Herzrhythmusstörungen: Anzeichen, Ursachen und Behandlung
Hin und wieder kommt es bei so gut wie jedem Menschen vor, dass der Herzschlag unregelmäßig, zu schnell oder zu langsam ist. Viele nehmen eine solche Herzrhythmusstörung gar nicht wahr. Welche Symptome sollten jedoch ernst genommen werden und was sind mögliche Ursachen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Fragen und Antworten zu Herzrhythmusstörung
Herzrhythmusstörungen sind keine Seltenheit und bei Menschen jeden Alters möglich. Vor allem sind jedoch Ältere und Personen mit Herzerkrankungen betroffen. Rund 400.000 Menschen werden in Deutschland jährlich aufgrund eines gestörten Herzrhythmus in ein Krankenhaus eingeliefert.
Herzrhythmusstörungen können auch gefährlich sein. Vor allem beim Kammerflimmern, dessen Ursprung in der Herzkammer liegt, ist die Herzfrequenz so hoch, dass die Pumpfunktion des Organs vollständig zum Erliegen kommen kann. Es drohen eine Ohnmacht und Kreislaufstillstand, weshalb umgehend der Notruf (112) kontaktiert werden muss.
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Grundsätzlich stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, mit denen Störungen des Herzrhythmus behandelt werden können. Dazu zählt unter anderem auch ein Herzschrittmacher oder Defibrillator. Was individuell infrage kommt, können nur kardiologische Fachleute entscheiden.
Ja, auch nach dem Essen kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Oftmals liegt diesen das Roemheld-Syndrom zugrunde. Dabei sammelt sich Gas im Magen-Darm-Trakt an, das auf das Herz drücken und so Beschwerden verursachen kann.
Was sind Herzrhythmusstörungen?
Bei Herzrhythmusstörungen schlägt das Herz entweder zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig. Derartige Störungen können sowohl bei gesunden als auch bei Menschen mit Herzerkrankungen vorkommen. Nicht jede Herzrhythmusstörung bedarf einer Behandlung. Dennoch ist eine kardiologische Untersuchung sinnvoll, um gefährliche von ungefährlichen Formen abzugrenzen.
Mögliche Formen einer Herzrhythmusstörung
Eine Herzrhythmusstörung lässt sich in verschiedene Formen einteilen:
Bradykardie: Bei einer Bradykardie schlägt das Herz weniger als 60 Mal pro Minute. Dazu kann es zum Beispiel im Rahmen einer Herzschwäche oder einer koronaren Herzkrankheit (KHK) kommen, aber auch bei gut trainierten Ausdauersportler*innen.
Tachykardie: Eine Tachykardie zeigt sich mit einer Frequenz über 100 Schlägen minütlich, das Herz schlägt somit zu schnell. Zu dieser Form zählt auch das Vorhofflattern, Vorhofflimmern, Kammerflattern und Kammerflimmern.
Arrhythmien: Das Herz schlägt hin und wieder unrhythmisch oder völlig unregelmäßig (absolute Arrhythmien).
Kommt es zwischen den Herzschlägen zu Pausen, die länger als drei Sekunden dauern, nennt man dies Asystolie. Einzelne Extraschläge des Herzens neben dem Grundrhythmus werden als Extrasystolen bezeichnet, die sich meist durch Herzstolpern äußern.
Zudem unterscheiden Fachleute Rhythmusstörungen je nachdem, an welcher Stelle sie entstehen:
ventrikuläre Herzrhythmusstörungen: Hier liegt der Ursprung in den Herzkammern (Ventrikeln). Mögliche Anzeichen sind beispielsweise Kammerflimmern oder zusätzliche Herzschläge.
supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen: Sogenannte supraventrikuläre Störungen entspringen oberhalb der Herzkammer. Sind Störungen in anderen Herzbereichen wie dem AV-Knoten oder dem Vorhof ursächlich, kann es zu Extrasystolen oder Vorhofflimmern kommen.
Wie entsteht eine Herzrhythmusstörung?
Normalerweise entstehen im Herzen selbst – im sogenannten Sinusknoten – regelmäßig und rhythmisch etwa 60 bis 80 Erregungen pro Minute. Von dort breiten sich die elektrischen Impulse über die Vorhöfe und das gesamte Herz aus.
