Eine Frau steht im Frühjahr neben einem blühenden Obstbaum und putzt sich die Nase
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Allergie: Symptome und Therapie

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.02.2023

Im Laufe des Lebens entwickelt ungefähr jeder dritte Mensch in Deutschland eine Allergie. Mückenstiche, Penicillin, Gräser, Pollen oder Milben: Die Liste der möglichen Auslöser ist lang. Lesen Sie, welche Allergien es gibt, welche Symptome auftreten können und ob Tabletten und Nasensprays gegen eine allergische Reaktion helfen können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Allergie

Ja, moderne Antihistaminika wie Loratadin, Desloratadin, Cetirizin oder Fexofenadin machen kaum müde.

Allergie: Symptome können sehr unterschiedlich sein

Je nach Art der Allergie können sehr unterschiedliche Beschwerden auftreten:

Neben diesen lokalen, also örtlich begrenzten Symptomen, kann es auch zu allgemeinen Beschwerden kommen, wenn sich die allergieauslösenden Substanzen mit dem Blut im Organismus verteilen. Beispielsweise:

  • Atemnot
  • Kreislaufprobleme
  • Herzrasen
  • Blutdruckabfall
  • Schwindel

Die Beschwerden bleiben so lange bestehen, wie die allergieauslösende Substanz (Allergen) im Organismus vorhanden ist, oft auch deutlich darüber hinaus.

Als langfristige Folge einer Allergie kann es zu allergischem Asthma kommen. 

Wie lange dauert es vom Kontakt mit dem Allergen bis zum Auftreten der Symptome?

Wann und welche Symptome nach dem Kontakt mit dem Allergen auftreten, ist nicht vom Allergen, sondern vom zugrunde liegenden Allergie-Typ (Typ I, II, III oder IV) abhängig. Die Beschwerden zeigen sich je nachdem:

  • sofort innerhalb von Sekunden bis Minuten (Allergie-Typ I)
  • nach Stunden (Allergie-Typ II oder III)
  • nach Tagen (Allergie-Typ IV)

Notfall allergischer Schock

Die schwerste Ausprägung einer allergischen Reaktion vom Typ I ist der allergische oder anaphylaktische Schock. Dabei sind meist mehrere Organsysteme gleichzeitig betroffen, was unbehandelt innerhalb weniger Minuten zum Tod führen kann. Dies ist jedoch nur selten der Fall.

Symptome eines allergischen Schocks sind beispielsweise:

Bei möglichen Anzeichen sollte umgehend notärztliche Hilfe gerufen werden (112).

Wie entsteht eine Allergie?

Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem fehlerhaft auf eine oder mehrere körperfremde Substanzen (Allergene). Es stuft diese eigentlich harmlosen Stoffe fälschlicherweise als gefährlich ein und bekämpft sie, als würde es sich um Krankheitserreger handeln. 

Voraussetzung für das Entstehen einer Allergie ist der wiederholte Kontakt mit dem Allergen. Beim ersten Kontakt, der sogenannten Sensibilisierung, bildet das Immunsystem Abwehrstoffe gegen die Substanz. Bei einem späteren Kontakt erkennt der Körper das Allergen und reagiert mit der Ausschüttung verschiedener Botenstoffe wie Histamin.

Histamin erweitert die Gefäße, erhöht die Durchlässigkeit der Übergänge zwischen Venen und Arterien, verengt die Bronchien und lockt weitere Abwehrzellen des Körpers in das Entzündungsgebiet und löst so die entsprechenden Beschwerden aus. 

Risikofaktoren für Allergien

Warum manche Menschen eine Allergie entwickeln, ist nicht eindeutig geklärt. Oft spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle. Allergien können jedoch auch ohne familiäre Vorbelastung jederzeit auftreten. Weitere Risikofaktoren sind etwa:

  • Tabakrauch
  • Stress
  • eine gestörte Hautbarriere
  • wiederholter Kontakt mit potenziellen Allergenen, z. B. beruflich bedingt

Allergie: Häufige Auslöser

Typische Allergene sind zum Beispiel:

Die verschiedenen Allergie-Typen

Fachleute unterscheiden vier Typen allergischer Reaktionen (Typ I bis Typ IV), je nachdem, wie das Immunsystem auf das Allergen reagiert. Sie können auch als Mischformen auftreten. 

  • Allergie Typ I (Soforttyp): Beim häufigsten Reaktionstyp treten die Symptome wenige Sekunden bis Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergieauslöser ein. Auslöser sind zum Beispiel Pollen, Nahrungsmittel oder Insektengifte. Das Immunsystem bildet IgE-Antikörper, die zur Ausschüttung von Histamin führen. Typische Beschwerden sind Juckreiz, Schwellungen, Atemnot oder sogar ein allergischer Schock.

