Mehrere mit Blut gefüllte Probenröhrchen stehen in einem Labor, eine Hand mit Latexhandschuh bewegt sie.
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Blutgruppen: Häufigkeit und Bestimmung

Von: Charlotte Herhold (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2025

Blutgruppen können von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Manche Blutgruppen sind zudem seltener als andere. Aber warum gibt es so viele verschiedene? Ihre Häufigkeit und wie sie laut Blutgruppentabelle vererbt werden.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Häufige Fragen und Antworten zu Blutgruppen

Es gibt vier Hauptblutgruppen: A, B, AB und 0. Diese können positiv oder negativ sein, sodass es insgesamt acht Blutgruppen gibt. Sehr seltene Blutgruppen sind zum Beispiel das Bombay- oder Goldene Blut (auch Golden Blood), die nur bei sehr wenigen Menschen weltweit vorkommen.

Was sind Blutgruppen?

Blutgruppen beschreiben die verschiedenen Merkmale des Blutes, die durch Antigene auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen bestimmt werden. Dabei handelt es sich um spezielle Eiweißstrukturen, an denen das Immunsystem erkennt, ob eine Zelle zum eigenen Körper gehört oder nicht. Diese Antigene sind genetisch vererbt und spielen eine entscheidende Rolle bei Bluttransfusionen, Organtransplantationen und in der Geburtshilfe.

Das AB0-System und das Rhesus-System sind die beiden wichtigsten Klassifikationen der Blutgruppen. Die vier Hauptblutgruppen sind A, B, AB und 0. Jede dieser Gruppen kann entweder Rhesus-positiv (Rh+) oder Rhesus-negativ (Rh-) sein. Dadurch ergeben sich insgesamt acht Blutgruppen-Kombinationen: A+, A-, B+, B-, AB+, AB-, 0+ und 0-.

Wie werden Blutgruppen bestimmt?

Viele Menschen kennen ihre Blutgruppe nicht, da sie nicht routinemäßig bestimmt wird. Sie kann jedoch beispielsweise durch eine Blutuntersuchung in einer ärztlichen Praxis festgestellt werden. Dabei werden spezielle Antikörper zur Blutprobe gegeben, die bestimmte Blutgruppenmerkmale erkennen. Kommt es zu einer Reaktion, lässt sich daraus ableiten, welche Blutgruppe vorliegt.

Welche Blutgruppe habe ich?

Weitere Möglichkeiten, die eigene Blutgruppe herauszufinden, sind:

  • Blutspenden: Die Blutgruppe wird nach der ersten Blutspende im Blutspendeausweis eingetragen.
  • Selbsttests für zu Hause: Es gibt Test-Kits, mit denen man durch einen kleinen Stich in den Finger seine Blutgruppe ermitteln kann. Diese Tests liefern in der Regel jedoch nur eine grobe Einschätzung.
  • Mutterpass oder alte Krankenhausunterlagen: In manchen Fällen ist die Blutgruppe bereits dokumentiert und in medizinischen Unterlagen nachzulesen. 

Wann wird die Blutgruppe im Labor bestimmt?

Die Blutgruppenbestimmung ist wichtig für medizinische Entscheidungen – etwa zur Vorbeugung, Behandlung oder für sichere Eingriffe. In bestimmten Situationen ist sie besonders wichtig:

  • In der Schwangerschaft: Ein Unterschied im Rhesusfaktor zwischen Mutter und Kind kann während der Schwangerschaft zu Komplikationen führen – insbesondere, wenn die Mutter Rh-negativ und das Kind Rh-positiv ist. Hat das Immunsystem der Mutter bereits Kontakt mit Rh-positivem Blut gehabt, etwa durch eine frühere Schwangerschaft oder Bluttransfusion, kann das Abwehrsystem der Mutter die roten Blutkörperchen des Kindes angreifen. In schweren Fällen kann dies zu einer hämolytischen Erkrankung des Neugeborenen (Morbus haemolyticus neonatorum) führen.

  • Vor einer Bluttransfusion: Die Blutgruppe muss genau bekannt sein, damit es bei der Übertragung des Spender*innenbluts nicht zu einer Immunreaktion kommt. Unverträglichkeiten können unter anderem Juckreiz, Atembeschwerden, Fieber oder im schlimmsten Fall schwere Kreislaufreaktionen auslösen.

  • Bei Organtransplantationen: Bei Organtransplantationen spielt die Blutgruppe eine wichtige Rolle für die Verträglichkeit.

  • Vor größeren Operationen: Wenn während der Operation viel Blut verloren gehen könnte, wird vorher die Blutgruppe bestimmt. So kann im Notfall schnell passendes Blut bereitgestellt werden.

Hinweis: Bei bestimmten Bluterkrankungen wie der Sichelzellanämie, Autoimmunerkrankungen oder bei wiederholtem Transfusionsbedarf, wie etwa bei Leukämie, kann eine erneute oder ergänzende Blutgruppenbestimmung erforderlich sein. Dadurch wird sichergestellt, dass keine Abstoßungsreaktionen oder andere Komplikationen auftreten.

