Scharlach: Symptome und Ansteckung bei Erwachsenen und Kindern
Scharlach wird durch Bakterien aus der Gruppe der A-Streptokokken ausgelöst. Jedes Jahr erkranken etwa 5 von 1.000 Kindern daran. Aber auch Erwachsene können sich infizieren. Welche Symptome sind typisch und wie groß ist die Ansteckungsgefahr?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antwort zu Scharlach
Ja, selten können sich auch Erwachsene mit Scharlach anstecken. Am häufigsten sind jedoch Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter betroffen.
Die zentralen Symptome von Scharlach sind ein charakteristischer Hautausschlag sowie die leuchtend rote Himbeer- beziehungsweise Erdbeerzunge. Daneben treten in der Regel noch weitere Beschwerden wie Fieber, Halsschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl auf.
Die Krankheit lässt sich in der Regel gut mit Antibiotika behandeln. Nur in seltenen Fällen treten schwerwiegende Komplikationen auf, etwa eine Herzinnenhautentzündung und Nierenschäden. Sehr selten kann Scharlach eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) zur Folge haben.
Gegen Scharlach gibt es bislang keinen Impfstoff. Um der bakteriellen Infektion vorzubeugen, sollten der Kontakt zu infizierten Personen gemieden und alltägliche Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen eingehalten werden.
Was ist Scharlach?
Scharlach ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Streptokokken Typ A verursacht wird und vor allem Halsschmerzen und einen Hautausschlag zur Folge hat. Nicht die Bakterien sind für die Symptome verantwortlich, sondern bestimmte Gifte (Toxine), die als Stoffwechselprodukt der Keime ausgeschieden werden. Da es mehrere Typen von A-Streptokokken gibt, ist eine mehrfache Ansteckung möglich. Die meisten Scharlachfälle treten in den Monaten von Oktober bis März auf.
Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen drei und neun Jahren. Aber auch Erwachsene und kleinere Kinder können an Scharlach erkranken. Babys, die jünger sind als sechs Monate, besitzen noch einen Immunschutz der Mutter in Form von Antikörpern. Sie können sich dann für gewöhnlich nicht infizieren.
Scharlach: Welche Symptome sind typisch?
Bevor der typische Hautausschlag in Erscheinung tritt, kommt es bei den meisten Betroffenen zu allgemeinen Symptomen wie:
- plötzlich auftretendes hohes Fieber und Schüttelfrost
- Schluckbeschwerden, Schmerzen im Rachen, Halsschmerzen
- geröteter Rachen, Flecken auf Mundschleimhaut und Mandeln
- Übelkeit, Erbrechen
- Abgeschlagenheit
- geschwollene Mandeln mit Belag
- geschwollene Lymphknoten am Hals
- Bauchschmerzen
Ein bis zwei Tage später bildet sich am ganzen Körper ein rauer, dichter und sehr feinfleckiger Hautausschlag (Exanthem), der vom Aussehen an Sandpapier erinnert:
- Der Ausschlag beginnt am Brustkorb und breitet sich dann über den gesamten Körper aus.
- Während die Wangen stark gerötet sind, bleibt das Dreieck zwischen Mund und Kinn ausgespart, was von Fachleuten auch als periorale Blässe bezeichnet wird. Auch an den Handinnenflächen und Fußsohlen ist der Ausschlag nicht sichtbar.
- Die Leistengegend und der Bereich der Achseln sind besonders von den Flecken betroffen.
- Etwa zwei bis vier Wochen nach Krankheitsbeginn bildet sich der Hautausschlag zurück und die Haut schuppt sich.
Ein besonders charakteristisches Symptom der Krankheit ist die sogenannte Himbeerzunge: Die Zunge ist anfangs weißlich belegt. Ungefähr ab dem zweiten Krankheitstag nimmt sie eine für Scharlach typische, himbeerrote Färbung an. Auch die Papillen, die kleinen Erhebungen auf der Zunge, sind oftmals geschwollen.
In seltenen Fällen kündigt sich eine Scharlacherkrankung wenige Tage vor dem Fieber durch einen kurzfristigen Hautausschlag in der Leiste oder an der Oberschenkelinnenseite an.
Scharlach: Inkubationszeit und Ansteckung mit Streptokokken
Scharlach ist sehr ansteckend. Auslöser der Erkrankung sind Bakterien aus der Gruppe der A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes). Sie werden meist durch Tröpfcheninfektionen (Niesen, Husten) übertragen, seltener durch Eiter, verunreinigte Lebensmittel und Wasser oder Gegenstände wie Spielzeug, Besteck oder Geschirr (Schmierinfektion).
