Soor
Die Pilzinfektion namens Soor kann sich durch gerötete, juckende Hautstellen oder weißliche Beläge auf der Schleimhaut bemerkbar machen. Hier erfahren Sie alles Wichtige über Soor, dessen Ursachen, Symptome und Behandlung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist Soor?
Ein weiterer Begriff für Soor lautet mukokutane Candidose. Das Wort mukokutan setzt sich zusammen aus:
- Mukosa (= Schleimhaut, lat. mucus = Schleim) und
- kutan (von lat. cutis = Haut).
Soor kann zum Beispiel in Mund, Speiseröhre oder Scheide auftreten. Die Pilzinfektion kann sehr unangenehm und hartnäckig sein. Schwere Folgen sind jedoch selten.
Übrigens: Candida-Pilze können auch andere Gewebe oder Organe befallen. Dann handelt es sich um eine systemische Candidose, die – anders als Soor – lebensbedrohlich sein kann. Systemische Candidosen kommen jedoch selten und nur bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem vor.
Soor: Ursachen
Erreger
Soor kann durch verschiedene Pilze der Gattung Candida entstehen. Die Erreger gehören zu den Hefepilzen und umfassen über 150 verschiedene Arten. Sie sind überall verbreitet und kommen sowohl beim Menschen als auch bei Tieren und Pflanzen vor.
Der mit Abstand häufigste Erreger von Soor heißt Candida albicans. Bei vielen Menschen ist dieser Pilz – ebenso wie andere Candida-Pilze – auf der Haut oder Schleimhaut vorhanden, ohne Probleme zu bereiten. Nur wenn die Abwehr des Organismus geschwächt ist, kann sich der Hefepilz massiv vermehren und Erkrankungen verursachen.
So entsteht Soor beim Baby im Windelbereich oft dadurch, dass die Abwehrfunktion der Haut infolge einer Windeldermatitis herabgesetzt ist. Weitere Umstände, die die Abwehr schwächen und damit das Risiko für Candidose erhöhen können, sind zum Beispiel:
- hormonelle Umstellungen in der Schwangerschaft
- eine schlecht sitzende Zahnprothese
- Stoffwechselstörungen (wie Diabetes mellitus)
- eine Immunschwäche (etwa bei AIDS)
- allgemeine Schwäche bei pflegebedürftigen, unterernährten Menschen
Doch am häufigsten sind Medikamente für die Entstehung von Soor verantwortlich – zum Beispiel:
- Antibiotika (über längeren Zeitraum eingenommen)
- Kortison
- Immunsuppressiva
- Chemo- oder Strahlenbehandlung gegen Krebs
Infektionsweg
Soor kann über verschiedene Infektionswege entstehen. Wenn sich die ursächlichen Candida-Pilze schon vorher auf der Haut oder den Schleimhäuten befanden, sprechen Fachleute von einer endogenen Infektion (endogen = von innen kommend).
Wenn die Erreger aus einer Quelle außerhalb des Körpers stammen, handelt es sich um eine exogene Infektion. Häufig führt eine Schmierinfektion zu Soor (d. h. die Pilze übertragen sich über einen infizierten Menschen oder einen verseuchten Gegenstand). Ein Beispiel hierfür ist Mundsoor beim Baby durch einen verunreinigten Schnuller.
Ein weiteres Beispiel ist Genitalsoor infolge einer Ansteckung durch Geschlechtsverkehr. Dabei kann mangelnde persönliche Hygiene oder – bei Männern – eine Vorhautverengung (Phimose) die Entstehung von Soor begünstigen.
Video: Tipps zur Genitalhygiene
Gelangen Candida-Pilze durch endogene oder exogene Infektion direkt ins Blut, können sie anstelle von Soor eine systemische Candidose verursachen. Diese schwere Hefepilzinfektion kann beispielsweise vorkommen bei:
- Drogenabhängigen über infizierte Spritzen oder
- Menschen mit länger liegenden Venenkathetern.
Soor: Symptome
Soor verursacht nur örtlich begrenzte Symptome auf der befallenen Haut oder Schleimhaut. Typisch für die mukokutane Candidose sind:
- eine gerötete und juckende Haut (bei Hautpilz) bzw.
- weiße bis gelbe Beläge auf betroffenen Schleimhäuten, die sich leicht wegwischen lassen (wobei die Stelle anschließend leicht bluten kann).
Mundsoor
Soor kommt oft in Mund und Rachen vor. Typische Symptome für einen solchen Mundsoor (auch oropharyngeale Candidose genannt) sind:
- Schmerzen beim Essen und Schlucken sowie
- oft auch ein Brennen hinter dem Brustbein.
Genitalsoor
- im gebärfähigen Alter,
- mit Diabetes mellitus oder
- während der Schwangerschaft.
