Chondrokalzinose (Pseudogicht): Symptome und Ursachen
Die Chondrokalzinose (Pseudogicht) ist eine Gelenkerkrankung, bei der vor allem die Knorpel der Knie- und Handgelenke verkalken. Auch Sehnen, Bänder und Bandscheiben können selten betroffen sein. Welche Symptome auftreten können, was Ursachen sind und welche Behandlung helfen kann.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Zusammenfassung
- Definition: Bei der Chondrokalzinose kommt es zu Ablagerungen von Calciumkristallen in Gelenken, Bändern, Sehnen oder Bandscheiben.
- Symptome: Sie kann ähnliche Beschwerden wie Gicht bereiten, weshalb auch der Begriff Pseudogicht geläufig ist. Möglich sind etwa Schmerzen und Schwellungen im Gelenk, bei der chronischen Form ist auch Fieber möglich.
- Ursachen: Die genaue Ursache ist abschließend noch nicht geklärt. Vermutet wird ein genetischer Zusammenhang und Risikofaktoren wie Stoffwechselerkrankungen und bereits bestehende Gelenkschädigungen.
- Therapie: Zum Einsatz kommen Medikamente gegen akute Schmerzen sowie Wärme- und Kältebehandlungen. Auch eine entzündungshemmende Ernährung kann sich positiv auswirken.
- Diagnose: Mittels Röntgen und einer Gelenkpunktion lässt sich die Krankheit nachweisen.
- Verlauf: Erste Symptome zeigen sich meist erst im fortgeschrittenen Stadium. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist wichtig, um einen chronischen Verlauf und Komplikationen wie Arthrose zu verhindern.
Was ist Chondrokalzinose?
Bei der Chondrokalzinose (auch Pseudogicht oder CPPD-Ablagerungserkrankung) lagern sich Calciumkristalle in einem Gelenk ab. Dieser Vorgang wird auch als Kristallarthropathie bezeichnet. Betroffen sind vor allem Knie und Hände, aber auch Sehnen, Bänder oder Bandscheiben.
Die Bezeichnung Pseudogicht (griech. pseudo = falsch) für die Chondrokalzinose kommt daher, dass sie ähnliche Beschwerden wie Gicht verursachen kann: Die Symptome können einem Gichtanfall ähneln, sind jedoch weniger stark.
Der Unterschied zur Gicht:
- Bei der Pseudogicht treten entzündungsbedingte Beschwerden vor allem im Knie auf, während bei einem Gichtanfall typischerweise das Grundgelenk einer Großzehe schmerzhaft entzündet ist (Podagra).
- Die Kristalle, die sich bei beiden Gelenkerkrankungen vermehrt in den Gelenken ablagern, bestehen bei der Pseudogicht aus Calciumpyrophosphat, bei der Gicht sind es hingegen Harnsäurekristalle.
Von der Pseudogicht sind vorwiegend ältere Menschen betroffen, etwa sechs Prozent der 60- bis 70-Jährigen und rund 30 Prozent der über 80-Jährigen. Frauen leiden häufiger als Männer darunter. Die Chondrokalzinose triff häufig begleitend zu einer Arthrose auf.
Formen der Chondrokalzinose
Fachleute teilen die Chondrokalzinose in zwei Formen ein:
- primäre Chondrokalzinose: Diese Form tritt meist chronisch ohne erkennbare Ursachen (idiopathisch) und vor allem in höherem Alter auf. Frauen sind etwas häufiger von der primären Pseudogicht betroffen als Männer.
- sekundäre Chondrokalzinose: Diese Form kann ein Symptom für verschiedene Störungen sein. Mögliche Gründe für die sekundäre Pseudogicht sind zum Beispiel Gicht, Eisenspeicherkrankheit oder Überfunktion der Nebenschilddrüse.
Chondrokalzinose: Welche Symptome sind möglich?
Eine Chondrokalzinose kann lange Zeit ohne spürbare Symptome verlaufen. Die ersten Beschwerden treten häufig erst dann auf, wenn die Gelenkerkrankung fortgeschritten ist – wenn also die in den Gelenken abgelagerten Kristalle den Knorpel zerstört haben beziehungsweise aus dem Knorpel freigesetzt werden. Mögliche Symptome zeigen sich dann sehr unterschiedlich.
Akuter Anfall bei Chondrokalzinose
Kommt es akut zu Entzündungen in einem oder mehreren Gelenken, sind plötzliche Gelenkschmerzen und Schwellungen typisch. Besonders häufig sind die Gelenke von Knie und Hand betroffen. Diese sogenannten Pseudogichtanfälle äußern sich so ähnlich wie ein akuter Gichtanfall. Die Gicht löst jedoch stärkere Beschwerden aus als die Chondrokalzinose.
Nach einem Tag bis vier Wochen klingt ein akuter Pseudogichtanfall wieder ab. Die Symptome können sich nach einer längeren beschwerdefreien Zeit allerdings wiederholen.
Wie äußert sich ein Schub bei Chondrokalzinose?
Bei einem Schub entwickeln sich die mit der Chondrokalzinose einhergehenden Symptome etwas langsamer, aber schubweise. Ein Schub kann mehrere Wochen bis Monate andauert.
Symptome bei chronischer Pseudogicht
Die Chondrokalzinose führt zu bleibenden Schmerzen und möglicherweise auch zu einer Arthrose. Diese Zerstörung der Gelenke betrifft meist das Knie, aber auch andere Gelenke wie Schulter, Hüfte oder Handgelenk. Das Beschwerdebild tritt besonders häufig bei der erblich bedingten Form der Pseudogicht auf. Dann können sich auch hohes Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl entwickeln.
