Bluthochdruck (Hypertonie): Ursachen und Behandlung
Bluthochdruck (Hypertonie) ist weit verbreitet: In Europa sind rund 30 Prozent der Bevölkerung betroffen – oft, ohne es zu wissen. Denn nicht immer verursacht Bluthochdruck Symptome. Trotzdem schadet ein dauerhaft zu hoher Blutdruck dem Körper. Was sind Ursachen und was können Betroffene tun, um ihn zu senken?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Bluthochdruck
Bluthochdruck besteht, wenn die Werte dauerhaft mindestens 140/90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) betragen.
Um stressbedingten Bluthochdruck zu senken, hilft vor allem Entspannung – etwa durch Bewegung, Atemübungen oder Achtsamkeitstraining. Auch ausreichend Schlaf, geregelte Tagesabläufe und soziale Unterstützung wirken positiv. In akuten Situationen kann langsames, tiefes Atmen den Blutdruck vorübergehend senken
Zur Behandlung von Bluthochdruck werden oft ACE-Hemmer, AT1-Blocker, Betablocker, Diuretika oder Calciumantagonisten eingesetzt. Die Auswahl hängt unter anderem vom individuellen Risiko, Begleiterkrankungen und dem Blutdruckwert ab.
Ja, tatsächlich leiden mehr Männer als Frauen unter Bluthochdruck. Erst ab dem Alter von 65 Jahren sind beide Geschlechter gleichermaßen betroffen.
Was ist Bluthochdruck?
Bluthochdruck bedeutet, dass der Druck in den Arterien – also in den Blutgefäßen, die das Blut vom Herzen weg befördern – eine bestimmte Grenze überschreitet (arterielle Hypertonie).
Erzeugt wird der Blutdruck vom Herzschlag und von der Anspannung der Gefäßwände. Seine Maßeinheit lautet Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Dabei gibt man den Blutdruck immer in zwei Werten an:
systolischer Blutdruck: Der obere, höhere Wert entspricht dem Druck, der entsteht, wenn der Herzmuskel sich zusammenzieht (kontrahiert) und das Blut in die Arterien pumpt.
diastolischer Blutdruck. Der untere, niedrigere Wert beschreibt den Druck, wenn das Herz nach der Kontraktion wieder erschlafft.
Bluthochdruck besteht laut Definition, wenn die Werte mindestens 140 zu 90 mmHg betragen.
Tabelle: Europäische Klassifikation des Blutdrucks
Klassifikation | systolisch | diastolisch | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
optimal | < 120 | < 80 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
normal | < 130 | < 85 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
hoch-normal | 130-139 | 85-89 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
leichter Bluthochdruck (Hypertonie Grad 1) | 140-159 | 90-99 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
mittelschwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 2) | 160-179 | 100-109 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
schwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 3) | ≥ 180 | ≥ 110 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
isolierter systolischer Bluthochdruck (nur der erste, obere Wert ist zu hoch) | ≥ 140 | < 90 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bluthochdruck: Welche Symptome sind möglich?
Bis Bluthochdruck Symptome auslöst, kann einige Zeit vergehen: Darum wissen viele Betroffene gar nicht, dass ihr Blutdruck zu hoch ist. Auf Dauer kann eine Hypertonie jedoch zu Schäden an Herz, Blutgefäßen, Gehirn, Augen und Nieren führen.
Mögliche Symptome von Bluthochdruck sind zum Beispiel:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nasenbluten
- Ohrensausen (Tinnitus)
Warnzeichen von Folgeerkrankungen
Zu den Anzeichen für Gefäß- und Organschäden infolge einer Hypertonie gehören:
- Kurzatmigkeit
- Luftnot
- Schmerzen in der Brust (Angina pectoris)
- Sehstörungen
- Sensibilitätsstörungen (wie Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühle)
Im schlimmsten Fall kann es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.
Hypertensive Krise
Eine hypertensive Krise (bzw. Blutdruckkrise) ist durch einen stark erhöhten Blutdruck gekennzeichnet – mit systolischen Werten ab 180 mmHg und diastolischen ab 110 mmHg. Trotz dieses Anstiegs besteht zwar keine akute Gefahr für Organschäden. Dennoch sollte man plötzlich stark angestiegene Blutdruckwerte zeitnah in einer ärztlich abklären lassen.