Typisch für Genitalsoor bei Frauen ist die gerötete und geschwollene Scheidenschleimhaut mit weißlichen Belägen. Weitere mögliche Symptome für Vulva- und Scheidensoor sind:
- ein quälender Juckreiz,
- ein Brennen und
- vermehrter, weißlich-krümeliger Ausfluss aus der Scheide.
Genitalsoor kommt auch bei Männern vor. An den befallenen Stellen bilden sich gerötete Papeln oder Pusteln. Bei einer Candidose der Eichel (Candida-Balanitis) bleiben die Symptome auf die Eichel begrenzt, bei Befall der Vorhaut (Candida-Balanoposthitis) ist zusätzlich die Vorhaut des Penis betroffen.
Weitere mukokutane Candidosen
Soor kann auch die Haut oder Schleimhäute an anderen Körperstellen befallen. Beispiele für weitere mukokutane Candidosen sind:
- Hautsoor, der sich meist in Hautfalten bildet (wie Achseln, Analregion, Oberschenkel)
- Soor in der Speiseröhre (ösophageale Candidose) mit Schmerzen beim Schlucken
- Soor im Darm (intestinale Candidose) mit Durchfall, Blähungen oder Völlegefühl
Soor: Diagnose
Erste Hinweise auf Soor liefern schon die Veränderungen an der befallenen Haut oder Schleimhaut sowie die Beschwerden. Um die Diagnose zu sichern und andere Ursachen für die Veränderungen auszuschließen, kann es jedoch sinnvoll sein, die ursächlichen Candida-Pilze nachzuweisen.
Dazu nimmt die Ärztin oder der Arzt mit einem sterilen Wattetupfer einen Abstrich von der befallenen Stelle. Ist diese schwer zu erreichen (wie etwa bei Soor in der Speiseröhre), kann dazu auch eine Endoskopie nötig sein.
Anschließend kann man das gewonnene Material direkt unter dem Mikroskop untersuchen oder daraus die Pilze anzüchten (bzw. eine Kultur anlegen), um Soor zweifelsfrei festzustellen.
Soor: Behandlung
Gegen Candidosen wie Soor helfen Antipilzmittel (Antimykotika). Meist reicht bei Soor eine örtliche Behandlung – zum Beispiel mit Nystatin oder Amphotericin B. In welcher Form die Medikamente anzuwenden sind, richtet sich nach der Art des Pilzbefalls:
- Ist die Haut von der Pilzerkrankung betroffen (Hautsoor), helfen Pasten und Salben.
- Ist die Mundschleimhaut von der Hefepilzinfektion betroffen (Mundsoor), sind zur Behandlung Mundspülungen geeignet.
- Bei Befall der Scheide (Scheidensoor) können Scheidenzäpfchen zum Einsatz kommen.
Bei einer schweren oder hartnäckigen Candida-Infektion kann jedoch eine Behandlung mit Tabletten nötig sein – etwa mit dem Wirkstoff Fluconazol. Auch gegen Soor im Darm stehen Antipilzmittel zur Verfügung, die man über den Mund einnimmt – zum Beispiel als Saft oder Tabletten.
Wichtiger Tipp für stillende Frauen: Wenn Ihr Baby Soor im Mund hat, behandeln Sie auch Ihre Brustwarzen vor und nach dem Stillen mit einem Antipilzmittel.
Soor: Verlauf
Soor bleibt auch bei längerem Verlauf örtlich begrenzt. Wer konsequent gegen die Candidose der Haut oder Schleimhaut vorgeht, kann mit einer guten Heilung rechnen. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Antipilzmittel nach Anweisung vorschriftsmäßig und lange genug anzuwenden.
Allgemein neigen Pilzinfektionen wie Soor allerdings dazu, hartnäckig zu verlaufen und auch nach erfolgreicher Behandlung erneut aufzutreten. Besonders dann, wenn das Risiko für Candidosen der Haut oder Schleimhaut durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus erhöht ist. Darum ist es bei Soor wichtig, solche Erkrankungen ebenfalls ausreichend zu behandeln.
Soor: Vorbeugen
Einem Soor können Sie kaum vorbeugen. Der Grund: Die ursächlichen Pilze sind meist schon vorher auf gesunder Haut oder Schleimhaut vorhanden. Ist das Immunsystem geschwächt, können die Erreger sich plötzlich stark vermehren und eine mukokutane oder sogar eine systemische Candidose verursachen.
Wenn Sie eine Erkrankung haben oder Medikamente bekommen, die Ihre Abwehr schwächen, ist es daher ratsam, dass Sie und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt auf mögliche Anzeichen für Soor achten.
Um eine Candidose an den Geschlechtsorganen (Scheide bzw. Eichel und Vorhaut) zu vermeiden, ist eine gute Intimhygiene wichtig. Da Soor ansteckend ist, empfiehlt es sich außerdem, beim Geschlechtsverkehr immer Kondome zu benutzen.