Personen, die an Scharlach erkrankt sind oder bei denen der Verdacht auf eine Infektion besteht, sollen sich von anderen Menschen fernhalten und dürfen Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen.
Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der ersten Symptome, beträgt bei Scharlach etwa ein bis drei Tage, selten auch bis zu acht Tage.
Der Mensch stellt für die Erreger ein natürliches Reservoir dar. Viele Menschen tragen die Bakterien in sich, erkranken aber nicht zwangsläufig an Scharlach. Auch wenn noch keine Symptome bemerkt werden, kann eine an Scharlach erkrankte Person bereits andere Menschen über infektiöse Tröpfchen anstecken.
Wie lange ist Scharlach ansteckend?
Wie lange jemand mit Scharlach ansteckend ist, hängt unter anderem davon ab, ob eine Behandlung mit Antibiotika erfolgt:
- Unbehandelt ist Scharlach bis zu drei Wochen ansteckend.
- Werden Antibiotika eingesetzt, ist eine infizierte Person nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend.
Wenn die Antibiotika wie vorgegeben eingenommen werden und keine Symptome mehr auftreten, ist eine Krankmeldung gewöhnlich nur für 48 Stunden nötig. Danach ist keine Ansteckung mehr zu erwarten. Kinder dürfen wieder Kindergarten oder Schule besuchen.
Scharlach bei Erwachsenen
Weil Scharlach als Kinderkrankheit gilt, wird die Infektionskrankheit bei Erwachsenen häufiger übersehen beziehungsweise mit anderen Erkrankungen verwechselt. In der Regel sind die typischen Symptome – wie Himbeerzunge, Rachenentzündung und das charakteristische Exanthem – jedoch auch bei Erwachsenen vorhanden, sodass eine medizinische Diagnose von Fachleuten leicht gestellt werden kann.
Erwachsene, die bereits als Kind Scharlach hatten, sind nicht zwangsläufig immun. Sie können erneut erkranken. Der Grund: Es gibt mehrere Untergruppen der auslösenden Bakterien. Wer sich mit Bakterien einer bestimmten Untergruppe infiziert hat, ist zwar vor den Toxinen dieses Erregers, aber nicht automatisch vor den Toxinen anderer Gruppen geschützt.
Verläuft Scharlach bei Erwachsenen schlimmer als bei Kindern?
Prinzipiell verläuft Scharlach bei Erwachsenen nicht schlimmer als bei Kindern. Allerdings wird die Erkrankung bei Erwachsenen oft nicht rechtzeitig erkannt, da die anfänglichen allgemeinen Symptome bei ihnen häufig nicht mit Scharlach in Verbindung gebracht werden. Erfolgt die antibiotische Behandlung zu spät oder gar nicht, drohen Komplikationen und Spätfolgen. So kann es zu Lungenentzündung oder Osteomyelitis kommen, als Spätfolge droht beispielsweise rheumatisches Fieber.
Ist Scharlach in der Schwangerschaft gefährlich?
Erkrankt die werdende Mutter an Scharlach, ist das für das ungeborene Kind ungefährlich und erhöht auch nicht die Wahrscheinlichkeit einer Früh- oder Fehlgeburt. Um Komplikationen bei der Schwangeren zu vermeiden, sollte sie frühzeitig ärztlich behandelt und überwacht werden.
Schnelltest: Scharlach sicher feststellen
Spätestens, wenn die typische Zungenfärbung und der charakteristische Hautausschlag sichtbar sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich um Scharlach handelt. Einen weiteren wichtigen Hinweis auf die Diagnose liefern die unter dem Unterkiefer auftretenden Lymphknotenvergrößerungen.
Scharlach-Schnelltest
Aber nicht immer ist Scharlach anhand der äußeren Krankheitszeichen eindeutig zu erkennen. Um die Diagnose zu sichern, kann der*die Arzt*Ärztin einen Schnelltest durchführen. Mit dem Test lässt sich nachweisen, ob eine Person mit A-Streptokokken infiziert ist.
Für den Schnelltest ist ein Rachenabstrich erforderlich. Nach wenigen Minuten steht fest, ob sich Streptokokken nachweisen lassen. Ist dies der Fall, handelt es sich wahrscheinlich um Scharlach.
In manchen Fällen lassen sich im Scharlach-Schnelltest keine A-Streptokokken nachweisen, obwohl die Symptome sehr eindeutig auf die Krankheit hinweisen. In diesem Fall kann eine genauere Untersuchung hilfreich sein: Nach der Probenentnahme – einem Abstrich der Mandeln – wird die Probe ins Labor geschickt. Dort kann anhand einer Bakterienkultur innerhalb weniger Tage ermittelt werden, ob es sich um eine Infektion mit A-Streptokokken, handelt.