  • Allergie vom Typ II(zytotoxischer Typ): Bei einer Typ-II-Allergie bildet das Immunsystem Antikörper gegen Zellen, auf deren Oberfläche es ein fremdes Merkmal erkennt. Zum Beispiel binden bestimmte Medikamente an die Oberfläche roter Blutkörperchen. Das kann zu Blutarmut, Gewebeschäden oder Entzündungen führen. Die Reaktion setzt nach einigen Stunden ein. Ein Beispiel ist die Zerstörung roter Blutkörperchen nach einer falschen Bluttransfusion. Auch bestimmte Autoimmunerkrankungen beruhen auf ähnlichen Mechanismen. 

  • Allergie Typ III (Immunkomplexreaktion): Bei einer Typ-III-Allergie bilden sich im Blut sogenannte Immunkomplexe – also Verbindungen aus Antigenen und Antikörpern. Normalerweise werden diese durch das Immunsystem abgebaut. Gelingt das nicht, lagern sie sich im Gewebe ab und lösen dort Entzündungsreaktionen aus. Die Beschwerden treten meist sechs bis zwölf Stunden nach dem Kontakt mit dem Auslöser auf.

    Beispiele für diesen Reaktionstyp sind Immunkomplex-Erkrankungen wie Vaskulitis oder Serumkrankheit sowie die exogene allergische Alveolitis – eine Entzündung der Lunge durch eingeatmete Allergene, bekannt etwa als Farmerlunge.

  • Allergie Typ IV (Spättyp): Eine Typ-IV-Allergie ist eine verzögerte Abwehrreaktion auf ein Allergen, das über längere Zeit im Körper verbleibt und nicht auf anderem Weg beseitigt wird. Anders als bei den übrigen Allergietypen wird die Reaktion hier nicht durch Antikörper, sondern durch bestimmte Immunzellen (T-Zellen) vermittelt. Typisch für diesen Reaktionstyp ist die zeitliche Verzögerung: Die Symptome treten meist sechs bis zwölf Stunden nach dem Kontakt auf, manchmal auch erst nach mehreren Tagen. Das bekannteste Beispiel ist die Kontaktallergie der Haut, etwa durch Nickel oder Chrom.

Was ist eine Pseudoallergie?

Bei einer Pseudoallergie zeigen Betroffene Symptome einer allergischen Reaktion vom Typ I (Sofortreaktion), obwohl eigentlich keine Allergie vorliegt. Der Körper reagiert vielmehr mit einer unspezifischen Überempfindlichkeit auf bestimmte Dinge.

Während eine Allergie in der Regel erst dann entsteht, nachdem der Körper mehrmals Kontakt zum Allergie auslösenden Stoff hatte, entwickelt sich eine Pseudoallergie nicht selten schon beim ersten Kontakt. Wie schwer die pseudoallergische Reaktion auf die jeweilige Substanz ist, ist dabei dosisabhängig.

Allergie: Test und Diagnose

Eine Allergie ist meist leicht zu diagnostizieren. Welches Allergen die Beschwerden auslöst, ist dagegen schwieriger herauszufinden. Derzeit sind rund 20.000 verschiedene Allergene bekannt. Je mehr Informationen die*der Ärztin*Arzt hat, desto eher können die infrage kommenden Auslöser eingegrenzt werden. So ist es zum Beispiel wichtig zu wissen,

  • welche Symptome auftreten,
  • wann sich die Beschwerden zeigen (z. B. nur im Freien, nur zu einer bestimmten Jahreszeit) und
  • wann sie sich verschlimmern (etwa nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel, nachts).

Je nachdem, welcher Reaktionstyp der Allergie zugrunde liegt (Typ I, II, III oder IV), gibt es verschiedene Verfahren, um festzustellen, auf welchen Stoff die Person allergisch reagiert.

Bei einer Allergie können im Labor spezifische Antikörper oder Abwehrzellen im Blut nachgewiesen werden.

Mithilfe verschiedener Allergietests können Fachleute gezielt herausfinden, wie das Immunsystem auf bestimmte Substanzen reagiert, was also das Allergen ist.

Zu den gängigen Allergietests zählen:

  • Reibetest
  • Pricktest
  • Intrakutantest
  • Epikutantest
  • Scratch-Test

Werden im Rahmen der Allergietests keine auslösenden Allergene gefunden, heißt das nicht, dass die Person keine Allergie hat. Vielmehr ist es möglich, dass die auslösende Substanz nicht in den untersuchten Proben vertreten war.

