Nackenschmerzen: Ursachen und was hilft?
Ein steifer Nacken am Morgen oder ziehende Nackenschmerzen nach einem langen Arbeitstag – oft harmlos, aber lästig. Verspannungen, Stress oder Fehlhaltungen können Nackenschmerzen fördern und jede Bewegung zur Qual machen. Erfahren Sie, was dahintersteckt und wie Sie die Schmerzen schnell lindern.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufig gestellte Fragen und Antworten zu Nackenschmerzen
Sie sind oft ein Signal des Körpers für Verspannungen, Stress oder eine falsche Haltung. Seltener sind Bandscheibenvorfälle oder degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule verantwortlich.
Im ersten Schritt ist die hausärztliche Praxis zuständig. Je nach Verdachtsdiagnose ist eine Überweisung in eine fachärztliche Praxis erforderlich. Geeignete Fachrichtungen sind Orthopädie, Neurologie, innere Medizin oder Psychiatrie.
Wärmeanwendungen (z. B. Wärmepflaster oder warme Duschen), sanfte Dehnübungen und Massagen können Verspannungen lösen. Auch Übungen mit der Faszienrolle und eine Akupressurmatte sind schmerzlindernd, indem sie die Durchblutung des Gewebes fördern und Verhärtungen lockern.
Orthopädische Nackenstützkissen mit ergonomischer Form helfen, den Hals zu stabilisieren und eine verspannte Muskulatur zu vermeiden. Wichtig ist, dass das Kissen zur bevorzugten Schlafposition passt.
Was sind Nackenschmerzen?
Nackenschmerzen treten im Bereich zwischen dem Hinterkopf, der oberen Halswirbelsäule und den Schultern auf. Besonders betroffen ist der Trapezmuskel, der vom Nacken bis zu den Schultern verläuft. Die Schmerzen können sich in den Kopf, die Schultern oder sogar die Arme ausbreiten, was eine Abgrenzung zu Schulterschmerzen manchmal erschwert.
Während manche Menschen nur ein leichtes Ziehen verspüren, leiden andere unter starken Schmerzen, die plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln. Sie können sich einseitig oder beidseitig bemerkbar machen.
Je nach Dauer werden verschiedene Formen unterschieden:
- akut: bis zu 6 Wochen
- subakut: 6 bis 12 Wochen
- chronisch: länger als 12 Wochen
Was bedeuten Nackenschmerzen mit Kopfschmerzen?
Nackenschmerzen mit Kopfschmerzen werden medizinisch als Zervikozephalgie oder oberes Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom) bezeichnet. Es entsteht häufig durch Reizung oder Kompression von Nerven in den oberen Halswirbeln.
Außerdem kann eine verspannte Nackenmuskulatur Schmerzen verursachen, die bis in den Kopf ausstrahlen und helmartige Kopfschmerzen bis hin zur Stirn verursachen. Bei Migräne kann die Aktivierung des Trigeminusnervs über Verbindungen im Gehirn zu Nackenschmerzen führen. Daher sind sie bei vielen Patient*innen die ersten Anzeichen einer Migräneattacke.
Ursachen für Nackenschmerzen
Die Gründe für Nackenschmerzen sind vielfältig und oft nicht sicher zu klären. Viele Betroffene vermuten Abnutzungserscheinungen als Ursache – in manchen Fällen stimmt das auch. Die Wirbel im Hals sind besonders beweglich, wodurch die Muskulatur stark beansprucht wird. Mit der Zeit können sich die Wirbelkörper abnutzen und möglicherweise Schmerzen verursachen.
In den meisten Fällen sind die Symptome harmlos und entstehen durch Muskelverkrampfungen. Auslöser hierfür sind oft einseitige Belastungen oder Bewegungsmangel:
- langes Sitzen
- schwere körperliche Arbeit
- falsche Schlafhaltungen
- anhaltender Stress
- starke Erkältung
Schwerwiegendere Ursachen
Es gibt auch ernstere Auslöser für Nackenschmerzen, die eine Abklärung durch eine*n Ärztin*Arzt erfordern. Dazu gehören:
Verletzungen: Nach einem Unfall oder Sturz können eine HWS-Distorsion (Schleudertrauma), Prellungen im Rücken oder ein Wirbelbruch vorliegen. Auch Zerrungen und eine Verstauchung im Hals können die Folge sein.
Verschleißerscheinungen: Ein Bandscheibenvorfall oder Arthrose in den Wirbeln kann zu anhaltenden Schmerzen führen. Sind zudem Nerven gereizt oder geschädigt (Neuralgie), kann es zu Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühlen kommen.
Fehlhaltungen: Eine Fehlstellung der Hüfte oder Beine kann zu einer Veränderung der gesamten Körperhaltung führen, was Auswirkungen auf den Nackenbereich haben kann.
Erkrankungen der Wirbelsäule: Entzündungen wie Spondylitis oder rheumatische Erkrankungen (z. B. Morbus Bechterew) können Schmerzen verursachen.
Schäden des Rückenmarks: Der Spinalkanal ist der knöcherne Kanal, der das Rückenmark schützt. Ist er im Bereich der Halswirbelsäule verengt (Spinalkanalstenose) und drückt dadurch auf das Rückenmark, können Schmerzen die Folge sein.
neurologische Ursachen: Ein eingeklemmter Nerv (Nervenkompression) im Nackenbereich, Erkrankungen wie Plexusneuritis oder Durchblutungsstörungen im Gehirn können sich durch Schmerzen bemerkbar machen.
