Thymom: Symptome und Heilungschancen
Ein Thymom ist ein seltener Tumor der Thymusdrüse (Thymus), der in drei Viertel der Fälle gutartig (benigne) ist. Die bösartige Form des Thymoms wird anhand verschiedener Kriterien in maligne Thymome und Thymuskarzinome unterteilt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist ein Thymom?
Das bösartige Thymom gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. Grundsätzlich können Thymome in jedem Alter auftreten, die meisten Betroffenen sind aber zwischen 50 und 60 Jahre alt. Häufig (bei 50-70 von 100 Betroffenen) geht das Thymom mit einer anderen Erkankung einher, z.B.:
- Myasthenia gravis
- Sjögren-Syndrom
- Arthritis
- Polymyositis (Autoimmunerkrankung des Bindegewebes)
Der Großteil der Thymustumoren ist gutartig, nur etwa ein Viertel ist bösartig.
Beschwerden wie Husten, Atemnot und Schmerzen können entstehen, wenn das Thymom auf Nachbarstrukturen drückt, in erster Linie auf die Luft- und Speiseröhre.
Oft ist der Tumor ein Zufallsbefund, der zum Beispiel bei einer Röntgenuntersuchung festgestellt wird. Mithilfe zusätzlicher Untersuchungen wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) kann der Arzt feststellen, welches Stadium die Erkrankung erreicht hat. Mediziner verwenden für dieses Vorgehen den englischen Begriff "Staging".
Um zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren unterscheiden zu können, ist eine Gewebeprobe (Biopsie) mit anschließender feingeweblicher Untersuchung unerlässlich. Da die Thymusdrüse schlecht zugänglich ist, kann der Arzt die Gewebeprobe häufig erst dann gewinnen, wenn er den Tumor in einer Operation entfernt. Die operative Entfernung ist die Standard-Therapie bei einem Thymom. Bei fortgeschrittenen Thymomen wird nach der Operation zusätzlich eine Bestrahlung und/oder Chemotherapie durchgeführt. Da Thymuskrebs gegen die Strahlen sehr empfindlich ist, ist die Heilungsratehoch – selbst wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden kann. Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch über 80 Prozent der Betroffenen.
Thymom: Definition
Das Thymom ist ein Tumor der Thymusdrüse (Thymus), einem lymphatischen Organ hinter dem oberen Brustbein. Ein Thymom zählt zu den Tumoren des Mediastinums, also dem Raum zwischen den beiden Lungenflügeln. Nach vorne wird das Mediastinum vom Brustbein begrenzt, nach hinten von den Brustwirbeln. Innerhalb des Mediastinums befinden sich zum Beispiel das Herz, die Speiseröhre und die großen Blutgefäße (z.B. die Aorta).
Der Thymus spielt für die Entwicklung und Differenzierung der T-Lymphozyten eine wichtige Rolle. Das Thymusgewebe bildet sich mit Eintritt der Geschlechtsreife zurück und besteht im Erwachsenenalter nur noch aus einem Restkörper aus Fettgewebe mit geringen Thymusanteilen.
Es gibt zwei Möglichkeiten der Thymom-Klassifikation:
- Die WHO-Klassifikation unterscheidet anhand verschiedner Zelltypen zwischen gutartigen (benignen) Thymomen, bösartigen (malignen) Thymomen und dem Thymuskarzinom.
- Die Masaoka-Klassifikation teilt die Thymome je nach Ausbreitung in verschiedene Stadien ein. Anhand der Masaoka-Klassifikation wird entschieden, ob der Tumor lediglich operativ entfernt wird (Stadium I, nicht-invasives Thymom) oder ob zusätzlich eine Strahlentherapie oder Chemotherapie erforderlich ist (ab Stadium II, invasive Thymome).