Hypertensiver Notfall
Treten bei Bluthochdruck ähnliche Symptome wie bei einem Schlaganfall auf (Schwindel, Lähmungserscheinungen, Bewusstseinsstörungen), kann ein hypertensiver Notfall dahinterstecken: Dabei droht die Hypertonie Organe (wie Gehirn, Augen oder Herz) zu schädigen.
Bei einem hypertensiven Notfall schießt der Blutdruck extrem in die Höhe – oft über 230/130 mmHg. Treten dabei Beschwerden, zählt jede Minute: 112 wählen, die Person beruhigen und Stress vermeiden. Ohne schnelle Hilfe kann die Situation lebensbedrohlich werden.
Zeigen Frauen bei Bluthochdruck andere Symptome als Männer?
Die Symptome von Bluthochdruck sind bei Frauen und Männern in der Regel ähnlich – viele Betroffene spüren zunächst gar nichts. Dennoch deuten Studien darauf hin, dass Frauen im Verlauf häufiger unter bestimmten Folgeerkrankungen leiden, etwa Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion.
Auch die Wirkung und Verträglichkeit von Medikamenten kann sich unterscheiden. Die Gendermedizin untersucht solche Unterschiede zunehmend, doch viele Bereiche sind noch unzureichend erforscht.
Therapie: Wie lässt sich Bluthochdruck senken?
Bei Bluthochdruck ist eine frühzeitige Behandlung sinnvoll, um späteren Schäden an Gefäßen und Organen sowie Folgeerkrankungen vorzubeugen.
Das Ziel der Behandlung ist es, den Blutdruck so weit zu senken, dass der Ruhe-Blutdruck unter 140/90 mmHg liegt. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (v. a. koronare Herzkrankheit) sind blutdrucksenkende Maßnahmen auch schon bei Werten von 130-139/85-89 mmHg ratsam.
Blutdrucksenkende Medikamente (Blutdrucksenker)
Um Bluthochdruck zu senken, kommen oft Medikamente aus der Gruppe der Blutdrucksenker zum Einsatz. Zu den Standardmedikamenten gegen Hypertonie zählen:
- Diuretika (sogenannte Wassertabletten)
- Betablocker
- ACE-Hemmer
- Calciumantagonisten (bzw. Calciumkanalblocker)
- Angiotensin-II-Rezeptorblocker (bzw. AT1-Rezeptor-Antagonisten oder Sartane)
Bei älteren Menschen oder bei leichtem Bluthochdruck verschreiben Fachleute möglicherweise zunächst ein einzelnes Medikament.
Meistens ist jedoch von Anfang an eine Kombinationstherapie gegen Bluthochdruck die beste Wahl: Das heißt, es werden zwei blutdrucksenkende Medikamente gleichzeitig eingenommen – in möglichst niedriger Dosierung.
Wenn diese Behandlung den hohen Blutdruck auf Dauer nur unzureichend senkt, ist eine Dreifachkombination (z. B. Diuretikum mit ACE-Hemmer und Calcium-Antagonist) sinnvoll.
Ihre vollständige Wirkung entfalten Blutdrucksenker in der Regel innerhalb von zwei bis sechs Wochen. Solange die Einnahme erfolgt, ist es notwendig, sind regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks wichtig.
Blutdruck natürlich senken – ohne Medikamente
Ein gesunder Lebensstil ist bei Bluthochdruck entscheidend. Dazu zählen ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressabbau. So lässt sich der Blutdruck oft senken – manchmal sogar ganz ohne Medikamente.
Auch bei stärkerem und medikamentös behandeltem Bluthochdruck kann ein veränderter Lebensstil den Blutdruck zusätzlich senken. Damit stehen die Chancen gut, dass die Dosis der Blutdruckmedikamente verringert werden kann.