Blutgruppenseltenheit und Blutgruppenverteilung in Deutschland

Die Verteilung der Blutgruppen ist je nach Region unterschiedlich. In Deutschland sind die Gruppen B und AB seltener. Die beiden häufigsten sind A mit 43 Prozent (also A positiv: 37 %; A negativ: 6 %) und 0 mit 41 Prozent (also 0 positiv: 35 %; 0 negativ: 6 %).

Blutgruppen wie Bombay-Blut oder Rh-Null (auch Goldenes Blut genannt) kommen aufgrund genetischer Defekte nur sehr selten vor. Bombay-Blut ist eine Blutgruppe, bei der keine der üblichen Antigene (A, B oder 0) auf den roten Blutkörperchen vorhanden sind. Menschen mit Rh-null haben dagegen keinen Rhesusfaktor, sind also weder positiv noch negativ. Beide Gruppen können meist nur Blut von Spender*innen ihrer eigenen Gruppe erhalten, was die Suche stark erschwert.

Blutgruppenzugehörigkeit: Die wichtigsten Blutgruppen-Systeme

Blutgruppen werden anhand spezifischer Merkmale in verschiedene Blutgruppensysteme unterteilt, denen sie zugehören. Die beiden wichtigsten sind das AB0- und das Rhesus-System.

AB0-System

Das AB0-System ist das bekannteste. Es unterscheidet vier Hauptblutgruppen:

  • Blutgruppe A: Antigen A auf den roten Blutkörperchen, Antikörper gegen B im Blutplasma
  • Blutgruppe B: Antigen B, Antikörper gegen A
  • Blutgruppe AB: Beide Antigene, keine Antikörper
  • Blutgruppe 0: Keine Antigene, Antikörper gegen A und B

Rhesus-System

Das Rhesus-System beschreibt die Anwesenheit oder Abwesenheit des Rhesusfaktors D auf den roten Blutkörperchen. Dies gibt an, ob man eine positive oder negative Blutgruppe hat: 

  • Menschen mit dem D-Antigen sind Rhesus-positiv (Rh⁺)
  • Menschen ohne D-Antigen sind Rhesus-negativ (Rh⁻)

Etwa 85 Prozent der Menschen in Europa sind Rh⁺, während 15 Prozent Rh⁻ sind. Der Rhesusfaktor ist besonders in der Schwangerschaft wichtig. 

So werden Blutgruppen vererbt

Wie Blutgruppen vererbt werden, liegt an den Genen der Eltern. Das AB0-Merkmal wird von den Eltern an das Kind weitergegeben. Die Blutgruppe 0 ist schwächer (rezessiv), das heißt, sie setzt sich nur durch, wenn beide Elternteile die Blutgruppe 0 haben. Die Blutgruppen A und B sind stärker (dominant), das heißt, sie können auch dann auftreten, wenn nur einer der Elternteile diese Blutgruppe hat. Daraus ergeben sich verschiedene mögliche Kombinationen.

Tabelle: Blutgruppenvererbung von Eltern auf ihre Kinder

ElternKind
A + AA, 0
A + BA, B, AB, 0
A + 0A, 0
B + BB, 0
0 + 00
AB + AA, B, AB
AB + BA, B, AB
AB + 0A, B
AB + ABA, B, AB

Blutgruppen-Kompatibilität: Welche Blutgruppen passen zusammen?

Damit Blut kompatibel ist, müssen bestimmte Blutbestandteile zusammenpassen. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die AB0-Blutgruppen, weil sie bestimmen, welche Antigene auf den roten Blutkörperchen vorhanden sind und somit die Verträglichkeit beeinflussen. Der Rhesusfaktor spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Antikörper gegen den Rhesusfaktor bilden sich in der Regel nur, wenn jemand mit Rh-positivem Blut in Kontakt kommt – etwa durch eine Transfusion oder während einer Schwangerschaft.

Manche Menschen können kein Blut von bestimmten Gruppen bekommen, weil ihr Immunsystem das Blut als fremd erkennt und es angreift. Das passiert, wenn die Merkmale, wie die AB0-Blutgruppe oder der Rhesusfaktor, nicht übereinstimmen.

Blutgruppen-Kompatibilität als Tabelle (ohne Rhesusfaktor)

Empfänger*inSpender*in
AA, 0
BB, 0
ABA, B, AB, 0 
00

Hinweis: Menschen mit Blutgruppe 0 negativ sind Universalspender*innen. Sie können selbst jedoch nur 0 negativ empfangen, da ihr Immunsystem auf andere Antigene reagieren würde. Menschen mit der Blutgruppe AB positiv gelten hingegen als Universalempfänger*innen, da ihr Blut keine Antikörper gegen andere Blutgruppen bildet und sie somit jede Blutgruppe erhalten können.