Reizdarm behandeln: Was tun beim Reizdarmsyndrom?
Das Reizdarmsyndrom ist weit verbreitet, aber rätselhaft. Denn warum ein Reizdarm mit Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Krämpfen oder Verstopfung entsteht, ist noch immer nicht geklärt. Hier erfahren Sie, welche Reizdarm-Symptome typisch sind, wie sie sich behandeln lassen und welche Rolle die Ernährung dabei spielt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Reizdarm
Häufige Bauchkrämpfe, veränderter Stuhlgang (Verstopfung und/oder Durchfall) sowie Blähungen ohne erkennbare Ursachen sind typische Symptome eines Reizdarms. Ob tatsächlich das Reizdarmsyndrom die Ursache ist, können jedoch nur Fachleute herausfinden, indem andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Am besten beobachten Betroffene, was ihnen gut bekommt, und was nicht. Allerdings kann es grundsätzlich ratsam sein, blähende Lebensmittel wie Kohl, scharfe Gewürze und fruchtzuckerreiche Obstsorten mit Vorsicht zu genießen.
Faktoren wie Stress und psychische Belastungen, manche Medikamente oder auch Lebensmittel können bei Menschen mit Reizdarmsyndrom zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen.
Was ist ein Reizdarm?
Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) haben chronische Magen-Darm-Beschwerden – und das ohne erkennbaren Grund. Ihr Alltag und ihre Lebensqualität sind häufig eingeschränkt, weil sie sich beispielsweise beim Ausgehen immer im Voraus darüber Gedanken machen müssen, wo die nächste Toilette ist. Betroffen sind schätzungsweise 10 bis 20 von 100 Personen. Meist tritt ein Reizdarm im Alter von etwa 20 bis 30 Jahren zum ersten Mal auf und bleibt dann bestehen. Häufig wechseln sich Phasen mit leichten oder gar keinen Beschwerden mit Phasen mit starken Beschwerden ab. Die Erkrankung ist nicht gefährlich, aber häufig sehr belastend für die Betroffenen.
Typische Reizdarm-Symptome
Bemerkbar macht sich ein Reizdarm durch folgende Symptome:
- Bauchschmerzen
- Verstopfung
- Durchfall
- häufiger Stuhldrang (manchmal mit dem Gefühl der unvollständigen Entleerung)
- Blähungen
- Völlegefühl nach dem Essen
- Schleim im Stuhl
Ob es zu Verstopfung oder Durchfall kommt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Häufig tritt bei Frauen eher Verstopfung auf, während Männer zu Durchfall neigen. Es kann aber auch sein, dass eine betroffene Person mal Durchfall hat, dann wieder Verstopfung.
Die Schmerzen beschränken sich nicht immer auf den Darm. Viele Erkrankte haben auch – oder in erster Linie – Magenprobleme. In diesem Fall spricht man auch von einem Reizmagen.
Andere Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden
Hinter solchen Magen-Darm-Beschwerden können aber natürlich auch andere Erkrankungen stecken. Die Diagnose "Reizdarmsyndrom" wird gestellt, wenn die Symptome länger als drei Monate andauern und sich nicht auf eine andere Ursache zurückführen lassen – etwa auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) wie Colitis ulcerosa oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit wie eine Laktoseintoleranz.
Gegen das Reizdarmsyndrom – und für eine andere Erkrankung – sprechen folgende Symptome:
- nächtlicher Durchfall
- Blut im Stuhl
- Fieber
- Gewichtsverlust
Reizdarm mit Medikamenten behandeln: Was hilft?
Das Reizdarmsyndrom lässt sich bislang nicht heilen. Die typischen Reizdarm-Beschwerden – Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfung – lassen sich jedoch bei vielen Menschen mit Medikamenten lindern. Da die Beschwerden so vielfältig sind, existiert keine Standardtherapie. Am besten finden die Betroffenen in Absprache mit der*dem Arzt*Ärztin selbst heraus, welches Mittel ihnen Linderung verschafft.
Zur Verfügung stehen beispielsweise folgende Medikamente:
Verstopfung: Abführmittel, zum Beispiel Mittel mit Lactulose oder Macrogol, können eine Verstopfung lösen. Diese sollten jedoch nicht über einen längeren Zeitraum und nur in ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.
Durchfall: Kurzzeitig können Mittel mit dem Wirkstoff Loperamid Abhilfe bei Durchfall schaffen, die die Darmbewegung hemmen. Loperamid sollte ohne ärztliche Anweisung jedoch nicht länger als zwei Tage eingenommen werden. Auch Antibiotika wie Rifaximin können bei Reizdarm helfen, wenn Durchfall und Blähungen im Vordergrund stehen. Es ist in Deutschland zwar nicht zur Behandlung von Reizdarm-Beschwerden zugelassen, kann aber in bestimmten Fällen verordnet werden. Dieser "Off-Label-Use" wird von den Krankenkassen in der Regel nicht bezahlt.