Das können Betroffene zusätzlich tun, um den Blutdruck zu senken:
- salzarme Ernährung (maximal sechs Gramm pro Tag)
- ausreichend Bewegung (vor allem Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen)
- Normalgewicht anstreben oder halten
- auf Alkohol verzichten
- nicht rauchen
- Stress verringern beziehungsweise mit Entspannungstechniken (z. B. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga, Tai-Chi oder Atemübungen) Stress abbauen
Ursachen für Bluthochdruck
Bluthochdruck kann viele Auslöser haben. Je nach Ursache unterscheidet man zwei Formen: die primäre und die sekundäre Hypertonie.
Bei mindestens 90 Prozent der Menschen mit Bluthochdruck sind keine direkten Ursachen feststellbar. Dann liegt eine primäre oder essenzielle Hypertonie vor.
In höchstens 10 Prozent der Fälle entsteht hoher Blutdruck infolge einer Grunderkrankung oder anderer Auslöser. Dies bezeichnen Fachleute als sekundäre Hypertonie.
Primäre (essenzielle) Hypertonie
Bluthochdruck ohne direkte erkennbare Ursachen kommt mit zunehmendem Alter immer häufiger vor. Allerdings kann die essentielle Hypertonie auch bei jungen Menschen auftreten.
Verantwortlich für diese Form sind vor allem die Gene und der Lebensstil. Die wichtigsten Risikofaktoren sind:
- erblich bedingte Faktoren
- Bewegungsmangel
- ungesunde Ernährung
- erhöhte Blutfettwerte
- Übergewicht
- Stress
- Alkohol
- Nikotin
Sekundäre Hypertonie
Eine sekundäre Hypertonie kann zum Beispiel durch folgende Medikamente entstehen:
- Hormonpräparate (Verhütungsmittel wie die Pille)
- abschwellende Nasentropfen mit gefäßverengenden Wirkstoffen
- Kortikosteroide
- Mittel zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen (Antirheumatika)
Neben Medikamenten können andere Substanzen wie Drogen oder Gifte Bluthochdruck auslösen. Auch der übermäßige Verzehr (mehr als 50 Gramm) von Lakritz kann den Blutdruck in die Höhe treiben. Ob der Bluthochdruck dabei nur vorübergehend ist oder dauerhaft anhält, hängt davon ab, wie lange und in welcher Menge die Substanz eingenommen oder konsumiert wird.
Zu den Erkrankungen, die direkt für Bluthochdruck verantwortlich sein können, gehören:
- Gefäßentzündungen
- Verengung der Hauptschlagader (Aortenisthmusstenose)
- Arteriosklerose der Nierengefäße
- Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
- Nebennierentumoren, die Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin im Übermaß bilden (Phäochromozytom)
- Schilddrüsenüberfunktion
- Cushing-Syndrom (erhöhter Cortisolspiegel im Blut)
- Schnarchen
- Schlafapnoe
- Asthma
Bluthochdruck in der Schwangerschaft
Oft tritt Bluthochdruck in der Schwangerschaft auf: Etwa 15 Prozent aller Schwangeren entwickeln eine sekundäre Hypertonie. Zu den Risikofaktoren gehören unter anderem ein höheres Alter der Schwangeren (über 40 Jahre) sowie Mehrlingsschwangerschaften. Dann besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie.
Weißkittelhypertonie: Hoher Blutdruck in der ärztlichen Praxis
Eine häufige Sonderform von Bluthochdruck ist die isolierte klinische Hypertonie (Weißkittelhypertonie). Hierbei liegen die in der ärztlichen Praxis gemessenen Blutdruckwerte über denen, die sonst gemessen werden. Ursache ist möglicherweise Stress, den manche Patient*innen beim Betreten einer Praxis und im Gespräch mit einem*einer Arzt*Ärztin oder Praxispersonal entwickeln.
Bluthochdruck: Wie erfolgt die Diagnose?
Um Bluthochdruck diagnostizieren zu können, ist es nötig, den Blutdruck mehrmals zu messen. Eine Hypertonie gilt als bestätigt, wenn an mehreren Tagen je drei Messungen erhöhte Blutdruckwerte zeigen (bei Messungen in der Praxis mindestens 140/90 mmHg). Dabei sollen folgende Voraussetzungen erfüllt sein, um das Messergebnis nicht zu verfälschen:
- Die Blutdruckmessung erfolgt in der Regel im Sitzen.