In diesem Fall ist es hilfreich, einen Allergiekalender zu führen. In diesen trägt man ein, welche Speisen gegessen wurden, welche Medikamente man eingenommen hat und ob man Kontakte zu besonderen Substanzen gehabt hat. Mithilfe des Kalenders können die auslösenden Allergene weiter eingegrenzt werden.

Allergie oder Unverträglichkeit?

Eine Allergie wird häufig auch als Überempfindlichkeit bezeichnet.  Eine Überempfindlichkeitsreaktion ist jedoch nicht immer eine allergische Reaktion. So haben etwa Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Intoleranzen) wie gegen Histamin oder Lactose zwar ähnliche Symptome, jedoch nichts mit einer Allergie zu tun. Für die Therapie ist es wichtig, beides voneinander abzugrenzen.

Allergie: Tabletten, Nasenspray & Co.: Was hilft?

Wer Symptome einer Allergie bemerkt, sollte eine ärztliche Praxis aufsuchen. Mithilfe eines Allergietests ist es möglich, herauszufinden, gegen welche Substanz die Person allergisch reagiert und eine entsprechende Therapie einzuleiten.

Ohne Behandlung besteht zum Beispiel bei einem Heuschnupfen die Gefahr, zusätzlich an allergischem Asthma zu erkranken. Dies passiert, wenn die Überempfindlichkeit von der Nasen- auf die Bronchialschleimhaut übergeht. In diesem Fall reagieren auch die Bronchien auf allergieauslösende Substanzen. Dieser Vorgang heißt "Etagenwechsel".

Hyposensibilisierung: Allergenspezifische Immuntherapie

Die wirksamste Therapieform, die insbesondere bei der Allergie vom Typ I angewandt wird, ist die Hyposensibilisierung (allergenspezifische Immuntherapie, auch: Desensibilisierung). Ziel der Therapie ist, das Immunsystem über einen längeren Zeitraum hinweg schrittweise an die Allergie auslösende Substanz zu gewöhnen, bis es "gelernt" hat, dass der Stoff ungefährlich ist.

Eine Hyposensibilisierung ist nur dann sinnvoll, wenn das auslösende Allergen bekannt und als Hyposensibilisierungslösung- oder tablette hierfür erhältlich ist. Wichtig ist Geduld, denn die Therapie erstreckt sich über mehrere Jahre. Bei Insektengiften ist eine Hyposensibilisierung etwa in 90 Prozent der Fälle erfolgreich.

Allgemeine Maßnahmen

Besonders wichtig bei der Therapie einer Allergie ist es, nach Möglichkeit den Kontakt zur Allergie auslösenden Substanz zu vermeiden (Allergenkarenz). Je nach Art des Allergens kann dies allerdings sehr schwierig sein, etwa, wenn es sich um Pollen oder Hausstaub handelt.

  • Pollenbelastung reduzieren: Menschen, die gegen Pollen allergisch sind, können sich zum Beispiel im Pollenflugkalender über die saisonale Pollenbelastung in der Luft informieren. In besonders schweren Fällen kann ein Orts- beziehungsweise Klimawechsel sinnvoll sein.
  • Allergiefreundliche Pflegeprodukte verwenden: Menschen, die vor allem auf Kosmetika und Produkte zur Körperpflege reagieren, sollten sich nur mit medizinischen, hautneutralen Syndets waschen. Neben Kosmetika gibt es mittlerweile auch Reinigungsmittel und Schutzhandschuhe, die speziell für Menschen mit Allergien geeignet sind.
  • Rauchverzicht: Wer eine Allergie hat, sollte weder aktiv noch passiv rauchen. Stoffe im Zigarettenrauch sind vermutlich schädlich für das Immunsystem, was das Allergierisiko erhöht.
  • Auf Nahrungsmittel ohne Zusatzstoffe achten: Diese können ein unnötiges Allergierisiko darstellen.
  • Allergiepass tragen: Wenn bekannt ist, was die Allergie genau verursacht hat, kann es sinnvoll sein, einen Allergiepass auszustellen. Darin sind die Allergie auslösenden Stoffe aufgeführt und es wird beschrieben, worin diese enthalten sein können. Dies ist besonders für Nahrungszusatzstoffe (z. B. Konservierungsstoffe), aber auch für Kosmetikinhaltsstoffe, Gummibestandteile und Ähnliches wichtig. Besonders Personen, deren Allergie bereits zu ernsthaften Komplikationen geführt hat, sollten diesen Allergiepass und ihre Notfallmedikamente immer bei sich führen.