Behandlung bei Scharlach
Scharlach wird in erster Linie mit Antibiotika behandelt. Dadurch bilden sich die Symptome etwas rascher zurück und die Wahrscheinlichkeit, dass Komplikationen auftreten, verringert sich. Die Behandlung mit Antibiotika hat noch einen weiteren Effekt: Rund 24 Stunden nach Beginn der Therapie ist die erkrankte Person nicht mehr ansteckend.
Scharlach wird in der Regel mit Penicillin behandelt, die Tabletten müssen zwei- oder dreimal pro Tag über einen Zeitraum von zehn Tagen eingenommen werden. Im Falle einer Penicillin-Allergie oder Unverträglichkeit auf den Wirkstoff können andere Antibiotika zum Einsatz kommen.
Wichtig: Auch wenn die Symptome bereits abgeklungen sind, sollte die Antibiotika-Therapie bis zum Ende fortgeführt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass nicht alle Bakterien abgetötet wurden.
Scharlach behandeln: Tipps für Eltern
- Bei Fieber sollte sich das Kind schonen.
- (Zuckerfreie) Bonbons, Tee oder Halswickel können Halsschmerzen lindern.
- Gerade bei hohem Fieber ist es wichtig, viel zu trinken, um eine mögliche Austrocknung zu verhindern. Ideal sind Getränke wie Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorle.
- Wenn Schmerzen und/oder Fieber sehr belastend sind, können rezeptfreie Präparate mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen hilfreich sein. Diese senken das Fieber und lindern Schmerzen.
- Um eine Ansteckung anderer zu vermeiden, sollte das betroffene Kind möglichst von Geschwistern und anderen Personen isoliert werden.
Scharlach: Verlauf und Komplikationen
Insbesondere wenn die Krankheit mit Antibiotika behandelt wird, nimmt Scharlach gewöhnlich einen komplikationslosen Verlauf.
Etwa sechs bis acht Wochen nach Beginn der Erkrankung bildet sich eine typische Nagellinie (Feersche Nagellinie). Dabei handelt es sich um eine Querfurche im Nagel, die besonders an den Daumen deutlich zu sehen ist. Sie bildet sich bei vielen Erkrankungen, ist nach dem Scharlach aber besonders gut zu erkennen. Die Nagellinie wächst mit dem Nagel mit und kann nach einer Weile beim Nägelschneiden entfernt werden.
Außerdem schuppt die Haut nach Abklingen des Ausschlags, besonders an Hand- und Fußflächen.
Scharlach: Welche Komplikationen sind möglich?
Selten breitet sich die Infektion im Körper aus. Dies kann zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen, wie:
- Mandelentzündung
- Mittelohrentzündung
- Lungenentzündung
- Meningitis
- Herzmuskelentzündung
- rheumatisches Fieber mit Entzündungen in Gelenken oder Organen (z. B. mit Herzinnenhautentzündung oder Glomerulonephritis)
Wenn bei stark vereiterten Mandeln die Keime in die Blutbahn gelangen, kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Mögliche Symptome sind:
- sehr hohes Fieber
- Durchfall und Erbrechen
- Desorientiertheit
- Krämpfe
- Blutungen der Haut und Schleimhaut
- Bewusstlosigkeit
Der septische Verlauf ist lebensbedrohlich, es droht ein Multiorganversagen. Allerdings handelt es sich um eine sehr seltene Komplikation.
Scharlach: Impfung gegen die Infektionskrankheit?
Scharlach lässt sich nicht sicher vorbeugen. Eine Impfung gegen die auslösenden Bakterien gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, das Ansteckungsrisiko zu senken, zum Beispiel mit häufigem und gründlichem Händewaschen. Dies ist insbesondere an Orten wichtig, an denen sich viele kleine Kinder aufhalten, so zum Beispiel in Kindergärten und Grundschulen.
Kinder und Erwachsene, die an Scharlach erkrankt sind oder die typischen Symptome zeigen, sollten Gemeinschaftseinrichtungen noch während der ersten zwei Tage nach Beginn der Antibiotika-Therapie meiden. Wird keine Antibiotika-Therapie eingeleitet, sollten sich die Betroffenen so lange zu Hause isolieren, bis die Symptome vollständig abgeklungen sind. In einigen Bundesländern wie Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt besteht eine Meldepflicht gegenüber dem Gesundheitsamt.