Symptome bei Ablagerungen außerhalb der Gelenke
Bei einer Chondrokalzinose können sich auch an Sehnen wie der Achillessehne, Bändern und Bandscheiben Calciumkristalle ablagern.
Chondrokalzinose: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursache einer Chondrokalzinose sind Ablagerungen von Calciumkristallen in Gelenkknorpeln, Sehnen, Bändern oder Bandscheiben. Wie genau es zu diesen kristallinen Ablagerungen kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Es scheint jedoch ein Zusammenhang mit dem Phosphatstoffwechsel zu bestehen.
Es sind allerdings mehrere Faktoren bekannt, die eine Pseudogicht begünstigen können:
genetische Faktoren: Die primäre Form der Gelenkerkrankung tritt in manchen Familien gehäuft auf, was auf Vererbung hindeutet. Meist beginnt diese familiäre Chondrokalzinose bereits im jüngeren Erwachsenenalter und hat einen schwereren Verlauf.
Stoffwechselerkrankungen: Ist die Chondrokalzinose hingegen das Symptom einer Grunderkrankung, kommen als Ursachen verschiedene begünstigende Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, Eisenspeicherkrankheit, eine Kalziumsupplementation oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüse infrage. Auch ein chronischer Magnesiummangel gilt als Risikofaktor, ebenso eine chronische Niereninsuffizienz.
bestehende Gelenkveränderungen: Für eine sekundäre Pseudogicht kommen als Ursachen außerdem vorbestehende Gelenkveränderungen infrage. Dazu zählen sowohl entzündliche Erkrankungen wie die chronische Polyarthritis, als auch Gelenkveränderungen, die durch Gelenkfehlstellungen, Unfälle oder Operationen entstehen.
Chondrokalzinose: Wie erfolgt die Behandlung?
Bei einer akuten Chondrokalzinose steht im Fokus, die Symptome zu lindern. Hierfür kommen nicht-steroidale Antirheumatika (NSRA) wie Ibuprofen zum Einsatz. Möglicherweise erhalten Patient*innen auch Kortison in Tablettenform oder mit einer Spritze direkt ins Gelenk injiziert. Zudem können Fachleute angestaute Flüssigkeit im Gelenk mit einer Spritze herausziehen, was meist zur Linderung der Beschwerde beiträgt. Im akuten Stadium kann auch eine Kältebehandlung die Beschwerden lindern.
Bei der chronischen Form kann hingegen eine Wärmebehandlung gegen die Beschwerden helfen. Finden sich abgelagerte Kristalle etwa im Knorpel zwischen Kniegelenk und Meniskus, kann unter Umständen eine Operation notwendig sein. Auch die Einnahme von Colchicin (Gift der Herbstzeitlosen) kann bei akuten, sowie anhaltenden oder wiederkehrenden Entzündungen zum Einsatz kommen – auch zur Vorbeugung eines erneuten Schubs kommt das Mittel zum Einsatz. Neue Therapien mit Biologika sind aktuell Gegenstand der Forschung.
Wenn den Kristallablagerungen nachweislich eine andere Erkrankung zugrunde liegt, muss diese gezielt therapiert werden. Eine entsprechende Behandlung ist zudem ratsam, um einem chronischen Verlauf vorzubeugen.
Chondrokalzinose: Tipps zur Ernährung
Wissenschaftliche Studien zu diesem Thema stehen noch aus, unter Umständen kann sich bei Pseudogicht jedoch eine Ernährungsumstellung positiv auswirken. Ähnlich wie bei der Gicht oder rheumatoider Arthritis, sollten entzündungshemmende Lebensmittel regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Dazu zählen vor allem hochwertige Öle, Nüsse, fetthaltiger Fisch sowie Zitrusfrüchte.
Vermieden werden sollte hingegen der Konsum von Fleisch, Milchprodukten und zuckerhaltigen Lebensmitteln. Menschen mit Pseudogicht können sich bei einer professionellen Ernährungsberatung informieren, was sie individuell bei der Ernährung beachten sollten.
Wie lässt sich Pseudogicht diagnostizieren?
Um die Chondrokalzinose zu diagnostizieren, kommt eine Röntgenuntersuchung zum Einsatz. Auf dem Röntgenbild ist sie typischerweise als feine streifige Verkalkung des Gelenkknorpels zu sehen, die parallel zum Knochen verläuft. Da die Pseudogicht oft keine Beschwerden verursacht, erfolgt ihre Diagnose meist zufällig durch einen solchen Röntgenbefund.
Um die Kristallablagerungen bei der Pseudogicht mikroskopisch nachzuweisen, ist eine Gelenkpunktion nötig: Hierbei gewinnt die*der Ärztin*Arzt mithilfe einer Nadel Gelenkflüssigkeit aus der Gelenkhöhle, um sie anschließend unter dem Mikroskop zu untersuchen. Sind dabei die für eine Chondrokalzinose typischen Calciumpyrophosphatkristalle nachweisbar, ist die Diagnose zweifelsfrei bewiesen.
Verlauf und Prognose bei Chondrokalzinose
Eine Chondrokalzinose bleibt oftmals lange Zeit ohne Symptome. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es in der Regel zu spürbaren Beschwerden.
Wichtig ist, durch die entsprechende Behandlung einer zugrunde liegenden Erkrankung einem chronischen Verlauf vorzubeugen. Eine chronische Pseudogicht kann die Entstehung einer Arthrose begünstigen. Die daraus entstehenden Komplikationen sind schmerzende und in ihrer Funktion eingeschränkte Gelenke.