Stadien-Einteilung nach Masaoka
Stadium | Tumorausdehnung |
I | Tumor befindet sich ausschließlich innerhalb der Thymuskapsel |
II | Tumor durchbricht die Kapsel und breitet sich in das umgebende Fettgewebe oder bis zum Brustfell aus |
III | Tumor breitet sich auf benachbarte Organe (z.B. Lunge, große Blutgefäße) des Thymus aus |
IVa | Tumor wächst ausgedehnt im Herz- oder Lungenfell; Bildung vom Lymphknotenmetastasen |
IVb | Tumor breitet sich über die Blut- oder Lymphbahn im Körper aus; Bildung von Fernmetastasen |
WHO-Klassifikation
Typ | Thymom |
A | gutartiges Thymom |
AB | Mischtyp (sowohl gutartige als auch bösartige Zellen) |
B | bösartiges Thymom (wiederum unterteilt in Typ B1, B2 und B3) |
C | Thymuskarzinom |
Häufigkeit
Tumoren des Thymus sind selten, gehören aber zu den häufigsten Tumoren des Mediastinums. Drei Viertel aller Thymome sind gutartig. Pro Jahr erkranken in Deutschland nur 1 bis 2 von 500.000 Einwohnern. Thymome können in jedem Alter auftreten, sind jedoch zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr am häufigsten. Frauen und Männer sind ungefähr gleich häufig von einem Thymom betroffen. Bei 50 bis 70 von 100 Betroffenen geht das Thymom mit einer Autoimmunerkrankung einher.
Thymom: Welche Ursachen sind möglich?
Thymome können typischerweise in Zusammenhang mit bestimmten Autoimmunerkrankungen auftreten. Dazu gehören beispielsweise:
- Myasthenia gravis
- Sjögren-Syndrom
- Arthritis
- Polymyositis (Autoimmunerkrankung des Bindegewebes
Thymome können außerdem in Zusammenhang mit einer Blutarmut (Anämie) oder einer Hypogammaglobulinämie (Antikörper-Mangelerkrankung) vorkommen. Nicht geklärt ist, warum genau sich das Thymom bildet.
Thymom: Symptome und Beschwerden
Ein Thymom verursacht meist erst im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden. Die Symptome entstehen in der Regel, wenn der Tumor in Nachbargewebe hineinwächst beziehungsweise es zunehmend verdrängt. Symptome eines Thymoms können sein:
- Husten über einen längeren Zeitraum
- Druckgefühl hinter dem Brustbein
- Atemnot (verengte Luftröhre)
- Schluckbeschwerden (Thymom drückt auf Speiseröhre)
- Heiserkeit (Lähmung des Halsnerven, sog. Recurrensparese)
- obere Einflussstauung (die obere Hohlvene wird zusammengepresst; dies behindert den Blutrückfluss aus dem Kopf und den Armen zum Herz)
- Herzfunktionsstörungen (Thymom drückt auf das Herz)
- Muskelschwäche, schnelles Ermüden
Wie lässt sich ein Thymom diagnostizieren?
Die Diagnose eines Thymoms beginnt mit einem ausführlichen Gespräch zu Beschwerden und möglichen Vorerkrankungen (Anamnese) und einer anschließenden körperlichen Untersuchung.
Wenn der Verdacht auf ein Thymom besteht, veranlasst der Arzt in der Regel eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs. Da Thymome meist erst spät Beschwerden verursachen, werden die meisten zufällig entdeckt, wenn aus anderen Gründen eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs durchgeführt wird. Durch eine anschließende Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann der Arzt erkennen, wo das Thymom genau sitzt. Außerdem kann er auf diesen Aufnahmen erkennen, wie groß der Tumor ist und ob er möglicherweise schon in benachbarte Organe eingewachsen ist (sog. Infiltration). Anhand dessen ist eine Stadieneinteilung möglich, die das weitere Vorgehen bestimmt.
Die Diagnostik kann um eine sogenannte Octreotid-Szintigraphie ergänzt werden. Dabei bestimmt der Arzt, ob der Tumor vermehrt das Hormon Somatostatin speichert. Diese Eigenschaft ist wichtig für die spätere Behandlung.