- Vor der ersten Messung liegt eine Ruhephase von drei bis fünf Minuten.
- Zwischen den drei Messungen wird ein Abstand von jeweils ein bis zwei Minuten eingehalten.
Neben den Einzelmessungen in der Praxis sind auch eine 24-Stunden-Messung, eine Belastungsmessung (Ergometrie) und die Selbstmessung für die Diagnose geeignet.
Um die Ursache für den Bluthochdruck zu finden, fragt die ärztliche Person in der Anamnese nach Krankengeschichte und Lebensgewohnheiten. Wichtig ist zum Beispiel, ob Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herzprobleme oder Nierenerkrankungen vorliegen.
Diagnose und Behandlung richten sich nicht nur nach den Blutdruckwerten. Auch Risikofaktoren, Organschäden und andere Erkrankungen spielen eine Rolle. Deshalb sind weitere Untersuchungen wichtig. Dazu zählen unter anderem
- Blut- und Urinuntersuchungen,
- ein EKG,
- eine Langzeit-Blutdruckmessung sowie
- bildgebende Verfahren wie ein Herzultraschall oder eine Nierensonografie.
Bluthochdruck: Risiken und Gefahren
Bluthochdruck verläuft meist jahre- bis jahrzehntelang beschwerdefrei. Allerdings steigt mit Höhe der Blutdruckwerte die Wahrscheinlichkeit, eine Folgeerkrankung zu entwickeln. Die Prognose hängt also in hohem Maß von einer frühzeitigen Therapie ab.
Bleibt eine Hypertonie unbehandelt, wirken sich mögliche Komplikationen eventuell negativ auf die Lebenserwartung aus:
- Die Hälfte der Betroffenen stirbt an den Folgen einer koronaren Herzerkrankung (Herzinfarkt),
- ein Drittel an Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfall) und
- bis zu 15 Prozent an Nierenversagen.
Komplikationen und Folgeerkankungen durch zu hohen Blutdruck
Herz- und Gefäßsystem: Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Arteriosklerose in den Herzkranzgefäßen und in anderen Körperregionen, Durchblutungsstörungen in den Beinen, koronare Herzkrankheit, Angina pectoris, Herzinfarkt, Aortenaneurysma
Gehirn: Schlaganfall
Nieren: Nierenerkrankungen (Schrumpfniere) bis hin zum Nierenversagen
Bluthochdruck: Tipps zum Vorbeugen
Wer Bluthochdruck vorbeugen oder bereits erhöhte Werte senken möchte, kann selbst viel tun. Ein gesunder Lebensstil hilft oft entscheidend dabei, den Blutdruck zu normalisieren oder dauerhaft im grünen Bereich zu halten. Auch regelmäßige Gesundheits-Check-ups sind wichtig, um erhöhte Werte frühzeitig zu erkennen.
Diese Maßnahmen und Tipps können helfen:
Bewegung in den Alltag integrieren: Schon 30 Minuten moderate Bewegung pro Tag – etwa zügiges Gehen oder Radfahren – können sich positiv auf den Blutdruck auswirken.
gesunde Ernährung: Salzarme, ausgewogene Kost mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und ungesättigten Fettsäuren unterstützt stabile Werte.
Gewicht reduzieren: Jedes verlorene Kilo kann den Blutdruck spürbar senken – insbesondere bei Übergewicht.
Stress abbauen: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder bewusste Pausen helfen, Stress und damit auch den Blutdruck zu reduzieren.
Alkoholkonsum einschränken: Weniger Alkohol kann langfristig zur Senkung beitragen.
nicht rauchen: Der Verzicht auf Nikotin schützt die Blutgefäße und senkt das Risiko für Folgeerkrankungen.
Medikamente regelmäßig einnehmen: Wer bereits blutdrucksenkende Mittel benötigt, sollte die Einnahme mit ärztlicher Begleitung konsequent fortführen.