Schädigungen beziehungsweise Störungen am Sinusknoten, dem natürlichen Schrittmacher des Herzens, können den Herzschlag aus dem Takt bringen. Auch Schäden am sogenannten Reizleitungssystem, das die elektrischen Impulse vom Sinusknoten zu den Herzmuskelzellen leitet und so für das rhythmische Zusammenziehen des Herzmuskels sorgt, können Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
Herzrhythmusstörungen: Symptome erkennen
Herzrhythmusstörungen können sich sehr unterschiedlich anfühlen. Leichte und gelegentliche Störungen bemerken manche Betroffene gar nicht, während andere sie als sehr bedrohlich empfinden – zum Beispiel in Form eines unregelmäßigen Herzschlags, der bis in den Hals spürbar ist.
Symptome bei Bradykardie
Bei den langsamen (bradykarden) Herzrhythmusstörungen können durch den vorübergehenden Abfall der Pumpleistung Beschwerden auftreten, wie zum Beispiel
- Schwindel,
- allgemeine Leistungsminderung und Schwäche,
- Übelkeit,
- Schweißausbrüche,
- Sehstörungen,
- Benommenheit und
- kurzzeitige Bewusstseinsverluste (Kreislaufkollaps).
Wie lassen sich schnelle Herzrhythmusstörungen erkennen?
Bei einer Tachykardie, also bei zu schnellen Herzschlägen, kommt es mitunter zu Symptomen wie:
- Herzklopfen oder Herzrasen
- Nervosität, Unruhe bis hin zu Angstzuständen
- reduzierte Belastbarkeit
- Schwindel
- Brustschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Verwirrtheit
- Benommenheit bis hin zum Kreislaufkollaps
Kommt es zu Herzrhythmusstörungen aufgrund einer anderen Krankheit, können weitere Symptome hinzukommen.
Herzrhythmusstörungen: Ursachen sind vielfältig
Hinter Herzrhythmusstörungen können verschiedene Ursachen stecken. Mitunter können diese auch harmlos sein.
Typische Ursachen von Herzrhythmusstörungen sind häufig Herzerkrankungen, wie:
- koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinfarkt
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Bluthochdruck
- Herzklappenerkrankung
- angeborene Herzfehler, etwa Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
- angeborene Erkrankungen des Herzens wie das Brugada-Syndrom
Weitere Ursachen für Herzrhythmusstörungen
Daneben gibt es viele weitere Erkrankungen und Risikofaktoren, die nicht in erster Linie mit Schäden am Herzen in Verbindung stehen:
- Schilddrüsenüberfunktion (Hypothyreose)
- Blutarmut (Anämie)
- Lungenerkrankung, wie Asthma bronchiale oder COPD
- Fehlregulationen des vegetativen Nervensystems
- Störungen des Mineralhaushalts, wie ein Kalium- oder Magnesiummangel
- Sauerstoffmangel im Gewebe (Hypoxie)
- Roemheld-Syndrom
- übermäßiger Konsum von Alkohol, Nikotin, Drogen oder Koffein
- Nebenwirkungen von Medikamenten wie Blutdruckmittel, Antibiotika, Antidepressiva oder Krebsmedikamente
- Stress, Nervosität oder Angstzustände
Häufig lässt sich bei gesunden Menschen keine Ursache finden, was als idiopathische Herzrhythmusstörung bezeichnet wird.
Wie erfolgt bei Herzrhythmusstörungen die Behandlung?
Die Behandlung von Herzrhythmusstörungen richtet sich unter anderem nach der Art, Schwere und vor allem ihrer Ursache. Harmlose Herzrhythmusstörungen, wie sie bei gesunden Menschen manchmal vorkommen, erfordern meist keine Behandlung.
In der Regel werden Herzrhythmusstörungen behandelt, wenn
- ernst zu nehmende Folgen wie ein Schlaganfall oder ein plötzlicher Herztod nicht auszuschließen sind oder
- die Rhythmusstörungen Betroffene sehr belasten (z. B. in Form von Schwindelattacken).
Herzrhythmusstörung mit Medikamenten behandeln
Es gibt verschiedene Medikamente, die bei einem gestörten Herzrhythmus zum Einsatz kommen. Mitunter verschreiben Fachleute sogenannte Antiarrhythmika, welche die Erregungsleitung am Herzen beeinflussen. Sie werden in vier Klassen unterteilt:
- Klasse I: Natrium-Kanal-Blocker (z. B. Chinidin, Lidocain oder Propafenon)
- Klasse II: Betablocker (z. B. Metoprolol oder Carvedilol)
- Klasse III: Kaliumkanalblocker (z. B. Amiodaron)
- Klasse IV: Calciumantagonisten (z. B. Verapamil oder Diltiazem)
Da Antiarrhythmika mit einigen Nebenwirkungen verbunden sein können und weitere wirksame therapeutische Maßnahmen zur Verfügung stehen, sollten stets Nutzen und Risiken abgewogen werden. Bei Vorhofflimmern werden zudem oftmals blutverdünnende Medikamente verschrieben.