Eine feingewebliche Untersuchung einer Gewebeprobe (Biopsie) dient zur Abklärung, ob es sich um gutartiges oder bösartiges Gewebe handelt. Durch die Lage des Thymus ist es allerdings schwierig, eine Gewebeprobe zu entnehmen. Dies geschieht in der Regel erst im Rahmen der Therapie, bei welcher der Arzt das Thymom in einer Operation entfernt.
Thymom: Therapie
Bei einem Thymom ist die beste Therapie – wenn möglich – die chirurgische Entfernung des Tumors. Bei der Operation versuchen die Ärzte, den Restthymus, die Lymphknoten und das Fett- und Bindegewebe, die sich um den Thymus herum befinden, zu entfernen. War das Thymom auf den Thymus begrenzt (Stadium I nach Masaoka), ist keine weitere Therapie notwendig – vorausgesetzt, der Arzt konnte den Tumor komplett entfernen.
In allen anderen Stadien muss zusätzlich eine Strahlentherapie erfolgen. Die Kombination von Operation und Strahlentherapie kann die Wahrscheinlichkeit, dass das Thymom erneut auftritt (Rezidiv), deutlich senken.
In manchen Fällen ist eine Operation nicht möglich oder nicht sinnvoll, zum Beispiel in folgenden Situationen:
- Der Tumor ist schon zu groß.
- Das Thymom hat "gestreut", also Tochtergeschwulste (Metastasen) in entfernten Körperregionen gebildet.
- Der Patient verkraftet eine Operation nicht (z.B. aufgrund schwerer Begleiterkrankungen).
In solchen Thymom-Fällen kann dann eine Chemotherapie eine geeignete Therapie sein. Operation und Chemotherapie schließen sich aber nicht aus. Manchmal behandeln Ärzte zuerst chemotherapeutisch, um den Tumor zu verkleinern und im Anschluss operativ entfernen zu können.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bei einem Thymom ist eine Therapie mit dem Hormon Somatostatin. Die Hormontherapie kann ebenfalls einen Tumor vor einer Operation verkleinern. Außerdem kann sie nach einem operativen Eingriff und bei einem Rückfall zum Einsatz kommen.
Thymom: Verlauf und Prognose
Bei einem Thymom sind Verlauf und Prognose gut – auch bei bösartigen Tumoren. Am besten ist die Prognose, wenn das Thymom in einem frühen Krankheitsstadium entdeckt wird. Generell hängt der Verlauf der Erkrankung davon ab, wie weit sich das Thymom bereits ausgebreitet hat und ob die Ärzte es bei der Operation vollständig entfernen konnten.
Kann ein Thymuskarzinom nicht völlig entfernt werden, wird aber anschließend bestrahlt, so beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate über 80 Prozent. Das heißt, fünf Jahre nach dem Eingriff leben mindestens 80 Prozent der behandelten Krebspatienten.
Nach abgeschlossener Behandlung des Thymoms sind weitere Kontrolluntersuchungen beim Arzt notwendig. Im Vordergrund stehen bildgebende Verfahren und Blutuntersuchungen. Die Thymom-Nachsorge soll mögliche Neubildungen (Rezidive) im Verlauf der Erkrankung aufdecken, um diese frühzeitig behandeln zu können. Da sich bei einem Thymom auch nach zehn Jahren noch Rezidive bilden können, ist die Nachsorge langfristig angelegt.
Lässt sich einem Thymom vorbeugen?
Wie bei vielen Tumorarten gibt es auch beim Thymom keine verlässlichen Methoden, die der Entstehung vorbeugen könnten. Gehen Sie bei Beschwerden aber rechtzeitig zum Arzt. Dadurch können Sie verhindern, dass ein Thymom erst spät entdeckt wird und somit einem fortgeschrittenen Stadium vorbeugen.