z. B. zum Ausschluss einer Fettstoffwechselstörung).

Weitere Maßnahmen

Manchmal ordnet der*die Arzt*Ärztin noch weitere Untersuchungsverfahren an, um die Ursachen der Erektionsstörung festzustellen. Dazu zählen:

  • Farb-Dopplersonografie: Eine spezielle Form der Ultraschalluntersuchung, die dazu dient, die Durchblutung der Gefäße im Penis zu testen.

  • Schwellkörper-Injektionstest (SKIT): Bei diesem Test spritzt der*die Arzt*Ärztin ein gefäßerweiterndes Arzneimittel in den Penis des Patienten, welches eine Erektion auslöst. Anhand der Beschaffenheit der Erektion lässt sich unter anderem erkennen, ob die Blutgefäße im Penis intakt sind.

  • Nokturne penile Tumeszenz-Messung (NTP): Dieser Test misst die spontanen nächtlichen Erektionen, die während der REM-Schlafphasen auftreten. Da Männer typischerweise mehrere Erektionen pro Nacht haben, hilft dieser Test festzustellen, ob eine ED eher eine körperliche oder psychische Ursache hat.

  • neurologische Untersuchungsverfahren: Durch den Einsatz elektrischer Reize können diese Verfahren Störungen im Nervensystem aufdecken. Sie testen die Funktionsfähigkeit der Nervenbahnen, die für die Steuerung der Erektion verantwortlich sind.

Lassen sich keine körperlichen Ursachen finden, kann die Überweisung an eine psychotherapeutische Praxis erfolgen. Dort lassen sich im Gespräch mit dem Patienten mögliche psychische Ursachen für die Erektionsstörung ergründen.

Erektionsstörung behandeln: Was hilft?

Zur Behandlung von erektiler Dysfunktion werden in erster Linie Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) eingesetzt. Eines der bekanntesten Medikamente dieser Gruppe ist Viagra. Diese Wirkstoffe entspannen die glatte Muskulatur in den Schwellkörpern des Penis und verbessern den Blutfluss, wodurch eine Erektion ermöglicht wird. Ein häufiger Irrtum ist, dass diese Medikamente die Libido steigern – das tun sie jedoch nicht.

Zu den am häufigsten verwendeten Wirkstoffen zählen:

Die Einnahme erfolgt oral in Tablettenform. Weil es zu Wechsel- und Nebenwirkungen kommen kann, sind alle PDE-5-Hemmer verschreibungspflichtig. Eventuelle Nebenwirkungen sind zum Beispiel:

Auch Personen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Bluthochdruck oder einem kürzlich erlittenen Schlaganfallsollten keine Potenzmittel verwenden. Eine eingeschränkte Anwendung ist auch bei einer Nierenfunktionsstörung gegeben sowie bei der Einnahme bestimmter Medikamente.

Therapie mit Injektionen

Injektionen waren vor dem Einsatz von PDE-5-Hemmern das Mittel der Wahl. Heutzutage werden sie nur noch selten durchgeführt. Verwendet werden hierbei Wirkstoffe wie Prostaglandin oder Papaverin. Diese Substanzen entspannen die glatte Muskulatur des Penis, wodurch der Blutfluss in die Schwellkörper erhöht und eine Erektion ermöglicht wird.

Mögliche Verfahren sind:

  • Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie (SKAT): Dabei spritzen sich Betroffene mit einer dünnen Nadel den Wirkstoff selbst in den Penis, um eine Erektion zu erzielen.

  • medikamentöse urethrale System zur Erektion (MUSE): Hierbei wird das Arzneimittel in Form eines kleinen Zäpfchens über die Harnröhre in den Schwellkörper eingebracht, um die Erektion zu unterstützen.. 

Beide Verfahren haben Ausschlusskriterien und können Nebenwirkungen verursachen. Bei der Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie (SKAT) ist die Anwendung beispielsweise kontraindiziert, wenn bestimmte Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen vorliegen.