Medikamente gegen Allergien

Neben der Hyposensibilisierung kann eine Allergie mit Medikamenten behandelt werden. Sie beseitigen allerdingsnur die Symptome, nicht aber die Ursachen einer Allergie. Zur Behandlung haben sich Wirkstoffe bewährt, die den Ausbruch einer allergischen Reaktion verhindern oder die bereits ausgebrochene Reaktion mildern. Das sind zum Beispiel:

  • Antihistaminika
  • Kortikosteroide
  • anti-IgE-Antikörper
  • Adrenalin bei einem allergischen Schock

Produkte gegen allergische Beschwerden gibt es zum Beispiel als Inhaliersprays, Augentropfen, Nasensprays oder Salben für lokale Symptome wie tränende Augen und Schnupfen. Gegen allgemeine Beschwerden wie Juckreiz, Atemnot oder Übelkeit werden in der Regel Tabletten, Zäpfchen oder Spritzen verabreicht.

Welches Medikament im Einzelfall infrage kommt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. So etwa von der Art der Allergie, den damit verbundenen Beschwerden oder von der Ausprägung der Allergie.

Wird eine Allergie immer schlimmer?

Wie sich eine Allergie im Laufe der Zeit entwickeln wird, lässt sich nicht allgemein vorhersagen. Leider ist es typisch für die meisten Allergieformen, dass sich die Beschwerden im Laufe der Zeit verstärken. Viele Allergieformen wie Heuschnupfen oder eine Insektengiftallergie lassen sich aber gut mit einer Hyposensibilisierung behandeln, sodass sich dieser Prozess aufhalten lässt.

Allergien können sich aber auch nach Jahren spontan zurückbilden, vor allem, wenn der Kontakt zu der Allergie auslösenden Substanzen gemieden wird.

Auch ein gleichbleibendes Beschwerdebild über Jahre hinweg ist möglich.

Kreuzreaktionen: Was ist eine Kreuzallergie?

Bestimmte Allergene sind sich in ihrer Struktur sehr ähnlich – so ähnlich, dass das Immunsystem im Laufe der Zeit auch auf sie allergisch reagieren kann. Häufig ist eine solche Kreuzallergie bei Frühblühern: So entwickeln zum Beispiel Personen mit Birkenpollenallergie häufig auch eine Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel wie Äpfel, Nüsse oder Karotten.

Komplikationen

Die möglichen Komplikationen einer Allergie hängen vom zugrunde liegenden Reaktionstyp ab. Sie können von einer chronischen Mittelohrentzündung oder Nasennebenhöhlenentzündung über Asthma bronchiale bis hin zu dauerhaften Organschäden reichen. Im Extremfall kann es zu einem allergischen Schock (anaphylaktischen Schock) kommen, der lebensbedrohlich ist.

Allergie: Kann man ihr vorbeugen?

Zu 100 Prozent lässt sich einer Allergie nicht vorbeugen – grundsätzlich kann jeder Mensch eine Allergie entwickeln, und zwar jederzeit. Es gibt aber einige Möglichkeiten, um das Allergierisiko zu senken:

  • Schwangere und Stillende sollten sich ausgewogen ernähren. Es gibt Hinweise darauf, dass der Verzehr von Fisch während der Schwangerschaft und Stillzeit das Allergierisiko beim Kind senken kann.
  • Säuglinge sollten möglichst mindestens bis zum vierten Monat gestillt werden. Der Grund: Gestillte Kinder entwickeln seltener eine Allergie als ungestillte.
  • Ein hoher Body-Mass-Index (BMI) erhöht die Wahrscheinlichkeit, Asthma zu bekommen. Daher sollte man ein zu hohes Gewicht möglichst vermeiden, insbesondere bei Kindern.
  • Haustiere haben in der Regel keinen Einfluss auf das persönliche Allergierisiko. Eine Ausnahme können Katzen sein: Wer zu Allergien neigt, sollte vorsichtshalber keine Katze halten. Es gibt jedoch einige Katzenrassen wie etwa die "Sphynx", die sich auch für Menschen mit Allergien eignet.
  • Schimmelpilze in der Wohnung begünstigen Allergien. Daher sollte eine zu hohe Luftfeuchtigkeit vermieden und ausreichend gelüftet werden.
  • Impfungen können das Allergierisiko senken. Jedes Kind sollte nach den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden.
  • Kinder, die einer reichen Bakterienvielfalt (wie auf einem Bauernhof) ausgesetzt sind, entwickeln seltener Allergien. Das Immunsystem lernt, dass bestimmte Erreger zwar körperfremd, aber harmlos sind. Übertriebene Hygiene sollte deshalb vermieden werden.