Herzrhythmusstörungen: Weitere Maßnahmen zur Behandlung
Unter Umständen raten Fachleute Patient*innen mit Herzrhythmusstörungen zu einer elektrotherapeutischen Behandlung. Hierfür kommen unterschiedliche Geräte infrage:
Herzschrittmacher: Ein implantierter Herzschrittmacher schickt bei Bedarf elektrische Impulse an das Herz, was den Herzschlag wieder in Takt bringen soll. Moderne Herzschrittmacher sind gerade einmal so groß wie eine 2-Euro-Münze. Die Implantation eines Herzschrittmachers ist heutzutage ein Routineeingriff.
Defibrillator: Ein implantierter Defibrillator ähnelt einem Herzschrittmacher. Er ist ebenso nur weniger Zentimeter groß und kann bei einer ventrikulären Tachykardie oder Kammerflimmern einen Stromstoß abgeben, der die Rhythmusstörung – und auch einen möglichen Herzstillstand – beheben kann.
Katheterablation: Dabei führen Fachleute einen dünnen Schlauch (Katheter) durch eine Vene bis zu der Stelle am Herzen, an der die Rhythmusstörung entsteht. Diese wird dann durch Strom verödet.
Im akuten Notfall sind bei Herzrhythmusstörungen mit (drohendem) Herzstillstand Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen. Vor allem der Einsatz von externen Defibrillatoren kann hierbei lebensrettend sein. Diese Geräte sind in vielen öffentlichen Gebäuden und in Betrieben vorzufinden.
Herzrhythmusstörungen: Was Betroffene noch tun können
Zudem ist ein gesunder Lebensstil ratsam, um herzbedingte Probleme zu reduzieren. Dazu zählt:
- gesunde, ausgewogene Ernährung
- Stress reduzieren durch Entspannungsübungen, etwa im Rahmen von Autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung oder Yoga
- regelmäßige Bewegung und Sport
- möglichst verzichten auf Nikotin, Kaffee und Alkohol
Wie lassen sich Herzrhythmusstörungen diagnostizieren?
Eine genaue ärztliche Diagnose ist wichtig, um einschätzen zu können, ob die Herzrhythmusstörungen ungefährlich oder gefährlich sind. Zunächst stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den genauen Beschwerden und möglichen Vorerkrankungen (Anamnese). Daran schließt sich eine körperliche Untersuchung inklusive Messung von Puls sowie Abhören des Herzens an.
Die wichtigste Untersuchung bei Verdacht auf eine Herzrhythmusstörung ist das Elektrokardiogramm (EKG), das genaue Informationen über die Herztätigkeit gibt. Auch ein sogenanntes Langzeit-EKG kann zur Diagnose herangezogen werden, wobei Betroffene über einen Zeitraum von meist 24 bis 48 Stunden ein kleines elektrisches Gerät auf der Haut tragen, das kontinuierlich die Herzstromkurve aufzeichnet.
Welche Untersuchungen werden noch durchgeführt?
Weitere Untersuchungsmethoden, die bei Herzrhythmusstörungen zum Einsatz kommen, sind zum Beispiel:
- Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie)
- Untersuchungen des Bluts
- Röntgenaufnahme des Brustkorbs
- Messung des Blutdrucks
- Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) am Herzen: Mithilfe eines Katheters wird der Herzstrom direkt am Herzen gemessen.
Verlauf und Prognose bei Herzrhythmusstörungen
Manche Herzrhythmusstörungen setzen plötzlich ein und sind nach einigen Sekunden oder Minuten verschwunden – andere kommen immer wieder oder halten dauerhaft an. Auch die Prognose und mögliche Komplikationen unterscheiden sich je nach Ursache.
In manchen Fällen führt eine Rhythmusstörung zu einer Bewusstlosigkeit, was die Gefahr für Stürze und Verletzungen erhöht. Auch eine Herzinsuffizienz kann die Folge sein. Besteht bereits eine Herzschwäche, kann sich diese durch einen gestörten Herzrhythmus auch verschlimmern.
Kommt es etwa im Rahmen von Vorhofflimmern zu einem Blutgerinnsel, kann sich dieses lösen und einen Schlaganfall verursachen. Störungen des Herzrhythmus können auch mit einem
- Kreislaufkollaps,
- Herzstillstand oder
- gefährlichem Kammerflimmern einhergehen.
Bleibt eine notfallmedizinische Therapie aus, kann dies schlimmstenfalls zu einem plötzlichen Herztod führen.