Probleme im Kiefergelenk: Die Muskeln des Kausystems sind mit der Nackenmuskulatur verbunden. Daher können Fehlstellungen oder eine Funktionsstörung des Kiefergelenks (z. B. Craniomandibuläre Dysfunktion, CMD) Auswirkungen haben.
Infektionen: Eine Infektion der Bandscheiben und Wirbelkörper (Spondylodiszitis), Meningitis (Hirnhautentzündung) oder bestimmte bakterielle Infektionen (z. B. Borreliose) können den Nacken betreffen.
Tumoren: Selten stecken Knochentumoren oder Lymphome hinter den Beschwerden.
In seltenen Fällen können angeborene Fehlbildungen der Halswirbelsäule (z. B. angeborener Schiefhals) zu Nackenschmerzen führen.
Diagnose: Wann mit Nackenschmerzen zum Arzt?
Viele Menschen erleben akute Nackenbeschwerden, oft werden sie von Kopfschmerzen begleitet. In manchen Fällen treten vorübergehend zusätzlich Symptome wie Übelkeit, Schwindel, Sehstörungen, Müdigkeit oder Ohrgeräusche auf.
Meist steckt eine harmlose Muskelverspannung dahinter, die nach einiger Zeit von selbst abklingt. Dennoch kann es sinnvoll sein, ärztlichen Rat einzuholen – insbesondere in folgenden Fällen:
- Schmerzen halten über mehrere Wochen an
- Beschwerden treten nach einem Unfall oder Sturz auf
- Taubheitsgefühle in Schultern oder Armen kommen hinzu
- Anzeichen für eine Entzündung liegen vor (z. B. Fieber)
Im Anschluss an das Anamnesegespräch zu den vorliegenden Symptomen führt die*der Ärztin*Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Im Fokus liegen dabei Beweglichkeit, Muskelkraft und mögliche Nervenreizungen. Je nach Verdachtsdiagnose sind weitere Tests erforderlich, darunter:
bildgebende Verfahren: Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) liefern genauere Informationen über die Wirbelsäule und umliegendes Gewebe.
Blutuntersuchungen: Sie helfen, Entzündungen oder Infektionen auszuschließen.
Liquorpunktion: Eine Untersuchung des Nervenwassers kann eine Hirnhautentzündung (Meningitis) ausschließen.
Therapie: Was hilft gegen Nackenschmerzen?
In den meisten Fällen entstehen Nackenschmerzen durch Muskelverspannungen und verschwinden nach einigen Tagen von selbst. Dennoch gibt es verschiedene Maßnahmen zur Linderung:
Wärmeanwendungen: Wärmepflaster aus der Drogerie und Apotheke, Rotlichtlampen oder Fangopackungen (erwärmter Mineralschlamm) fördern die Durchblutung und lösen Verspannungen. Auch eine warme Dusche oder aufgelegte Wärmflasche können hilfreich sein.
Faszienrolle und Akupressurmatte: Beide fördern die Durchblutung der Muskeln, wodurch sie entspannen. Die Kunststoffspitzen der Akupressurmatte stimulieren zusätzlich Druckpunkte und setzen schmerzlindernde Botenstoffe frei. Die Faszienrolle massiert den Halsbereich. Achtung: Bei falscher Anwendung können die Probleme verstärkt werden.
sanfte Bewegung: Eine Schonhaltung verstärkt die Schmerzen oft. Stattdessen bringen leichte Bewegung, Spaziergänge oder gezielte Dehnübungen häufig Linderung.
Medikamente: Bei starken Nackenschmerzen können Schmerzmittel im Rahmen einer Kurzzeitbehandlung eingenommen werden. Geeignet sind nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) mit Wirkstoffen wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac. Durch die Einnahme kann zudem einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit des Bereiches bei anhaltenden Symptomen vorgebeugt werden.
Physiotherapie: Massagen und physiotherapeutische Anwendungen können helfen, verspannte Muskeln langfristig zu lösen.
Entspannungstechniken: Da ein schmerzender Nacken oft mit psychischer Anspannung und Stress zusammenhängt, können progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga helfen.
Was sollte man vermeiden?
- Halskrausen: Sie schränken die Beweglichkeit ein und schwächen die Nackenmuskulatur, was die Beschwerden langfristig verschlimmern kann.
- längere Bettruhe: Wer sich zu sehr schont, riskiert eine Muskelabschwächung und damit erneute Schmerzen.
Wann ist eine ärztliche Behandlung notwendig?
Wenn die Schmerzen durch eine Erkrankung der Halswirbelsäule (z. B. Bandscheiben) oder eine ernste Verletzung verursacht werden, kann eine gezielte Therapie erforderlich sein. In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen.
Gut zu wissen: Regelmäßige Bewegung, eine ergonomische Sitzhaltung und der Abbau von Stress können helfen, Nackenschmerzen vorzubeugen. Wer seinen Hals aktiv entlastet, senkt das Risiko für wiederkehrende Probleme der Nackenmuskulatur deutlich.