Bauchschmerzen und Krämpfe: Gegen die Schmerzen helfen krampflösende Schmerzmittel, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Butylscopolamin. Auch Medikamente, welche die Darmmuskulatur entspannen, etwa mit dem Wirkstoff Mebeverin, können lindernd wirken.
Reizdarm: Hausmittel und was kann man selbst tun?
Betroffene sollten darauf achten, ob die Darmbeschwerden vor allem in gewissen Situationen auftreten oder sich durch bestimmte Einflüsse verstärken. Wer zum Beispiel vor allem bei Stress und Angst mit den Darmproblemen zu kämpfen hat, dem können möglicherweise Entspannungsverfahren wie autogenes Training helfen. Haben sich die Beschwerden im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen entwickelt, kann eine Psychotherapie zur Besserung beitragen. Eine Ernährungsumstellung kann sinnvoll sein, wenn sich die Probleme nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel verstärken.
Es ist wichtig, ein gutes Gespür für den eigenen Körper zu entwickeln und genau darauf achten, was dem eigenen Darm guttut und was nicht. Helfen kann dabei ein Tagebuch, in dem festgehalten wird, was wann gegessen wurde, ob es Stress oder psychische Belastungen gab und ob Beschwerden aufgetreten sind.
Welche Tipps und Hausmittel helfen beim Reizdarmsyndrom?
Folgende Tipps und Hausmittel können bei Reizdarm unter Umständen hilfreich sein:
- Pfefferminzöl soll die Darmmuskulatur entspannen und Blähungen reduzieren. Es kann in Form von Kapseln eingenommen werden.
- Probiotika helfen mitunter bei Verstopfung und Durchfall, z. B. in Form von Joghurt mit Milchsäurebakterien und Bifidobakterien.
- Viele Menschen haben weniger Beschwerden, wenn sie Mahlzeiten in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt zu sich nehmen.
- Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind förderlich.
Wie kommt es zum Reizdarm?
Die Ursache des Reizdarmsyndroms ist nicht geklärt. Die Beschwerden hängen zum einen damit zusammen, dass sich der Darm zu stark oder zu wenig bewegt. Zum anderen scheinen die Betroffenen die Vorgänge in ihrem Darm stärker wahrzunehmen als gesunde Menschen. Vermutlich kommen beim Reizdarmsyndrom mehrere Faktoren zusammen. Diskutiert werden unter anderem folgende Ursachen:
- Veränderungen der Darmflora
- Veränderte Darmbewegungen
- Veränderte Darmschleimhaut
- Überempfindliche Darmnerven
- Entzündungen der Darmwand
Welche dieser Faktoren tatsächlich Ursachen der Krankheit sind und welche vielleicht auch Folgen des Reizdarms, ist allerdings nicht ganz klar.
Als mögliche Auslöser für die Störung kommen infrage:
- Einnahme von Antibiotika
- Vorangegangene Darminfektionen mit Fieber und Durchfall
- Chronischer Stress
- Erbliche Veranlagung
- Ernährungsweise
- vorangegangene operative Eingriffe im Bauchraum
Die Darmbewegungen werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Dass sich Stress bei vielen Menschen – und erst recht bei Menschen mit Reizdarm – negativ auf das Magen-Darm-System auswirkt, ist daher nicht verwunderlich. Denn bei Stress setzt der Körper Hormone frei, die auf das vegetative Nervensystem einwirken.
Ernährung bei Reizdarm: Was essen?
Es gibt keine Ernährungsweise, die erwiesenermaßen gegen das Reizdarmsyndrom hilft. Trotzdem machen viele Patient*innen positive Erfahrung mit einer Ernährungsumstellung.
Bewährt haben sich beim Reizdarmsyndrom etwa folgende Ernährungsweisen:
FODMAP-Diät: Die FODMAP-Diät sieht den Verzicht auf fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole vor. Das sind Zuckerstoffe, zu denen unter anderem Fructose, Laktose sowie Zuckeralkohole wie Erythrit, Isomalt, Xylit und Sorbitol zählen, welche häufig als Süßstoff in zuckerfreien Lebensmitteln stecken. Diese können den Darm belasten, weil sie im Dünndarm nur schlecht resorbiert werden und somit unverändert in den Dickdarm gelangen, wo sie von Bakterien fermentiert werden. Die Bakterien produzieren dabei Gase, was Blähungen verursachen kann. Fachleute kritisieren jedoch, dass diese Diät das Risiko einer Mangelernährung birgt.
Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe sind gut für die Verdauung, weil sie im Darm Flüssigkeit binden und aufquellen. Auf diese Weise erhöhen sie das Stuhlvolumen, regen sie die Darmtätigkeit an und wirken sie Durchfall und Verstopfung entgegen.
Probiotische Lebensmittel: Falls eine gestörte Darmflora die Ursache des Reizdarmsyndroms ist, könnten probiotische Lebensmittel für die Reizdarm-Behandlung nützlich sein.