Die MUSE-Therapie birgt das Risiko, dass möglicherweise Prostaglandine austreten. Da diese Hormone Wehen auslösen können, sollte während der Therapie ein Kondom verwendet werden, wenn die Partnerin schwanger ist.

Testosteronmangel behandeln

Bei dauerhaftem Testosteronmangel kann das Hormon in Form von

  • Injektionen,
  • Gel,
  • Pflastern oder
  • Tabletten

zum Einsatz kommen. Vor Beginn der Behandlung muss jedoch ausgeschlossen werden, dass ein Prostatakrebs vorliegt, da Testosteron das Tumorwachstum fördern kann.

Eine Testosterontherapie verbessert die Erektionsfähigkeit in der Regel begrenzt und stellt diese meist nicht vollständig wieder her. Sie kommt daher nur in ausgewählten Fällen zum Einsatz.

Mechanische Hilfsmittel

Kann oder möchten Betroffene keine Medikamente nehmen, können mechanische Hilfsmittel eine Alternative darstellen. Eine Möglichkeit ist eine Vakuumpumpe. Sie besteht aus einem durchsichtigen Kunststoffzylinder, welche über einen Schlauch mit einer Handpumpe verbunden wird. Über das Zylinderende wird ein stramm sitzender Gummiring gezogen. Anschließend setzt der Mann den Zylinder auf den Penis auf. Die Pumpe erzeugt im Zylinder einen Unterdruck. Der Penis füllt sich daraufhin mit Blut und wird steif.

Bei dieser Methode kann es zu Durchblutungsstörungen im Penis kommen. Männer, die bereits Durchblutungsstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, sollten daher auf Vakuumpumpen verzichten. Auch Patienten, die schon einmal einen Priapismus, also eine schmerzhafte Dauererektion hatten, sollten diese Methode nicht anwenden.

Psychiatrisch-psychologische Therapie

Liegen die Ursachen in zwischenmenschlichen Konflikten, individuellen Versagensängsten oder psychischen Belastungssituationen, kann eine Psychotherapie sinnvoll sein. Welche Therapieform (z. B. kognitive Therapie, Einzel- oder Paartherapie) sich jeweils eignet, ist individuell zu klären.

Operative Maßnahmen

Für Patienten, bei denen andere Behandlungsansätze nicht erfolgreich waren, können Schwellkörperimplantate aus Kunststoff eine Option sein (Penisprothese). Heute wird meist ein hydraulisches 3-Komponenten-System eingesetzt, das aus einem Flüssigkeitsreservoir, einer Pumpe und künstlichen Schwellkörpern besteht.

Mögliche Nebenwirkungen dieser Therapie sind Schmerzen, Infektionen, Perforationen, Gewebeverhärtungen (Fibrosen) und Undichtigkeiten im System, die zusätzliche Eingriffe erforderlich machen können. Dennoch berichten 60 bis 80 Prozent der Patienten von langfristiger Zufriedenheit mit dieser Methode.

Chirurgische Eingriffe an den Arterien und Venen des Penis kommen in seltenen Fällen infrage. Bei verengten oder verschlossenen Penisarterien kann eine Art "Bypass-Operation" durchgeführt werden, um die Blutversorgung wiederherzustellen. 

Erektionsstörung: Verlauf und Prognose

Ob eine Erektionsstörung erfolgreich behandelt werden kann, hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Generell gilt: Je früher ein Betroffener ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, desto größer sind die Heilungschancen.

Gibt es psychische Gründe für die Erektionsstörung, tritt diese häufig nur vorübergehend auf und verschwindet meist von selbst, wenn der Patient seine Konflikte bewältigt und Stress abbaut.

Sind die Ursachen körperlicher Natur, helfen in den meisten Fällen Medikamente. Phosphodiesterasehemmer erzielen Erfolgsraten von bis zu 80 Prozent.